~ Die Schmetterlinge der Wüstenlande ~

 

Selbst in den unwirtlichsten und lebensfeindlichsten Gegenden Azuriens und der Rubinküste, gibt es jene zarten, leuchtend bunten geflügelten Wesen. Natürlich kommen sie am häufigsten und in großer Zahl an den üppig grünen Oasen vor. Von den hunderten und aberhunderten Schmetterlingsarten der südlichen Immerlande sind dennoch nur einige namentlich bekannt und erforscht, etwa Ma Ajmalas, Palmentänzer, Rubinfalter, Smaragdschwingen, Sandnymphen, Nebeltrinker, Sonnenfalter, Schahs und Pfauenschwingen. Es gibt außerdem Prachtmonarchen, Lotosfalter, Orchideajungfern, Zünsler, Silbermotten, Gladiatoren und noch viele mehr.

 

Ma AjmalaMa Ajmala oder Mitternachtsfee

Ma Ajmala bedeutet etwa "wie wunderschön" und das sind diese prächtigen, recht großen Tagfalter Azuriens auch ganz zweifellos. Die größeren Weibchen dieser Schmetterlingsart tragen alle  Farben des Sommerhimmels, die kleineren Männchen sind mitternachtsblau. Ma Ajmalas kommen in nahezu allen Gebieten Azuriens vor, wo sie Kakteen als Nahrung finden. Ihr Flug ist sehr elegant und fast tanzend, was ihnen auch ihren allgemeinsprachlichen Namen "Mitternachtsfeen" eingebracht hat. Zumeist fliegen sie in der Morgendämmerung und später am Tag, wenn die Gluthitze der azurianischen Wüstensonne nachlässt. Mit einer Flügelspannweite von 10 bis 12 Sekheln bei den Weibchen sind die Ma Ajmalas recht große Schmetterlinge, die Männchen werden nur etwa halb so groß. Aus den leeren Puppenhüllen der Ma Ajmalas lassen sich, werden sie zermahlen, zwei wundervolle blaue Farbpulver gewinnen, die denselben Namen tragen, wie die Schmetterlinge. Aus der Puppenhülle eines weiblichen Schmetterlings erhält man helles "Ma Ajmala Blau", aus dem eines männlichen dunkles "Ma Ajmala Blau".

 

PalmentänzerPalmentänzer


Palmentänzer sind ziemlich große Tagfalter der südlichen Wüstenlande, die überall dort vorkommen, wo es Dattel-, Honig- und Kokospalmen gibt. Man findet sie also in großer Zahl entlang des Blutflusses, in den azurianischen Oasen und auch in den verborgenen, längst vergessenen Palmenhainen der Rubinküsten-Wüsten. In den Dschungelgebieten des Südens findet man Palmentänzer nur in größeren Palmenbeständen und meist am Rand der Wälder oder entlang der Flussläufe, in dichten Urwäldern kommen diese Schmetterlinge nicht vor. Man weiß nur wenig über die Lebensweise dieser zwar beeindruckenden, aber nicht sonderlich prachtvoll gefärbten Schmetterlinge. Sie können so groß wie eine Männerhand werden und haben schmale, langgezogene Flügel, die braun und beige, weiß und bronzefarben gemustert sind. Der Körper ist recht unbehaart, schmal und schwarz-weiß geschuppt. Sie ernähren sich nicht von den süßen Früchten und Baumsäften der Palmen, sondern von einer Milbenart, die ausschließlich Dattel-, Honig- und Kokospalmen befällt, daher sind die Schmetterlinge überall gern gesehen, halten sie doch die wertvollen Bäume gesund und sorgen so für gute Ernten. Die Raupen der Palmentänzer sind etwa so lang wie ein kleiner Finger und mindestens ebenso dick, außerdem tragen sie dicke Borsten so dass sie aussehen wie fette, pelzige Würmer. Die Raupen sind ungiftig und da die Schmetterlinge sich das ganze Jahr über fortpflanzen, Hauptnahrungsmittel zahlreicher Vogelarten. Die Palmentänzer selbst haben als Schmetterlinge jedoch keine natürlichen Feinde mehr, da sie hochgiftig sind.

