~ Hochprozentiges der Immerlande ~


Die "geistigen Getränke", besser bekannt als Branntweine, umgangssprachlich auch als Schnaps oder - verächtlicher - Fusel bezeichnet, sind heute im Fünften Zeitalter unter jedem Volk der Immerlande verbreitet, von den Fingerlingen bis zum Frostriesen, und man findet sie vom Hohen Norden des Kontinents bis hinunter auf die Sommerinseln. Es gibt zahllose verschiedene Branntweine, manche stärker, manche schwächer. Einige eignen sich wegen ihrer Stärke und ihres Geschmacks sogar hervorragend als Grundlage für alchemistische Tränke und Gebräue, die ansonsten recht ungenießbar wären. Auch zum Desinfizieren von Wunden, ist gerade nichts Anderes zur Hand, kann man zur Not auf starken, klaren Branntwein zurückgreifen. Die meisten Branntweine sind aufgrund ihres hohen Alkoholgehaltes auch tatsächlich brennbar.

 

Areka oder ArrakAreka oder Arrak


Die Ursprünge und Anfänge des Areka oder Arrak verschwinden in den Nebeln der Zeit. Sicher ist nur, dass dieser Branntwein einer der ältesten der ganzen Immerlande und vermutlich nur um weniges jünger als Zwergenbrand und Feentau sein dürfte. Er ist nicht zu verwechseln mit dem wesentlich jüngeren und gänzlich andersartigen azurianischen Ar'raqi oder kurz Raki. Echter Areka wird auf den Sommerinseln aus den Blüten von Kokospalmen gewonnen. Deren zuckerhaltiger Saft, der einen honigähnlichen Geschmack besitzt und Tuba genannt wird, gärt auf natürliche Weise und wird so zu Palmwein, aus welchem dann wiederum Areka destilliert wird.

Laut alter Inschriften auf verwitternden Steintafeln in längst versunkenen Dschungelstädten der Sommerinseln, erzeugten schon die Jararankhaz erste Destillate aus Palmwein, die sie nicht nur als berauschendes Getränk, sondern auch zu kosmetischen und medizinischen Zwecken nutzten. Sie gaben die Geheimnisse ihrer Gewinnung irgendwann an die Chanka weiter, welche sie wiederum den Amrielaya lehrten. Areka kann aromatisch und geschmacklich irgendwo zwischen Uisge und dem neumodischen Rûm eingeordnet werden, und kann mit einem Alkoholgehalt von 35% Vol. bis 70% Vol. sowohl mittelstark, als auch sehr stark sein. Heute, im Fünften Zeitalter der Welt, wird er nur auf den Sommerinseln hergestellt, da die Amrielaya das Geheimnis seiner Destillation eifersüchtiger hüten als seine Erfinder in grauer Vorzeit - und im Nachtwald, wo ebenfalls Chanka leben, keine Kokospalmen wachsen.

Bei der Arekagewinnung aus Palmwein wird der Blütenkolben der Kokospalme zunächst tagelang hintereinander mit einem Klöppel behauen, abgebunden und nach wiederum ein paar Tagen dann angeschnitten. Aus den Enden der Blütenkolben läuft süßer Palmsaft, der in angebundenen Ton- oder Bambustöpfen direkt in alkoholische Gärung übergeht. So entsteht zunächst Palmwein, der anschließend sorgfältig destilliert wird. Der so gewonnene, echte Areka oder Arrak reift anschließend über mehrere Jahre in Holzfässern aus Halmilla- oder Teakholz und erhält dabei eine leicht rotbraune Farbe, ähnlich Rûm oder Uisge. Weit verbreitet ist auch der klare, ungereifte oder gefilterte Areka, der eine leicht gelbliche Farbe hat.

Klarer, ungereifter Areka findet in der südlichen und azurianischen Küche meist zum Abschmecken von Süßspeisen Verwendung. Guter, gereifter Arrak besitzt trotz seiner Ähnlichkeit zu Rûm oder Uisge dennoch eine recht eigene, meist florale Note und wird meist pur oder mit Ingwerbier getrunken. Er ist außerdem im gesamten Süden der Immerlande die Hauptzutat von Pisqa oder Punsch. Aufgrund seines teils sehr hohen Alkoholgehaltes ist Areka hoch entzündlich und auch die Alchemisten verwenden starken Arrak gern als Grundlage für einige ihrer Tränke und Gebräue.

 

ArmañacArmañac

 

Armañac (gesprochen 'Armanjak') ist ein edler Weinbrand, der nur im Fürstentum Nebrinôrthares in den Herzlanden hergestellt wird und sündhaft teuer sein kann. Urkundlich erwähnt wird das Brennen dieses Weinbrandes erstmals im Jahr 2488 des Vierten Zeitalters, als im Lehen Ramorantin eine Brennerei zu seiner Erzeugung genehmigt wurde. Noch heute kommt der beste Armañac, so heißt es in den Herzlanden, aus dieser Gegend. Die Grundlage für den Armañac sind Weißweine, die in erster Linie aus den Sorten Ramorantin, Muskadet, Colombard und Enrachat gekeltert werden. Zugelassen zur Herstellung sind überhaupt nur zehn weiße Rebsorten, eine untergeordnete Rolle spielen Sémillon, Graisse, Chatar, Jurançon, Gaillade und Weißer Ramé.

