~ Die Schmetterlinge des Nordostens ~

 

Schmetterlinge sind südlich des Wolkenthrons und in den südlicheren Regionen des gewaltigen Gebirges noch recht zahlreich vertreten, wenn auch mit kleineren und nicht ganz so prächtig und auffällig gefärbten Vertretern ihrer Art. In Normand und den Eisigen Öden sowie auf Barsa kommen hingegen nur noch wenige dieser zarten, bunten Sommerinsekten vor – zu kurz sind die wenigen warmen Wochen im Jahr, zu lang die harten, dunklen Winter. Gleichwohl gibt es auch hier Schmetterlinge und Nachtfalter, die im Licht der Mitternachtssonne von Blüte zu Blüte flattern und die Welt des hohen Nordens mit ihren bunten Farben und ihrem verspielten Umherflattern bereichern. In Normand nennt man Schmetterlinge Hreisturvængjur oder Sommarfuglar, in Laigin Léipidiptirí und im Kalaallisut der Stämme heißen die possierlichen kleinen Falter Képinek.

 

BirkenspinnerBirkenspinner


Birkenspinner sind überall im Nordosten zu finden, wo es Gold-, Bronze- oder Silberbirken gibt, denn die Raupen dieser Nachtfalterart ernähren sich ausschließlich von Birkenlaub. Birkenspinner sind mit einer Flügelspannweite von gut 9 Sekheln recht große Vertreter iohrer Art. Ihre dicht bepelzten kleinen Körper sind recht plump, die Vorderflügel breit und die kleineren Hinterflügel stark abgerundet. Die Grundfarbe der Birkenspinner ist recht unauffällig graubraun und bronzebraun gefärbt und weißt große, unzusammenhängende und stark kontrastierte Abzeichen in zartem Grau und Schwarz auf. Die ebenfalls dunklen Fühler sind kurz und doppelt gekämmt. Birkenspinnerraupen verpuppen sich in einem Kokon zwischen Birkenwurzeln oder im Laub des unteren Geästs der Bäume. Die Kokons bestehen zwar aus einer Art Seide, zerfasern aber bei der kleinsten Berührung in winzige daunenweiche Flöckchen, so dass kein Garn aus ihnen gewonnen werden kann. Allerdings mischt man Birkenseidenflocken in Normand gern zwischen Eiderdaunen, um Betten damit zu füllen, denn das Material ist weicher als die allerfeinsten Federchen und hält zudem wunderbar warm. Birkenspinner legen ihre Eier im Erntemond, die Raupen schlüpfen jedoch erst im nächsten Frühjahr, wenn der Schnee geschmolzen ist und die Bäume ausgetrieben haben. Nach zwei Wochen verpuppen sie sich und nach weiteren zwei Siebentagen schlüpft die nächste Generation der Birkenspinner – die Nachtfalter leben nur einen einzigen Sommer lang.

 

HugskotvængjurHugskotvængjur oder Geisterfalter


Geisterfalter sind endemisch in Normand, wo sie Hugskotvængjur, Munrvængjur oder Andi vængjur genannt werden. Geisterfalter zählen zu den Nachtfaltern und sind wohl die geheimnisvollsten und unheimlichsten Schmetterlinge des Nordens. Sie tauchen im Sommer nur und ausschließlich in Vollmondnächten zur Stunde der Geister und in der Schwarzen Stunde auf und man sieht sie sehr oft an Begräbnisstätten, Schlachtfeldern und Hügelgräbern – was den possierlichen, kleinen Nachtfaltern auch ihren Namen und ihren mysteriösen Ruf eingebracht hat. Die Tiere ernähren sich jedoch hauptsächlich vom nachts blühenden Immertreu, das im Norden schon von jeher an solchen Orten wächst – es gedeiht sowohl auf den uralten Hügelgräbern der Riesen, als auch an Orten längst vergangener Schlachten, in den Ruinen von Julin und am Grab der Prinzen, so dass die Nachtfalter überall dort vorkommen, wo auch Immertreu zu finden ist.  Die Tiere haben einen dicht bepelzten, rundlichen und plumpen Körper, der weißgrau gefärbt ist und einen einzelnen schwarzen Fleck auf dem Rücken trägt. Die Flügel sind schneeweiß und zart durchschimmernd, an den Hinterflügeln befindet sich am inneren Rand auch feiner weißer Flaum, der längere Schwänzchen bildet. Die Nachtfalter erreichen eine Flügelspannweite von fünf bis sieben Sekheln, die Weibchen sind deutlich größer als die Männchen. Man weiß weder etwas über die Lebensdauer, noch über die Fortpflanzung oder die Raupen und Kokons dieser Schmetterlinge. Sie tauchen in jedem Frühling nach der Schneeschmelze aufs Neue auf, flattern durch die Weißen Nächte, das goldene Dämmerlicht oder die mitternachtsonnigen Nachtstunden, in denen es überhaupt nicht dunkel wird, trinken den Tau des Immertreu und verschwinden mit dem Ende des Sommers wieder spurlos. Natürlich ranken sich zahllose Legenden und Sagen um die geheimnisvollen Nachtfalter – sie seien ruhelose Seelen verstorbener, die den Weg in Sithechs Hallen nicht fänden heißt es mancherorts, in anderen Gegenden erzählt man sich, die Geisterfalter wären die Begleiter der Idisa oder Boten Sithechs.

