|
~ Die Sternbilder des Südens ~
Die zirkumpolaren Sternbilder der südlichen Hemisphäre kennen die Sterndeuter und Astronomen der Immerlande nur aus Erzählungen der Drachen, die während ihres Zeitalters der Schande in Menschengestalt und ihrer Kräfte beraubt unter den Sterblichen wandelten und sie viele, viele Dinge lehrten – unter anderem wohl etwas über die Sterne. Denn da der gewaltige Kontinent der Immerlande ja beinahe gänzlich auf der Nordhalbkugel des Planeten Roha liegt, ist den Sternenkundlern der Zentauren, Elben und Menschen oder sonstiger immerlandscher Völker ein vollständiger Blick in den Südhimmel verwehrt. Während man am Cruinnebann – der durch die Sommer- und Schwesterinseln verläuft – zu jeder Tages- und Nachtzeit je genau eine Hälfte von Nordhimmel wie Südhimmel überblickt, kann man in den nördlichen Breiten Azuriens nur noch ein Drittel des südlichen Himmels und in den Herzlanden bestenfalls noch zwanzig Prozent von ihm sehen (dafür etwa 80 Prozent des Nordhimmels). Ausschließlich den Südhimmel sähe man auf Roha also nur am gänzlich unbekanntem Südpol.
Doch den Berichten weitgereister, sternenkundiger Drachen zu Folge, so schreibt es jedenfalls Sualo'kin Sukinrepok in seinem Großen Kompendium der Sterne', gibt es einen Südstern, Llúris, der ebenso hell erstrahlt wie Grona im höchsten Norden und umgeben wird von einem Sternbild, das die Drachen das Netz der Wünsche, die Zentauren und Menschen dann aber Silbernetz oder Narnaras Netz nannten. Die Zirkumpolaren Sternbilder des Südhimmels benannte Sualo'kin Sukinrepok (der wie sein Name schon verrät tatsächlich ein Kobold war) ohne sie je gesehen zu haben, nur indem er ihre Beschreibungen in den Schriften der Zentauren und den Berichten der Drachen las und für sein Kompendium übersetzte. Die sechs Himmelswächter des Südens und zahlreiche der übrigen südlichen Sternbilder konnte er allerdings selbst beobachten und hat sie verzeichnet, so gut er vermochte.
|
~ Llúris Reigen oder die südzirkumpolaren Sternbilder ~
Narnaras Netz
Dieses Sternbild befindet sich den Legenden um den Südstern, welchem die Drachen laut Sukinrepoks 'Großem Kompendium der Sterne' den Namen Llúris, Glut, gaben. Sie nennen Narnaras Netz angeblich auch das Netz der Wünsche, es ist jedoch nicht überliefert, ob es dafür einen besonderen Grund gibt.
Unter den heutigen Sternenkundlern ist auch der Name Silbernetz verbreitet. Laut den Drachenberichten besteht das Sternbild aus vielen lichtschwachen Einzelsternen, die gemeinsam ein Gebilde formen, das tatsächlich wie ein gespanntes Spinnennetz aussehe. Es habe außer Llúris in seinem Zentrum jedoch nur zwei heller strahlenden Himmelslichter, welche Sualo'kin Sukinrepok in seinem berühmten Werk Sodpet und Imi-chet-Sopdet nennt. Es ist unklar, ob Sodpet ein Name der Drachensprache für jenen Stern ist, den Sukinrepok nur übernahm oder ob er den Stern einfach selbst benannte. Sodpet könnte ohne weiteres ein alter, imperialer Name sein, Imi-chet-Sodpet ist jedenfalls ganz eindeutig altes Lyssan wie es in den Tagen Ûrs gebräuchlich war und heißt übersetzt 'Nachfolger des Sodpet'.
Das Sternbild Narnaras Netz ist weder von den Immerlanden aus noch von irgendeinem anderen Punkt der bisher bekannten Welt zu sehen. Die Sternendeuter der Zentauren, die von Narnaras Netz und der Beschreibung jenes Sternbildes im Zentrum der südlichen Hemisphäre erfuhren, sahen darin hingegen ein symbol für das Arkane Netz und nannten es Reschet Arkanai und die wenigen Schamanen, die von diesem Sternbild hörten, gaben ihm den Namen 'Traumfänger des Himmels'. Umgeben ist Narnaras Netz von den südzirkumpolaren Sternbildern Weltenbaum, Phönix, Zepter und Schriftrolle.
|
Weltenbaum
Der Weltenbaum zählt laut den Drachenberichten, die Sukinrepok in seinem Kompendium zitiert, zu den südzirkumpolaren Sternbildern, was bedeutet, dass es ganzjährig am Himmel zu sehen ist. Es zeigt den Weltenbaum, jenes wunderbare Wesen und den ältesten aller Bäume, den die Göttin Amitari einst am Westufer der Immerlande pflanzte, und von dem die mächtigsten Baumriesen des Kontinents abstammen sollen – Foawr Kelley, Moraugh, Rotholz und Tane Mahuta.
Die vom Dunklen verdorbenen Drachen brannten ihn dereinst bis auf seinen Wurzelstrunk nieder, in dem heute die elbische Stadt Carvallen liegt. Daher – so die Anmerkungen Sukinrepoks – würden die übrigen Drachen, die nicht der Finsternis anheimgefallen waren, das Sternbild des Weltenbaums ganz besonders verehren und ihm Abbitte für die Freveltaten ihre fehlgeleiteten Brüder leisten, wann immer sie in ihren Flügen unter seinem Licht über die südlichen Himmel dahinzogen. In ihren eigenen Legenden erzählen sich die Drachen, dass jedes Mal, wenn einer der ihren unter dem Sternbild hindurchflöge und ein Reuegebet spreche, ein Stern des Weltenbaums wieder heller erstrahle und wenn alle Drachen Rohas Buße getan hätten für die Untaten der Ihren, der Weltenbaumstumpf auch wieder heilen und erneut austreiben würde.
Das Sternbild des Weltenbaums ist von mittlerer Größe, besteht jedoch aus fünfzehn ziemlich hell leuchtenden Sternen, die mit bloßem Auge gut zu erkennen wären (wenn sie denn jemand sehen könnte, doch wie alle südzirkumpolaren Sternbilder ist auch er für jeden Immerländer unsichtbar). Benannt sind nur drei von ihnen, Schoresch, Schewet und Keter, also Wurzel, Stamm und Krone. In Llúris Reigen ist er zwischen Zepter und Schriftrolle zu finden. Weitere benachbarte Sternbilder sind Mondwolf und Lytlingwhíd.
|
Phönix
Neben Narnaras Netz zwischen den Sternbildern Schriftrolle und Zepter liegt laut dem Großen Kompendium der Sternenkunde von Sualo'kin Sukinrepok, und auch hier stützt er sich auf die Drachenberichte über den Teil des Südlichen Sternenhimmels, den kein Immerländer mehr vom Kontinent oder den Inseln des Südmeeres aus sehen kann, in Llúris Reigen das Sternbild des Phönix. Weitere benachbarte Sternbilder sind Fährmann, Windpferd und Gischtross.
Es bestehe, so ist es niedergeschrieben, aus sehr vielen – Sukinrepok sagt, die Drachenberichte sprächen von mehr als zwei Dutzend, aber hier ist er sich nicht sicher – Sternen, von denen die allermeisten auch hell strahlen und 'mit dem bloßen Auge zu erkennen wären' (und ergeht sich dann in einer Fußnoten-Abhandlung ausschweifend darüber, dass Drachen wohl ein anderes Verständnis von 'mit dem bloßen Auge' zu erkennen hätten als Menschen oder Kobolde oder überhaupt irgendwelche zweibeinigen Wesen. Damit hat er auch ganz Recht, es tut jedoch überhaupt nichts zur Sache). Benannt wären von all diesen funkelnden und leuchtenden Himmelslichtern jedoch nur vier, welche die Namen Sedjet, Shemem, Nekhet und Neseret trügen. Diese Namen sind allerdings aus dem alten Lyssan und bedeuten mehr oder minder alle dasselbe, nämlich Feuer. Wobei eigentlich nur Sedjet wirklich 'Feuer' heißt, denn Shemem bedeutet 'Brand', Nekhet 'Lohe' und Neseret 'Glut'.
