~ Die Templerorden der Immerlande ~


Wappen des Ordens der Weißen SonneDer Templerorden der Weißen Sonne



Titel des Ordens:

Die Templer dieses Ordens werden gelegentlich und sehr förmlich auch als "Streiter der Heiligen Tempel der Zwölf Mächte vom Orden der Weißen Sonne" bezeichnet, dies kommt jedoch meist nur zu gehobenen oder feierlichen Anlässen vor.


Gebräuchliche Namen:

Templer vom Orden der Weißen Sonne oder schlicht Templer der Weißen Sonne sind die gebräuchlichsten Namen dieses Ordens.


Symbol/Wappen/Wahlspruch:

Wie alle Templer tragen auch die Angehörigen dieses Ordens eine Fibel in Form des zwölfspeichigen Rades an ihren Umhängen, ihr Wappen ist jedoch eine weiße Sonne auf sandgoldenem Grund und ihr Wahlspruch lautet: Wir sind das Licht an dunklen Orten!


Äußeres Erscheinungsbild:

Die Templer vom Orden der Weißen Sonne tragen über Unterkleidung, Hemd und gegebenenfalls Gambeson, Lederharnischen, Kettenhemden oder Rüstungen einen sandfarbenen Wappenrock und einen ebenso sandfarbenen Umhang, welche in Kombination Clamys genannt werden. Gut sichtbar auf der Brust des Wappenrocks (manchmal auch Waffenrock oder Wappenkleid genannt) prangt die weiße Sonne des Ordens. Diese findet sich auch auf den Schilden der Templer wieder sofern sie geführt werden.


Zweck der Organisation:

Heilige Pflicht dieses ältesten und ersten aller Templerorden ist der Schutz von Shenrahs Thron, einem goldenen Berg in den Tafarabergen, der ein Heiligtum des Sonnengottes und eine bedeutende Pilgerstätte ist. Außerdem sehen die Templer vom Orden der Weißen Sonne es als ihre göttergegebene Aufgabe an, die Lande des südwestlichen Azuriens von Munduskindern, Kreaturen der Unheiligen Legionen und der Finsternis zu befreien, die Sandnarge Doggras, Kûshs und Torgatuls in Schach, und die Pilger- und Karawanenwege der Knochenwüste frei und passierbar zu halten. Auch mehr als fünfhundert Jahre nach der Vierten der Dunklen Plagen, als der Blutorden der mundustreuen Blakkavari Assuaran angriff und mithilfe der Templer vom Orden der Weißen Sonne geschlagen werden konnte, dauert die Jagd der heiligen Krieger des Craks von Rixa auf die Munduskinder des Vierten Blutordens noch immer an. Die Blakkavari konnten damals zwar zurückgeschlagen, besiegt und vertrieben werden, doch ihr Orden wurde nicht völlig zerstört und überdauerten im Verborgenen. Seither suchen sie immer wieder einsame Wüstenoasen oder die Randgebiete des Sar Perduin heim und bleiben eine Gefahr im Süden Azuriens. In jüngster Zeit kam zur Jagd auf die Blakkavari auch noch die Suche nach den Ultha, die Nester in verlassenen Ruinen des einstigen Imperiums besitzen und deren geheime Domäne mittlerweile irgendwo im westlichen Azurien vermutet wird. Abgesehen von all dem sind die Templer des Ordens der Weißen Sonne natürlich auch eine beständige Mahnung an Kheyris, den Schandfleck des Azurianischen Städtebundes, es mit Götterlosigkeit, Sklavenhandel und Ausbeutung nicht vollkommen zu übertreiben.  


Ursprung:

Gegründet wurde der Orden der Weißen Sonne im Jahr 2390 des Vierten Zeitalters in Qum'Ran als erster Templerorden von niemand anderem als Blaeran dem Seligen selbst.


