~ Straßen und Handelsrouten der Immerlande ~


So wenige wirklich großen Handelsstraßen und Karawanenrouten es in den Immerlanden auch geben mag, gemessen an den gewaltigen Ausdehnungen des Kontinents und eingedenk der Tatsache, wie dünn die Immerlande im Allgemeinen besiedelt sind, sind sie so etwas wie seine unverzichtbaren Lebensadern. Ob die großen imperialen Straßen alter Zeit, schiffbare Flüsse oder etablierte Seewege: die Handelsrouten verbinden Länder und Völker, dienen dem Transport von Gütern und Waren, und ermöglichen den Austausch von Wissen und Kultur weit über die eigenen Landesgrenzen hinaus. Auf ihnen marschieren Pilger und Armeen, Handelszüge und Entdecker, reisen Abenteurer, Siedler, Gelehrte, Meldereiter, Wanderer, fahrende Händler, ganze Karawanen und Handelszüge, Söldner und Heckenritter, Spielleute, Gaukler, Kesselflicker und Bauern, kurz – einfach jedermann.


Zu den ersten dauerhaften Straßen der Immerlande zählen die Tamarlonischen Straßen, mancherorts auch Dracayrenstraßen genannt, die in den Drachenlanden und in Teilen der Ostlande auch heute noch in Gebrauch sind: in der Mitte tamarlonischer Straßen ist ein befestigter und gepflasterter Fahrweg angeordnet, der breit genug für zwei Fuhrwerke nebeneinander sein muss, also mindestens 7 – 8 Schritt Breite aufweist. Entweder an beiden Seiten des Fahrweges oder mindestens an einer ist ein Reitweg von zweieinhalb Schritt Breite angelegt, der meistens nur befestigt und nicht gepflastert ist. Alle größeren Straßen der heutigen Drachenlande, also der Vier Freien Herzogtümer und des Ordenslandes, sind Tamarlonische Straßen, ebenso der 'Grasweg' und die Silberstraße der Ostlande sowie einige der alten Straßen um die Triadestädte Ambar, Alayz und Cardossa. Die allermeisten von ihnen sind nach wie vor in Gebrauch und gut Instand gehalten, der Grasweg allerdings ist nahezu zugewuchert und auch um den Erhaltungszustand der Silberstraße ist es nicht besonders gut bestellt. Für ihre Erhaltung und die Sicherheit der Reisenden auf ihnen sind die jeweiligen Landesherren zuständig, durch deren Gebiete sie verlaufen – in den Steppen der Ostlande scheren sich allerdings weder Tharndrakhi noch Thundrassar oder Resande großartig um so etwas wie Straßen.


Neuer und moderner sind die Imperialen Reichsstraßen des Imperiums von Ûr, die zwar einen ähnlichen Aufbau haben, aber gemeinhin noch etwas breiter und besser drainiert sind. Sie besitzen allerdings keine eigens seitlich angelegten Reitwege mehr. Auch wenn das Imperium von Ûr schon lange untergegangen sein mag, in jenen Ländern, die einst seine Provinzen waren, also in Immerfrost, den Rhaínlanden und Herzlanden, hält man an den alten imperialen Erlassen bezüglich der großen Handelsstraßen weiterhin fest. Die Lande Azuriens, die während des Untergangs von Ûr die meisten Zerstörungen erfuhren und zu sandigen Wüsten wurden, sind hiervon ausgenommen, da deren imperiale Straßen mit den Städten und Landschaften Ûrs untergingen. Der Frostweg in Immerfrost sowie den Rhaín- und Herzlanden, die Große Südstraße und der Sandweg der Herzlande sind beispielsweise Imperiale Reichsstraßen.


