~ Von Speis und Trank ~


Auf einer Reise durch die Immerlande wird jeder Wanderer über kurz oder lang feststellen, dass Essen und Trinken ebenso verschieden sind wie die Lande die er durchreist oder die Völker, auf die er trifft. Doch bei aller Unterschiedlichkeit gibt es Dinge, die sich überall gleichen.


Gasthäuser in den unterschiedlichsten Ausprägungen wird man in städtischen Ansiedlungen fast überall in den Immerlanden finden. Aber ihnen allen sind einige Dinge gemeinsam: So wird man im Allgemeinen, einmal abgesehen von einem Holzlöffel zur Suppe oder zum Brei, kein Besteck vorgelegt bekommen, da Jedermann und Jederfrau einen Munddolch ohnehin bei sich trägt. Und Gabeln sind ein derart neumodischer Schnickschnack, dass man sie nur in den allerwenigsten Häusern in sehr großen Städten bekommen wird - wenn überhaupt. In immerländischen Gasthäusern sollte man bei der Bestellung seiner Getränke auch das eine oder andere beachten: Wer Wasser bestellt, sollte sich nicht wundern, wenn der Wirt ihn an die Pferdetränke vor dem Haus verweist. Der Gipfel des Asketenhaften, Magenschonenden oder Mädchenhaften wären Ziegenmilch oder Kräutertee.


Auch die Ausstattung der Kochstellen unterscheidet sich je nach Lebensweise, Gegend, sozialem Stand und Vermögen. Bei den Nomadenvölkern wird man die offenen, aber meist befestigten Feuerstellen im Freien oder auch in den Zelten finden. Eine gemauerte Herdstelle ist dagegen bei den sesshaften Völkern weitverbreitet, auch wenn sie sich in ihrer Ausgestaltung stark unterscheiden können: Von der einfachen Herdstelle mit einem bloß knöchelhoch gefügten Sockel aus Lehm und Steinen über den aus Steinen oder Ziegeln aufgemauerten Herd mit einem Hohlraum zum Trocknen des Feuerholzes und vielleicht sogar einem Rauchfang oder gar einer dreiseitig eingemauerten Feuerkammer mit einem eisernen Rost oder einer Platte darüber bis hin zu den gusseisernen Küchenherden mit Backrohr, Wasserschiff und direktem Kaminanschluss, die man nur in den allerwohlhabendsten Haushalten finden wird.


Die langfristige und vor allem gesicherte Versorgung mit Nahrung ist seit Anbeginn der Zeit ein Grundbedürfnis aller Völker der Immerlande. Und es geht nicht bloß darum, einzelne Produkte wie z.B. Früchte über ihre jahreszeitlich bedingten Angebote hinaus verfügbar zu machen. Es geht vielmehr ganz elementar um die Vorratshaltung für schlechte Zeiten, die Zeit bis zur nächsten Ernte oder der nächsten erfolgreichen Jagd. Nur wenn ausreichende Vorräte angelegt werden, bedeuten eine Missernte, ausbleibendes Jagdglück oder ein besonders langer und harter Winter nicht gleich Hunger, Not oder gar den Tod. Ganz abgesehen davon, dass der Transport von Nahrungsmitteln über weite Strecken entsprechend lange dauert, und der Handel mit regionalen Produkten nur dann möglich ist, wenn man auch in der Lage ist, diese vor dem Verderben zu bewahren.


Wie die Vorräte haltbar gemacht werden, das hängt neben der Lebensweise natürlich auch ganz stark davon ab, in welchem Klima man lebt. Die Wüstenvölker werden an so etwas wie einen Eiskeller (der selbst in den gemäßigten Breiten zum absoluten Luxus wohlhabender Häuser zählt) gar nicht erst einen Gedanken verschwenden. Aber das Dörren und Trocknen ist hier selbst für Kinder schon selbstverständlich. Und im hohen Norden, in Normand, Immerfrost und auf Barsa, genügt es, einen Keller zu graben, ihn mit Eis auszukleiden ist nicht notwendig, er ist auch so kalt genug. Und die Stämme der Eisöden schließlich graben nicht einmal Keller, sie haben die Eiseskälte schlicht vor der Tür. Salz ist in den Immerlanden weit verbreitet, und auch für fast jedermann bezahlbar, so dass das Pökeln rohaweit verbreitet ist, ebenso wie das Räuchern, auch wenn es in den feuchten Dschungelregionen eher die Ausnahme ist. Allerdings sind dort die jahreszeitlichen Schwankungen im Nahrungsangebot auch nicht so ausgeprägt wie in anderen Gegenden. Grundsätzlich sind aber alle Konservierungstechniken (Trocknen, Dörren, Rösten, Räuchern, Pökeln, Einlegen in Essig, Wein, Honig oder Schmalz, Einkochen) bekannt und werden auch je nach Region und Möglichkeiten verwendet. Eine allerdings ausschließlich unter den Elben verbreitete Form der Konservierung von Fleisch und Fisch ist etwas, das von den Kindern des Morgens 'Shenrahs Segen' genannt wird. Dazu werden Fleisch- oder Fischstücke fest in Matten aus den Blättern der Shenrahfackel eingewickelt. Aus einem Grund, den weder die Weisen noch die Gelehrten der Schönen erklären können, halten die Blätter das Fleisch über viele Wochen frisch und unverdorben, so lange die Matten feucht gehalten werden und nicht austrocknen.



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