Die Rebstöcke müssen ein Alter von fünf Jahren erreicht haben, ehe ihre Trauben zum ersten Mal verwendet werden dürfen. Aus ihnen wird der Grundwein für Armañac ganz nach den traditionellen Regeln der Weinherstellung gekeltert. Anschließend wird der Wein in kupfernen, geschlossenen Brennblasen durch einen einzigen Brennvorgang - Rohbrand und Feinbrand werden bei diesem Weinbrand in einem einzigen Brennprozess kombiniert -  destilliert. Die weitere Lagerung erfolgt in Fässern, die aus der typischen, nebrinôrtharischen "Schwarzen Eiche" hergestellt werden. Das ist keine eigene Eichenart, sondern bezeichnet nur abgelagertes Eichenholz für den Bau von Wein- oder Weinbrandfässern. Für die Fertigung solcher Holzfässer aus Lebenseiche wird das Holz sechs Zwölfmonde lang gelagert, bevor es verarbeitet wird. Für die Lagerung von Armañac benutzt man für jede Ernte neue Fässer und ihr Holz verleiht dem Weinbrand sein unverwechselbares Bouquet und seine typische Rotgoldfarbe. Gebrauchte Armañacfässer werden nicht etwa vernichtet, sondern für gute Münzen exportiert und in den Drachenlanden zur Lagerung von Tamarlonischem Uisge benutzt.

Das frische Destillat, der junge Weinbrand, verbleibt solange in neuen Fässern, bis die Herauslösung der Bestandteile aus dem Holz auf das beste geschehen ist. Dann wird er in ältere Fässer umgefüllt, um einen zu starken Holzgeschmack zu vermeiden und um eine weitere langsame Entwicklung zu ermöglichen. So gewinnen die aus dem Holz gelösten Aromen während der Reifejahre an Feinheiten, und Anklänge von Vanille und charakteristischer Backpflaume entwickeln sich. Sobald der Armañac das richtige Alter – in der Regel sechs bis acht Jahre – erreicht hat, wird er in die traditionelle bauchige Flasche mit dem langen, oft schiefen Hals abgefüllt. Jede einzelne Flasche wird von Hand versiegelt, trägt das Wappen der Brennerei, aus der sie stammt und wird in eine kleine, mit Stroh gefüllte Holzkiste verpackt. Armanac ist ein wahres Luxusgut, das sich nur sehr Wohlhabende oder Adlige leisten können.

 

(c) by Immerlan.deBernsteinwein

 

Sydre, Apfelwein und Apfelbrände wurden schon von den Elben Dúnes im Südwesten ihres Königreiches hergestellt, in jenen Gegenden also, die heute zum südlichen Ardun gehören und im Fünften Zeitalter für ihre Apfelbranntweine in den ganzen Immerlanden bekannt sind. Zu Zeiten Dúnes galt der elbische Apfelbranntwein jedoch überwiegend als einfacher Alltagsbrand für den eigenen Gebrauch und war kein nennenswertes Handelsgut. Der erste schriftliche Beleg für die Herstellung des heute so berühmten Arduner Bernsteinweins stammt aus dem Jahr 218 des Fünften Zeitalters und ist eine thanliche Konzession für einen gewissen Egyd af Gobervals zum Brennen eines 'Brandawîns aus Äpfeln'. Der Name Bernsteinwein entstand erst später. Ardunische Aufzeichnungen belegen außerdem, dass Apfelwein und Sydre, sowie verschiedene selbstgebrannte Wässerchen zu dieser Zeit schon lange im Süden Arduns hergestellt wurden. Doch um das Jahr 200 FZ wurden von der Sippe der Gobervals alte Keltereien und Destillen Dúnes in elbischen Ruinen in den Kaírthrahls entdeckt, alsbald freigelegt und achtzehn Jahre darauf auch wieder in Betrieb genommen – und so nahm die Bernsteinweinherstellung in Ardun ihre Anfänge.  

Um Bernsteinwein zu brennen, wird frischer Apfelmost einige Wochen lang zu Sydre vergoren, der einen recht niedrigen Alkoholgehalt hat und leicht moussiert. In der Regel sollen zu vierzig Teilen süße Äpfel, zu vierzig Teilen bittere Äpfel und zu zwanzig Teilen saure Äpfel gemischt werden. Anders als der zum Trinken gedachte Sydre, bleibt jener für den Bernsteinwein zum Lagern zwei volle Jahre im Eichenfass. Danach folgt eine zweimalige Destillation. Der erste Brand - auch Rohbrand genannt – hat einen Alkoholanteil von etwa 25 Vol.-% und wird auch Smalswato, also "kleines Wässerchen" genannt. Dieser Rohbrand wird wiederum einige Zeit gelagert und anschließend zum zweiten Mal als Feinbrand destilliert. Der Alkoholgehalt dieses wasserklaren zweiten und sehr starken Brandes ist wesentlich höher und liegt bei satten 70 Vol.-%. Der Feinbrand kommt nun zur Lagerung für meistens vier bis zwölf Jahre - es gibt jedoch auch wesentlich älteren Bernsteinwein - in Fässer aus Eichen oder Kastanienholz, was ihm seine typische Farbe verleiht, bevor er auf Trinkstärke verdünnt und in Flaschen aus Braunglas oder Steingut abgefüllt wird.