Größe:

In den ersten Jahren nach seiner Gründung war der Orden der Weißen Sonne lange Zeit der größte Templerorden überhaupt, doch heute, im Fünften Zeitalter der Welt, haben ihn andere längst überflügelt. Dennoch ist der Orden der Weißen Sonne alles andere als klein. Der Orden hat eine reguläre Sollstärke von etwa neuntausend Mann, wovon etwa achttausend Templer sind: dreitausend zu Pferd, eintausend Bogenschützen, zweitausend Lanzer und zweitausend Schwertkämpfer, während der Rest aus 'Kämpfenden Brüdern und Schwestern' besteht, also aus Tempelmagiern, Spähern und Sappeuren, die gemeinsam etwa fünfhundert Köpfe zählen. Die übrigen fünfhundert Männer und Frauen stellen die Besatzung des Craks und sind Waffenschmiede, Kämmerer, Stallburschen, Handwerker, Köche, Knechte und sonstige Bedienstete. Meistens schwankt die Anzahl der Templer und kämpfenden Brüder des Ordens der Weißen Sonne jedoch zwischen siebentausendfünfhundert und etwa zehntausend Mann.


Einflussbereich und Verbreitung:

Der Orden der Weißen Sonne hat nur einen einzigen Sitz, den Crak von Rixa in den Tafarabergen, schützt jedoch aufgrund seiner zahlenmäßigen Stärke und der Leere der umliegenden Lande ein sehr großes Gebiet. Sein Einflussbereich umfasst das gesamte Südwestazurien und erstreckt sich auf das Mondfallgebirge, die Sacaleynda oder Knochenwüste, die Tafaraberge und – da die Templer sowohl bei den Semanga der südlichen Sahil Sahyun als auch in Naggothyr hochgeachtet sind – auch die Ebene von Dhana und die Grenzgebiete des Treibsandmeeres bis zum Bar el-Atbár im Osten.


Bedeutende Ordensburgen:

Der Orden der Weißen Sonne besitzt nur eine einzige wirkliche Ordensburg, doch das ist eine gewaltige Festung: der Crak von Rixa ist eine mächtige Trutzburg, mehr als sechshundertfünfzig Schritt hoch auf einem Bergsattel gelegen, der zu allen Seiten hin steil abfällt, und zählt zu den größten Festungsanlagen der gesamten Immerlande. In Azurien wird der Crak von Rixa auch die Festung Tell Kalakh genannt. Es heißt, der Crak mit seinen gigantischen Hallen und labyrinthischen Gewölben, seinen mächtigen Wehrtürmen und unterirdischen Quellen sei so groß, dass hinter seinen vielen Schritt dicken Mauern fünftausend Krieger samt Pferden und Ausrüstung fünf Jahre lang einer Belagerung standhalten könnten.


Innere Struktur und Aufbau der Organisation:

Wie alle Templerorden ist auch der der Weißen Sonne streng militärisch und hierarchisch strukturiert. An der Spitze des Ordens der Weißen Sonne steht jedoch nicht nur ein Ordensmeister, sondern der Großmeister aller Shenrahtempler. Dann folgen die Offiziere des Ordens als da wären Marschall/Marschallin, Präzeptor/Präzeptorin, Kastellan/Kastellanin, Tressler oder Münzmeister, die Seneschalle der Templer und Kommandanten der 'Kämpfenden Brüder und Schwestern' und die Sergeanten. Alle anderen sind einfache Templer oder Kämpfende Brüder und Schwestern sowie Bedienstete im Dienst des Ordens. 


Finanzstatus:
Da der Orden der Weißen Sonne ist reich, was vor allem an den wertvollen Bodenschätzen der Tafaraberge liegt, an denen sie de facto die alleinigen Schürfrechte haben, was sie auch wohl zu nutzen wissen. Sie betreiben ergiebige Saphir-, Topas- und Opalminen in der Nähe des Craks (oder vielmehr lassen sie betreiben) und schürfen auch nach Kupfer, Eisen, Gold, Silber, Steinöl, Bauraq und Zink sowie nach weiteren Edelsteinen, etwa Sonnensaphiren, Turmalinen, unscheinbaren, aber machtvollen Runensteinen, Azurinen, Rubinen und Smaragden, um nur einige zu nennen – natürlich alles im Namen der Götter und zum Wohlgefallen ihrer heiligen Tempel. Abgesehen davon strömen scharenweise Pilger auf Shenrahs Thron und opfern klingelnde Münzen dafür, die goldenen Füße der Statue des Sonnengottes auf seinem Gipfel küssen zu dürfen, und die Templer des Ordens der Weißen Sonne lassen sich von reichen Kaufleuten und Magiern ihre Schutzdienste durchaus auch entlohnen.


