~ Von den Reisezeiten, Entfernungen, Reisegeschwindigkeiten und Reisedauern in den Immerlanden ~

 

Reisezeiten



Die Reisezeiten, also die Zeiten im Jahreslauf, in denen Reisen am leichtesten - oder in vielen Gebieten überhaupt erst - unternommen werden können, werden im Wesentlichen von zwei Dingen bestimmt: von der vorherrschenden Witterung und den von ihr abhängigen Zuständen der Pfade, Wege, Straßen oder der grundsätzlichen Befahrbarkeit der Seewege. Im Norden der Immerlande ist dies aufgrund der langen Winter erst viel später im Jahr möglich, als in den Mittellanden mit ihrem gemäßigten und mediterranen Klima, während die Reisezeiten im Süden hauptsächlich von Regen- und Trockenzeiten bestimmt werden.


In den Mittellanden des Kontinents, also in den nördlichen Elben-, dem größten Teil der Rhaínlande, den nördlichen Herz- und Drachenlanden, in Teilen des Grünen Herzens und in den südlichen Ostlanden beginnt die Reisezeit je nach Winterlänge im Sturmwind, wenn die Tage länger und wärmer werden, die Straßen weniger morastig sind und die Flüsse genügend Wasser führen. In den mediterranen Breiten – dem größten Teil der Elben- und Herzlande sowie den südlichen Drachenlanden und im äußersten Norden Azuriens – beginnt die Reisezeit schon im Taumond, während sie in den kalt-gemäßigten und kalten Breiten des südlichen Immerfrosts, dem größten Teil des Grünen Herzens und der Ostlande, in Laigin und im südlichen Ardun frühestens Ende Sturmwind bis Mitte Grünglanz einsetzt, noch weiter nördlich auch erst Ende Grünglanz, Anfang Goldschein.


Unternehmungen, zu denen viele Berittene oder Fuhrwerke mit Zugtieren über größere Entfernungen aufgeboten werden müssen – ein Heerbann oder ein großer Handelszug mit vielen Fuhrwerken etwa – finden frühestens Mitte Sturmwind bis Mitte Grünglanz statt, wenn genügend Grünfutter für die Reittiere gewachsen ist. Generell ist zu sagen, dass das späte Frühjahr und der Frühsommer nahezu allerorts die bevorzugte Reisezeit darstellen. Reisen über Gebirgspässe können in allen kalt-gemäßigten und kalten Breitengraden der Immerlande grundsätzlich nur im Sommer unternommen werden, wenn die Passstrecken begehbar sind und die Lawinengefahr abgenommen hat.


Im Herbst – ab Ende Erntemond - werden für gewöhnlich keine Reisen mehr angetreten: im Norden wegen des anstehenden Winters, in den Mittellanden wegen im Schlamm versinkenden Wegen und Nebel, der die Orientierung erschwert, im Süden wegen der einsetzenden Regenzeiten. Handelskarawanen und Truppen, die ab Blätterfall noch in den kalt-gemäßigten und gemäßigten Breiten unterwegs sind, quartieren sich für gewöhnlich während der Wintermonde irgendwo ein. Zwischen Nebelmond und Ende Eisfrost unternimmt man Reisen nur auf höchsten Befehl oder in äußerster Dringlichkeit. Eine Ausnahme bilden die 'Winterfahrer', Händler der Resande und Thundrassar der Ostlande, die zumindest, wenn keine Schneefälle herrschen, frostharte Wege und gefrorene Gewässer nutzen, und ihre schweren Wagen mit Kufen ausstatten.


Die Seefahrt ruht wegen der Winterstürme, der Eisbildung im Kalten Ozean und der vorherrschenden Windverhältnisse von Nebelmond bis Eisfrost – Teile des Südmeeres gelten sogar von Nebelmond bis Taumond als unbefahrbar. Auf dem Ildorel fehlen in den Wintermonden konstante Windströmungen aus Nordwest und Nord für Reisen nach Süden und die Stürme des späten Herbstes und zeitigen Frühjahrs sind auch auf dem riesigen Binnensee nicht zu unterschätzende Gefahren für Schiffe.