Je älter ein Bernsteinwein ist, desto weicher, aromatischer und samtiger ist sein Geschmack und desto dunkler ist seine Färbung. Die Altersbezeichnungen lauten faírn (alt), faírneis (älter) und faírniskal (ältester). Bernsteinwein, der über achtzehn Jahre gelagert wurde, erhält außerdem die Bezeichnung "Thanewîn" als besonderes Prädikatsmerkmal.  Es gibt drei verschiedene Bernsteinweinsorten. Der Amberwîn af hleidumein, also der Bernsteinwein "zur Linken" wird westlich der Großen Nordstraße gebrannt, der Amberwîn af taihswon, der Bernsteinwein "zur Rechten", östlich der Straße. Schließlich gibt es noch Amberwîn Mithbir, also Bernsteinwein "mit Birnen", der zu etwa einem Drittel aus Birnen besteht und ebenfalls östlich der Großen Nordstraße gebrannt wird.

Bernsteinwein af hleidumein ist im Allgemeinen etwas süßer gehalten als die anderen Sorten und reift in Kastanienfässern heran. Die meisten dieser Bernsteinweine schmecken am besten als faírn oder faírnes, es gibt jedoch auch exzellente Thanewîns dieser Sorte. Bernsteinwein af taihswon stammt ebenso wie der Bernsteinwein Mithbir aus den Kaírthrahls nördlich von Branda und ist immer ein Genuss, schmeckt jedoch als kostbarer faírniskal oder gar Thanewîn am besten. Als begehrtes Handelsgut wird Arduner Bernsteinwein jeglicher Sorte und Alters vor allem natürlich im Norden der Immerlande, aber über Torhof auch in die Herzlande und von dort aus weiter nach West und Ost oder gar bis in den tiefen Süden gehandelt.  

 

BriocellenbrandBriocellenbrand



Briocellenbrand ist, wie der Name schon verrät, ein Obstbrand oder Obstbranntwein aus Briocellen. Seltener wird er auch als Briocellenschnaps bezeichnet. Da diese süße, kleine Aprikosenart nur in Brioca angebaut wird, wird auch der Obstbrand aus ihren Früchten nur im Fürstentum Brioca in den Herzlanden hergestellt. Er gilt zudem als erlesene Spezialität des kleinen Landes und entsprechend sind die Preise, die dieser Edelbrand erzielt. Zwanzig Silberlinge kann man für eine Flasche wirklich guten Briocellenbrandes ohne Weiteres ausgeben, sofern man es sich denn leisten kann.

Die häusliche Herstellung hat in den Dörfern und ländlichen Gebieten des Fürstentums eine alte Tradition – wer einen oder mehrere Briocellenbäume besitzt, stellt für gewöhnlich auch den Obstbranntwein aus ihren Früchten her. Hierzu werden die sehr reifen Früchte von den Bäumen geschüttelt, aufgesammelt, in Maischefässer aus Briocellenholz gefüllt und eingeschlagen. "Einschlagen" bedeutet beim Maischen, dass die Schalen der Früchte mechanisch zerstört werden, damit der Gärungsprozess schneller vonstattengeht. Nach etwa sechs Monden ist die Maische der Briocellen vollständig durchgegoren und wird gebrannt. Das gewonnene und zu diesem Zeitpunkt sehr hochprozentige Destillat wird zur Reifung in große Glasballone abgefüllt und anschließend mit reinstem Quellwasser auf etwa 40 Vol.-% verdünnt. Damit ist Briocellenbrand leicht entflammbar und eignet sich auch für die feine Küche, etwa zum Flambieren süßer Nachspeisen.

Aus hundert Stein vollreifer Früchte werden etwa 8 Dan Briocellenbrand dieser Stärke gewonnen. Guter Briocellenbranntwein riecht herrlich, aber dezent nach frischen Briocellen mit einem Anflug von Rosenduft und erinnert im Geschmack sehr an die sonnengereiften Früchte. Er wird typischerweise in recht breite grüne Flaschen mit kurzem Hals und kleinem Daumenhenkel gefüllt, und entweder selbst verzehrt oder zum Verkauf in Gasthäusern, Branntweinläden oder auf Märkten feilgeboten. Briocaer Bauern, die mindestens vier Briocellenbäume besitzen, müssen einen Teil ihres Zehnten an den Fürsten sogar in Briocellenbrand oder aber in reifen Früchten entrichten.

