~ Die Pilze der Immerlande ~

 

WanderpilzWanderpilz



 

Name:
Wanderpilz, Schneckenpilz, Kletterpilz, Wiksachaki'allampa, Cili'nanacatl


Art:
Pilz; Speise-/Giftpilz


Aussehen:
Wanderpilze bilden große, in Hut und Stiel gegliederte Fruchtkörper aus. Ihr Hut erreicht üblicherweise eine durchschnittliche Größe von 5 bis 25, gelegentlich sogar 30 Sekheln. Es gibt aber auch Ausnahmen, die noch deutlich größere Kappen ausbilden. Der Hut selbst ist dickfleischig, bei jungen Pilzen zunächst kugelig oder halbkugelig geformt, bei älteren Exemplaren hingegen konvex und schließlich scheibenförmig mit leicht nach unten gebogenem Rand. Die Oberfläche des Hutes wird von einer glatten, glänzenden grünblauen Haut geschützt, die sich abziehen lässt und bei jungen Pilzen noch sehr hell gefärbt ist, mit zunehmender Reife jedoch immer weiter nachdunkelt. Das unter der Haut liegende Fruchtfleisch ist weißgelb gefärbt. Auffällig sind zudem die kleinen, weißgelben Warzen, die den Pilzhut bedecken und im Dunkeln überraschend hell leuchten. Die weiße Unterseite junger Pilzhüte besteht zudem aus einer einheitlichen, schwammigem Masse, die jedoch mit zunehmendem Alter immer mehr zu ziemlich gedrängt stehenden, cremefarbenen Lamellen auffasert. Ihr Sporenstaub ist hellgelb.

Passend zu ihren Hüten besitzen Wanderpilze sehr dicke, robuste Stiele, die zwischen 5 und 15, teilweise sogar bis zu 20 Sekhel hoch werden können. An der Basis bzw. am Pilzfuß erreichen sie in der Regel einen durchschnittlichen Durchmesser von 5 bis 10 Sekheln, während sie im oberen Teil, direkt unterhalb des Hutes, immerhin noch durchschnittlich 2 bis maximal 4 Sekhel dick sein können. Die Oberfläche junger Pilzstiele ist weiß und von einem dünnen Fasernetz überzogen. Diese Zeichnung verblasst mit zunehmender Reife jedoch immer mehr und die Färbung des Stiels dunkelt zu einem sanften cremefarbenen Ton ab.

Die Basis des Stiels ist abgeflacht, sehr weich und lässt sich vom Aufbau her am ehesten mit dem Körper von an Land lebenden Nacktschneckenarten vergleichen. Tatsächlich erfüllt dieser sogenannte Pilzfuß auch genau denselben Zweck wie der Körper einer Schnecke: er dient dem Wanderpilz als Fortbewegungsmittel, wobei er eine halbtransparente, im Dunkeln sanft weißgelblich leuchtende Schleimspur hinter sich herzieht. Der Fuß ist zudem überraschend kräftig, sodass die Pilze sich nicht nur am Boden fortbewegen, sondern auch problemlos an den Stämmen der Dschungelbäume bis in luftige Höhen hinaufklettern können. Auch die Nahrungsaufnahme der genügsamen Pilze, die sich mit in Regenwasser und Erdreich enthaltenen Mineral- und Nährstoffen begnügen, erfolgt über den Pilzfuß.

Verbreitungsgebiet und Vorkommen:
Wanderpilze kommen ausschließlich auf den Sommerinseln vor, wo man sie in sämtlichen Dschungelwäldern der Inseln finden kann. Da sie schattige bis halbschattige Standorte bevorzugen, halten sie sich von sonnigen Standorten fern bzw. ziehen sich bei schwindendem Schatten in für sie günstigere Gebiete zurück. Üblicherweise kommen Wanderpilze immer in größeren Gruppen vor, die gerne als Familien bezeichnet werden, da sie stets aus unterschiedlich großen und alten bzw. reifen Pilzen - Großeltern sowie deren Kindern und Enkeln - bestehen.


Ernte:
Wanderpilze können ganzjährig gesammelt werden, der günstigste Zeitpunkt für die Ernte ist jedoch von Anfang Beerenreif bis Ende Blätterfall, während der sogenannten Pilzsaison.


Inhaltsstoffe und Verwendung:
Der zähflüssige Schleim der Pilze wird gerne für diverse rituelle Bemalungen verwendet, die im Dunkeln leuchten, ansonsten besitzt er keine weiteren nennenswerten Eigenschaften und Inhaltsstoffe. Junge, noch sehr zarte und helle Wanderpilze besitzen einen feinen, würzig-nussigen Geschmack und können ohne weiteres roh oder gekocht verzehrt werden. Mit zunehmendem Alter wird der Geschmack der Pilze jedoch immer strenger und ungenießbarer. Zudem enthalten Wanderpilze halluzinogene Stoffe, deren Konzentration im Fruchtfleisch immer schneller und stärker zunimmt, je älter und dunkler ein Pilz wird. Die Einnahme solch stark gealterter bzw. herangereifter Pilze - ganz gleich ob roh, gekocht oder getrocknet verzehrt bzw. als Tabak geraucht - macht schon nach seltener Anwendung extrem süchtig und kann je nach eingenommener Menge sehr intensive Rauschzustände hervorrufen, die von wenigen Stunden bis hin zu mehreren Tagen andauern können. Die Inhaltsstoffe der Pilze selbst sind dabei in keiner Dosierung lebensbedrohlich, können aber durchaus auf indirekte Weise lebensgefährliche Zustände wie Dehydrierung, mangelnde Nahrungsaufnahme sowie körperliche Unterkühlung und Überhitzung usw. auslösen, da Süchtige in ihrem Rauschzustand vollkommen lethargisch und apathisch sind.


Besonderheiten:
Wanderpilze sind, wie ihr Name bereits andeutet, nicht standortgebunden. Ihr sogenannter Fuß, welcher sich am Ende ihrer Stielknolle befindet und ähnlich einem Schneckenkörper aufgebaut ist, ermöglicht es ihnen sich langsam aber stetig fortzubewegen. Zum Beispiel um sonnige Plätze zu verlassen und schattigere Standorte aufzusuchen, oder um in Gebiete mit günstigerem Nahrungsangebot zu wechseln. Als Orientierungshilfe dienen den Pilzen dabei vor allem der Stand der Sonne sowie die Stärke der von der Sonne ausgestrahlten Wärme. Wanderpilze können zudem recht alt werden, immerhin 7 bis 10 Jahre, wenn sie nicht zuvor geerntet oder von Tieren aufgefressen werden.


Legende:
Auf den Sommerinseln kennt man, vor allem bei den Chanka, eine Vielzahl lustiger und spaßhafter Erzählungen und Märchen für Kinder, die von der tragisch-komischen Liebe eines vor Verlangen geradezu lebensmüden Pilzmannes zu einer schier unersättlichen Schneckendame berichten.

 

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