Bedeutende Persönlichkeiten:

Sire Gawan Loherangrîn, Großmeister aller Shenrahtempler, Ordensmeister des Ordens der Weißen Sonne und Landkomtur der Ballei Rixa, Herr des Crak, in Azurien auch oft der Emir von Tell Kalakh genannt.

Der Rat des Ordens der Weißen Sonne:
Sira Jahandara Schneeauge, Marschallin der Reitergarde des Ordens und Stellvertreterin Sire Gawan Loherangrîns
Sire Telramund von Roann, Präzeptor des Ordens und Waffenmeister des Craks
Sire Abd Ar-Rahman, Kastellan des Craks, genannt Abd von den Sieben Steinen
Sire Bérard von Tramalain, Tressler oder Münzmeister des Ordens
Sire Lewelyn von Fál, Seneschall der Lanzergarde des Ordens
Sire Lanfranc Waleran von Branda, Seneschall der Bogenschützen des Craks
Shu'ra Ragnararîl aus dem Haus Vendisfaêr, Erzmagierin des Elements Erde und Kommandantin der Tempelmagier
Tishrin Thani, Kommandant der Sappeure des Ordens
Gamedat Gharibe, genannt Gamedat der Fremde, Kommandant der Späher des Craks, ein Targa
Maester Waifar von Layrd, Heilkundiger und Alchemist des Craks


Einfluss und Beziehungen:

Der Einfluss des Ordens der Weißen Sonne in Azurien ist groß, nicht zuletzt, weil sie schon aufgrund ihrer militärischen Stärke eine ernstzunehmende Macht in jenen Landen darstellen, und reicht weit über die südlichen Wüsten hinaus. Sie pflegen sehr gute und freundschaftliche Beziehungen zu den Zentauren Sar Perduins und zum Schah von Naggothyr, unterhalten diplomatische Beziehungen zum übrigen azurianischen Städtebund und zum Sokadórischen Handelskabinett auf den Sommerinseln.


Feinde und Verbündete:

Ihre erklärten Feinde seit alters her sind die Blakkavari, der Vierte Orden des Blutes und alle widernatürlichen Geschöpfe der Finsternis und der Unheiligen Legionen. Die Sandnarge Doggras, Kûshs und Tor'gatuls zählen auch nicht unbedingt zu ihren Freunden, wenn sie auch nicht ständig die erklärten Feinde des Ordens der Weißen Sonne sind. Zu den mächtigen Verbündeten des Ordens zählen die Zentauren Sar'Perduins und der Schah von Naggothyr sowie natürlich alle anderen Templerorden der Immerlande.


Historie:
Nach seiner Gründung im Jahr 2390 des Vierten Zeitalters in Qum'Ran, war der Orden der Weißen Sonne zunächst in der Zitadelle von Sonne und Mond in der Hauptstadt des Imperiums stationiert und sein Ordensmeister war niemand anderes als der legendäre erste Templer Blaeran der Selige selbst. Ihm folgten hunderte seiner treu ergebenen Ritter in den Templerstand, so dass der Orden der Weißen Sonne rasch an Zahlenstärke gewann und dem Rat der Zwölf und mit ihm den Tempeln der Götter eine militärische Macht verlieh. Doch der glanzvolle Aufstieg des Ordens fand ein jähes Ende, als Blaeran – formell noch immer Gemahl der Imperatrix Clothra, die 2401 VZ kinderlos verstorben war – und somit Regent für den unmündigen Thronerben Ciar II., seinen Neffen, im Jahr 2402 VZ vom Usurpator Cinaron ermordet wurde, der sich in diesem Zuge auch gleich noch seines eigenen Halbbruders, des Kronprinzen, entledigt hatte. Die Templer des Ordens der Weißen Sonne, obwohl eigentlich zur Neutralität verpflichtet, verlangten Rache, der Rat der Zwölf, von den Ereignissen vollkommen überrumpelt, drängte händeringend auf Mäßigung und Cinaron, nunmehr als Cinaron der Prächtige von eigenen Gnaden auf dem Imperatorenthron Ûrs, fackelte nicht lange und ließ kurzerhand sämtliche Templer durch imperiales Dekret aus Qum'Ran verbannen. Die heiligen Krieger vom Orden der Weißen Sonne dachten jedoch gar nicht daran, dem Befehl Folge zu leisten und das nachfolgende Gemetzel zwischen Templern und Imperatorengarde rund um den Palasthügel nahm solche Ausmaße an und wütete derart schrecklich, dass der Rat der Zwölf schließlich Einhalt gebot und den Templern den Abzug befahl, um weiteres Blutvergießen unter Unschuldigen zu verhindern. Sie entsandten den Orden der Weißen Sonne unter dem Vorwand, dort das Grab der heiligen Lujain und die Pilger auf der Ras Melshakh zu beschützen nach Saïda - und Cinaron war klug genug, ihren Abzug nicht zu behelligen. So waren die Templer vom Orden der Weißen Sonne unter ihrem neuen Ordensmeister Sire Osorkon von Lyssandei dazu verdammt, den neunzehn Jahre währenden Machtkampf zwischen Imperator Cinaron und dem Rat der Zwölf Mächte in Qum'Ran nur aus der Ferne zu beobachten, doch sie waren immer noch nahe genug, um dem Herrscher auf dem Thron Ûrs als beständige Warnung präsent zu bleiben. Ihre Anwesenheit war es wohl auch, die eine schlimmere Eskalation der Geschehnisse zwischen den Vertretern der Tempel und dem Imperator verhinderte.

