Egal ob Nord oder Süd, ob Ost oder West, alle Völker der Immerlande haben eines gemeinsam: Sie hegen und pflegen ihre Bräuche und Sitten mit Hingabe. Und derer gibt es viele, einige Jahrtausende alt, andere neu und jung, manche vor langer Zeit vergessen und wiederentdeckt.
Ein Brauch ist eine über lange Zeit gewachsene Tradition einer Kultur. Er definiert den Umgang mit schwierigen, einschneidenden, erfreulichen und besonderen Augenblicken, die im Leben vieler eine große Rolle spielen. Die Geburt eines Kindes, die Verlobung zweier Verliebter und im Anschluss deren Hochzeit (und die Zeit dazwischen), der Tod, aber auch die alljährlichen Hochtage und die lokalen Feste bringen zahlreiche Traditionen mit sich. Zudem gibt es religiöse Bräuche und spezielle Gepflogenheiten von Berufen und Ständen. Es kann zudem große Unterschiede zwischen länderweitem und gebietsweisem Brauchtum geben.
Ob man nun bei einer Begrüßung nur mit dem Kopf nickt, oder sich wie in Azurien üblich auf die Wangenknochen küsst, ob eine Fee ihr Neugeborenes nach der Geburt sofort nach der ersten Blume benennt, die ihr in den Sinn kommt, oder ein Kind erst im Zuge des Erwachsenwerdens seinen endgültigen Namen erhält, ob man seine Toten verbrennt oder vergräbt - die Bräuche sind jenen, die sie befolgen, in vielen Landen heilig und ein Fremder sollte ihnen immer mit Respekt begegnen.
Genauso verhält es sich mit den Sitten.
Geflügelte Worte wie "blutrünstiger Barbar" und "elender Pirat" kommen zwar nicht von ungefähr, aber selbst wenn sie auf den ersten Blick nicht sofort immer ersichtlich sind – Gnome scheinen überhaupt keinen Bedarf zu haben -, Sitten findet man überall. Unter dem Begriff "die Sitte" werden alle moralischen Werte, Regeln und Normen in ihrer Gesamtheit verstanden, die gesellschaftlich anerkannt sind. Sitten haben, da sie sehr viel alltäglicher sind als Bräuche und nicht immer mit einer Warnung, einer Ankündigung oder gar einer Erklärung einhergehen, schon sehr oft zu Missverständnissen, Streitereien und sogar handfesten Auseinandersetzungen geführt. Ein azurianischer Scheich soll einmal einen Abgesandten aus den nördlichen Gefilden geköpft haben, weil dieser die Sitte des Schleiertragens nicht kannte und eine Tochter des Scheichs fragte, ob er einen Blick auf ihr Gesicht werfen dürfe. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass manche Sitten auf Außenstehende mitunter sehr befremdlich wirken können.
Sowohl Sitten, als auch Bräuche können einen armen Reisenden gehörig verwirren – aber in vielen Teilen der Immerlande hat man Verständnis dafür, wenn ein Fremder nicht immer sofort weiss, worum es geht und wie man angemessen reagiert.
Mit Tabus verhält sich die Sache anders. Stillschweigend festgelegte Regeln, die jeder kennt, die nicht hinterfragt und auf keinen Fall gebrochen werden. Viele Dinge können zu einem Tabu werden. Namen, Bräuche, Sitten, Kleidung, Handlungen, Themen, Personen, Personengruppen oder auch Nahrung. Ein Beispiel für ein sehr weit verbreitetes Tabu ist Inzest, das Huldigen des Dunklen und Sklaverei. Kleinere Tabus, an Völker oder an Landesgrenzen gebunden, sind unter anderem das Entschleiern des Gesichtes bei den Männern der Targa, das Verbot zu weinen, wenn jemand bei den Pilviihmiset stirbt, weil man Angst hat die Seele des Toten würde nicht in die ewige Weite eingehen, und das Verbot der Normander arkane Magie zu benutzen.
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