~ Sonstige Pflanzen der Immerlande ~

 

Mirr'che

 




Name:
Die sonderbare Pflanze trägt viele Namen. Allgemein bekannt ist sie am ehesten als Geisterhaar. In den Herzlanden nennt man sie Knochenfinger, Sálarch bei den Normandern und Swultawaírþja bei den Ardunern, Ruumiuiksiin in Immerfrost, Cabáistéag in Laigin und im Süden kann man sie unter dem Namen Mirr'che erstehen. Die Elben kennen diese Pflanze als Uarimshjel und sogar Feen, Kobolde und Faune haben ganz eigene Namen für diesen Strauch.


Art:
Magische Pflanze


Aussehen:
Das Geisterhaar ist ein immergrüner Strauch mit einer Wuchshöhe von nicht mehr als einer Elle und sehr langen, haarfeinen Wurzeln, welche tief in die Erde reichen. Er verzweigt direkt über dem Boden in weniger als ein halbes Dutzend Zweigen, die sich knorrig und fingerdick nach Innen krümmen und dadurch den ganzen Strauch wie eine riesige Knochenkralle wirken lassen. Die Rinde hat das ganze Jahr über eine graugrüne Färbung, ist rissig und unglaublich hart, so dass es großer Kraft, oder aber einer extrem scharfen Klinge bedarf, um einen Zweig abzutrennen. Die kleinen, runden Blätter, die ganz vereinzelt und ohne Symmetrie das Strauchwerk zieren, tragen einen sehr feinen, silbernen Pelz und fühlen sich an wie dickes, altes Leder. Auffällig an diesem Gewächs ist vor allem, dass sie nur unter ganz besonderen Umständen kleine, fahlgraue Früchte in der Form wurmartiger Ansätze hervorbringt - nämlich dann, wenn in ihrer Nähe ein Leichnam beigesetzt wird und auch das nur für wenige Tage. Die Gewächse tragen jedoch keine Samen und können daher auch nicht planvoll angepflanzt oder geerntet werden.


Verbreitungsgebiet und Vorkommen:
Dieses strauchartige Gewächs findet man überall in den Immerlanden, allerdings nur an ganz bestimmten Orten. Geisterhaar wächst ausschließlich auf oder in der Nähe von Gräbern und an Orten, wo ein Körper verfallen und vergangen ist. Doch nicht jedes Grab trägt diese Trauerblumen. Selbst die weisesten Männer und Frauen können nicht sagen, warum das Geisterhaar wächst, wo es wächst.


Ernte:
Die Zweige, Wurzeln und Blätter können ganzjährig geerntet werden, die Früchte hingegen nur dann, wenn gerade ein frischer Leichnam in der Nähe der Pflanze begraben wurde.


Inhaltsstoffe und Verwendung:
Geisterhaar ist vielseitig verwendbar - sofern man mit Totenseelen zu tun hat. Allen voran Schattenjäger, Schamanen und gelegentlich auch Sithechdiener machen von dieser Pflanze Gebrauch.

Seine Blätter können getrocknet zu einem bitteren Sud verarbeitet werden, dessen berauschende Wirkung Visionen, Alpträume und Halluzinationen herbeiführen kann. Schamanen und Schattenjäger nutzen den Extrakt, um sich in Trance zu versetzen oder aber um leichter Kontakt mit einem Geist aufnehmen zu können. Leider wird der Sud zu ungeheuerlichen Preisen als [i]'Graues Glück'[/i] auch auf dunklen Märkten an verzweifelte Menschen verkauft. Wer nicht vorsichtig ist, verliert sich in einer fatalen Abhängigkeit, die bis zum Seelentod führen kann, ein Zustand, in welchem von einem Wesen nur noch eine sabbernde, brabbelnde Hülle bleibt.