 

FeentauFeentau


Feentau zählt zweifellos zu den geheimnisvollsten und mysteriösesten Gebräuen immerländischer Völker. Wie der Name schon erahnen lässt, wird er vom Volk der Feen hergestellt - und wie jeder weiß, der schon einmal mit den fragilen Geschöpfen zu tun hatte, können diese (ganz gleich um welche Art es sich handelt, obwohl Distelfeen hier zugegebenermaßen den schlechtesten Ruf haben) bekanntlich ausgesprochene Schnapsdrosseln sein. In der Tat ist auch Feentau, ihr höchsteigener Branntwein und obendrein so etwas wie das heilige Nationalgetränk sämtlicher Feenvölker, alles andere als das unschuldige, reine Tränklein, das man hinter dem Namen vielleicht vermuten mag. Tatsächlich gibt es kaum einen anderen Branntwein der Immerlande - noch nicht einmal Zwergenbrand oder Feuerkehl, ja nicht einmal der legendäre Blutwein der Vampire -, der selbst einen gestandenen Zwergenwirt, trinkfesten Normander oder rûmgestählten Seebären derart aus den sprichwörtlichen Stiefeln hauen könnte, wie dieses Gesöff.

Die Herstellung von Feentau ist wohl eines der bestgehüteten Geheimnisse ganz Rohas – keine Fee der Immerlande hat es je oder wird es je preisgeben, und die meisten Alchemisten, die sich mit derlei Kunde beschäftigen, wollen überhaupt nicht mehr wissen, was alles darin ist oder wie man Feentau eigentlich genau braut. Allgemein bekannt ist nur, dass von Feen vor dem ersten Sonnenstrahl gesammelter Morgentau eine essentielle Zutat zu sein scheint. Hin und wieder sind Branntweinhändler oder Wirte anderer Völker (speziell ein gewisser Zwerg in einem gewissen Gasthaus in einer gewissen Stadt an einem gewissen See in den Herzlanden) verrückt genug, Feentau zu erstehen und ihren Kunden oder Gästen anzubieten, aber selbst wenn sie es tun, dann nur mit ausdrücklicher Vorwarnung und in winzigen Mengen.

Dort, wo Feen unter den "Großen", wie sie Elben und Menschen nennen, leben oder mit ihnen Handel treiben, und daher überhaupt an Feentau zu kommen ist, wird er von allen Nicht-Feen, die waghalsig genug sind, ihn versuchen zu wollen, tatsächlich nur im Fingerhut getrunken. Ein Fingerhut voll, nicht mehr. Alles andere wäre auch ausgesprochen lebensmüde, denn schon zwei Quentdan in einem kleinen Branntweinbecher würden für eine ausgewachsene Alkoholvergiftung vollkommen ausreichen und noch ein wenig mehr könnte ohne Weiteres bleibende Hirnschäden verursachen. Während die vergleichsweise winzigen und so zerbrechlich wirkenden Feen das Zeug nämlich in sich hineinschütten können, als wäre es Wasser, verträgt selbst ein gestandenes Langbein kaum mehr als einen kleinen (einen sehr kleinen) Schluck davon, ehe der Vollrausch ihn einfach von den Füßen holt.

Ein Zwerg, Narg, Oger oder Frostriese würde vielleicht noch einen kleinen Becher davon schaffen… aber wer will schon einen stockbesoffenen Zwerg, Narg, Oger oder Frostriesen um sich haben. Am Ende randaliert der noch oder - schlimmer! - wird sentimental. Das schlimmste am Feentau ist aber wohl, dass er nicht nur ausgesprochen unschuldig heißt, sondern auch so schmeckt. Er ist wasserklar und durchsichtig, und man spürt zwar deutlich seine Stärke auf der Zunge, doch er schmeckt so mild und sanft, als würde man flüssige Seide trinken – bis es zu spät ist. Der Alkoholgehalt von Feentau ist exorbitant und so ist dieser nicht nur hoch entflammbar, sondern der reinste Brandbeschleuniger, kommt er mit offenem Feuer in Berührung.

 

FeuerkehlFeuerkehl



Der Name spricht für sich. Angeblich wärmt dieses Gebräu "im richtigen Maße genossen die Knochen sowie Leib und Seele und schenkt einen gesunden Schlaf". Das gilt aber wohl eher für die ursprüngliche Variante, welche angeblich aus dem Wolkenvolk Immerfrosts stammt und den friedlichen Bergbewohnern die langen, kalten Winter versüßt. Was genau dieser eigentliche Feuerkehl enthält oder aus was er von den Pilviihmiset gebraut wird, weiß niemand so genau. Aber im Jahr 511 des Fünften Zeitalters hat eine gewisse Wolkentochter-Resande im Exil mit Hilfe eines gewissen Zwerges in einer gewissen Stadt an einem gewissen See das Rezept ihres Volkes rekonstruiert und nach eigenen Angaben "verfeinert".

Diese verfeinerte Variante ist vielseitig nutzbar. Zur Entfernung hartnäckiger Schmutzflecken (Hausfrauen schwören darauf), als Basis für diverse alchemistische Tränke (Alchemisten schwören darauf) und Bomben (Sappeure schwören auch darauf), als Betäubungsmittel (Heilkundige schwören... na, ihr wisst schon was), Klingenpolitur, Wurmmittel, Ätzlösung, als Ersatz für den Rum im Rumtopf, als Halluzinogen… man kann es auch trinken. In der Stärke ist es irgendwo zwischen Feentau und Zwergenbrand anzusiedeln. Während der seidige Feentau allerdings Unschuld vortäuscht, weiß man beim Feuerkehl schon nach dem ersten Schluck, woran man ist. Die bittere Schärfe der Keltakatkerowurzel wird nämlich allerhöchstens einen Wimpernschlag lang von den süßen Aromen verschiedener Beeren übertüncht, bevor der Feuerkehl seinem Namen alle Ehre macht und spätestens im Magen zu wohltuender Hitze wird. Im Abgang schmeckt er - sofern man dann noch funktionierende Geschmacksnerven hat - nach Zimt.