Da jedoch irgendwann einmal die Drachen die Sterne des Phönix benannt haben müssen, und sie das sicherlich in ihrer eigenen Sprache taten, sind diese Namen aller Wahrscheinlichkeit nach nur Übersetzungen der ursprünglichen Bedeutung im Venyhas Shi'be und stammen von Sukinrepok selbst oder irgendjemand, der die Aufzeichnungen der Drachenberichte vor ihm in den Händen hatte. Wie auch immer, das Sternbild des Phönix steht ganzjährig am Himmel und umkreist beständig Narnaras Netz auf seiner Bahn über das Firmament.
|
Zepter
Das Zepter ist ein weiteres Sternbild in Llúris Reigen um Narnaras Silbernetz und liegt laut den Drachenberichten über die Sterne des Südhimmels, welche der imperiale Sterndeuter Sualo'kin Sukinrepok, Meisterastronom und Gelehrter, in seinem Großen Kompendium der Sternenkunde zitiert, zwischen den Sternbildern Phönix und Weltenbaum. Weitere Sternbilder in unmittelbarer Umgebung des Zepters sind Dheremaja, Einhorn und Lytlingwhíd.
Das Zepter sei als südzirkumpolares Sternbild natürlich ganzjährig zu sehen. Welches Zepter das Sternbild zeigt, darüber sind sich sämtliche Astronomen des untergegangenen Imperiums von Ûr (einschließlich Sukinrepoks selbst) und auch die zentaurischen Sterndeuter des alten Assuaran und des heutigen Sar Perduin alles andere als einig.
Die am weitesten verbreitete These der Sternenkundigen besagt, es stehe als Sinnbild des Obsidanzepters von Canaur, eines Archonen Loas, am Himmel, also als das Zeichen eines Herrschers schlechthin, und symbolisiere Machtfülle, Charisma und Willenskraft. Andere sehen in ihm kein Zepter, sondern den Stab der Archonin Anira, Herrin der Heilkunst und Ruhe und einige Stimmen behaupten, es sie weder Anirastab noch Zepter, sondern ein Magierstab, so wie Narnaras Netz auch für das Arkane Netz stünde.
Das Zepter ist laut dem Kompendium kein sonderlich großes Sternbild, aber ein recht einprägsames, das nur aus wenigen, sehr hellen und äußerst symmetrisch angeordneten Sternen bestünde. Benannt sind die fünf, die am hellsten leuchten und in einer schnurgeraden Linie verlaufen sollen. Ihre Namen sind allesamt in der Drachensprache überliefert und lauten Shuarké, Si'thes, Atharés, Aelis, und Ardé.
|
Schriftrolle
Laut den Drachenberichten, die im Großen Kompendium der Sternenkunde von Sukinrepok wiedergegeben werden, ist die Schriftrolle wohl das geheimnisvollste aller Sternbilder, denn nicht einmal die Mächtigsten und Weisesten dieser Ältesten Wesen – also der Drachen – können sagen, was auf ihr niedergeschrieben steht. Es soll ein Geheimnis sein, welches Yen, der Hüter der Geheimnisse und Archon der Faêyris es in der Zeit der Endenden Nacht vor dem Anbeginn der Zeit selbst niederschrieb und für seine Wahrung sogar seine Stimme gab. Er vertraute die Schriftrolle Narnara, der Hüterin der Sterne an, und sie verbarg sie als Konstellation am südlichen Himmel in Llúris Reigen zwischen den Sternbildern Phönix und Weltenbaum. Weitere Sternbilder nahe der Schriftrolle sind Sommerkrone und Mondwolf
Die Legenden der Drachen scheinen zu behaupten, diese Schriftrolle hüte und verberge ein so machtvolles Geheimnis, das selbst ein Archon sich davor fürchtete und ihm sogar seine Stimme opferte. Die wenigen Schriften der Astronomen, die sich je mit den Mythen um dieses Sternbild befassten, mutmaßen von einem machtvollen Mysterium der Zwölf Götter, das auf der Schriftrolle niedergeschrieben stehe, möglicherweise sogar Teile des Weltenliedes der Schöpfung und des Lebens selbst oder die Wahren Namen aller Dinge, die Ogh der Reimer nur seinen geliebten Kindern, den Riesen, anvertraut hatte und derlei mehr.
Die Gelehrten des Imperiums von Ûr sagten, als Prophezeiungen, Weissagungen und Endzeittheorien aller Art gerade sehr in Mode kamen, das Weltenschicksal selbst sei auf dieser Schriftrolle aufgezeichnet worden und nannten das Sternbild an mehreren Stellen gar die 'Schriften des Propheten'. Wesentlich nüchternere zentaurische Zeitgenossen des alten Assuaran hingegen behaupteten, niemand wisse, ob überhaupt - und wenn ja, was - auf jener geheimnisvollen Schriftrolle niedergeschrieben stünde, es sei ja genauso gut möglich, dass sie schlicht das Rezept für Gytha Beyzas gefüllte Teigtaschen enthalte. (Gytha Beyza war eine berühmte Sandhexe der Lysseni, die in ganz Assuaran wegen ihrer burschikosen Art, ihrer gut kaschierten Liebenswürdigkeit, ihrer ungefragten Ratschläge zu einfach allem und ihrer Kochkünste berühmt war).
Wie auch immer - niemand, nicht einmal die Drachen, weiß, ob die Sternenschriftrolle irgendwelche Geheimnisse enthält und wenn ja, welche. Fest steht nur, dass die Schriftrolle ein südzirkumpolares Sternbild ist, das jede Nacht beständig um Narnaras Netz kreist. Die Schriftrolle ist kein großes Sternbild, besteht aber aus sehr vielen Sternen, die auch alle recht hell leuchten. Die vier hellsten von ihnen wurden einst von Drachen benannt, doch die Zentauren, welche die Drachenberichte zuerst übersetzten, gaben ihnen Namen in ihrer eigenen Sprache, nämlich Ras (Geheimnis), Ta'aluma (Rätsel), Lehechawe (Verborgenes) und Nistar (Verborgenheit) – sie trugen damit nicht unbedingt zur Entmystifizierung dieses Sternbildes bei.
|
~ Die Sechs Himmelswächter des Südens ~
Einhorn
Das Sternbild des Einhorns zählt zu den sechs Himmelswächtern der Südlichen Hemisphäre und liegt gut sichtbar südlich des Himmelsäquators. Man kann es – zumindest teilweise - noch in den Rhaín-, Herz- und Drachenlanden, sowie im Süden der Ostlande, des Grünen Herzens und des Dunkelwaldes sehen. Das Einhorn ist neben Dheremaja, Gischtross, Windpferd und Fährmann eine der größten Konstellationen des Südhimmels und es besitzt ob seiner Größe viele Sterne. Die meisten von ihnen sind auch recht gut mit dem bloßen Auge zu erkennen, besonders hell funkeln acht von ihnen.
Die Elben, vor allem der Shida'ya des Hauses Shunjarîl, erzählen, das Sternbild des Einhorns am Südhimmel wäre ein Abbild Shunjarîls, eines Fürsten der Einhörner der untergegangenen Himmelsinseln im fernen, verlorenen Westen der Welt. Den Legenden der Elben nach, die Faêyris und die ihr heiligen Einhörner von jeher sehr verehrten, begannen diese acht Himmelslichter im Sternbild des Einhorns auch erst nach dem Krieg der Götter besonders hell zu leuchten, und so gaben sie ihnen die Namen derjenigen Seharim, die an der Seite der elbischen Krieger und der Götter gegen die Dämonen und die Finsternis gekämpft hatten, und auf den Himmelsinseln gefallen waren: Toharel, Acharekar, Teiharset, Rakatiel, Son, Darakon, Rham und Hakael.
In Sukinrepoks Großem Kompendium wurden die Sterne des Einhorns zum ersten Mal unter ihren elbischen Namen verzeichnet - und sind seither in allen Sternenatlanten und bei jedem Astronomen unter diesen Bezeichnungen in Gebrauch. Als Himmelswächter ist das Einhorn natürlich das ganze Jahr über am Nachthimmel zu sehen, doch am auffälligsten strahlt es am Winterhimmel während des Silberweiß-Mondes. Benachbarte Sternbilder sind Liebende, Lytlingwhíd, Zepter, Sommerkrone und Zirkel. Das Sternbild ist außerdem der Ursprung eines jährlich zum Jahreswechsel wiederkehrenden Sternschnuppenreigens, der Einhorntränen. Sie sind in den Mittel- und Südlanden der Immerlande überall gut zu sehen und können in allen Raunächten zum Ende eines alten und Beginn eines neuen Jahres auftreten, die meisten von ihnen können in den Nächten zwischen dem 2. und 4. Silberweiß beobachtet werden. Sie sind sehr hell und oft auch zahlreich. |
Nereyde
Die Nereyde zählt zu den sechs Himmelswächtern des südlichen Nachthimmels und ist ein ausgedehntes und auffälliges Sternbild. Zu finden ist sie neben der Dheremaja, umgeben von Muschelhorn und Gischtross. Zwar scheinen nur vier ihrer Sterne - abgesehen von Medeia, dem Hohen Gestirn Amurs, das die Nereyde wie einen Schatz in den Händen zu halten scheint, heller, doch sind alle ihre Sterne an einem klaren Nachthimmel gut mit dem bloßen Auge zu erkennen. Am klarsten funkeln sie natürlich im Eisfrostmond. Die vier hellsten Sterne dieser Konstellation stehen laut den Astronomen sinnbildlich für die vier Weltmeere Rohas und wurden auch nach ihnen benannt: Kaitjam, Se'arajam, Charischjam und Karjam.