 

RubinfalterRubinfalter


Rubinfalter sind kleine, prächtig rubinrot und schwarz gefärbte Tagfalter, auch wenn sie meist in der Morgen- und Abenddämmerung herauskommen und dann durch die Lüfte tanzen. Man findet sie zwar auch in den azurianischen Wüsten, Savannen und Oasen, doch hauptsächlich kommen diese Schmetterlinge an der unwirtlichen, lebensfeindlichen Rubinküste vor, wo sie zwischen den schwarzroten Kristallen und dem Wüstensand hervorragend getarnt sind. Man weiß weder wie lange diese nur wenige Sekhel großen Schmetterlinge leben, noch ist näheres über ihre Lebensweise bekannt. Gelehrte nehmen an, die Tiere ernähren sich von Tau und winzigen Lebewesen wie Sandflöhen, Milben oder ähnlichem. Sicher ist, dass sowohl die Raupen, als auch die Schmetterlinge selbst Nahrung für zahlreiche Vögel, Fenneks und kleinere Reptilien sind, die an der Rubinküste leben, und dass es sie das ganze Jahr über in großer Zahl gibt. Eine Besonderheit dieser Schmetterlinge ist ihr überwältigender, fast parfümiert wirkender und betörender Duft, der die Wüstenluft mit süßen Aromen erfüllt, wenn sie in den Morgen- und Abendstunden fliegen. Er lässt sich jedoch zum Leidwesen der Parfümeure weder extrahieren noch irgendwie dauerhaft einfangen, weder von den Schmetterlingen selbst, noch von den Raupen oder deren Kokons. Letztere sind einheitlich schwarz und kaum so groß wie ein Fingernagel, die Raupen sind einheitlich lohfarben und weiß, und von einem feinen, dichten Plüschpelz bedeckt, der sie gut vor der großen Hitze schützt.  

 

SmaragdschwingeSmaragdschwinge



Smaragdschwingen zählen zu den prachtvollsten, schillerndsten Schmetterlingen der Immerlande, welche manche Gelehrte, die sich mit der Erforschung von Anukis großer Schöpfung beschäftigen, auch als Edelfalter bezeichnen. Sie sind auch wunderschön anzuschauen mit ihren ausladenden, in allen Grüntönen schimmernden und glänzenden Flügeln mit den leuchtenden, purpurfarbenen Punkten. Der Körper dieser Tagfalterart ist recht klein, schwarzgrün bepelzt und gedrungen. Am Körperende sitzt ein hell und pulsierend leuchtender Punkt, der des Nachts und in der Dämmerung glüht und zur Kommunikation mit anderen Smaragdschwingen dient. Auch die Enden der Fühler besitzen Leuchtkraft in der Dunkelheit. Smaragdschwingen sind große Tagfalter – sie können eine Flügelspannweite von bis zu 15 Sekheln erreichen – und leben in allen großen Wüsten Azuriens und der Rubinküste, wo sie in großer Zahl vorkommen. Smaragdschwingen ernähren sich von verschiedenen Kakteenarten, sowohl als Raupen, als auch als Schmetterlinge. An Oasen und Wasserlöchern bilden sie manchmal große Schwärme, so dass arglose Reisende, die sich von weitem schon über das vermeintlich üppige Grün an der Wasserstelle freuten, erstaunt feststellen mussten, dass es nur ein Schwarm Smaragdschwingen war, der sich auch im Nu wieder in alle Winde zerstreut. Die Raupen dieser Schmetterlingsart sind ebenso schwarzgrün wie die späteren Falter, selbst die purpurfarbenen Punkte fehlen nicht. Die Kokons hingegen sind weiß wie Schnee und von äußerst bizarrer Form, haben sie doch überall spitze Auswüchse, die wie Stacheln aussehen. Sie trocknen in der Wüstensonne zu steinharten und scharfkantigen kleinen Gebilden, kaum dass die Raupen geschlüpft sind. Smaragdschwingen vermehren sich das ganze Jahr über und stellen eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel und Reptilien dar. Die fetten Raupen sind außerdem eine beliebte Speise bei den Targa, die sie in heißem Öl braten oder in Holzglut grillen.