Dieser noch sehr junge Branntwein ist allerdings ausschließlich in der Goldenen Harfe zu Talyra erhältlich, wo er zwar nur in kleinen Mengen, aber durchaus zu erschwinglichen Preisen verkauft wird, sofern Borgil, der Wirt, gerade welchen hat. Feuerkehl wird für gewöhnlich aus einfachen Steingutflaschen ausgeschenkt und auch aus einfachen, irdenen Bechern getrunken. Diese Steingutflaschen werden von der Harfenwirtin liebevoll von Hand getöpfert und da sie es aufgegeben hat, aus Sicherheitsgründen auf jede Flasche deutlich lesbar "GIFT!" zu schreiben, werden sie neuerdings von ihr mit Totenköpfen versehen, was nicht unerheblich zu seinem Verkaufserfolg beiträgt. Schließlich geht Roha mit morbider Eleganz zugrunde. Der Feuerkehl in diesen Totenkopfflaschen ist klar wie Quellwasser und duftet schwach nach Waldbeeren.

 

(c) by Immerlan.deHamadat

 

Azurianischer Hamadat ist ein recht starker Branntwein, der nur und ausschließlich in der Gegend um und in der Stadt Harkan'nar selbst hergestellt wird. Die Hak'kinen gewinnen ihn aus den Herzen der Shaktiagaven, einer besonderen Agavenart, die rund um Harkan'nar wächst. Shaktiherzen können nur alle acht bis neun Jahre geerntet werden. Nach der Ernte gart man die Herzen mindestens zwei Tage lang unter Dampf in großen Öfen. Anschließend, und nachdem sie einen weiteren Tag lang ausgekühlt sind, werden sie grob zerkleinert und in flachen Steinmühlen, deren Mühlrad meist von einem Esel oder Mehara im Kreis gezogen wird, ausgepresst. Der so entstehende Sirup oder Most ist der Rohstoff für den späteren Hamadat.

Man lässt ihn – abhängig von Temperatur und Jahreszeit – acht bis zwölf Tage fermentieren und destilliert ihn anschließend zweimal in traditionellen Kupferbehältern. Die Destillation dauert zwischen vier und acht Stunden und das Ergebnis ist der völlig klare, reine silberne oder weiße Hamadat. Hamadat gibt es nie als Verschnitt, stets nur in reiner Qualität. Basierend auf dem Grad seiner Reifung sind drei Variationen erhältlich: Silberner oder Weißer Hamadat ist klar und transparent, und wird unmittelbar nach der Destillation bereits in die charakteristisch bauchigen Flaschen abgefüllt. Goldener Hamadat reift mindestens ein Jahr, aber weniger als drei Jahre in Salzpalmenholzfässern und Alter oder Bronze Hamadat lagert drei volle Zwölfmonde lang in ebensolchen Fässern. Diese Salzpalmenholzfässer sind oftmals reich mit Schnitzereien oder Bildnissen verziert und fassen zwischen zweihundertfünfzig und dreihundertfünzig Dan.

Der weiße oder silberne Hamadat ist in Harkan'nar sozusagen der Alltagshamadat und in ganz Azurien ein recht weit verbreiteter, erschwinglicher Branntwein. Er schmeckt zwar am schärfsten, ist jedoch vom Alkoholgehalt her der harmloseste Hamadat. Goldener Hamadat ist schon etwas teurer und zwar stärker, aber milder und feiner im Geschmack. Alter oder Bronze-Hamadat hingegen, der stärkste und zugleich erlesenste Branntwein dieser Art, kann recht kostspielig sein. Der Alkoholgehalt dieses Branntweins liegt je nach Reifung zwischen etwa 37 Vol.-% und 50 Vol.-%. Damit ist Hamadat leicht entflammbar, er wird jedoch in keiner immerländischen Küche, weder in der azurianischen noch in sonst irgendeiner, als Kochzutat verwendet.

Hamadat wird fast ausschließlich pur getrunken, weißer Hamadat mit Salz und einer Zitronen- oder Limettenscheibe, goldener oder bronzener Hamadat meist mit einer Orangenscheibe, die man dazu verzehrt. Mancherorts wird goldener und bronzener Hamadat auch zusätzlich mit kostbarem Zimt von den südlichen Inseln "gewürzt", vor allem in Kheyris und Naggothyr. Es ist üblich, Hamadat aus kleinen, tönernen Branntweinbechern zu trinken. In Nordazurien ist Hamadat der starke Branntwein schlechthin und auch in den südlichen Herzlanden und in Talyra erfreut er sich zunehmender Beliebtheit. So ist es nicht verwunderlich, dass Hamadat inzwischen in einigen geflügelten Worten vorkommt, etwa in der Redewendung Hakuna Ma'Hamadat der Nandé, was so viel bedeut wie "Es gibt keine Schwierigkeiten, aber Hamadat", was wiederum das herzländische Sprichwort: "Hamadat löst keine Probleme, aber das tut Wasser auch nicht" geprägt hat.