Der Radiant zweier alljährlicher Sternschnuppenschwärme liegt ebenfalls in diesem Sternbild, die Frostnereyiden und die Erntenereyiden. Sie sind allerdings nur im Süden der Immerlande, also in den südlichen Elbenlanden, in Azurien, an der Rubinküste und auf den Sommerinseln zu sehen und am besten in den letzten Stunden vor der Morgendämmerung zu beobachten. Für die Bewohner der Sommer- und Schwesterinseln, also die Chanka, die Amriela'ya und die Ashanínka hat das Sternbild der Nereyde eine besondere Bedeutung als Kalenderzeichen, denn wenn die Sonne in die Nereyde wandert – also im Eisfrost – markiert das den Beginn der Frühlingsregenzeit. Die Sternbilder in ihrer Umgebung, Gischtross und Muschelhorn und auch Nebres Haar, haben ebenfalls eine Verbindung zum Wasser. Über die Entstehung des Sternbildes gibt es einige und zum Teil sehr schöne Legenden. So kündet ein altes, rhaínländisches Märchen davon, die Nereyde am Nachthimmel sei einst die jüngste und anmutigste der sechs Töchter des großen Königs aller Meeresgeister gewesen. Als sie erwachsen wurde, erfasste sie Sehnsucht nach der Welt der Menschen, und sie rettete einem rhaínländischen Prinzen das Leben.
Der jedoch verliebte sich in eine Prinzessin aus Immerfrost und hatte keine Augen für die kleine Nereyde, die ihn aus den Fluten des stürmischen Silbermeers gezogen und sicher an Land gebracht hatte, als sein Schiff gesunken war. Also begab sich die Nereyde zu einer uralten Meerhexe und ließ sich von ihr einen Zaubertrank brauen, der ihr ihre Stimme nehmen, ihr jedoch Beine dafür geben würde. Die Verwandlung war jedoch unumkehrbar - würde sie den Trank nehmen, würde sie nie wieder zu ihrem Vater und ihren Schwestern ins Meer zurückkehren können und gelänge es ihr nicht, den Prinzen für sich zu gewinnen, musste sie sterben. Stumm wie sie geworden war, konnte sie dem Prinzen ihre Liebe aber nicht mehr gestehen und die Wahrheit über seine Rettung nicht offenbaren, und musste schließlich gebrochenen Herzens mit ansehen, wie er die immerfroster Prinzessin zu seiner Frau nahm. Da der erste Sonnenstrahl nach seiner Hochzeitsnacht der Nereyde den Tod hätte bringen sollen, gaben ihre Schwestern ihr den Rat, den Prinzen zu töten: Das würde sie wieder in ein Meerwesen verwandeln und retten. Sie brachte es jedoch nicht über sich, das zu tun, sprang ins Wasser und löste sich in Gischt auf. Dabei starb sie jedoch nicht, sondern verwandelte sich durch Amurs Gnade in das Sternbild am Himmel, um fortan von dort oben aus über die rhaínländischen Seefahrer zu wachen.
|
Katze
Die Katze, heiliges Tier Amitaris und einer der sechs Himmelswächter der Südlichen Hemisphäre, ist ein eher kleines Sternbild, das aus nur wenigen Sternen besteht. Die sind dafür jedoch recht markant und das ganze Jahr über gut zu erkennen. In der Stirn der Katze prangt außerdem Eorda, das sanft und grün-golden schimmernde Hohe Gestirn Amitaris. Im Taumond strahlt die Katze natürlich ganz besonders leuchtend und funkelnd.
Am nächtlichen Sternenhimmel ist sie tief am Horizont neben der großen Konstellation des Fährmanns zu sehen, der auf dem Purpurfluss, jenem seltsam purpurvioletten Band, das sich gleich dem Seharimschleier des Nordhimmels über den Südhimmel zieht - dahinfährt, und den sie ebenso gelassen wie neugierig zu beobachten scheint. Die Sternendeuter der Zentauren sagen über diese Nachbarschaft am Himmel gern, dass das Leben und der Tod selbst in den Sternen Hand in Hand gehen würden.
Die am stärksten leuchtenden Sterne der Katze – abgesehen von Eorda – sind nach den drei Katzen der Göttin selbst benannt, namentlich Nas, Berhane und Khadra, von denen der Legende nach alle Hauskatzen der Immerlande abstammen sollen. Will man das Sternbild der Katze am Nachthimmel finden, so wird man sie flankiert von zwei beeindruckend großen Konstellationen der südlichen Hemisphäre entdecken, sie liegt – oder vielmehr sitzt - nämlich zwischen Fährmann und Gischtross.
|
Tänzerin
Die Tänzerin zählt zu den sechs Himmelswächtern des Südens und ist eine Konstellation mittlerer Größe. Sie ist das Sternzeichen aller im Grünglanz geborenen – in diesem Mond erstrahlt sie auch besonders hell am Himmel - und trägt in sich das Hohe Gestirn Inaris, Samathe.
Gemessen an ihrer Größe besteht die Tänzerin aus nur wenigen Sternen, deren Leuchtkraft ist jedoch bis auf wenige recht stark und sie verleihen der Konstellation klare Linien, so dass sie auch mit bloßem Auge gut zu erkennen ist. Ihre drei hellsten Gestirne neben Samathe selbst heißen Yad al-Raqisa, die 'Hand der Tänzerin', Ciar und Syrna.
Angeblich trugen Ciar und Syrna in der Altvorderenzeit ganz andere Namen, doch Imperator Conandil, ein Herrscher Ûrs aus der Dritten und Nördlichen Dynastie, verliebte sich der Legende nach in eine Schellentänzerin namens Syrna, nahm sie zum Eheweib und lies die Sterne ihr zu Ehren umbenennen, nachdem sie ihm einen Sohn geschenkt hatte, Ciar, Conandils Nachfolger und Thronerben.
Von Stund an war es jeden Astronomen und Sternenkundler im Einflussbereich des Zweiten Imperiums (welcher sehr groß war) verboten, die alten Namen der Tänzerin-Gestirne zu benutzen und hunderte von imperialen und assuaranischen Sternatlanten mussten umgeschrieben werden. Heute haben sich die beiden geänderten Namen längst eingebürgert und die alten sind nahezu vergessen, in einigen zentaurischen Schriften findet man sie jedoch noch als Alnair und Reja.
Will man die Tänzerin am Nachthimmel ausmachen, findet man sie unterhalb des Purpurflusses und dem Sternbild der Liebenden. Sternbilder in unmittelbarer Nachbarschaft dieser Konstellation sind die untere Hälfte des Hexers, dessen obere Hälfte sich ja auf dem Nordhimmel befindet, sowie Mondwolf und Weltenbaum.
|
Harfe
Die Harfe ist einer der sechs Himmelswächter der südlichen Hemisphäre und trägt in sich Morion, das Hohe Gestirn Lyrs, des Gottes der Musik und aller Künste, der Klugheit und Gelehrsamkeit. Die Harfe ist eine Konstellation mittlerer Größe, das Sternzeichen aller im Goldschein geborenen und erstrahlt während dieses Mondlaufs besonders hell am nächtlichen Himmel.
Die Harfe besitzt nur wenige, aber recht klar zu erkennende Sterne, die einprägsam die Linien des Abbildes einer Harfe formen und so ist sie meist gut auszumachen. Neben Morion selbst besitzt das Sternbild außerdem noch sechs weitere recht hell leuchtende Himmelslichter, namentlich Sawt, Mila, Lachash, Schir, Rina und Kol. Sie wurden allesamt von zentaurischen Sternendeutern des alten Assuaran benannt. Die übrigen Sterne der Konstellation sind eher lichtschwach, wenn auch die meisten von ihnen gerade noch so mit bloßem Auge zu sehen sind.