Die Früchte können ebenfalls gegessen werden, schmecken aber in ungefähr genauso gut wie verwesenden Mehlwürmer und man wird die Fäule im Mund tagelang nicht los. Dafür allerdings erhält man kurzzeitig Zutritt zum Zwielicht und kann sich dort für die Dauer der Wirkung frei bewegen. Manche Schattenjäger nutzen die Geisterfinger, wie sie die Früchte nennen, um durch das Grau zwischen den Welten schneller voran zu kommen, so wie Arkanisten durch das Gewirr reisen und Kleriker sich durch das göttliche Gefüge teleportieren. Allerdings machen auch die Früchte abhängig und verwandeln vernünftig denkende Wesen Stück für Stück in schwachsinnige Minderbemittelte, als würden sie einen Hauch des Jenseits in sich tragen und die Seelen derer, die sie einnehmen, nach und nach zersetzen.

Das vollständige Gewächs, ausgenommen der Wurzeln, wird gezielt gegen zornige Geister eingesetzt. Schafft man es eine tobende Totenseele mit einem Geisterhaarkopf zu berühren, so saugt das krautartigen Gewächse die Rage des Geistes in sich auf und lässt ihn verwirrt, aber sehr viel ruhiger zurück, so dass es unter Umständen sogar möglich ist, ein vernünftiges Wort mit ihm zu wechseln. Das Geisterhaar bleicht in diesem Prozess aus und zerfällt schliesslich zu schneeweißer Asche. Bei sehr alten und entsprechenden mächtigen Geistern zeigt ein einzelnes Geisterhaar allerdings wenig bis gar keine Wirkung mehr. Einen Verlorenen mit Geisterhaar beruhigen zu wollen, ist ungefähr so aussichtsreich, als würde man versuchen eine Herde durchgehender Dreihörner mit bloßer Hand aufhalten zu wollen.


Besonderheiten:
Es gibt nahezu nichts, was an dieser Pflanze nicht besonders ist, angefangen bei ihrem Aussehen, ihrer Verwendung, über ihre Früchten bis hin zu der simplen Tatsache, dass Geisterhaar nach ungefähr zwei Jahren aufhört zu wachsen. Als Gewächse der Toten nehmen sie in vielen Kulturen eine spezielle Bedeutung ein, allerdings wird sie aus bereits genannten Gründen auch gemieden.


Sonstiges:
Einige Schattenjäger führen den Brauch, dass sie Ihresgleichen in geheiligtem Boden zur ersten Ruhe betten, in der Hoffnung, dass auf dem Grab Geisterhaar wächst. Trägt das Grab tatsächlich Früchte, ernten sie die Gewächse, graben die Überreste der Verschiedenen danach wieder aus, salzen sie und verbrennen sie, um zu verhindern, dass das Grab jemals geschändet, oder der Tote in seiner Ruhe gestört werden kann.


Legende:
Unter Schattenjägern geht die uralte und grausige Sage vom 'Meister der Knochen', einem ehemals einflussreichen und hoch angesehenen Totenwächter, dessen Stadt vor langer Zeit von verdammten Geistern heimgesucht wurde. Sie fielen über die Lebenden her und verschlangen sie bei lebendigem Leib, töteten sie und zerrten ihre Totenseelen auf direktem Weg in die Halle der Vergessenen, wo sie mit ihren schlimmsten Qualen und Alpträumen Seite an Seite durch die Ewigkeit wandeln würden, gleich ob Frau, Mann, Alt oder Jung. Die Verdammten verschonten auch das unschuldige Kind in der Wiege nicht, bis kein einziger mehr übrig war - außer dem Meister der Knochen, der sich den zornigen Geistern mit dem viel größeren Zorn eines Mannes entgegenstellte, der nicht nur alles verloren hatte, sondern auch mit dem Wissen leben und sterben musste, dass seine Familie und Freunde niemals die Ruhe von Sithechs Hallen finden würden. Er kämpfte und hielt aus - und starb wo er stand. Die Geister rissen ihm die Kleider vom Leib, kratzten die Haut von seinem Fleisch und zerfetzten seinen Leib, bis nur noch blanke Knochen übrig waren, die sich über den wenigen Gräbern verteilten, die er so bitterlich verteidigt hatte. An den Stellen, wo diese Knochen verblichen, wuchsen später die ersten Geisterhaare, bereit die Toten vor dem Zorn der Geister zu schützen.

 

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