Am Anfang war das Dunkel der ewigen Nacht.
Dann erwachte Ealara, die Grüne Erdenmutter, die Eine, die war und ist und immer sein wird, und in der Finsternis des ersten Anbeginns sang sie ihr Lied. Sie erschuf die Welt und die großen Mächte, die Gestalt annahmen und als Götter wandeln, als Herren und Hüter der Welt für alle Zeit.
Sie stimmten ein in das Lied des Seins und den Ältesten Gesang, und vollbrachten, was die Grüne Erdenmutter begonnen hatte.
Sie sangen: Es sollen Lichter in den Tiefen des Himmels werden, um zu scheiden zwischen Tag und Nacht, welche dienen sollen als Zeichen und zur Bestimmung von Zeiten, von Tagen und Jahren. Sie sollen als Lichter in der Tiefe des Himmels scheinen und funkeln, um auf Roha zu leuchten! Und es geschah so.
Da erschuf Shenrah der Mächtige die brennende Sonne, den gewaltigen Tagesstern, der Wärme und Leben spendet, und Faêyris, seine Hohe Gemahlin gebar die leuchtenden Monde zur Beherrschung der Nacht. Und sie setzten sie in die Tiefen des Himmels, über Roha zu scheinen, um zu herrschen über den Tag und über die Nacht und zwischen dem Licht und der Finsternis zu scheiden. Und die Götter sahen, dass es gut war.
Auszug aus dem Buch der Worte |
Roha ist ein ganz besonderer, aber nichtsdestotrotz nur einer von vielen Planeten im unendlichen Universum der gewordenen Welt, der wundervollen Ordnung, die Ealara dereinst am Anbeginn von allem ins Chaos und in die Dunkelheit geboren hatte. Roha kreist um die mächtige, brennende Sonne Shenrahs, das Zentrum allen Seins und aller Ordnung im lebendigen, niemals stillstehenden Gefüge der Sterne und Gestirne, der Galaxien und kosmischen Nebel. Auch die Himmelsgefilde sind voller Licht, Leben und Bewegung. Feurige Schweifsterne durchziehen Raum und Zeit in ihrem glühenden Flug, Millionen von Sternen funkeln und glitzern in der Schwärze, Strudel und Wirbel aus Lichtern und Farben vermengen sich zu seltsamen Gebilden, Meteore gleiten scheinbar schwerelos durch das Nichts dahin, Planeten werden geboren und sterben... im ewigen Widerhall von Ealaras großem Lied herrscht niemals und nirgendwo schweigende Stille.
Roha ist ein recht großer Planet, um vieles größer als so manch anderer, und kreist beständig um die wärmende, lichtspendende Sonne Shenrahs. Stets in seinem Gefolge finden sich die beiden Monde Rohas, auch die Zwillingsmonde genannt, die, obwohl sie nicht gleich aussehen, doch immer in synchronem Tanz über den nächtlichen Himmel ziehen und stets gemeinsam zu- und abnehmen. Der größere von beiden strahlt silberhell, besitzt jedoch eine narbige Oberfläche, was auch mit bloßem Auge zu erkennen ist, der kleinere ist sehr viel glatter und nur von einem sanften, orangegolden Schimmer erfüllt. Die zwei Monde tragen viele Namen, so nannten die alten Zentauren den großen Mond Schahr, den kleinen Schahril, die Elben bezeichneten die beiden als Caidfaêr und Lorfaêr, die ersten Menschen nannten den großen, silberhellen Mond Mòrgealach und seinen kleineren Gefährten Gràinnegealach, die Riesen nannten sie schlicht Silbermond und Rotmond und die Faune der weiten Steppen Marama und Jiarach. Heute, im Fünften Zeitalter der Welt, sind die elbischen Namen der zwei Monde wohl die am weitesten verbreiteten und haben sich auch bei vielen anderen Völkern eingebürgert. Neben Roha selbst sind den Sterndeutern der Immerlande noch zehn andere Planeten bekannt, genannt die Hohen Gestirne, auf welchen, so heißt es im Buch der Worte, die Götter dereinst ihre Wohnsitze nahmen, um von ihnen aus über ihre Schöpfung zu wachen. Die Planeten sind in dem ihnen zugeordneten Mond jeweils gut mit bloßem Auge am Nachthimmel erkennbar und erscheinen dann heller als die meisten Fixsterne. Sie wurden bereits von den Sterndeutern der Zentauren Assuarans benannt und erfasst. In zentaurischen Sternwarten – versehen mit ihren astronomischen Fernrohren – erkennt man sie auch außerhalb der Mondläufe, in denen sie besonders hell erstrahlen, sehr gut. Roha am nächsten liegen die Hohen Gestirne Amurs, Vendis, Sils, Loas und Amitaris, also Medeia, Ierion, Yarn, Rayran und Eorda, am weitesten von Roha entfernt liegt das Hohe Gestirn Sithechs, Ombra.
Roha ist um das Vierfache größer als der größere der beiden Monde und etwa zehnmal größer als der kleine, goldrote Lorfaêr. Die Monde haben, ebenso wie die Sonne, das Tagesgestirn, großen Einfluss auf jedes Leben auf Rohas weitem Rund. Sie bestimmen die Gezeiten der Meere, beeinflussen Witterung und Klima, und liegen nahezu allen ursprünglichen Zeitrechnungen und Kalendarien der Völker ebenso zugrunde wie die Sterne. Caidfaêr und Lorfaêr sind treue Trabanten Rohas und kreisen beständig um den Planeten. Sie benötigen dabei für eine volle Umrundung 30 Tage und Nächte, genau einen Mondlauf also. Doch nicht nur die beiden Monde ziehen ihre steten Bahnen, auch Roha selbst steht niemals still. An einem Tageslauf dreht sich der Planet nicht nur einmal um sich selbst und benötigt dabei 24 lange Stunden, er kreist dabei zudem noch beständig um die Sonne. Für eine ganze Umrundung des gewaltigen Tagesgestirns Shenrahs im Herzen des Universums, braucht Roha ein ganzes Jahr oder zwölf Mondläufe zu je 30 Tagen, also 360 Tage insgesamt.
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