Den Legenden der Elben und ihrer Harfner nach – die im Lauf der Jahrhunderte seit der Ankunft des Schönen Volkes in den Immerlanden auch von vielen übrigen Völkern, allen voran von den Zentauren und Menschen des Südens, übernommen wurden – handelt es sich bei diesem Sternbild um Asholhiya, die Harfe Lyrs selbst. Ihr Sternbild ist für alle Harfner der Immerlande von großer Bedeutung – in ihrem Licht singen die angehenden Harfner der Mittel- und Südlande ihre ersten zauberkräftigen Melodien, im Glanz ihrer Sterne, so sagen sie, könnten sie das Echo des Weltenliedes selbst hören. Zu finden ist die Harfe nahe dem Horizont direkt unterhalb des Purpurflusses zwischen Windpferd und Fährmann.
|
Feuertiger
Das Sternzeichen aller im Sonnenthron geborenen ist der Feuertiger und seine Konstellation trägt Rayran, das flammende hohe Gestirn Loas, der Göttin des Feuers, als orangerot schimmerndes Auge. Der Feuertiger ist ein einprägsames Sternbild, das aus vielen hell funkelnden Himmelslichtern besteht und bestens mit bloßem Auge zu erkennen ist. Im Sonnenthron leuchtet es nicht nur noch heller als gewöhnlich, sondern schimmert sogar rotgolden vom nächtlichen Himmel.
Seine sechs hellsten Sterne - neben dem Hohen Gestirn Rayran – wurden von Sukinrepok in seinem Großen Kompendium als Minliar al-Namur ('Nase des Tigers'), Qalb al-Namur ('Herz des Tigers'), Danab al-Namur ('Schwanz des Tigers'), Chertan (in etwa: 'Lendengürtel, Leibesmitte'), Hak al-Namur ('Pranke des Tigers') und Makhlab al-Namur ('Kralle des Tigers') benannt.
Dem Buch der Worte und einigen Legenden des Feuers nach wurde Sherekan, der erste aller Feuertiger, auf Bitten Loas hin nach seinem Tod von Narnara, der Herrin der Sterne, als Konstellation am Himmel verewigt und sein Sternbild um Rayran gesetzt, der fortan in seinem Auge flammen sollte. Am Südhimmel steht der Feuertiger nahezu auf dem Horizont und ist umgeben von Schwert, Ewiger Flamme und Lindwurm.
|
~ Die übrigen Sternbilder des Nordhimmels ~
Schwert
Schwert ist ein mittelgroßes, aber markantes Sternbild des Südens. Seine sieben hellen Sterne und die schnurgerade Ausrichtung in Richtung des Südsterns selbst machen es zu einer auffälligen Konstellation, die von Seefahrern, Reisenden, Abenteurern, umherziehenden Nomadenvölkern und Karawanen in der Wüste zur Orientierung genutzt wird. Bei der Bestimmung des geographischen Südpols Rohas hilft das Schwert ähnlich wie auf der Nordhalbkugel Snaldr am Maul des Frostwurms: es weist so genau nach Süden wie Snaldr zum Nordstern Grona weist. Benachbarte Sternbilder sind Windpferd, Schriftrolle, Ewige Flamme und Feuertiger. Das Schwert besitzt viele Sterne, die ihm seine unverwechselbare, auf Anhieb zu erkennende Form geben, und sieben sehr hell leuchtende Himmelslichter, die von den Sterndeutern und Astronomen der Zentauren nach ihren gefallenen Kriegerkönigen und Helden der Altvorderenzeit benannt wurden.
Für das Volk der Zentauren, ohnehin ein seit jeher kriegerisches und rechtschaffenes Volk, hat das Schwert schon seit uralten Zeiten immense Bedeutung, ja, es ist ihnen beinahe heilig – Segen, Fluch und Denkmal am nächtlichen Himmel zugleich. Im 'Buch der Sternenomen', begonnen von den ersten Sternendeutern Assuarans und seit jenen Tagen von jedem Sternenwächter dieses Volkes ununterbrochen fortgeführt, wird das Schwert eine prophetische Konstellation genannt. Es stand besonders hell, beinahe feurig leuchtend und gleichsam als Warnung am Himmel vor der Schlacht von Ras Dashan, vor dem Beginn des Kriegs der Geißel und dem Fall Iskandarias, vor der Schlacht am Meshtotem und dem Tod König Yaslana Nachtschattens, vor dem Ausbruch des Krieges der Unheiligen Legionen, der Schlacht der Asche und dem Tod König Argamênors während der Schlacht des Himmelsfeuers… die Liste lässt sich beliebig fortsetzen mit Ereignissen, die für Assuaran und das ganze Volk der Zentauren, von Unheil kündeten.
Doch das Schwert ist nicht nur Unglücksbote - wann immer ein zentaurischer Held oder Kriegerkönig sein Leben für sein Volk hingab, leuchtete ein neuer, heller Stern gleich einem Denkmal im Schwert auf. Auch als jene Männer unter den Sterblichen geboren wurden, welche auch für zentaurische Krieger von beinahe heiliger Bedeutsamkeit waren, weil sie das Dasein und Leben aller Krieger für das Gute, die Gerechtigkeit und den Zwölfgötterglauben veränderten, nämlich Cobrin, der Erste Ritter, und Blaeran der Selige, der Erste Templer, wurde ein weiteres helles Himmelslicht im Sternbild des Schwertes sichtbar. Zuletzt erschienen im Jahre 2733 des Vierten Zeitalters nach dem Tod Khairtamirs und Raukatains, die vor den Toren Kait Beys ihr Leben und das ihrer letzten Krieger gaben, um den letzten Zentauren ein Entkommen über den Fluss zu ermöglichen, zwei weitere Sterne im Schwert.
So benannten die Astronomen der Zentauren im Lauf der Jahrhunderte die hellsten Himmelslichter dieser Konstellation nach gefallenen Helden – denen ihres eigenen Volkes und jener für sie so besonderer Sterblicher – und verewigten sie so in den Sternen. Im Knauf prangt Yaslana, benannt nach dem Zentaurenkönig Yaslana Nachtschatten, der in der Schlacht am Meshthotem fiel. Die beiden Sterne jeweils am Ende der Parierstangen tragen die Namen Argamenôr und Caírlenn, ein zentaurischer Kriegerkönig und der legendäre Gründer des Ordens von Rhú Binoen. Das helle Himmelslicht am Ende des Heftes trägt den Namen Cobrins des Priesters, des ersten Ritter Shenrahs, seine Spitze den Blaerans des Seligen, des Ersten Templers. Die Sterne, die nach Khairtamir und Raukatain benannt wurden, finden sich jeweils an den Kanten der Klinge.
|
Windpferd
Das Sternbild des Windpferdes gehört mit zu den größten Sternbildern am Südlichen Himmel, selbst wenn es eigentlich nur ein halbes oder ein Zwei-Drittel-Windpferd zeigt, da Teile der Hinterhand und des Bauches im Zephyrwirbel verschwinden, aus dem alle seine Sterne geboren worden zu sein scheinen.
Den Legenden nach entstammte die 'Handvoll Wind', die Vendis Anukis zur Erschaffung der Feuerblutpferde – der Imazighals und Culyah, der Morj, der Amarapferde und Tiancaleyn - gab aus eben jenem Zephyrwirbel und in Azurien sagt man noch heute, der Zephyr wehe direkt aus den Sternen des Windrosses herab. Das Buch der Götter erzählt, als die Zwölf Mächte die Magischen Wesen erschufen, nahmen sie zur Gestaltung des Windpferdes 'den Staube dieser Sterne und Wind aus dem Wirbel des Zepyhr, ferner Feuer aus dem Leibe Rohas und Tränen vom tiefsten Grund des Weltenmeeres'.
Das Sternbild, das am südlichen Nachthimmel zwischen Schwert, Schriftrolle, Phönix, Harfe und Fährmann zu finden ist, zeigt ein teilweises Abbild des allerersten Windpferdes. Kopf, Hals, Mähne, Brust und Vorderbeine sind klar zu sehen, doch sein Rumpf verliert sich in Flammen und im Wirbel des Zephyrs.
