Die Klerikale Magie unterscheidet sich nicht nur in ihrer Art und Verwendung stark von den übrigen Magiearten, sondern auch in ihrer grundlegenden Essenz. Zum einen sind Anwender Klerikaler Magie nicht an Mana und seine Grenzen gebunden, zum anderen benutzen sie keine Bücher, um neue Zaubersprüche zu erlernen oder aufzubewahren. Sie können auch nicht, wie etwa die Arkanisten, Freizauberei betreiben oder einfach einen neuen Zauberspruch erlernen. All ihre Kräfte und ihre Macht werden ihnen von ihrem Gott gewährt – und können ihnen von diesem auch wieder genommen werden, sollten sie sich schwer versündigen oder den rechten Pfad vollkommen verlassen.
Runenwirker und Schamanen benötigen für gewöhnlich eine längere Vorbereitungszeit, um ihre Magie zu wirken, Arkanisten sind an ihre Elemente gebunden, Harfner an ihr Stimmvermögen. Ein Kleriker erzeugt die Wirkung seines Zaubers nicht aus sich selbst oder einer Essenz in seinem Blut, er benötigt weder Werkzeuge, noch Mana, noch tausenderlei Zutaten für komplizierte Rituale, Tränke, Talismane, Fetische oder ähnliches – alles, was ein Kleriker tun muss, ist, seinen Glauben zu leben und ihn durch göttergefällige Taten, dem Einhalten seiner heiliger Eide und dem Folgen der Rechten Wege auch unter Beweis zu stellen oder sich, im Fall der Anirani, beim Wirken eines Zaubers in Trance zu versetzen. Kleriker sind Auserwählte der Götter und ihrer Archonen, ihre Mittler und Wirker auf Rohas weitem Rund. Man könnte auch sagen, sie wirken selbst keine Zauber, stattdessen lenken und kanalisieren sie einen Teil des göttlichen Willens und einen kleinen Teil göttlicher Kräfte, oder anders formuliert: ihre Macht ist nur geliehen.
Natürlich sind allen Klerikern Grenzen gesetzt, ganz gleich ob Druide, Priester der Zwölf, Schattenwanderer oder Anirani. Denn das Wirken ihrer Zauber erschöpft sie körperlich und erholen können sie sich davon nur durch drei Möglichkeiten: Erstens durch ausreichend Ruhe, wobei jeder Kleriker abhängig von seinem Rang, eine bestimmte Anzahl von Zaubern innerhalb einer bestimmten Zeitspanne regeneriert, so dass er sie danach wieder zur Verfügung hat. Einzig für die Anirani lässt sich keine bestimmte Anzahl von Heilzaubern festlegen, da die Menge der Zauber, die sie letztendlich wirken können, sehr stark von deren Intensität abhängig ist.
Zweitens durch Anrufung. Hat der Kleriker einfach keine Möglichkeit, sich lange genug auszuruhen, kann er seine Gottheit oder seinen Archon anrufen und um Beistand beten. Wird ihm dieser gewährt, regeneriert er in kurzer Zeit, wofür er sonst sehr viel längere Ruhephasen bräuchte. Dies kann ein Kleriker jedoch nur sehr begrenzt anwenden und bezahlt im Nachhinein den Preis für die Verausgabung seiner Kräfte, denn er wird vollkommen erschöpft sein und sehr viel länger brauchen, um sich vollständig zu erholen. Drittens durch ein Stoßgebet, wobei ihm, ist ihm sein Gott gewogen, auch bei Erschöpfung und Verausgabung in einer Notlage augenblicklich noch ein einzelner weiterer Zauber gewährt wird.
Ein weiterer Unterschied zu den übrigen Magiearten besteht in der Verbesserung, dem Aufstieg, wenn man so will: Arkane Magier, Harfner und Schamanen, sie alle werden durch beständige Übung besser – oder verlieren einen Teil ihrer Kräfte, wenn sie sie nicht ausreichend praktizieren. Ein Kleriker verbessert sich allein durch Verdienste für seinen Glauben, dem Folgen göttlicher Weisungen, der Reinheit, Harmonie (oder Verdorbenheit) seiner Seele und göttergefällige Taten. Mehr Macht und neue Zauber erhält er dabei durch göttliche Eingabe. Erweist er sich diesen neuen Kräften als würdig im Angesicht der Grünen Erdenmutter, seines Gottes oder Archonen, steigt er in den nächsten Rang auf, was entweder in einem Tempel oder durch besondere Rituale geschieht.
Eine Besonderheit aller Kleriker sind die beiden Zustände Glaubenskrise und Glaubenseifer. In beide kann nur ein Kleriker verfallen, und sie beeinflussen nicht nur sein Gemüt, sondern auch seine Fähigkeiten, Zauber zu wirken. Eine Glaubenskrise kann einen Kleriker stark beeinträchtigen und ernsthaft schwächen, Glaubenseifer hingegen bewirkt genau das Gegenteil und verdoppelt oder verdreifacht gar seine Kräfte. Beide Zustände sind nur vorübergehend und obwohl Eifer für gewöhnlich recht rasch, innerhalb von Stunden verfliegt, kann eine Krise lange andauern, sogar mehrere Siebentage.
Zu den Klerikern der Immerlande zählen die Druiden, die Priester der Grünen Erdenmutter Ealaras, die ältesten aller Erwählten. Die Priester der Zwölf Mächte und die Schattenwanderer, die Anhänger der dunklen Archonen sind ebenfalls Kleriker, denn sie dienen göttlichen Mächten und wirken in deren Namen. Die Anirani zählen ebenfalls zu den Klerikern, obwohl sie sich ganz und gar der Heilmagie verschrieben haben und allein Aniras Gaben der Heilung, der Ruhe und des mächtigen Schutzes von Leben besitzen.
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