Entfernungen

Die Immerlande sind ein großer Kontinent, eine Landmasse von gewaltigen Ausmaßen und entsprechenden Entfernungen und keineswegs allerorts und bis in die letzten Winkel kartographiert. Die Kartographen und Landvermesser der Menschen, Elben und Zentauren schätzen, dass die Nord-Süd-Ausdehnung der Immerlande von Nordwacht an der See bis zu den Gestaden des Südmeeres an der Rubinküste gut 7200 Tausendschritt beträgt. Ungefähr genausoweit ist die Entfernung vom Nördlichen Polarkreis bis zum Cruinneban, der mitten durch die Sommerinseln verläuft. Die Stadt Aru'tua auf der Insel Kura'Kura liegt genau auf ihm, Moru'roa auf der Insel Sokatra nur einen Katzensprung darunter.


An der schmalsten Stelle des Kontinents, also von Fa'Sheel am Silbermeer im Westen bis zur Freien Stadt Cardossa im Narthakdelta am Ostmeer beträgt die West-Ost-Ausdehnung der Immerlande gut 6400 Tausendschritt. An der breitesten Stelle des Kontinents im Norden, von den Westküsten Immerfrosts bis zu den Gestaden der Grauen See im Osten gemessen, sind es etwa 10100 Tausendschritt – die der laiginischen Küste vorgelagerten Eilande der An t-Eilean Fada nicht mit eingerechnet. Im Süden der Immerlande beträgt die Ost-West-Ausdehnung von den Küsten der Elbenlande im Westen bis zu den Skelettküsten am Korallenmeer im Osten etwa 9620 Tausendschritt.


Die Entfernung vom Nördlichen Polarkreis bis zum Nordpol Rohas selbst kann nur geschätzt werden, doch da es von den Nordküsten der Immerlande bis zu den eisigen Gestaden Gronalands an den schmalsten Stellen schon knapp 1000 Tausendschritt sind, gehen die Gelehrten von mindestens 2000 Tausendschritt vom Polarkreis - der nur ein wenig unterhalb der ytgarðischen Ruinen von Uumannaq in den Eisigen Öden im Osten und in den Barbarenlanden des Nordwestens mitten durch den Ort Sandavágur verläuft – bis zum Pol selbst aus.


Solche Entfernungen spielen für das alltägliche Reisen zu Land in den Immerlanden natürlich kaum keine Rolle, selbst wenn man einem nomadischen Volk angehört oder zu einem der verwegensten Abenteurer oder frommsten Pilger zählt. Es sei denn natürlich, man ist ein Karawanenführer oder Handelsreisender, der auf der Strecke von Serathie in Immerfrost bis hinunter nach Naggothyr in Azurien unterwegs ist oder etwa ein Landvermesser im Auftrag des Rats der Zwölf, einer Handelsgesellschaft oder eines wissbegierigen Herrschers.

Doch auch fahrende Ritter, reisende Barden, Boten- und Meldereiter, Späher, Jäger, Waldläufer, umherziehende Druiden, Handels- und Entdeckungsreisende und natürlich Abenteurer auf einer Queste können mitunter weite Wegstrecken zurücklegen.

Reisegeschwindigkeit


Da die allermeisten Reisenden zu Fuß und 'auf Schusters Rappen' unterwegs sind, wobei sie auch noch Gepäck und Proviant tragen müssen, kommen sie verständlicherweise meist nur langsam voran. Eine gute Leistung für eine Tagesetappe sind etwa 30 bis 40 Tausendschritt am Tag – das gilt jedoch nur für einen jungen, kräftigen, gesunden Reisenden, der bei allerbesten Straßen- und Witterungsverhältnissen unterwegs ist und nicht trödelt. Ist das Wetter schlecht und sind die Bodenverhältnisse schwierig reduziert sich die an einem Tag zu schaffende Strecke schon ganz erheblich. Ein trainierter Läufer, der etwa Botschaft überbringen soll, schafft eine Tagesleistung von 65 Tausendschritt und die legendären Stafettenläufer der Nandé in den Arusha- und Daharsavannen sollen Nachrichten an einem Tag schon nahezu 300 Tausendschritt weit befördert haben.