 

GrasyglaGrasygla


Grasygla sind kleine, recht unscheinbare Schmetterlinge und zählen zu den Nachtfaltern. Ihre Flügelspannweite beträgt zwischen zweieinhalb und vier Sekheln, wobei die Weibchen stets wesentlich größer sind als die Männchen. Die Vorderflügel haben eine matte graubraune Grundfärbung und tragen unregelmäßige, schimmernd gelbgrüne Flecken. Die Hinterflügel sind einheitlich graubraun gefärbt. Kopf und Körper der Nachtfalter sind dicht behaart. Junge Raupen sind grünlich gefärbt und ändern ihre Tönung mit zunehmendem Alter in graubraun bis braun. Sie wirken plump und haben eine recht hässliche, warzige Erscheinung. Grasygla – oder Graseulchen – kommen im gesamten Nordosten, im Wolkenthron, in den Eisigen Öden und sogar auf Barsa vor und sind recht häufig. Die Falter fliegen – egal ob sie im höchsten Norden oder südlich des Wolkenthrons leben – stets von Sonnenthron bis Erntemond. Sie sind dämmerungs- und nachtaktiv und ernähren sich von Blütennektar der unterschiedlichsten Pflanzen.  Grasyglas leben nur einen einzigen Sommer lang, paaren sich im Erntemond und sterben nach der Eiablage. Die Raupen schlüpfen zu recht unterschiedlichen Zeitpunkten - je nach Lebensraum - wenn es im Frühling das erste zarte Grün gibt. Sie verpuppen sich im Goldscheinmond und schlüpfen nach etwa drei Siebentagen aus den Kokons.

 

MoorkönigMoorkönig


Dieser Schmetterling zählt zu den farbenprächtigen Edelfaltern des Nordens und ist recht groß - gut zehn bis zwölf Sekhel Flügelspannweite kann er erreichen.  Moorkönige kommen ausschließlich in Normand, auf Barsa und in den Eisigen Öden vor, wo sie, wie ihr Name schon verrät, die Hochmoore und Sümpfe dieser Lande bevölkern. Ihre Flüge sind eher träge und behäbig, wenn sie gemächlich von Moorblume zu Heidekraut oder von Seerosenblüte zu duftenden Lilien flattern. Ihr schlanker, langgezogener Leib ist von einem feinen schwarzen und moosgrünen Pelz bedeckt, und auch ihre prachtvollen Schwingen sind von dunkler Grundfarbe, weisen jedoch einen starken, grünschillernden Metallglanz auf. Die stark gezahnten Hinterflügel werden zudem von je zwei Bändern leuchtend blauer Flecken und Punkte geziert und weisen an den Innenseiten zart purpurfarbene Abzeichen auf. An ihrem Hinterleib können die Weibchen dieser Schmetterlinge zudem ein schwaches, grünliches Leuchten erzeugen, mit dem  sie potentielle Partner anlocken. Die Lebensspanne des Moorkönigs beträgt etwa eineinhalb Zwölfmonde -  das etwa einjährige Raupen- und Puppenstadium eingerechnet, denn als Schmetterling lebt dieser Falter nur ein halbes Jahr.  Ihre Flügel sind eine begehrte Substanz zum Färben von allerlei Geweben und sogar Leder, denn sie liefern den Grundstoff für das begehrte, satt-dunkle und doch leuchtende Normandgrün.

 


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