Als nach dem Tod Cinarons im Jahr 2420 VZ Imperator Chartachor in Qum'Ran an die Macht kam, der zwar ebenso pragmatisch wie sein Vater, jedoch von vollkommen anderem Charakter war als dieser, kehrten die Templer vom Orden der Weißen Sonne endlich wieder an die Seite des Rats der Zwölf zurück und ihr Ordensmeister – der bereits ergraute Sire Osorkon – bekam von Imperator Chartachor beim prunkvollen Einzug in die Stadt feierlich das heilige Schwert Schattenfluch überreicht (allerdings ohne den Stern von Ûr, den schon Cinaron aus dessen Knauf hatte brechen lassen). Bis zum Jahr 2727 VZ stellte der Orden der Weißen Sonne fortan in Qum'Ran die Hausmacht der Zitadelle von Sonne und Mond, des Hut-net-hehu-em-renput und des Rats der Zwölf Mächte, dessen Aufstieg und Blütezeit mit der Herrschaft Chartachors anbrach. Mit dem Aufkommen weiterer Shenrahtemplerorden – und anderer Templerorden, die anderen Göttern dienten – wurden es in den Jahrzehnten nach der Rückkehr des Ordens der Weißen Sonne nach Qum'Ran zum Brauch, aus den Reihen der Ordensmeister je einen Großmeister zu wählen, ähnlich den Hierarchen aus den Reihen der Hohepriester. In den folgenden dreihundert Jahren bis zum Ende des Vierten Zeitalters stellte allein der Orden der Weißen Sonne sieben Großmeister der Shenrahtempler. Als im Jahr 2727 die Vierte der Dunklen Plagen, angeführt von den Blakkavari, dem Vierten Orden des Blutes, über den Westen Assuarans hereinbrach, war das Imperium von Ûr bereits derart im Zerfall begriffen und von allen Seiten durch Kriege und Aufstände bedroht, dass dem Rat der Zwölf nichts anderes übrig blieb, als seine Hausmacht, den Orden der Weißen Sonne, nach Süden zu entsenden, um den in Bedrängnis geratenen Zentauren und Menschen der südlichen Ebenen beizustehen. Das entsetzliche Wüten der Munduskinder des Vierten Blutordens hatte bereits alle Gebiete zwischen dem Sar Perduin, dem Fluss Farafar und dem Mondfallgebirge verwüstet und ganze Landstriche dabei entvölkert. Die Templer vom Orden der Weißen Sonne, Einheiten des Ordens der Rabani und die verbündeten Zentauren schlugen die Blakkavari in der Schlacht von Kharuba und an den Farafarfurten, konnten die Munduskinder jedoch nicht gänzlich besiegen.