Ein Reiter zu Pferd oder mit einem Maultier kann - je nach Bodenverhältnissen und Zustand seines Tieres – im Durchschnitt 50 bis 60 Tausendschritt pro Tag zurücklegen, muss aber mit Wasser und Futter für sein Reittier und den nötigen Fress- und Ruhezeiten kalkulieren. Ein berittener Kurier, der sein Pferd in Mietställen oder bei Handelsposten wechseln kann, schafft 80 bis 110 Tausendschritt am Tag. Die Jäger und Kundschafter der azurianischen Beduinen, die Ersatzpferde bei sich haben und ihre Tiere wechseln können, sind mit etwa 200 Tausendschritt pro Tag noch schneller. Die Reiterstafetten der Tharndrakhi des Tamarlonischen Meeres der Ostlande sollen es gar auf 375 Tausendschritt am Tag bringen.


Elche schaffen etwa 45 Tausendschritt am Tag, werden in Normand aber vornehmlich als Zugtiere eingesetzt und dienen als Reittiere nur in einigen Stämmen der Eisigen Öden. Ein gewöhnliches Lastmehara Azuriens hat eine durchschnittliche Geschwindigkeit von knapp 5 Tausendschritt in der Stunde, schafft also bei einer Tagesetappe von siebeneinhalb Stunden 37,5 Tausendschritt. Ein Reitmehara ist mit 45 - 50 Tausendschritt pro Tag schon etwas schneller. Schneebären, Elefanten, Dreihörner, Donnerechsen und Hyrningure sind mit einer Tagesleistung von etwa 25 - 35 Tausendschritt gemütlicher unterwegs, letztere vermögen aber natürlich enorme Lasten zu tragen oder zu ziehen. Schlittenhunde - vor allem die berühmten Malemiuthunde der Eisigen Öden - vollbringen schier unglaubliche Leistungen, denn bei besten Bedingungen (Zustand der Tiere, Witterung, Schneeverhältnisse) sind sie in der Lage, einen Schlitten innerhalb von einem Tag und einer Nacht satte 200 Tausendschritt weit zu ziehen.


Auf ebener Strecke legt ein fahrender Händler oder reisender Kaufmann mit guten Zugpferden und Gefolge durchschnittlich 30 bis 45 Tausendschritt an einem Tag zurück. Ochsenkarren und Eselwagen sind da mit etwa 15 bis 20 Tausendschritt Tagesleistung schon wesentlich langsamer. Auch für berittene oder Reisende mit Fuhrwerken und Wagen gilt, dass sich die Reisegeschwindigkeit rapide mit den Witterungs- und Bodenverhältnissen ändert: je unwegsamer die Wege und je schlechter das Wetter, desto geringer die Strecke, die man im Verlauf eines Tages zurücklegen kann. Schnelleres Reisen ist flussabwärts oder auf Seen natürlich mit Booten, Flößen und Schiffen möglich - auf Flüssen können und unter besten Bedingungen so gut und gern 150 – 180 Tausendschritt im Verlauf eines Tages und einer Nacht zurückgelegt werden. Flussaufwärts allerdings schafft man in einem getreidelten, das heißt von Zugtieren geschleppten, Boot oder Floß höchstens 25 – 30 Tausendschritt.