 

Normander FeuerweinNormander Feuerwein

 

Normander Feuerwein, manchmal auch einfach nur Feuerwein genannt, heißt in seiner nordischen Heimat Brennevín oder Brændevin, also schlicht "Branntwein", mancherorts wird er – sehr viel treffender – auch als svarti dauði, als "Schwarzer Tod", bezeichnet. Das bezieht sich jedoch nicht auf die Farbe dieses Branntweins, der sehr klar bis goldgelb, manchmal auch rötlich oder bläulich ist, sondern eher auf die Qualen, die man erleidet, wenn man zu viel davon erwischt hat. Die Grundlage für Normander Feuerwein bildet sehr reiner, fast geschmacksneutraler Alkohol, der aus Schneeroggen und eiskaltem Quellwasser nordischer Bergbäche gewonnen wird. Erst nach dem Destillieren wird er mit einer speziellen Gewürzmischung versetzt. Die Zusammensetzung der einzelnen Gewürze bestimmt dann den Charakter des jeweiligen Feuerweins – und die sind natürlich gut gehütete Geheimnisse der Normander Feuerweinbrenner, die sie nicht preisgeben. Man weiß allerdings – oder glaubt zu wissen – dass Feuerwein aus Sturmende neben Krähen- und Rauschbeeren auch eine Prise Inarimoos enthalten soll, während man in Vingarður angeblich Nelken, Myrflangreblüten, Bärengras und Blaubeeren zugibt, in Fjarland Goldbirkenblätter und Soltang, und in Tronje gerüchteweise sogar Blutbaumlaub, Froststerne und Balsamtannennadeln.

Wie auch immer – um das gewürzte Destillat einigermaßen auf Trinkstärke herabzusetzen, wird reinstes nordisches Quellwasser zugegeben. Um die Gewürze sich dann entfalten zu lassen und den Geschmack abzurunden, kommt der noch junge Feuerwein in Fässer aus Steineiche – in denen er ausschließlich reift – und wird dann mindestens vier Zwölfmonde, meist jedoch sehr viel länger eingelagert. Was auch immer an geschmacksgebenden Nuancen verwendet wird, Feuerwein ist mit gut 45% Vol. bis 60% Vol. zwar äußerst stark, aber durchaus genießbar und kann eine wahre Köstlichkeit darstellen, wenn er auch eine gewisse Trinkfestigkeit voraussetzt. Je länger er lagert, desto milder wird er und umso stärker bilden sich seine Geschmacksnoten aus, doch das ist nicht immer unbedingt erwünscht. Feuerwein soll zwar nach etwas schmecken, aber nicht zu aufdringlich. In welche Richtung er geschmacklich auch geht, stets enthält er neben grasigen Noten auch feine Aromen, die an tiefe Wälder, klare Bergluft, herbe, saftig-säuerliche Beeren und einen Hauch von Waldhonig erinnern. Am besten schmeckt Normander Feuerwein gut gekühlt.

Da er ziemlich stark ist, ist er natürlich auch hoch entzündlich, und da er zudem sehr rein und klar ist, wird er von Alchemisten des Nordens auch gern als Grundlage für Tränke verwendet. Der beste Feuerwein, so heißt es in Normand selbst, ist jener, der zum Reifen in den Steineichenfässern auf ein Drachenschiff geladen, und von diesem jahrelang durch die Nordmeere gesegelt wurde. Nach der Reifung wird Normander Feuerwein meist in bauchige, lederüberzogene Steingutflaschen abgefüllt, seltener - und eigentlich nur in den Waldlehen des Südens - in dickwandige, grüne Waldglasflaschen. Traditionell trinkt man ihn im Norden aus kleineren Trinkhörnern, Hornbechern oder den (oft mit Schnitzereien verzierten) Schädeln erschlagener Feinde.

 

(c) by Immerlan.deRakija


Rakija, manchmal auch Rakia geschrieben, ist der gemeinsame Name aller arduner Obstbranntweine außer dem berühmten Bernsteinwein, der ausschließlich aus Äpfeln und Birnen gebrannt wird. Rakija kann aus gelben und violetten Pflaumen, Birnen, Schlehen oder Quitten destilliert werden und sein Alkoholgehalt beträgt normalerweise um die 40 %. Zweimal destillierter Dunjevaka Rakija (aus Quitten) kann jedoch auch einen Alkoholgehalt besitzen, der über 60 % Vol. liegt. Die Früchte für diese Obstbranntweine stammen hauptsächlich aus den Kairthrals - die alten elbischen Obsthaine dort wurden von den menschlichen Siedlern, die in die verlassenen Lande des ehemaligen Reichs von Dúne kamen, praktisch sofort wieder bewirtschaftet und liefern seither Äpfel, Birnen, Pflaumen und Quitten in Hülle und Fülle. Die Stadt Branda im Südosten Arduns ist im Fünften Zeitalter geradezu berühmt für ihre Destillen und Brennereien geworden.