Jene Vampire des Vierten Blutordens, die 'überlebten' flohen in die Tafaraberge und blieben im Verborgenen dort bestehen. Der Orden der Weißen Sonne ersuchte den Rat der Zwölf um Erlaubnis, die Blakkavari weiter zu verfolgen, aufzuspüren und vollends vom Angesicht Rohas zu tilgen, was ihm auch gewährt wurde. Zum Dank für ihren Beistand erhielten sie von den Zentauren Assuarans deren alte Festung Rixa in den Tafarabergen und großzügige Landschenkungen rings um den heiligen Berg Shenrahs Thron als Ballei, und so kam es, dass der Orden das Herrschaftsgebiet des Imperiums von Ûr verließ, seinen Sitz in den Bergen nahm und die Zentaurenfestung zum Crak von Rixa ausbaute. Als sich die Ereignisse gegen Ende des Vierten Zeitalters zu überschlagen begannen, der Krieg der Ungezählten Tränen ausbrauch und die Unheiligen Legionen über die Lande des Südens herfielen, waren es vornehmlich die Templer vom Orden der Weißen Sonne, die den Süden Assuarans, den Golf von Madrasset und die Ebenen von Dhana beschützten. Sie waren es auch, welche die Heerscharen von Nargen, Dämonen und Munduskindern in der Schlacht von Qula besiegten, die Khairtamir von Barqa und Raukatain Schwarzdorn vor den Toren Kait Beys gekreuzigt und anschließend die Stadt im Delta des Bar el-Atbár geschleift hatten, und nun die Überlebenden der Vierstädte weiter vor sich her nach Westen trieben. Der Orden der Weißen Sonne sorgte für das sichere Geleit der überlebenden Zentauren nach Sar Perduin und nahm sich auch der zahllosen menschlichen Flüchtlinge aus dem Osten an, brachte sie auf Schiffe, die in sicherere Lande fuhren oder bot ihnen Obdach im Crak von Rixa.  So kam es, dass die Templer vom Orden der Weißen Sonne nicht auf dem Feld von Samara kämpften, wo zahllose ihrer Brüder und Schwestern ihr Leben im Dienst der Tempel ließen, der Rat der Zwölf einen schrecklichen Blutzoll zahlte und die vereinten Heere von Menschen, Elben, Zentauren und anderen sich den Geschöpfen der Finsternis und den Unheiligen Legionen der Neun Höllen stellten. Die nachfolgenden Zerstörungen und gewaltigen Umwälzungen, die verheerenden Stürme, Feuersbrünste und Erdbeben bis zum Ende des Vierten Zeitalters überstanden der Orden und jene, die er aufgenommen hatte, hinter den sicheren Mauern des Crak relativ unbeschadet und dank der gewaltigen Ausmaße und Kapazitäten der Festung auch ohne großartig Hunger leiden zu müssen.

In den Anfangsjahren des Fünften Zeitalters war der Orden der Weißen Sonne wie alle der wenigen im Süden verbliebenen Templer, Priester, Waldläufer, Druiden, Ordensjäger, Sithechjünger und andere hauptsächlich damit beschäftigt, die Kreaturen der Finsternis, welche den Krieg der Ungezählten Tränen und die nachfolgenden Verwüstungen überlebt hatten, aufzuspüren, zu jagen und zur Strecke zu bringen oder zurück in die unwirtlichen Wüsten der Rubinküste zu treiben. Es gelang ihnen nicht zu verhindern, dass die überlebenden Narge der Schlacht von Qula sich in der Knochenwüste ansiedelten, wo sie sich etwa ab dem Jahr 10 FZ in den Ruinen Torgas in den Farafarschluchten niederließen – doch sie waren nur wenige und richteten kaum Unheil an. Ein Großteil der Templer des Ordens der Weißen Sonne war bis zum Jahr 20 FZ mit dem Aufbau der Stadt Naggothyr in den Ruinen Kait Beys im Delta des Bar el-Atbár beschäftigt – oder vielmehr mit dem Schutz jener, welche die Stadt gründeten und sie errichteten, während nur wenige im Crak von Rixa zurückgeblieben waren, der zudem immer noch von zahllosen Kriegswaisen und Flüchtlingen bewohnt wurde. So kam es, dass auch die "Gründung" der Stadt Kheyris im Jahr 13 FZ durch eine Horde Halsabschneider, Deserteure, Piraten und Schmuggler – es fanden sich tatsächlich bemerkenswert wenige einigermaßen anständige Seelen unter den Gründervätern dieser Stadt – auf den Ruinen der alten zentaurischen Stadt Madrasset, ein wenig "an den Templern vorbeiging". Das mag zum einen daran gelegen haben, dass in jenen Jahren Flüchtlingslager und Piratenverstecke in jeder halbwegs geschützten Bucht und in vielen Ruinenstädten des einstigen Imperiums wie Pilze aus dem Boden schossen, zum anderen daran, dass die Templer der Weißen Sonne als einziger verbliebener Orden im Süden Azuriens kaum damit fertig wurde, all die gefährlichen Brandherde jener finsteren Tage zu löschen und ja noch immer heftige Sandstürme tobten oder die Erde bebte. Das änderte sich erst, als im Jahr 20 FZ schließlich die 'Große Heilung' gelang und der Leib Rohas sich allmählich wieder beruhigte, doch es sollte noch weitere fünfzehn Jahre dauern, ehe auch in Südazurien allmählich wieder so etwas wie eine Ordnung entstand… wenn sie auch nicht immer sonderlich rechtmäßig oder götterfürchtig war.