 

SandnympheSandnymphe


Sandnymphen sind recht unscheinbar gefärbte und nicht allzu große Schmetterlinge der Wüstenlande des Kontinents. In Azurien werden sie halb scherzhaft, halb ehrfürchtig auch "Wüstenbienen" genannt, denn sie bestäuben Blüten und sammeln Nektar, mit welchem sie sogar ihre Raupen füttern – und das ebenso emsig und fleißig wie jede Honigbiene. Die Schmetterlinge kommen überall und allerorts in Azurien und an der Rubinküste in großer Zahl vor. Sie sind etwa vier Sekhel groß und von hellbeiger, weißer und sandfarbener Musterung. Ihr heller Körper ist von feinem, weißgelbem und grauem Flaum bedeckt. Die Raupen dieser Tagfalterart hingegen sind sehr viel größer als die späteren Schmetterlinge vermuten lassen würden. So dick und lang wie ein kleiner Finger sind sie durchsichtig wie Glas und ähneln mehr hilflosen Larven als Raupen. Sandnymphen legen ihre Eier an gut geschützten Stellen in den warmen Wüstensand und auch die Larvenraupen bleiben zeit ihres Daseins bis zur Verpuppung eingegraben und werden von ihren Müttern mit süßem Nektar gefüttert. In Azurien sammelt man die Larven der Sandnymphen kurz vor der Verpuppung, wenn sie fett und schwer, und bis zum Rand mit Nektar angefüllt sind, presst sie aus und stellt aus dem "Saft" den begehrten Nymphennektar her. Sandnymphen leben etwa zwei Jahresläufe, werden sie nicht vorher von Vögeln oder Reptilien gefressen. Vor allem die proteinreichen und zuckersüßen im Sand vergrabenen Larvenraupen sind eine bei zahlreichen Tieren begehrte Nahrung.

 

NebeltrinkerNebeltrinker


Diese kleinen Schmetterlinge sind reine Wüstenbewohner, man findet sie in großer Zahl im ansonsten einsamsten und ödesten Sandmeer, wo nichts ist, nichts wächst und nichts gedeiht außer der Leere, dem Sand und dem Wind. Man weiß nur sehr wenig über diese hellen, possierlichen kleinen Tagfalter, außer dass sie Hitze und Sonne trotzen können, und während der Nacht ihre kleinen, zarten Flügel aufspannen, um darin den Dunst zu fangen, den sie am Morgen trinken. Was sie fressen – oder ob überhaupt – weiß man nicht. Ebenso wenig ist über ihre Lebensweise, ihr Verhalten oder ihre Fortpflanzung bekannt. Falls sie irgendwo Eier ablegen und Raupen aus ihnen schlüpfen, die sich dann in Kokons einspannen, dort verpuppen und sich in Schmetterlinge verwandeln, so hat man sie bis heute noch nicht zu Gesicht bekommen. Karawanen zu den entlegensten Orten in Azurien und an der Rubinküste, Abenteurer und Wanderer begegnen den Schmetterlingen hin und wieder und berichten von ihnen, und sie dienen einigen Vogelarten als Futter, doch woher sie kommen, wie lange sie leben oder was sie in der Einsamkeit der Wüste suchen sind Geheimnisse, die noch entschlüsselt werden müssen. Nebeltrinker
sind äußerst zarte Erscheinungen mit weißen, durchscheinenden Flügeln, die an der Oberkante einen feinen goldbraunen Rand aufweisen. Auch der Körper ist weiß.