Rakija wird im Süden Arduns jedoch in fast jedem Dorf und von jeder Familie, die einen oder mehrere Obstbäume besitzt, für den Hausgebrauch gebrannt und ist Bestandteil zahlreicher Alltagsrituale. Kommen Gäste in ein Haus, so wird ihnen ein Glas Rakija angeboten (und es bleibt oft nicht bei einem). Auch bei Hochzeiten geht der Vater des Bräutigams mit einem Krug Rakija - ist es eine Hochzeit wohlhabender Leute auch Bernsteinwein - um alle Tische, bietet den Gästen ein Glas an und trinkt mit ihnen unter zahlreichen Segenswünschen auf das Glück des Brautpaares. Eine Hochzeit, bei der der Bräutigamvater es schafft, alle Gäste derart zu bewirten und am Ende trotzdem noch sicher auf seinen Beinen steht, gilt als besonders gesegnet (was bei den recht trinkfesten Ardunern aber gar nicht so selten vorkommt, wie man meinen könnte).

Je älter und milder ein Rakija ist, desto besser und kostspieliger ist er auch, doch im Allgemeinen kann man sagen, dass Rakija zu den erschwinglichen Branntweinen gehört. Man bekommt ihn in Ardun selbst, aber auch in den wenigen Herbergen, Karawansereien und Gasthöfen entlang der Großen Nordstraße, nahezu überall und, je nach Qualität, auch für angemessenes Geld. Es gibt vier verschiedene Rakija-Sorten, die alle klar wie Wasser sind, sich geschmacklich jedoch nach den Früchten unterscheiden, aus denen sie gebrannt wurden: Slivarakija aus Pflaumen, Dunjevaka Rakija aus Quitten, der auch der stärkste dieser Obstbranntweine ist, Birrakija aus Birnen und Slāhrakija aus Schlehen. Alle Rakijasorten werden am besten eiskalt getrunken. In Ardun benutzt man sie jedoch auch - ebenso wie Bernsteinwein - zum Verfeinern süßer Speisen oder um Schmorgerichten das Gewisse etwas zu geben. Rakija wird nach dem Brennen und Lagern in großen, bauchigen Glasflaschen meist in Steingutflaschen abgefüllt und für gewöhnlich auch aus irdenen Bechern getrunken.

 

(c) by Immerlan.deRûm

 

Auch bekannt als Ron, Rhum oder Romm, ist dieser neumodische Branntwein einer der jüngsten Vertreter seiner Art und entstand in seiner heutigen Form vermutlich gar erst in den letzten einhundert Jahren. Vorläufer des Rums, vor allem der Kachása, wurden auf den Sommerinseln jedoch schon zu Zeiten der Jararankhaz gebrannt. Die erste urkundliche Erwähnung fand das Getränk um das Jahr 420 des Fünften Zeitalters durch die Handelsvertreter der Großen Ostmeerhandelsgesellschaft oder der Silbermeerhanse auf den Schwester- und Sommerinseln. Etwa um dieselbe Zeit etablierte sich auch der Name Rûm oder Rhum, von dem allerdings niemand zu sagen weiß, woher er stammen mag. Erfunden haben den Rûm wohl die zahlreichen Piraten der Sommerinseln, vor allem der Brethren-Bruderschaft wird seine erste Herstellung nachgesagt.

Wenn jemand behauptet, unter den Piraten des Südmeeres würde viel getrunken, dann ist das eine herbe Untertreibung – es wird nämlich kolossal gesoffen. Weil starker Weinbrand, Uisge, Hamadat oder gar Armañac jedoch selbst auf der ergiebigsten Kaperfahrt nicht immer in ausreichender Menge zu bekommen ist, die Zwerge Morr'Marzamars ihren ureigenen Zwergenbrand, den Morr'Raun, recht eifersüchtig hüten und Kachása  - ein anderer starker Branntwein der Sommerinseln - nur aus frischem Zuckerrohr hergestellt werden kann, verfielen die Piraten irgendwann während der vergangenen einhundert Jahre wohl darauf, Rûm aus Zuckerrohrmelasse zu brennen und hatten somit eine neue Spirituose erfunden.

Rohaweite Bekanntheit erlangte der Rûm dann durch die Südmeerfahrer der Silbermeerhanse oder der Großen Ostmeer-Handelsgesellschaft, deren Seeleute gegenwärtig täglich um die Mittagszeit ihre Rûm-Ration erhalten (welche im Übrigen aus etwa 80 Brôceldan besteht). Auf manchen Südmeerfahrern der Silbermeerhanse hat es sich - vermutlich wegen allzu großer Trunksucht - jedoch recht schnell eingebürgert, den Seeleuten ihren Rûm nur noch im Verhältnis eins zu vier mit heißem Wasser vermischt auszugeben. Durch diesen Brauch wurde der 'Grog' in den letzten Jahrzehnten zuerst in den Rhaínlanden, aber rasch auch in den Hafenschänken der immerfroster Küstenstädte zu einem charakteristischen Seefahrergetränk.