Im Jahr 30 FZ erreichte den Orden endlich Nachricht vom Rest des Rats der Zwölf, der inzwischen in den Herzlanden am Ostufer des Ildorel eine neue Heimat gefunden hatte, doch die Templer der Weißen Sonne konnten kaum ein halbes Dutzend der ihren entbehren, um sie ihrem Hierarchen zu senden – allerdings, hier sind sich die Gelehrten einig, ist es auch der Korrespondenz zwischen dem Orden und dem Rat zu verdanken, dass man in Ildorien zum einen ein Bild vom ganzen Ausmaß der Zerstörung im Süden bekam und erfuhr, dass es auch jenseits von Mar'Varis noch götterfürchtige Seelen gab, die am Leben waren und um ihr Fortbestehen rangen. Im Jahr 40 FZ kehrten die meisten Templer der Weißen Sonne nach Rixa zurück, nur um sich dort schon der nächsten Bedrohung gegenüberzusehen, denn die Blakkavari, der Vierte Orden des Blutes, wieder erstarkt, erschienen erneut in den Tafarabergen und in ihrem Gefolge ein bis dahin unbekannter Schrecken - verwandelte Narge in den Reihen der Munduskinder. Den Templern des Crak gelang es zwar, diese Bedrohung in vier rasch aufeinanderfolgenden Schlachten – dem Massaker von Saham (42 FZ), der Schlacht der Vier Nächte im Wadi Wa at-Tayyin (43 FZ), der Schlacht von Al-Batina (ebenfalls 43 FZ) und der Schlacht von Taqah (44 FZ) – einzudämmen, doch auch diesmal konnten sie die Blakkavari nicht vollständig vernichten und führen seither einen immer wieder aufflammenden Kampf gegen sie. Im Jahr 43 FZ schlossen sich in Kheyris die Piraten und Korsaren der Bucht des Stolzes unter Saman Nasr zu den gefürchteten "Roten Korsaren" zusammen und wurden kaum einen Zwölfmond später prompt zur Flotte der Stadt erklärt – ein Umstand, der dem Orden der Weißen Sonne sicher ein Dorn im Auge war, doch beschäftigt mit ihrem Feldzug gegen die Blakkavari (einer weit größeren Bedrohung als ein paar verlausten Freibeutern auf wurmstichigen Schiffen), konnten oder wollten die Templer nichts dagegen unternehmen… oder waren schlicht nicht in der Lage, einen Zwei-Fronten-Krieg zu führen.

Ihre Kämpfe gegen die Munduskinder hatte den Templern der Weißen Sonne gravierende Verluste zugefügt – so schwerwiegende, dass sie kaum in der Lage waren, die Gläubigen zu schützen, die in den Jahren 50 bis 60 FZ allmählich wieder die alten Pilgerwege bereisten, und auch die Narge Torgatuls konnten sich in jenen Jahren relativ ungehindert ausbreiten und an anderen Oasen – Kûsh und Doggra – in den Tafarabergen Fuß fassen. Mit Gründung des Azurianischen Städtebundes im Jahr 75 FZ brachen dann auch für den Orden der Weißen Sonne wieder bessere Zeiten an… die erschöpften Goldvorräte konnten durch den allmählich auflebenden Handel mit Edelsteinen und kostbaren Metallen wieder gefüllt werden und es schlossen sich auch wieder vermehrt Ritter den Templerorden an. Das war auch gut so, denn ab dem Jahr 100 FZ begannen die Überfälle der Sandnarge auf Pilger und Reisende entlang der Straße der Vierzig Tage oder auf dem Schattenpfad durch die Tafaraberge nach Rixa - bis zum Jahr 350 FZ blieben diese Überfälle allen Göttern sei Dank jedoch eher selten. Als im Jahr 290 FZ in Kheyris die Pest ausbrach und grausam dort wütete, waren es die Templer der Weißen Sonne, welche die Stadt auf den Landwegen abriegelten und einmal mehr mit großen Einheiten sowohl die Straße der Vierzig Tage durch die Sahil Sahyun, als auch Naggothyr bewachten, so dass es ihnen zu verdanken ist, dass die Seuche sich nicht ins Landesinnere ausbreiten konnte – gegen die Verschleppung des Schwarzen Todes in die Rhaínlande durch die Südmeerfahrer der Silbermeerhanse waren sie allerdings machtlos.