Das Windpferd hat viele hell leuchtende Sterne und ist leicht am Nachthimmel auszumachen, auch wenn seine Konturen ob seiner vielen Himmelslichter nicht immer leicht zu bestimmen sind. Die fünf größten und strahlendsten Sterne des Windpferes wurden von den Astronomen des Imperiums von Ûr zu Ehren der 'Töchter des Windes', der fünf folgsamen Stuten Takamats, benannt und tragen die Namen Abayyah, Saqlawiyah, Kuhaylah, Hamdaniyah und Hadbah. Diese Stuten waren die Stammmütter der heutigen Imazighal-Pferde der Targa der Roten Sagora.
|
Fährmann
Mit dieser Konstellation der südlichen Hemisphäre ist Kyrom Purpurtod der einzige Archon, der als Sternbild in Person am Firmament verewigt wurde – alle anderen, Götter wie Archonen, ja selbst grüne Weltenmütter, müssen sich mit Symbolen oder Andersgestalten zufriedengeben, nur Kyrom stakt seinen Kahn höchstselbst über den Purpurfluss.
Der Fährmann – oder Kyrom, die Namen werden in nahezu allen Sternenatlanten von Bedeutung gleichwertig verwendet – ist ein ausgedehntes, leicht erkennbares Sternbild, obwohl er trotz seiner Größe aus nur wenigen Himmelslichtern besteht. Er steht zwischen Katze, Harfe, Windpferd, Gischtross und Phönix am Anfang des Purpurflusses am Himmel und Earida im Kiel des Nachen ist einer der hellsten Sterne am Südhimmel.
Die übrigen hellen und großen Sterne dieser Konstellation sind Daw' almayit, das 'Totenlicht' an der Spitze des Kahns, Rayiys al'Almurak, das 'Haupt des Fährmanns', an Kyroms Kapuze, Yd Almurakib, die 'Hand des Fährmanns' sowie Bidaya und Nihaya, 'Anfang' und 'Ende' jeweils am Beginn und Ende seines Stabes zum Staken. Daw'almayit am hochgezogenen Bugspriet von Kyroms Nachen weist außerdem ziemlich genau auf den Südstern.
Immer wenn ein wahrer Held in den Tod geht, so heißt es in einigen azurianischen Legenden, leuchten die Sterne des Fährmanns ganz besonders hell am Himmel. Neben Dheremaja, Einhorn, Windpferd und Gischtross zählt das Sternbild Kyrom Purpurtods ferner zu den größten Konstellationen der südlichen Hemisphäre.
|
Gischtross
Das Gischtross ist eines der jüngsten Sternbilder am südlichen Nachthimmel und die Legende erzählt, es entstand aus den Tränen die Amur über den Untergang seiner geliebten Kinder, der Far'ya oder Meerelben weinte, die Narnara, die Herrin der Sterne, aufsammelte und in den Nachthimmel warf, wo sie zwischen Katze, Fährmann, Phönix, dem Haar der Nebre und der Nereyde zum Sternbild eines Galaran Caleyn oder Gischtrosses erstarrten.
Die Far'ya hatten nach dem Sippenmord von Taran Tianmar an ihren Brüdern den Windelben bittere Rache geschworen und die Shebaruc oder Blutelben, welche die Schiffe der Rhaskeda'ya gestohlen und viele der Windelben erschlagen hatten, weit auf das Meer hinaus verfolgt. Doch dort draußen beim Krieg um die Schiffe in den tosenden Wogen zahlten sie einen schrecklichen Blutzoll und es gab ihrer ohnehin ja nie sehr viele. Die letzten ihrer Art opferten dann während der Schiffsjahre ihre Leben, um ihre Brüder und Schwestern auf den Schiffen ohne Wiederkehr eine sichere Durchfahrt durch Amurs Schild und damit den Weg zu den Immerlanden zu ermöglichen.
Amur war untröstlich über den Verlust seiner geliebten Meerelben und das Sternbild des Gischtrosses entstand als Mahnmal für ihr Opfer am Nachthimmel. Seine hellsten Sterne wurden dann auch nach den Anführern der Far'ya und ihren Häusern benannt, und ihre Namen lauten Oronrá, manchmal auch Lana ty Saênes genannt, Lisaênes, Sha'arisnar, Saresfar, Danjagalaran und Shapharis. Vor allem die Windelben huldigen diesem Sternbild ganz besonders im Gedenken an ihre verlorenen Brüder, die Far'ya.
Die trauernden Galaran Caleynes, jene magische Wesen, die so eng mit den Meerelben verbunden waren, dass ihr Sternbild zu deren Denkmal am Himmel wurde, haben für immer einen Platz nicht nur in den Herzen aller Elben, sondern auch in der Bucht von Nar Amuris, wo ihre Trauergesänge noch immer Nacht für Nacht im Licht der Sterne zu hören sind und weit über die Saphirsee und das Südmeer hinwegziehen.
|
Muschelhorn
Das Muschelhorn ist tatsächlich das kleinste – wenn auch nicht das simpelste – Sternbild am Südhimmel. Es steht tief über dem Horizont, ist also auch in den mittleren und den gemäßigten Breiten der Immerlande noch gut zu sehen, mit dem bloßen Auge jedoch kaum zu erkennen. Es besitzt nur zwei etwas hellere Sterne, die übrigen sind alle recht lichtschwach und wurde erst nach der Erfindung des Sternenspiegels von den Sterndeutern der Himmelssturm-Sternwarte der Zentauren Sar Perduins entdeckt, zählt also mit zu den jüngsten verzeichneten Sternkonstellationen. In Sualo'kin Sukinrepkos Großem Kompendium der Sternenkunde taucht das Muschelhorn beispielsweise noch gar nicht auf.
Das Sternbild lässt sich in klaren Nächten mit einem Fernrohr oder in einer Sternwarte mit Sternenspiegel unterhalb des Haars der Nereyde neben der Dheremaja ausmachen, wo es waagrecht über dem Horizont liegt. Seine beiden etwas helleren Sterne markieren Anfang und Ende (oder Mundstück und Schallöffnung) des Muschelhornes als Lisan Hal und Jaras.
Gläubige Anhänger des Hohen Hauses Meer behaupten gern, es handele sich bei dieser Konstellation um ein Abbild des Wogenhorns von Agnir, dem Schäumenden, Herren der Stürme und Wogen und Archon Amurs. Der Ruf des Wogenhorns, so heißt es im Buch der Götter, bleibe nicht ungehört, wenn es auf den Vier Weltmeeren erschallte. Die Ashanínka der Schwesterninseln und die Amrielaya hingegen sehen in dem Abbild eines ihrer eigenen Muschelhörner, mit denen sie sanfte Töne in den Abendwind senden, um die Wind- und Wogensprengsel zu besänftigen.
|
Das Haar der Nebre
Diese Konstellation am südlichen Nachthimmel zählt eher zu den kleineren Sternbildern, ist jedoch alles andere als unscheinbar und birgt - wie auch der Greif am Nordhimmel - in sich ein weiteres Sternbild, das Regengestirn. Manche Sterndeuter behaupten, Kyrom Purpurtod sei keineswegs der einzige Archon, der es leibhaftig als Fährmann an den Sternenhimmel geschafft hätte, es gäbe schließlich noch die Konstellation der Nebre, doch andere Astronomen halten ebenso stur dagegen, de facto sei es ja nur ihr Haar, nicht sie selbst, und somit bleibe Kyrom der Einzige.
Wie auch immer, das Haar der Nebre ist ein eher mittleres bis kleinere Sternbild zwischen den Segeln der Dheremaja, dem Phönix, dem Kopf des Gischtrosses und der Nereyde gelegen. Es zeigt ein Frauenprofil und lange, gewellte Haarsträhnen und besteht aus zahlreichen, kleinen, aber dafür umso heller glitzernden und funkelnden Sternen. Benannt sind nur die drei größten, Matar am Haaransatz, Raphach und Geschem am Ende der langen Strähnen.
In der Mitte von Nebres Haar befindet sich ein offener Sternenhaufen, welcher aus v-förmig angeordneten Sternen besteht, Regengestirn genannt wird und selbst mit bloßem Auge gesehen werden kann. Im Volksmund werden diese Sterne manchmal auch Nebres Ohrring genannt. Am besten ist das Sternbild Haar der Nebre von Erntemond bis Sturmwind zu beobachten.
|
Dheremaja
Im Sternbild des Schiffes sehen die allermeisten Sternenkundler der Immerlande heutzutage die Dheremaja, das Schiff des Hohen Magischen Rates – das einzige fliegende Schiff Rohas, für dessen Erschaffung dereinst die Ältesten Wesen, Drache, Harpyie, Phönix und Einhorn je ein Kleinod von sich gaben. Einige (vor allem jene, welche keine Arkanen Magier mögen) behaupten jedoch, das Schiff sei kein anderes als die Verdomde, das sagenumwobene Geisterschiff des verfluchten rhaínländischen Seefahrers Vanderdeker, der für immer die Vier Weltmeere befahren muss, wenn ihn die wahre Liebe nicht dereinst von seinem schrecklichen Schicksal erlösen mag.
