Schier endlos dehnt sich der Dunkelwald im Norden der Immerlande, zwischen den schneebedeckten, schroffen Gipfeln der immerfroster Berge im Westen, dem Kalten Ozean im Norden, der weiten Graslande des Grünen Herzens im Osten und den zerklüfteten Strauchbergen im Süden. Tausendschritt um Tausendschritt erstrecken sich die immergrünen, stets von silbrigem Dunst verhangenen Wipfel eines Meeres von Bäumen über sanfte Hügel und schroffe Berggrate, durch tiefe Täler und flache Senken, durchzogen von zahllosen Wasserläufen vom gemächlichen Strom bis zum rauschenden Wildbach. Grün in tausend Schattierungen und Millionen Nuancen prägt das Gesicht dieses Waldlandes, dämmriges Zwielicht herrscht in seinen Tiefen, moosbemantelte Baumriesen schrauben sich himmelhoch den Wolken entgegen und geheimnisvolle Wesen und merkwürdige Tiere durchstreifen seine Haine und Dickichte. Wie ein atmendes Wesen, ein überquellendes Füllhorn wimmelnden, pulsierenden Lebens breitet sich der Dunkelwald im sonst so kargen Norden zwischen winddurchtoster Steppe und kalten Gebirgen aus, das größte und gleichzeitig mysteriöseste Waldgebiet der Immerlande.
Der Dunkelwald im Abendlicht und im Nebel
Weite Teile des Dunkelwaldes liegen in den nördlichen Breiten, auch wenn er sich weit nach Süden hin erstreckt, dennoch ist die Witterung im Schatten seiner Bäume sommers wie winters gleichbleibend mild und regenreich. Der Segen Amitaris selbst, so heißt es, liege auf dem Wald, der legendären Heimat der Einhörner Rohas und jenem Ort, an dem sich der Thron der Göttin allen pflanzlichen Lebens selbst findet. Das Unterholz abseits der wenigen Pfade und Wildwechsel ist dicht und undurchdringlich. Mannshohe Farne, Schling- und Wasserpflanzen, allerlei seltene Kräuter und leuchtende Blumen gedeihen hier ebenso wie die riesigen Foawr Keylley und vielerlei andere mächtige Bäume, seidiges Feenhaar, das in zarten Schleiern von den moosigen Ästen hängt, dichte Bartflechten, farbenprächtige Pilze und seltene Heilkräuter. Hunderte von Seen jeder Größe und Tiefe liegen verstreut im Schatten der Bäume, im Norden des Dunkelwaldes finden sich morastige Sümpfe und in seinem Herzen erheben sich die felsigen Zackengrate und steinernen Nadeln des Yiarnal Beinn - Wege oder gar befestigte Straßen wie in anderen Gegenden der Immerlande wird man allerdings vergeblich suchen. Dafür durchstreifen gefährliche Säbelzahnkatzen den Wald, schrittlange giftige Schnecken kriechen über Wurzeln und modernde Baumstämme, gestreifte Prankenbären durchwandern das schattig-grüne Dämmerlicht und gewaltige Echsen, Sumpftod genannt, lauern in Seen, Flüssen und brackigen Mooren.
Es riecht nach Moder, feuchtem Moos und uralten Humusschichten, nach faulendem Laub und nasser Erde, nach zarten, süßen Düften tausender Blumen, frischem Grün und Sommerregen, nach prallem Leben und stetem Vergehen. Der Dunkelwald mag voll wilder, fremdartiger Schönheit sein, doch er birgt auch zahllose unbekannte Gefahren und hütet eifersüchtig seine Geheimnisse. Den Legenden nach findet sich Amitaris Thron irgendwo in seinem Süden und im Osten des riesigen Waldes haben die Faune ihre mystische Geburtsstätte Alian'Dhru. Eine andere Sage berichtet, ein gewaltiger Erddrache hause angeblich an den Quellen des Rhaín und zahllose haarsträubende Geschichten verwirrter Abenteurer berichten vom "unsichtbaren" Volk ebenso wie von mächtigen Einhörnern, funkelnden Edelsteinen in glitzernden Wasserläufen, den Knochen toter Kinder, von Baumgeistern und Irrlichtern und noch vielen anderen merkwürdigen und wundersamen Begebenheiten. Auch Deira, das Reich der legendären Kriegerfrauen der Amazonen, befindet sich angeblich irgendwo im westlichen Dunkelwald, wobei diese Geschichte, zum Leidwesen der Rhaín- und Herzlande, wohl mehr als nur ein Körnchen Wahrheit enthält... an Geschichten und Legenden, Sagen, Gerüchten und Mythen um diese Wälder mangelt es ohnehin nirgendwo in den Immerlanden, an tatsächlichem Wissen hingegen sehr wohl. Die einzigen, die mehr über den Dunkelwald wissen dürften, sind die Rhínemoor des Westens, die Menschen Draingarads und die Faune des Grünen Herzens, die hin und wieder in seinen Randgebieten umherstreifen. Von ihnen stammen auch die wenigen verlässlichen Berichte über diesen sagenumwobenen, immergrünen, fremdartigen und sonderbaren Wald im Norden der Immerlande.
