Die Sterne am nächtlichen Himmel übten auf die Völker Rohas schon von jeher eine tiefe Faszination aus. So ist es nicht verwunderlich, dass bereits die Weisen und Gelehrten der acht Gründerrassen – mit Ausnahme der in alten Zeiten noch tief im Leib Rohas lebenden Zwerge und der heute verschwundenen Asrai, eines Wasservolkes, – aber auch die Elben des untergegangenen Westens den nächtlichen Himmel beobachteten. Sie benannten dereinst die hellsten und auffallendsten Sterne, und fassten sie zu Sternbildern zusammen, welche die Orientierung am Nachthimmel erleichterten, in dem man ihre Konstellationen und Bahnen betrachtete und aufzeichnete. Vor allem die Zentauren des Südens lebten einst - und tun es noch heute - mit großer Hingabe an die leuchtenden Sterne am samtschwarzen Firmament. Die meisten Sternennamen und Bezeichnungen der bekannten Konstellationen sind daher auch aus ihrer Sprache - und der der Riesen
Die Sternkonstellationen Rohas werden nach den Großen Sternbildern, den zwölf Sternzeichen, auch Wächter des Himmels genannt und den Kleinen Sternbildern unterschieden. Zehn der Zwölf Großen Sternbilder gruppieren sich jeweils um zehn der zwölf Göttergestirne. Die beiden Ausnahmen sind Drache und Einhorn. Denn dem Buch der Worte nach zogen die Götter einst auf die Gestirne, um sie nach dem Untergang der Himmelsinseln als Wohnsitze zu nehmen. Shenrah, für welchen das Sternbild Drache steht, hat seinen Sitz jedoch auf der brennenden Sonne selbst und Faêyris, seine Gemahlin, welcher das Sternbild des Einhorns geweiht ist, lebt auf dem größeren der beiden Monde. Sonne und Monde werden zwar ebenfalls als Gestirne angesehen, doch sind sie natürlich nicht Teil eines Sternzeichens.
Amur lebt auf der saphirblau leuchtenden Medeia im Sternbild der Nereide, Vendis auf dem von schleierartigen Nebeln verhüllten, blassen Ierion im Sternbild des Donnervogels. Amitari, die Göttin der Pflanzen, wohnt dem Buch der Worte nach auf der grüngoldenen Eorda im kleinen, leuchtenden Sternbild der Katze, Anukis hingegen auf dem tiefgrün schimmernden Cale im Schwert des Jägersternbildes. Bran, Gott des Krieges, residiert auf Teharon, dem großen, goldbraun funkelnden Planeten, der das Auge des Bären markiert, Sil auf Yarn, dem matten, kaum strahlenden, aber größten der elf Planeten im Sternbild des Schmiedes. Inaris Gestirn am Himmel, der purpurfunkelnde Samathe, findet sich im Gürtel der Tänzerin und Morion, Heimat Lyrs, leuchtet nur schwach violett im Sternbild der Harfe. Rayran, Loas rot und feurig leuchtender Heimatplanet, das Auge des Sternbildes des Feuertigers ist besonders leicht auszumachen und Sithech schließlich lebt auf der winterblassen Ombra im Flügel des Raben.
Da die Immerlande ein riesenhafter Kontinent auf einem noch riesenhafteren Planeten sind, aber fast gänzlich auf der Nordhalbkugel Rohas liegen - der Cruinneban oder Weltengürtel verläuft etwa auf Höhe der Sommerinseln im Südmeer - sind den Völkern der Immerlande nicht alle Sternbilder der südlichen Hemisphäre bekannt. Um sich am nächtlichen Himmel, der übersät ist mit Millionen von Sternen, mit Göttergestirnen und Galaxien, zurechtzufinden, ist die Orientierung eine Grundvoraussetzung. Seefahrer und Reisende verwenden hierzu einfache Planisphären, Sternkarten oder – wie die Südmeerfahrer – gar Sternatlanten. Der durchschnittliche Immerländer muss ohne diese Hilfsmittel auskommen.
Die Sterne am nächtlichen Himmel sind in ständiger Bewegung, dadurch, dass sich Roha dreht und somit auch der Himmel über den Immerlanden nicht reglos verharrt. Welchen Abschnitt - oder Sphäre - und welche Sternbilder man sehen kann, hängt also auch davon ab, welchen Standort oder Breitengrad man auf Rohas weitem Rund gerade hat – ob man sich auf der Nordhalbkugel, was in den allermeisten Fällen zutreffen dürfte, da die Immerlande als Kontinent ausschließlich auf der Nordhälfte des Planeten Roha liegen – in den endlosen, unerforschten Weiten des Südmeeres, also auf der Südhalbkugel oder auf oder zumindest in der Nähe des Cruinnebann, des Weltengürtels, etwa auf den Sommerinseln, befindet.
Die Riesen und Aurochmagr Gronalands – und alle anderen, die verwegen genug sind, sich in derart nördliche Regionen vorzuwagen - können nur die Sterne sehen, die der nördliche Sternenhimmel zeigt. Die Sterne des Südhimmels sind für sie gänzlich unsichtbar. Die Völker und Wesen der mittleren Breiten, also der Rhaínlande, des Grünen Herzens, der südlichen Ostlande, der Herz- und Drachenlande, sowie der nördlichen Elbenlande und Azuriens, können schon wesentlich mehr Sterne am Himmel beobachten und nur jene nicht sehen, die sich weit im Süden befinden.
Wäre ein Beobachter des Nachthimmels hingegen direkt am Cruinebann – beispielsweise auf den Schwesterninseln Tafraut und Tifilet oder auf einer der größeren Sommerinseln wie Sokatra oder Dortoka - könnte er zu verschiedenen Zeiten im Jahr alle Sternbilder des Himmels sehen.
Von größter Bedeutung für die geografische und zeitliche Orientierung sind nicht nur die zwölf Himmelswächter, die zu jeder Jahreszeit zu sehen sind, aber auf- und untergehen wie Sonne und Mond, sondern auch die Zirkumpolarsternbilder, genannt der Ring Gronas, jene Sterne und Sternkonstellationen, die nicht nur ganzjährig und zu jeder Jahreszeit des Nachts sichtbar sind, sondern auch zu jeder Zeit die ganze Nacht über, weil sie sich nur um den Gronastern, welcher den Himmelsnordpol markiert, herumbewegen. Die Zirkumpolarsterne des Südens sind jene Sterne, von welchen die Gelehrten zwar glauben, dass sie existieren müssen, die die Völker der Immerlande jedoch nicht kennen.