Die Astronomen der Elbenvölker sehen in dieser Konstellation dagegen die Kihioris, die Schweigen, das Schiff, das einst die Hoffnung ihres Volkes von den fernen Himmelsinseln zu den Gestaden der Immerlande trug, das Schiff, auf dem Sessair Mondjäger, Hochkönig aller Schönen, geboren wurde. Tief im Süden, vor allem an der Rubinküste und auf den Sommerinseln hielt man dieses Sternbild in alter Zeit für ein Abbild der Rut'Narha, des Schwarzen Schiffes, das Unheil und Verderben über die Welt bringt und dieser Aberglaube mag sich bis heute hier und dort bei einigen Piraten des Sommermeeres gehalten haben. Auch in Sualo'kin Sukinrepkos 'Großem Kompendium der Sternenkunde' wird die spätere Dheremaja noch als Rut'Narha geführt. Wie auch immer – die Sterne dieser Konstellation mögen schon vom Anbeginn der Zeit an am Himmel leuchten und im Lauf der Jahrtausende die verschiedensten Namen getragen haben, seit jenen Tagen, als sich die Dheremaja in die Himmel erhob, hat sich diese Konstellation allmählich durchgesetzt und ist in den meisten Sternenatlanten Ûrs aus dem späteren Vierten Zeitalter auch unter diesem Namen verzeichnet. Ihre Sterne wurden erst später von Astronomen des Imperiums von Ûr benannt und tragen daher alte Hôthanamen.
Am Südhimmel Rohas ist das Sternbild der Dheremaja nicht nur das größte Sternbild, sondern auch jenes mit den meisten Sternen – tatsächlich sind es so viele, dass die Sterndeuter die Himmelslichter dieser unübersichtlichen Konstellation heute, im Fünften Zeitalter der Welt, sogar in Achterdeck-, Kiel- und Segelsterne unterteilen, um sie leichter zuzuordnen zu können. Es gibt nur wenige wirklich signifikante Sterne im Sternbild der Dheremaja, dafür sind nahezu alle recht hell und viele von ihnen auch mit dem bloßen Auge zu erkennen. Aufgrund seiner Lage und Größe ist diese Konstellation jedoch nur im äußersten Süden des Kontinents der Immerlande halbwegs vollständig zu sehen. Kiel und Achterdeck erkennt man zwar bereits im Süden der Herzlande und im nördlichen Azurien recht gut, doch Decks und Masten, sowie die Segel sind nur von den Sommerinseln aus zu sehen.
Im Ganzen kann das Sternbild der Dheremaja jedoch nirgends am Nachthimmel beobachtet werden, außer vielleicht von wagemutigen Seefahrern, die sich auf dem Synamuris tief nach Süden und nahe heran an Amurs Bann gewagt haben. Benannte Sterne dieses Sternbildes sind Suhail und Turais im Kiel, Regor, Suhail al Muhlif und Alsuhail im Segel sowie Naos, Suhail Hadar und Hadir im Achterdeck.
Das Sternbild ist auch der Ursprungsort eines jährlich wiederkehrenden Sternschnuppenschauers, der von den Magiern die Tränen Xhinaohas und von den Sternkundigen die Dheremajaden genannt werden. Die erste überlieferte Beobachtung der Dheremajaden fand vor über fünftausend Jahren um das Jahr 1038 des Zweiten Zeitalters statt. Im Jahr zuvor war der Krieg der Geißel, benannt nach dem Heerführer der Legionen der Höllen, Abrax'ach der Geißel, zu Ende gegangen und Xhinaoha die Weise, hatte die die Ströme der Magie auf Beschluss der Götter hin in für alle Zeit in die Fünf Ströme (Wasser, Feuer, Erde, Luft und Energie) getrennt und einzig den Ältesten Wesen ihre vereinten Kräfte zugestanden, nicht mehr aber den Magiern der Völker Rohas. Daher nennen die Magier auch heute noch die Sternschnuppenschauer aus dem – erst viel später entdeckten und benannten – Sternbild der Dheremaja die Tränen Xhinahoas oder Xhinaohatränen. Diejenigen Astronomen, die sich weigern, das Sternbild als Dheremaja anzuerkennen und an der Verdomde-Version festhalten, nennen die Sternschnuppen die Tränen der Verdammten undSukinrepok bezeichnete jenen Meteorschauer in seinem Kompendium als "verlorene Seelen, die dem Schwarzen Schiff entfliehen."
Die Tränen Xhinaohas sind jedes Jahr in den Nächten nach dem Gedenktag des Kriegs der Geißel – dem neunten Grünglanz – zu sehen. |
Sommerkrone
So wie das Sternbild der Winterkrone am Nördlichen Nachthimmel den Legenden nach die Krone Ýtgarðrs, des einstigen Königreichs der Riesen darstellt, sieht man in der Sommerkrone, einem sehr ähnlichen Sternbild am Südhimmel, die Krone Assuarans und der Zentaurenkönige der Altvorderenzeit. Schon die Sterndeuter Assuarans benannten dieses kleine Sternbild zwischen Einhorn, Zirkel und Dheremaja als Keter, "Krone", und Sualo'kin Sukinrepok übernahm das Sternbild unter dem Namen Sommerkrone oder Keter Assuaranis in seinem 'Großen Kompendium der Sterne'.
Für diese Konstellation ist nur eine einzige andere Deutungsweise und Bezeichnung überliefert – die allerdings nur in Sukinrepoks Aufzeichnungen Erwähnung findet, nicht bei den Zentauren. Die Khasaren, ein Reiterstamm des untergegangenen Imperiums von Ûr, der gegen Ende des Vierten Zeitalters zu bitterer Berühmtheit kommen sollte, sah in diesem Sternbild einen gebrochenen Ring und nannte es auch so: Tuarangaranga, was nichts anderes als 'gebrochen' bedeutet. Ihre Schamanen behaupteten, so schreibt Sukinrepok, von jeher, das Sternbild sei ein böses Omen und wenn es hell erstrahle, sei das Ende ihres Volkes gekommen. Es sind keine Aufzeichnungen darüber erhalten, ob dies in der Vornacht jenes unheilvollen Tages vor den Toren Kait Beys auch so war, als man Raukatain, ihren letzten Häuptling, neben Khairtamir von Barqa ans Kreuz schlug.
Der Radiant eines alljährlichen Sternschnuppenschwarms, der sich in den ersten Taumondtagen zeigt, liegt ebenfalls im Sternbild der Sommerkrone, der Juwelenregen. Er ist allerdings nur im Süden der Immerlande, also in den südlichen Elbenlanden, in Azurien, an der Rubinküste und auf den Sommerinseln zu sehen und am besten um Mitternacht herum zu beobachten. Der Juwelenregen ist ein recht aktiver Sternschnuppenstrom, weshalb der Taumond in ganz Azurien und an der Rubinküste auch als Sternschnuppenmond gilt. Alle vierundzwanzig Jahre kann es darüber hinaus zu einem ganz besonderen Himmelsspektakel kommen, denn dann ist die Anzahl der sichtbaren Juwelenregen-Sternschnuppen besonders groß und es kommt zum Juwelensturm, wie es etwa im Jahr 517 FZ der Fall war. Im Jahr 493 des Fünften Zeitalters sollen in einer Stunde sogar zweihunderttausend Sternschnuppen beobachtet worden sein. In Naggothyr nennt man diesen Meteorschauer allerdings noch heute die Tränen der Khasaren.
Die wenigen, aber deutlich zu erkennenden und hell leuchtenden Sternen der Sommerkrone sind allesamt nach Zentaurenkönigen der Altvorderenzeit benannt: Tamrakar und Hafes, Iskandar und Rajan, Rathore, Sarhawar, Khandren und Dinakar. Die hellsten Sterne der Keter Assuaranis sind Rathore und Khandren.
|
Der Zirkel
Der Zirkel ist nicht nur eines der kleinsten, sondern auch das einfachste Sternbild überhaupt, denn er besteht sage und schreibe nur aus drei Sternen – dennoch ist er äußerst signifikant, denn seine Himmelslichter strahlen außergewöhnlich hell und sind bestens mit bloßem Auge zu erkennen. Außerdem findet sich der in den Mittel- und Südlanden des Kontinents als solcher bekannte Morgenstern in diesem Sternbild, also das hellste vor Sonnenaufgang hervortretende Gestirn am Himmel. Er ist benannt nach Eoris, Archonin Shenrahs und Herrin der Morgenröte.