Lage und geographische Grenzen:
Der Dunkelwald liegt in den nördlichen Immerlanden zwischen Immerfrost im Westen, den Wildlanden und dem Feuerbogen im Osten, den Herzlanden im Süden und dem Kalten Ozean im Norden.
Klima und Landschaft:
Im Gegensatz zu den übrigen Nordlanden des Kontinents besitzt der Dunkelwald dank der unterseeischen Vulkane vor seinen Küsten und Amitaris Segen ein ganz eigenes, ganzjährig gemäßigtes Klima mit milden Wintern und kühlen Sommern. Sonnentage sind sehr selten, dafür regnet es zu jeder Jahreszeit beinahe täglich – wenn auch meist nur kurz – und beständiger Nebeldunst hängt über dem riesigen Wald. Die Landschaften des Dunkelwaldes sind zwar alle dicht bewaldet, doch es gibt Hügellande und Tiefebenen ebenso wie Sümpfe, Moore, hunderte von Seen jeder Form und Größe, zahllose kleine Wasserläufe, mächtige Ströme und in seinem Herzen sogar ein recht hohes, schroffes Gebirge.
Reiche:
Deira, das sagenumwobene Königreich der Amazonen liegt den Legenden nach im Westen des mächtigen Waldes, während die Ny Beayntee kleine Siedlungen und Städte überall verstreut besitzen sollen.
Bevölkerungsanzahl und Bevölkerungsanteile:
Darüber ist in den Immerlanden nur sehr wenig bekannt. Sicher ist, dass zwei Menschenvölker den Dunkelwald ihre Heimat nennen, die Amazonen und das Baumvolk oder die Ny Beayntee. Während man schätzt, dass die Amazonen mehrere tausend Köpfe zählen, weiß man über das friedliche Baumvolk kaum et was, geschweige denn, wie groß seine Zahl ist. Am wahrscheinlichsten ist jedoch die – zudem weit verbreitete – Annahme, dass das riesige Waldgebiet extrem dünn besiedelt ist und daher nur wenige menschliche Bewohner hat.
Wichtige Berge und Gebirge:
Einziges Gebirge des Dunkelwaldes ist der Yiarnal Beinn, eine einzigartiger Gebirgslandschaft von außergewöhnlicher Schönheit mit schroffen Felskegeln und spitzen, farbenreichen steinernen Gipfeln.
Wichtige Gewässer:
Größter Strom des Dunkelwaldes dürfte wohl der mächtige Rhaín sein, der irgendwo in den Yiarnal Beinn entspringen soll. Auch der Bree, der Elarecálin und die Ela sind große Flüsse, die ihren Ursprung irgendwo im Dunkelwald haben. Verwegene Abenteurer und die wenigen Naturforscher, die sich mit der Erkundung des Dunkelwaldes beschäftigen berichten jedoch davon, dass es zahlreiche Flüsse, Bäche, Wasserläufe und Seen in dem gewaltigen Waldgebiet geben soll. Namentlich bekannt sind zudem der Logh Sleean im Amazonenreich Deira, an welchem die Stadt der Kriegerfrauen, Seyrsnys liegen und der Logh Cree, der sich inmitten der Yiarnal Beinn befinden soll.