 

SonnenfalterSonnenfalter


Die prachtvollen Sonnenfalter gehören zum Bild azurianischer Gärten und Oasen wie Dattelpalmen, Pfauen und Meharas. Diese großen, eleganten Tagfalter mit ihren ausladenden Flügeln und den langen Schwänzchen daran sind überall in Azurien und an der Rubinküste verbreitet, leben jedoch nur und ausschließlich dort, wo es Wasser und damit üppiges Grün gibt. Sie bevölkern alle Oasen, die tropischen Regenwälder Azuriens, Sar Perduins, den Nachtschattenwald und die Urwälder an der Rubinküste, aber vor allem die Gärten der südlichen Lande und das in großer Zahl. Sonnenfalter zählen mit einer Flügelspannweite von gut und gern zwanzig Sekheln und mehr zu den wirklich großen Schmetterlingen der Immerlande. Ihre dicken, rundlichen Körper sind von einem dichten, wolligen Pelzchen in Weiß und Sonnengelb besetzt, und anstelle langer, schlanker Fühler tragen sie zwei dicke Federchen am Kopf. Die Grundfarbe ihrer Flügel ist leuchtend gelb, die langen Schwänze sind gelbrot gefärbt. Auf den Flügeln tragen die Männchen dieser Schmetterlingsart zudem zartgezeichnete Augen in Rot, Beige und Violett, die Weibchen sind einheitlich gelb. Sonnenfalter leben mehrere Zwölfmonde und pflanzen sich das ganze Jahr über fort, die meisten Raupen schlüpfen jedoch zu Beginn der Regenzeit, wenn es reiches, frisches Futter gibt. Sie sind hervorragende Unkrautvernichter und daher besonders gern in Gärten gesehen. Wenn die völlig unscheinbaren, dicken schwarzen Raupen mit den wenigen gelben Punkten sich verpuppen, sind sie so dick wie ein Männerdaumen und etwa zehn Sekhel lang. Die Kokons dieser Schmetterlinge sind ebenso sonnengelb und kräftig rot wie die späteren  Falter, die nach etwa drei Wochen schlüpfen. Sonnenfalter sind aufgrund ihrer Größe und der schweren  Flügel recht träge Flieger, doch sie bieten einen fantastischen Anblick, wenn sie gleich schimmernden gelben Juwelen durch die grünen Baumkronen gleiten.  

 

SchahSchah


Der Schah kommt überall in Azurien und an der Rubinküste vor, wo es Kakteen gibt, von deren Nektar und Säften er sich ernährt, also eher in wüstenhaften Gebieten und nicht in üppigen Oasen oder gar tropischen Urwäldern, wo er höchstens an den Randbezirken zu finden ist. Er ist ein mittelgroßer Tagfalter, der wie sein Name schon verrät, prächtig leuchtende Farben zur Schau trägt. Die Grundfarben sind schillerndes Grün und bronzebraun mit hellen, weißen Flecken an den Flügelrändern. Die Körper sind am Hinterleib dicht bepelzt und recht unscheinbar braun-schwarz gefärbt. Auffallend sind die langen und recht dicken Fühler dieser Schmetterlingsart. Die Flügelspannweite beträgt zwischen sieben und neun Sekhel. Schah-Falter leben nur einen einzigen Sommer, beziehungsweise die wenigen Monde von einer großen Regenzeit zur nächsten, denn die Tiere sterben, sobald sie sich gepaart und ihre Eier abgelegt haben. Das tun sie nur auf einigen Kakteenarten, etwa Menaras, Yogoras und Dornendiwanen. Die Raupen sind grünbraun gestreift, lang und recht dünn. Sie fressen Kakteenläuse, also Schädlinge von den Wirtspflanzen. Wenn sie sich verpuppen, tun sie dies im Schutz der langen Dornen, doch die Schmetterlinge schlüpfen bereits nach sieben Tagen aus den Kokons, die zur Tarnung sehr den Kakteendornen ähneln. Ihren Namen tragen diese Tagfalter hauptsächlich  wegen ihrer königlichen Farben und ihres erhabenen Fluges, denn sie sind gewandte und äußerst elegante kleine Flieger. Sowohl Raupen als auch Schmetterlinge sind Nahrung für verschiedene Vogel- und Reptilienarten. Auch Fenneks naschen die nahrhaften Raupen gern, wenn sie sie von den dornenbewehrten Kakteen "erbeuten" können.

 

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