~ Fest- und Feiertage im Eisfrost ~

 

2. Eisfrost: Lichtweihe oder Faêyris Hochtag, Hoher Festtag


Lichtweihe oder Faêyris Hochtag zählt überall in den Immerlanden zu den großen und wichtigen Feiertagen des Zwölfgötterglaubens im Jahreslauf. Es ist ein hoher Festtag, an dem alle Arbeit ruht, ausgenommen natürlich den absolut notwendigen Dingen, wie etwa dem Versorgen des Viehs, den Krankenwachen und Hebammendiensten etwa. An Lichtweihe werden überall in den Immerlanden die Lichter der Häuser gesegnet, vor allem natürlich Kerzen, aber auch Öllampen, Laternen und selbst die Weihefeuer anderer Götterhäuser. Viele Gläubige nehmen ihre Stundenkerzen mit zu den Andachten in die Tempel, um sie dort von den Priestern der Faêyris segnen zu lassen.

Vor allem im Norden, aber auch andernorts, ziehen die Mondjungfern aus, junge Mädchen, die nach Einbruch der Dunkelheit weißgewandet und kerzengekrönt durch die Städte und Dörfer wandern, um singend und betend das von den Faêyristempeln gesegnete Licht in die Häuser zu den Gläubigen zu tragen. Begleitet werden sie von den Nachtsängern, Jungen im Alter zwischen sechs und vierzehn, die sie singend begleiten, so wie der kleinere der beiden Monde dem größeren nachfolgt.

Faêyris Hochtag ist jedoch nicht nur ein Weihe-, sondern mancherorts auch ein Hirtenfest, denn ab diesem Tag setzt zumindest in den gemäßigten Breiten der Immerlande die Zeit des Lammens ein und die ersten Frühjahrslämmer werden geboren. In manchen Gegenden opfert man das erste Lamm des Jahres auch rituell der Mondgöttin und bringt es im Tempel als Gabe dar. In den Rhaín-, den Herz- und Drachenlanden ist Lichtweihe auch traditionell der Beginn des Bauernjahres, an dem die Arbeit auf den Höfen, den Feldern und Weiden wieder aufgenommen wird, und nicht umsonst sagt ein altes, drachenländisches Sprichwort: An Lichtweih fängt der Bauersmann neu mit des Jahres Arbeit an. Für das Gesinde bedeutet Lichtweihe vor allem das Ende ihres Dienstjahres, ein Tag, an dem sie frei haben und ihren Lohn ausbezahlt bekommen. Es ist auch der Tag, an dem sie ihren Dienst per Handschlag verlängern oder aber beenden können, um sich einen anderen Dienstherren und eine andere Stelle zu suchen.

In vielen Regionen der Immerlande sind an Faêyris Hochtag auch Orakelbräuche verbreitet, denn von Faêyris, die ja auch als Allwissende und Göttin der Weisheit gilt, erhoffen sich die Gläubigen an jenem Tag – wie von vielen Göttern an ihren Hochtagen - einen kleinen Ausblick in die Zukunft oder wenigstens einen guten Rat. Das Orakel der Nüsse dürfte das bekannteste sein: ein junger Mann kann mehrere Walnüsse mit den Namen seiner zahlreichen in Frage kommenden Liebsten oder Angebeteten beschriften. Anschließend wirft er die Nüsse ins Feuer, um zu sehen, welche am Hellsten brennt und schon weiß er, wem er den Hof machen sollte und wen er freien kann. Von dieser Art Orakel gibt es zahlreiche Variationen. Harmlose Hochzeits- und Wetterorakel sind wohl ohnehin am weitesten verbreitet, mit deren Hilfe man zu erfahren sucht, wen man zur Frau oder zum Mann bekommt und – vor allem – wann endlich. Oder man versucht herauszufinden, ob im kommenden Jahr eine gute Ernte eingebracht werde.

In einigen Faêyristempeln kommt es jedoch an Lichtweihe auch immer wieder zu großen und bedeutsamen Prophezeiungen, teils recht klar, teils in Rätseln gesprochen. Diese Weissagungen werden schon seit Jahrhunderten im Buch der Mondorakel gesammelt und noch längst nicht alle haben sich erfüllt. Im Haus der Zwei Monde in Lair Draconis wurde das Kommen Cobrins lange vor seiner Geburt prophezeit, und als "König, der verheißen" wurde, ging er dann auch in die Geschichte ein. Im Tempel der Monde und Sterne in den Rhaínlanden wurde hingegen zu Lichtweihe 271 FZ die große Sturmflut des Jahres 319 des Fünften Zeitalters vorausgesehen.

Es gibt auch einige Sprüchlein und Wetterregeln zu Faêyris Hochtag. Vor allem in den Rhaínlanden, den Herz- und Drachenlanden ist der Spruch verbreitet, gegenüber der Wintersonnenwende verlängere sich der Tag 'An Neujahr um ein Männerschritt, an Lichtweih um ein Stundenritt'. Andernorts heißt es auch: Wenn es Lichtweih stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit, oder die Witterung sagt das genaue Gegenteil voraus, nämlich: Wenn Shenrah Faêyris zu Lichtweih kost, gibt's noch ewig Eis und Frost.

 

8 Eisfrost:. Rhylins Hochtag, Tag der Gerechtigkeit


Eine gerechte Tat sollst du tun jeden Tag, sagt ein altes, immerländisches Sprichwort, doch an Rhylins Hochtag tue nur gerechtes. Dieser stille Festtag im Jahreslauf ist dem Archon der Gerechtigkeit gewidmet und traditionell der Tag des Hohen Gerichts im Winter. Zahlreiche Freie Städte, aber auch Landesherren und Fürsten halten an diesem Tag – sofern ihr Land nicht ohnehin so groß ist, dass dies ständig stattfinden muss - zudem die traditionellen Gehörtage des Winters ab, an denen jeder Untertan zu ihnen kommen und sein Anliegen vorbringen darf. Steht in einem Prozess oder einer Streitsache ein Götterurteil durch einen Kampf an, so wird es, erlaubt es der Zeitrahmen, oft auf diesen Tag gelegt. Auch Zweikämpfe um die Herrscherwürde oder angesagte Schildgänge werden oft an Rhylins Hochtag ausgefochten. Gefangenen wird an diesem Tag erlaubt, zu Rhylin zu beten, und Priester besuchen Kerker und Verliese. Andererseits werden Niedere Ehrenstrafen – hauptsächlich in den Herz- und Rhaínlanden – wie das Prangerstehen, der Schandpfahl, das Tragen eines Lästersteins oder ähnliches – an diesem Tag ausgesetzt.

 

 


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