Die beiden anderen Sterne, jeweils an den Enden der Zirkelschenkel, sind schon seit den Tagen Assuarans und als Saḥr und Salim bekannt, denn so nannten die Zentauren die beiden leuchtend weißen Hengste der Archonin, Glanz und Schimmer, die laut dem Buch der Worte, ihren Wagen über das Firmament ziehen. Sualo'kin Sukinrepok übernahm das Sternbild von den Sterndeutern der Zentauren und auch die Namen seiner drei so prägnanten Himmelslichter in seinem 'Großen Kompendium der Sterne'. Diese Konstellation war nie unter anderen Namen bekannt.
Da der Zirkel jedoch eines der Sinnbilder verschiedenster Handwerkskünste, vor allem der Baukunst und Arithmetik ist, blicken auch die Handwerker der Mittel- und Südlande des Kontinents hoffnungsvoll zu diesem Sternbild empor. Darüber hinaus ist der Zirkel auch das Symbol der kosmischen Ordnung, mit Winkelmaß und Buch ist er ein Symbol der Bruderschaft der Tempelbauer und gilt als Attribut der Mäßigung und Besonnenheit.
Um das Fest der Sommersonnenwende am 24. Goldschein, dem Hochtag der Eoris, ist das Sternbild des Zirkels auch besonders hell und strahlend am Nachthimmel zu sehen. Zu finden ist der Zirkel nahe des Horizonts zwischen Einhorn und Dheremaja unterhalb der Sommerkrone.
|
Lytlingwhíd
Dieses kleine und recht unscheinbare Sternbild ist nur im Süden der Immerlande, also in den Südlichen Elbenlanden, in Azurien, an der Rubinküste, auf den Inseln des Südmeeres und den Sommerinseln zu sehen, denn es steht zu nahe an Llúris Reigen und den südzirkumpolaren Sternbildern. Eine Legende erzählt, die Seefahrer der Moorà entdeckten dieses Sternbild bei ihren ersten Erkundungsfahrten in die Südmeere und benannten es Rhaenhart, das reine Herz, nach einem Beinamen der kleinen, ihnen heiligen Wesen, die so innig mit den gewaltigen Moraughbäumen der westlichen Sümpfe verbunden sind. Doch für die Gelehrten der Sternenkunde des Restes der Welt geriet das Sternbild mit dem – de facto – Untergang der Wilden Wasser von Môr wieder in Vergessenheit.
Es waren die Elben, vor allem die Silberelben, welche auch heute noch enge Beziehungen zu den Moorà unterhalten, die es wieder in Erinnerung riefen und dafür Sorge trugen, dass in allen offiziellen Sternkarten und Sternatlanten das Lytlingwhíd den ihm gebührenden Platz erhielt; die Legenden der letzten Moorà erzählen noch heute, dass es tief im Süden der Welt am nächtlichen Himmel ein Sternbild gäbe, das aus der Ferne über sie wachen und zur Blüte der Moraughbäume alle fünf Jahre so hell erstrahlen würde, dass sein Licht noch auf das Treiben und Singen der kleinen Lytlingwhíd scheine.
Im Königreich der Rhaínlande ist das Sternbild des Lytlingwhíd von allen Sternkarten der Südmeerfahrer verbannt und wird geächtet, denn das Bestreben der Silberelben, die Konstellation zu ehren - und damit das fortwährende Unrecht der Rhaínländer am Volk der Moorà im Gedächtnis anderer Menschenvölker wach und lebendig zu halten -, hat das Haus Reyne als Schmach und Beleidigung empfunden. Die Jararankhaz der Sommerinseln hingegen sahen in dieser Konstellation jahrtausendelang die Königin der Nacht, einen Schmetterling der Sommerinseln und die Chanka übernahmen die Bezeichnung und nennen dieses Sternbild heute noch so, ebenso wie die Piraten des Sommermeeres und die Seefahrer in der Bucht der Schatten.
Das Lytlingwhíd ist nur ein kleines Sternbild und besteht aus zahlreichen unauffälligen Himmelslichtern. Ein paar seiner vielen Sterne leuchten jedoch sehr hell und sind – befindet man sich weit genug im Süden der Immerlande oder auf dem Südmeer – auch mit bloßem Auge bestens zu erkennen. Noch sind nicht alle hellen Sterne des Lytlingwhíds benannt, doch die hellsten fünf tragen die Namen der heute noch existierenden Moorà-Sippen: Revenain, Scalamèr, Nima, Hraavn und Mic'ha. Zu finden ist das Lytlingwhíd oberhalb der Liebenden zwischen Einhorn, Zepter und Weltenbaum. Sein langer, geringelter Schweif und die unteren Spitzen seiner Flügel berühren den Purpurfluss. In Sukinrepoks 'Großem Kompendium' ist es natürlich nicht zu finden, aber in allen neueren Sternenatlanten des ausgehenden Vierten und des heutigen, Fünften Zeitalters ist es (dank der Silberelben) verzeichnet.
|
Mondwolf
Das Sternbild des Mondwolfs liegt gut sichtbar am südlichen Nachthimmel und ist dort zwischen dem Mantelsaum des Hexers, der Tänzerin, dem Weltenbaum, der Schriftrolle, der Ewigen Flamme und dem Lindwurm zu finden. Der Mondwolf ist ein ausgedehntes Sternbild, das aus nur wenigen, sehr markanten Himmelslichtern besteht. Es ist eine umso auffälligere Konstellation, da sich in weitem Umkreis so gut wie keine anderen mit dem bloßen Auge erkennbaren Sterne befinden.
Der Mondwolf war schon den Zentauren Assuarans als Sternbild bekannt, ebenso den Jararankhaz und allen jüngeren Völkern des Südens. So ist es nicht verwunderlich, dass Sualo'kin Sukinrepok diese Konstellation aus den Aufzeichnungen der zentaurischen Sterndeuter unverändert in sein 'Großes Kompendium der Sterne' übernahm. Der Mondwolf gilt überall in den Immerlanden, wo er am Himmel zu sehen ist, also in den Mittellanden und Südlanden des Kontinents, sowie auf den Inseln der Südmeere, als Sternbild der acht hehren Tugenden, wie sie das Buch der Worte lehrt, also Liebe, Glaube, Hoffnung, Weisheit, Gerechtigkeit, Mäßigung, Barmherzigkeit und Treue. Jeder benannte Stern dieser Konstellation steht für eine dieser Tugenden und wurde von den Sterndeutern Assuarans dereinst auch so benannt, denn ihre zentaurischen Namen sind nichts anderes als die Bezeichnungen der hehren Tugenden in ihrer Sprache.
Seine acht hellsten Sterne, manchmal auch Tugendsterne oder Wolfssterne genannt, heißen Rahma (Liebe; an seiner Nase), Alshahama (Glaube; an seiner Ohrenspitze), Aret (Hoffnung; an seinem Rücken) Shajaea (Weisheit; an seiner Schweifspitze), Matala (Gerechtigkeit; an der rechten Hinterpfote), Jekar (Mäßigung; an der linken Hinterpfote), Messirut (Barmherzigkeit; an der rechten Vorderpfote) und Ahawa (Treue; an der linken Vorderpfote).
Diese Namen sind auch heute noch die anerkannt gültigen, die Elben nennen die Sterne jedoch in ihrer eigenen Sprache Diome (Liebe), Seandis (Glaube), Imhoêa (Hoffnung), Yssaid (Weisheit), Rhylinis (Gerechtigkeit), Dheyiur (Mäßigung), Ossiranarcan (Barmherzigkeit) und Yuna (Treue). Zwischen Erntemond und Langschnee ist ein ekliptikaler Sternschnuppenregen, genannt der Mondwolfsternenreigen, aktiv. Er hat seinen Ursprung im Sternbild des Mondwolfs, verstreut sich aber nahe der Ekliptik und ist daher über einen längeren Zeitraum zu beobachten.
|
Hexer (Südhimmel)
Der Hexer ist - ebenso wie am Nordhimmel - das einzige Sternbild der südlichen Hemisphäre, das sich über den Horizont hinaus bis in den Nordhimmel zieht, und zählt neben beispielsweise Dheremaja, Harpyie und Drache zu den größten Sternenbildern überhaupt. Am Südhimmel ist der untere Teil seiner langen Robe mit seinem Mantelsaum zu finden, unsichtbar für all jene Reiche, die im Norden der Immerlande liegen. Von den Mittel- und Südlanden des Kontinents ist hingegen der ganze Hexer gut zu sehen. Im Gegensatz zu vielen anderen Sternenbilder besitzt der Hexer keinen Mondlauf oder eine bestimmte Jahreszeit, während der er besonders schön anzusehen ist, sondern wechselt launisch, wie seine Gestalt, den Zeitpunkt seines Strahlens von Jahr zu Jahr. Manchmal wirkt er sogar zwei, oder dreimal in einem Jahreslauf heller, im Jahr 412 des Fünften Zeitalters, so verzeichneten die Sternkundigen der Zentauren, sei er hingegen gar nicht zu sehen gewesen.