So gilt auch im Fünften Zeitalter, mehr als fünfhundert Jahre nach dem Fall von Ûr noch immer, dass eine solche Straße mindestens acht bis zehn Schritt Breite besitzen und auf einem tragenden Untergrund gepflastert sein muss. Außerdem muss sie eine Krümmung aufweisen, so dass das Regenwasser ablaufen und sich in den Straßengräben sammeln kann. Zur Überquerung von Flüssen haben wo immer möglich Brücken zu dienen, ansonsten muss es Fährverbindungen geben oder wenigstens eine geeignete Furt. Alle 30 Tausendschritt soll sich ein – am besten befestiger – Gasthof finden, der auch als Station für Botendienste, Mietstall und Basis für die Patrouillen von Karawanenwächtern und Straßenwachen dient und einen Rabenschlag besitzt und alle sechzig Meilen muss ein solcher Gasthof auch über eine Schmiede und Stellmacherei verfügen. Ferner sind Wälder und Strauchwerk zu beiden Seiten einer Imperialen Reichsstraße – abgesehen von Alleebäumen, die zum Schutz vor Wind und Sonne gepflegt werden sollen – auf mindestens vier Schritt Breite von der Straße fernzuhalten. Für die Sicherheit der Reisenden auf den Imperialen Reichsstraßen und deren Erhaltung ist in dem jeweiligen Reich, durch das sie führt, die Krone verantwortlich – abgesehen von den Herzlanden, wo all dies den einzelnen Landesherren, also den Fürsten und/oder Stadträten obliegt. Zoll und Maut werden sowohl an Tamarlonischen wie auch an Imperialen Reichsstraßen im Fünften Zeitalter der Welt nur an den Außengrenzen der jeweiligen Reiche erhoben, durch die sie führen.


Die sogenannten Kronstraßen – oder Provinzstraßen, wie sie in früheren Zeiten hießen – sind von etwas geringerer Qualität und zwar immer befestigt, jedoch nicht zwingend durchgehend gepflastert. Auch sie sollen mindestens zwei Fuhrwerke breit sein, Flüsse an geeigneten, ungefährlichen Furten überqueren und zumindest alle vierzig bis sechzig Tausendschritt einen Gasthof aufweisen. Auf Kronstraßen wird für gewöhnlich keine Maut erhoben, es sei denn die Schatzkammern des betreffenden Landesherrn, durch dessen Gebiete sie verläuft, sind gerade sehr leer. Für ihre Erhaltung und die Sicherheit der Reisenden sind die Landesherren zuständig.


Wegelagerei auf den großen Handelsstraßen – ganz gleich welcher Art – und Raubüberfälle auf deren Gasthäuser sind allerorts in den Immerlanden ein schweres Verbrechen, das für gewöhnlich auch die Todesstrafe nach sich zieht. Allerdings stellen Räubereien auf den großen Handelsstraßen mitunter ein recht einträgliches Geschäft für Straßenräuber, Banditen und Raubritter dar, schließlich ziehen auf ihnen Handelszüge mit allerlei kostbaren Waren dahin, die nicht immer über ausreichend eigene Wächter verfügen…  und die Straßenwächter sind oft nur wenige, zudem weit verstreut und in manchen Gegenden der Immerlande heißt es hin und wieder gar, sie würden ihren Sold ab und an dadurch aufbessern, dass sie 'in die andere Richtung schauen'.


Die übrigen 'Straßen' – und das sind in den Immerlanden wohl die meisten - sind oftmals kaum bessere Feld-, Wald- und Wiesenwege, wenn sie nicht ohnehin mehr einem 'zufällig von einer größeren Anzahl an Wesen platt getrampelten Stück Land' bezeichnet werden müssen. Die besten von ihnen bestehen aus festgestampftem Boden, der vielleicht teilweise noch mit Kies, Sand oder feinerem Schotter aufgefüllt und am Rand mit in den Boden gerammten Holzpflöcken befestigt ist, und können immerhin die ein oder andere Holzbrücke und bisweilen ein Gasthaus vorweisen, während der größte Teil solcher 'Straßen' aus von Furchten durchzogenen Karrenwegen, Waldpfaden oder häufig genutzten Wildwechseln besteht. Sie verwandeln sich regelmäßig nach der Schneeschmelze oder heftigen Regenfällen in Schlammpisten und Morastlöcher auf denen es kein Durchkommen mehr gibt und können bei wirklichen Unwettern auch vollkommen weggespült werden. In trockenen Sommern hingegen erstickt man auf ihnen häufig genug am aufgewirbelten Staub.



Verschiedene Straßen der Immerlande
Die Alte Waldstraße der Herzlande im Winter, der Cambriaweg im Ordensland der Sturmschwerter, die Große Südstraße in Ildala und die Ras Melshakh in Azurien


Handelsrouten und Straßen sonstiger Gebiete
Geheimwege und Verborgene Pfade

 

 

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