Rûm wird aus einem Gemisch von Melasse, Zuckerrohrsaft und Wasser hergestellt. Diese Maische wird fermentiert, woraus zunächst eine Art Zuckerwein mit einem sehr niedrigen Alkoholgehalt entsteht. Dieser Zuckerwein wird hernach zu rohem Rûm destilliert, welcher sehr stark ist und zwischen 65 Vol.-% und 75 Vol.-% besitzt. Die eigentliche Herstellung ist damit im Grunde auch schon abgeschlossen. Wird dieser Rohrûm nun mit klarem Quellwasser auf Trinkstärke herabgesetzt, erhält man Weißen Rûm, der zur Verbesserung noch mehrere Monde in Steinkrügen oder Amphoren gelagert wird. Lagert man den Rohrûm jedoch noch länger und in gebrauchten Holzfässern, vorzugsweise Rotweinfässern aus Eichenholz, erhält man Braunen Rûm von wesentlich besserer Qualität, reichem Aroma und leicht süßlichem Geschmack. Durch die Reifung in den Holzfässern erhält er auch seine typische, karamellbraune Farbe. Trinkfertig wird auch dieser Braune Rûm mit klarstem Quellwasser auf verschiedene Stärken zwischen 45 Vol.-% und 70 Vol.-% verdünnt. Der beste Rûm, ganz gleich ob Braun oder Weiß, - jener in den berühmten, tönernen Totenkopfflaschen - stammt, wie es heißt, aus dem sagenumwobenen und gerüchteumwitterten Port Wydah selbst, der geheimnisvollen Hochburg der Sommerinsel-Piraten auf ihrer legendären '1001 Insel'.

 

ZwergenbrandZwergenbrand



Beinahe - aber wirklich nur beinahe - so schlimm wie Feentau, doch immerhin nicht ins Unschuldsdeckmäntelchen eines harmlosen Namens gehüllt, reiht sich auch der Zwergenbrand in die Reihe immerländischer Branntweine ein. Zwergenbrand wird, der Name sagt alles, von den Zwergenvölkern der Immerlande gebraut und somit von den Fro'gar, den Eisen- und Grauzwergen des Nordens und den Feuerzwergen Morr'Marzamars hergestellt. Auch die Zwerge und Halbzwerge Blurraents wissen seit den Zeiten Saenycs um seine Herstellung, müssen die Hauptzutat seit dem Verlust der Festung und den unterirdischen Gärten dort jedoch importieren, wollen sie ihn brauen. Er ist von dunkelpurpurner bis violetter Farbe und mit gut 70 Vol.-% - 73 Vol.-% furchtbar stark. Dennoch ist Zwergenbrand wohl das einzige grundsätzlich Trink- oder Essbare, das von Zwergen zu diesem Zweck hergestellt wird und irgendwie genießbar ist – sofern man derart starken Alkohol denn überhaupt genießbar findet.

Zwergenbrand oder, wie er auf Zardakh heißt, Zharenogurn, wird aus den zunächst gerösteten, dann zerstampften und hernach vergorenen Wurzeln der monströsen, fleischfressenden Lakkamarras gebraut, was allein schon die Gewinnung seiner Hauptzutat zu einem ziemlich gefährlichen Unterfangen macht. Das genaue Herstellungsverfahren und weitere mögliche Zutaten – so es welche gibt – sind nur den Zwergen selbst bekannt. Zwergenbrand unterscheidet sich untereinander ein wenig, je nachdem, wo und von welchem Zwergenvolk er destilliert und abgefüllt wurde. Die Zwerge selbst behaupten, diese Unterschiede seien ganz erheblich, geradezu signifikant und unterteilen ihren Zharenogurn sogar in verschiedene Sorten, nämlich in Raînmorr oder Silberfeuer aus Mazandar, Yrronvarr oder Eisenblut aus N'arkam Dror, Aurtuarr oder Goldglut aus Immerfrost und Morr'Raun oder Feuergeheimnis aus Morr'Marzama. Die Fro'gar hingegen brauen in ihren Städten in der Unterwelt Dusharrenmrtva, "Seelenwasser". Für alle nicht-zwergischen Zungen und Geschmacksnerven sind jedoch in den allermeisten Fällen nicht die geringsten Unterschiede zwischen den einzelnen Zwergenbränden feststellbar.

Zwergenbrand reift in Steinfässern und lagert dort zum Teil Jahrzehnte, ehe er überhaupt trinkbar wird, mindestens jedoch dreißig Jahre. Ein hartnäckiges Gerücht behauptet außerdem schon seit Jahrhunderten, dass in Zwergenbrand je nach Sorte als – sozusagen – Gewürze auch Zutaten wie Goldstaub, Vulkanasche, zermahlene Riesenknochen, getrocknete Krettakrettpilze, allerlei Kristall- und Juwelenpülverchen oder sogar Steinöl enthalten wären. Was auch immer der Wahrheit entsprechen mag, Alchemisten – ganz gleich ob zwergisch oder nicht – schwören auf Zharenogurn als starke, alkoholische Basis für verschiedene Tränke (oder Explosives). Aufgrund seines hohen Alkoholgehalts ist Zwergenbrand selbstredend sehr leicht entflammbar. Man bekommt ihn zu erschwinglichen Preisen bei fast jedem zwergischen Wirt der Oberfläche, überall in Blurraent und natürlich fehlt er in keiner Schänke und keinem Gasthaus zwergischer Städte. Sein Geschmack ist in erster Linie einmal furchtbar stark und erinnert im Abgang ein wenig an Lakritz und Pfefferschoten.

 

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