Die Robe des Hexers, wie diese Konstellation im tiefen Süden gelegentlich auch genannt wird, liegt am Südhimmel zwischen Tänzerin, Lindwurm und Mondwolf, und ist aufgrund des schimmernden, vielfarbigen Nebels, der seine rechte Seite umhüllt, auch am Südhimmel schnell zu finden. Diese wilden Schleier, in denen ganz vereinzelt prächtige Sterne wie Diamanten auf einem Samttuch funkeln, stellen den Schriften der Astronomen nach den Übergang vom Hexer zum Gebrannten dar. Benannt sind in der Robe des Hexers am Südhimmel nur zwei Sterne - Eaba'atan Yatasharu, der 'Mantelsaum des Hexers', ein unsteter, flackernder Stern, der bald fahlgrün, bald gelblich erscheint, und Taefan, 'Fäulnis', der hellste und gleichzeitig unberechenbarste Stern im unteren Hexernebel, der einmal gleißend strahlt, dann wieder kaum zu sehen ist.
Einige Völker, welche für das arkane Talent zugänglich sind, interpretieren dieses Sternbild als eindeutige, wenn auch allgemeine Warnung Xhinaohas an alle Hexer, manche Geschichten aber erzählen von der Gebrannten Baythebaa, die sich im Krieg der Geißel von den Fesseln der Sklaverei befreite und für die Freiheit aller starb. Einige arkane Gelehrte hingegen meinen in dem Sternbild den Arkanisten Sheamais den Sucher zu erkennen, der versuchte das magische Netz zu kartographieren und dabei eines Tages spurlos verschwand, verschluckt von dem großen Mysterium, das er hatte ergründen wollen.
|
Lindwurm
Der Lindwurm ist zwar kein allzu großes, doch ein recht markantes Sternbild am Südhimmel, dessen prägnante Form zwischen Hexer, Feuertiger, Mondwolf und Ewiger Flamme für gewöhnlich leicht auszumachen ist. Es besteht aus vielen Sternen, von denen sieben sehr leicht mit bloßem Auge auszumachen sind, so hell und strahlend ist ihr Leuchten am Nachthimmel. Ihre Namen lauten Ras Aldawda an der Nase des Lindwurms, Quarn an seinem Horn, Dhil an seiner Schwanzspitze, sowie Taishen, Ruanshe, Aizun und Ransaenur in seinem geringelten Leib.
Da sein Auftauchen am Himmel um den 20. Blätterfall mit dem Einsetzen des Agujas – ein Wind mit dem gleichen Namen wie die Meeresströmung in der Jadesee – um Drachenvaters Zahn und dem Ende der Wirbelsturmzeit auf Tafraut und Tifilet zusammenfällt, ist der Lindwurm vor allem für die Südmeerfahrer aus Immerfrost und den Rhaínlanden eine bedeutsame Konstellation. Ras Aldawda, die Schnauze des Lindwurms, so heißt es bei den Seefahrern der Silbermeerhanse, steht am 20. Blätterfall genau über den Inseln über dem Wind - auf halbem Weg zwischen Drachenvaters Zahn mit seinen tückischen Gewässern und den gefürchteten Südostwinden und den Schwesterninseln im Golf von Kheyris die einzige Möglichkeit für Seeleute, Abenteurer und Handelsreisende an Land zu gehen, Frischwasservorräte aufzunehmen und möglicherweise notwendige Reparaturen vorzunehmen.
Verblasst der Lindwurm hingegen, muss man sich vor schweren Stürmen und den tückischen Südostern in Acht nehmen. Von Ende Blätterfall bis Ende Taumond ist das Sternbild am deutlichsten am südlichen Nachthimmel zu erkennen. Eine alte Legende Ûrs behauptet, das Sternbild des Lindwurms zeige keinen anderen als Ruanshe, den Schwarzen Wurm, jenes Untier, das Carelin, der Sohn Cobrins des Priesters einst mit dem Schwert seines Vaters erschlug und so die Hand der schönen Marwa, Prinzessin der Azande, gewann. In der Konstellation des Lindwurms ist sogar ein Stern nach Ruanshe benannt – doch wie wir heute aus den Schriften Al-Chidrs, den Chroniken der Imperatoren, wissen, die beim Untergang Qum'Rans aus der Großen Sifer Chessed Bibliothek gerettet werden konnten, war Ruanshe weder schwarz, noch ein Lindwurm, sondern ein türkisblauer und smaragdgrüner Wyvern. Dennoch hat das Himmelslicht in dieser Konstellation kein Sternendeuter je umbenannt.
|
Ewige Flamme
Das Sternbild der Ewigen Flamme steht der Legende zu Ehren der Fro'gar am Himmel, jenes Zwergenvolkes, dem Sil der Weltenschmied dereinst das Hüten und Bewahren "der Ketten, welche die Welt zusammenhalten und der gewaltigen Feuer, die im Leibe Rohas brennen" anvertraute – daher wird es auch Ewige Flamme genannt. In den Sillegenden des Buchs der Worte heißt es, dass Sil, als er im Zeitalter der Morgendämmerung, dem Ersten Zeitalter der Welt, vom Leid seiner Kinder und dem Beginn des Kriegs der Schatten erfuhr, zu Narnara, der Herrin der Sterne ging, und sie bat, im Gedenken an seine gefallenen Kinder ein Sternbild am Himmel zu erschaffen, damit deren Opfer nie in Vergessenheit geraten würde.
Narnara erfüllte ihm diesen Wunsch gern, doch als sie die Sterne der Ewigen Flamme hinauf in das indigoblaue Firmament setzte, bewunderte Sil ihr Werk mit großer Zufriedenheit und sprach: "Dieser Stern am Grund der Flammen ist mein Wunsch für meine Kinder und dieser, an ihrem Ende der Glücksstern ihres Königs. Meine Kinder werden nie das Licht der Sterne schauen, doch die Völker der Welt werden wissen, dass die Ewigen Flammen im Herzen der Welt wohl behütet sind." Die beiden hellsten Sterne dieser Konstellation heißen auch heute noch so: Skat, was im alten Hôtha 'Wunsch' bedeutet und Saʿd al-Malik, was in etwa 'Glücksstern des Königs' heißt. Die übrigen Sterne der Ewigen Flamme – oder des Weltenfeuers, wie das Sternbild mancherorts auch genannt wird – wurden im Lauf der Jahrhunderte von niemand anderem als Sualo'kin Sukinrepok selbst nach den berühmtesten Meisterschmieden der Zwerge der Altvorderenzeit benannt: Reginn (ein Name, der in den Zwergenlegenden auch für Sil selbst steht), Dimaschq, Skirfir, Motsognir, Vicharr, Sindr, Dyr, Brokkr, Mimr, Aarkvarr und Aarkabrak, Thrar, Grerr und Brimir.
Nur die Feuerzwerge Morr'Marzamas und jene wenigen Eisen-, Grau- oder gar Dunkelzwerge, die es an die Oberfläche verschlagen hat, kennen das Sternbild der Ewigen Flamme oder Weltenfeuers, haben seine Geschichte gehört und es, leben sie nicht im hohen Norden der Immerlande, wo es nicht zu sehen ist, vielleicht selbst am Nachthimmel geschaut. Natürlich wurde es im Lauf der Jahrhunderte auch zur glückverheißenden Konstellation für alle Schmiede aller Völker, nicht nur der Zwerge, und mancherorts im Süden der Immerlande heißt es gar, an Sils Hochtag strahle die Ewige Flamme mit dem Schmied am Nachthimmel um die Wette. Der Flammenregen ist ein jährlich zur Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche wiederkehrender Meteorstrom, der zu den aktivsten Sternschnuppenschwärmen gehört. Ihr Radiant liegt im Sternbild der Ewigen Flamme und sie treten am häufigsten um den 20. Erntemond herum auf.
|
~ Zurück ~
|
|