Ein großes Unglück traf die Templer des Crak von Rixa im Jahr 341 FZ, als der schreckliche Tropensturm 'Ranu' den Golf von Kheyris mit voller Wucht heimsuchte und den Sonnenhafen mit allen darin ankernden Schiffen vernichtete. Die 'Relisschwinge', zu dieser Zeit auf See, überstand als einziges Schiff des Ordens unbeschadet den Sturm und es kostete die Templer der Weißen Sonne ein Vermögen an Gold und Edelsteinen, sowohl den Hafen wiederaufzubauen, als auch ihre kleine Flotte wiederherzustellen. Nicht lange nach diesen Ereignissen begannen die Überfälle der Sandnarge auf Handelskarawanen, Reisende und Pilger auf der Straße der Vierzig Tage und in den Tafarabergen zuzunehmen und wuchsen sich bis zum Jahr 380 FZ zu einer wahren Plage aus, was sowohl die Templer des Ordens der Weißen Sonne, als auch die Zentauren Sar Perduins auf den Plan rief. Doch nach mehreren blutigen Scharmützeln und einigen ernsthaften Kämpfen ebbten diese Überfälle allmählich wieder ab, wenn sie auch bis zum heutigen Tag eine beständige Gefahr in der Sacaleynda und der Sahil Sahyun darstellen. Im Jahr 400 FZ – der Orden der Weißen Sonne feierte sein siebenhundertfünfzigjähriges Bestehen – gelang den Templern des Crak ein entscheidender Schlag gegen die Munduskinder vom Orden der Blakkavari. In der Schlacht von Kasar Rhilane gelang es ihnen, das halbe Lorjen und viele Angehörige des Kadjen des Ordens, darunter Jod, Waw, Nun und Tet, zu vernichten und dem Vierten Blutorden somit gewaltigen Schaden zuzufügen – auch wenn ihnen He und Daleth und die übrigen Angehörigen des Kadjen der Blakkavari einmal mehr entkamen. Dennoch, die Verluste, welcher der Vierte Blutorden hinnehmen musste, schwächten ihn derart, dass er sich bis heute nicht wieder davon erholen konnte: die Blakkavari sind seit jener Zeit im wahrsten Sinne des Wortes in der Versenkung verschwunden, auch wenn die Templer des Crak die Gefahr nicht vergessen haben und nicht müde werden, vor ihnen zu warnen und nach ihnen zu suchen. Der Wirbelsturm 'Na-nauk', welcher im Jahr 483 FZ durch den Golf von Kheyris fegte, verschonte zwar auch den Sonnenhafen der Templer nicht, doch diesmal hatten sie Glück im Unglück und nur geringe Schäden zu beheben. Die nächsten Jahrzehnte vergingen für den Orden vergleichsweise beschaulich und unspektakulär, sieht man von den regelmäßigen Zusammenstößen mit den räuberischen Sandnargen der 'Tausend' ab, die nach wie vor in der Sacaleynda und Sahil Sahyun ihr Unwesen treiben. Im Jahr 503 FZ wurde Sire Gawan Loherangrîn von Sûrmera zum Ordensmeister der Weißen Sonne gewählt und im Jahr 511 FZ zum Großmeister aller Shenrahtempler bestimmt.