Die Reisegeschwindigkeit hängt jedoch nicht nur von der geeigneten Reisezeit und der Witterung sowie der eigenen Konstitution und Ausrüstung ab, auch das Gelände spielt eine erhebliche Rolle. Nicht überall und allerorts gibt es Straßen, und die wenigsten Gegenden der Immerlande sind eben wie ein Holzbrett und weisen überall feste Bodenverhältnisse auf. Abseits der breiten, gepflasterten Handelstrassen, der Feld-, Wald- und Wiesenwege, der Hirtenpfade, Wildwechsel, Saumwege und Schmugglersteige herrscht zwar nicht immer gleich tiefste Wildnis, aber weit ist sie selbst in den 'zivilisierten' Gebieten nie entfernt. Gibt es keine Straßen und Brücken, können Flüsse für Reisende lästige Hindernisse darstellen, weil man sie ab einer gewissen Größe nur noch an geeigneten Furten passieren kann; in dichteren Wäldern und ausgedehnten Waldgebieten machen das Unterholz oder gigantische Wurzeln zu schaffen und die Steppen der Ostlande sind zwar grundsätzlich ebenes Gelände, doch wächst das Gras dort oft mannshoch, so dass man binnen weniger Augenblicke jede Orientierung verlieren kann; in den Gebirgen und Berglanden kommen einem Steilhänge, Schluchten, Geröllfelder und Klettersteige in die Quere, in Sümpfen lauern bodenlose Moorlöcher unter trügerisch sicheren Grasflächen, in den Wüsten Sandstürme und Treibsandfelder, und die Regenwälder des Dschungels der Sommer- und Schwesterninseln, des Sar Perduins oder des Nachtschattenwalds sind abseits der wenigen bekannten Pfade, die es dort gibt, wenn überhaupt, dann nur unter erheblichen Mühen zu bereisen… und das sind einzig und allein die Schwierigkeiten, die einem nur das Geländer bereiten kann. Von den zahlreichen wilden Tieren, unheimlichen Kreaturen oder hungrigen Monstern, den Räubern, Wegelagerern und Raubrittern, die jedem Reisenden in der Wildnis der Immerlande auflauern können, war noch gar nicht die Rede…



Meharakarawane auf der Ras Melshak
Eine Meharakarawane auf der Ras Melshakh in Azurien

Reisedauern

Die Dauer einer Reise hängt von so vielen und individuell verschiedenen Faktoren ab, dass man sie für diese oder jene Strecke nicht genauestens festlegen kann. Sie ermittelt sich natürlich grundsätzlich aus der zu bewältigenden Wegstrecke, die vor einem liegt und der Geschwindigkeit, die man an den Tag legen kann.


Eine Handelskarawane mit Meharas als Lasttieren von Caer Torrelobar im äußersten Süden Ildalas bis nach Sen'afe in Azurien, was eine Wegstrecke von 750 Tausendschritt 'wie der Drache fliegt' darstellt, dauert einschließlich sieben Ruhetagen 28 Tage. Ein Handelszug mit Ochsenkarren und schweren Karossen ist von Talyra am Ildorel hinauf nach Brugia am Rhaín – eine Strecke von gut 1400 Tausendschritt - selbst bei besten Bedingungen auf dem Frostweg, einer Handelsstraße an der sich alle 30 Tausendschritt ein Gasthaus und alle 60 Tausendschritt ein großer Gasthof mit Wegehaus, Stallungen, einem Stellmacher und einer Schmiede findet, zweieinhalb Monde unterwegs, rechnet man einen wöchentlichen Ruhetag für Zugtiere und Reisende mit ein. Ein Reiter mit leichtem Gepäck schafft dieselbe Strecke bei gleichen Bedingungen dagegen in weniger als einem Mondlauf.


Der Immerfroster Jyrki Heinonen, Tausendsassa, Rohareisender und ein nahezu rohaweit berühmter Karawanenführer, bereist die Große imperiale Straße, die sich aus dem Nordweg, dem Frostweg, der Großen Südstraße, dem Sandweg und der Ras Melshakh zusammensetzt, von ihrem Anfang in Naggothyr im tiefen Süden bis zu ihrem Ende in Serathie im hohen Nordwesten regelmäßig. Einmal hat Heinonen diese Reise allein und mit einem guten Pferd angetreten, wie er gern erzählt, und für die insgesamt 9920 Tausendschritt der gewaltigen Wegstrecke sage und schreibe 'nur' achteinhalb Monde gebraucht - mit einem Handelszug ist er auf derselben Strecke fast ein ganzes Jahr unterwegs.

 

 

 

 

 

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