Die Organisation heute:

Heute, im noch jungen fünften Jahrhundert des Fünften Zeitalters, hat der Orden der Weißen Sonne wieder beinahe seine Sollstärker erlangt und ist gut gerüstet für die dunklen Dinge, die da kommen werden – und dass sie kommen bezweifelt im Crak von Rixa niemand. Die Blakkavari verhalten sich seit langem auffallend still, und selbst die Templer vom Orden der Weißen Sonne haben erkannt, dass die Sandnarge nach fünfhundert Jahren keine homogene Masse an Feinden mehr darstellen… auch wenn die 'Tausend' nach wie vor eine Bedrohung sind, die in Schach gehalten werden muss. Doch in letzter Zeit wispert man noch andere Gerüchte in Azurien… über Munduskinder in uralten imperialen Ruinen und über seltsame Geschehnisse an verborgenen Orten und finstere Machenschaften in Kheyris, dem Schandfleck des azurianischen Städtebundes…


Ruf der Organisation:
Unter Templern selbst und unter allen anderen Streitern oder Verbündeten der Tempel, aber auch unter den Zentauren hat der Orden der Weißen Sonne als ältester aller Templerorden, gegründet von Blaeran dem Seligen selbst, einen wahrhaft legendären Ruf.Auch in Naggothyr und bei den Semanga wird der Orden in höchsten Ehren gehalten. In Mar'Varis und Harkan'nar genießen die Templer von Tell Kalakh hohes Ansehen, in Culuthux zollt man ihnen etwas widerwilliger Respekt. Die meisten Sandnarge fürchten und verachten die Templer, und auch in Kheyris sind sie alles andere als willkommen, auch wenn sich die Stadt - aus einer nicht mehr allzu unbegründeten Furcht vor einem Erhabenen Marsch -  hütet, ihre Abneigung gegen die heiligen Streiter allzu deutlich zu machen. Bei den Munduskindern und den Unheiligen Legionen sind diese Templer natürlich ganz besonders verhasst. 


Gerüchte, Meinungen, Legenden:

Es gibt unzählige Gerüchte, Sagen und Legenden über den Orden der Weißen Sonne, doch die meisten älteren Geschichten über den Orden gingen mit dem Fall des Imperiums ebenso unter und verloren, wie alles andere in Ûr. Als gesichert gilt, dass im Crak von Rixa zahllose alte Schriften, Schätze, besondere und magische Gegenstände oder sogar Artefakte aus den Vierstädten verwahrt werden, denn es waren die Templer der Weißen Sonne, die die Flüchtlinge aus Tandora, Lyssandei, Goth und Pejora nach ihrer langen Flucht aufgenommen hatten. Auch sollen die Templer aus den Ruinen der imperialen Städte Kharuba und Reqem Sela die Schätze der Tempel und heiligen Stätten dort geborgen haben. Eine andere Geschichte (tatsächlich entspricht sie der Wahrheit und ist auch kein Geheimnis, auch wenn der Orden das nicht in die Weiten Rohas hinausposaunt) erzählt davon, dass die Gebeine des heiligen Blaeran des Seligen von den Templern aus den Ruinen des zerstörten Qum'Ran geborgen und tief in die Gewölbe des Craks gebracht worden waren, wo ihr legendärer Gründer zur letzten Ruhe gebettet wurde. Berühmt sind die Templer des Craks außerdem für die Zucht ihrer erstklassigen Schlachtrösser, der Kelakhpferde, die der Legende nach auch Blut der berühmten Amarapferde führen, jener wenigen Tiere, welche die Frauen und Kinder der Kersaren (die vereinten Stämme der Khasaren und Keraiten) bei sich hatten, als sie von den Templern nach der Schlacht von Qula aufgegriffen und in Sicherheit gebracht wurden. Anderes und sehr viel dunkleres Gerede berichtet davon, dass die Templer beim Sturm auf Kasar Rhilane, der damaligen Domäne der Blakkavari, nicht nur viele Angehörige des Kadjen dieses Blutordens vernichteten, sondern auch einige ihrer bestgehüteten Schätze, Waffen und Schriften erbeuteten… unter anderem das Daemonikon, ein Buch über die Hierarchien und Dämonen der Neun Höllen, unvorstellbar finster und unermesslich wertvoll oder die Augen Blakkavars, eine magische Maske und finsteres Artefakt, das Mundus selbst einst seinem Diener Blakkavar, ehemaliger He des Vierten Blutordens, übergeben haben soll, um nur zwei Beispiele zu nennen.


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