Wichtige Städte und Orte:
Caayr Margee ist die einzige Stadt des Dunkelwaldes, über die man – zumindest in den Rhaínlanden und in Draingarad – ein wenig mehr weiß, da sie recht nahe der südwestlichen Grenzen des Waldes liegt und der einzige Ort ist, an den sich regelmäßig Händler von außerhalb wagen, wenn die Amazonen nicht gerade auf Kriegs- und Raubzügen sind. Auch im hohen Norden, an der Küste des Dunkelwaldes gibt es einen Hafen, der zumindest immerfroster, arduner und normander Seefahrern bekannt ist, Cleigh Yn Arragh.
Handelswege:
Bedeutendster Handelsweg für die Stadt Caayr Margee ist sicherlich der Rhaín, denn im dichten, undurchdringlichen Dunkelwald stellen die Flüsse und Wasserstraßen wohl die einfachsten und sichersten Reisewege dar, auch wenn sie einen nicht überall hinbringen können. Sichere Pfade und Wildwechsel durch den gewaltigen Wald kennen ohnehin nur Ny Beanytee und Amazonen, fremde Reisende tun also gut, sich ortskundiger Führerschaft zu versichern, wenn sie sich tatsächlich in die grünen Tiefen wagen wollen, ohne rettungslos verloren zu gehen.
Besondere Orte:
Glaubt man den Legenden, so besitzt der Dunkelwald besondere Orte in Hülle und Fülle, angefangen von Amitaris wundersamem Thron inmitten einer Lichtung irgendwo im Wald über riesige Wasserfälle, Drachenhöhlen, verborgene Täler voll wundersamer Schönheit, Alian'Dhru, ein mystischer Ort der Faune, die sagenumwobenen Ruinen von Gleiyagh yn Chastal in Deira und zahlreiche weitere mehr.
Pflanzen- und Tierwelt:
Naturgemäß bestimmen Bäume jeder Form, Farbe und Größe von winzig bis gigantisch die Pflanzenwelt des Dunkelwaldes, von denen längst nicht alle namentlich bekannt oder beschrieben sind. Man weiß von den riesigen Foawr Kelley, die viele hundert Schritt hoch werden und wahrhaft titanische Ausmaße annehmen können, kennt Flusskirschen, Dunkelzedern und Essigbeeren, da Früchte dieser Bäume immer wieder auch auf den Märkten Caayr Margees und Cleigh Yn Arraghs auftauchen. Außerdem wachsen zahllose bekannte Bäume der nördlichen und gemäßigten Breiten auch im Dunkelwald, vor allem Weißfichten und Lärchen, Erlen, Ulmen, Steineichen, Sumpfzypressen und Sitkafichten, Balsampappeln, Warachdan- und Lyrahorne, Douglasien und viele mehr. Zudem gibt es Unmengen von Schlingpflanzen, Farne, Flechten, Moose und Pilze. Namentlich und auch außerhalb des Dunkelwaldes bekannt sind hier Stachel,- Färber- und Seidenflechte, der Igelstachelball und die Mondblume.
Über die Tierwelt des Dunkelwaldes weiß man nur sehr wenig. Neben zahlreichen Pflanzenfressern gemäßigter und kühler Wälder wie Schwarzhirsche, Rehe, Aurochs, Wildschweinen, Igeln, Waldkaninchen und ähnlichem gibt es noch eine Vielzahl Tiere, die nur im Dunkelwald vorkommen. Bekannt sind natürlich die großen Raubtiere wie Cliwebirrog, eine Säbelzahnkatze oder Prankenbär. Auch weiß man von gewaltigen Giftschnecken und monströsen Sumpfkreaturen, von bunten Vögeln, allerlei Schmetterlingen, wolligen Waldschweinen und giftigen Schlangen, riesigen Schwärmen von recht großen Ameisen, possierlichen Waldrüsslern, stinkenden Vögeln, den Cheylleytorcan, rosigen Laylacfarliren, recht stattlichen, aber etwas seltsam anmutenden wandernden Igeln, noch seltsameren, kugeligen Federballvögeln und viele mehr.
Bodenschätze, Ressourcen und seltene Handelsgüter:
Neben einigen sehr seltenen Edelsteinen, die nur im Dunkelwald vorkommen, etwa Amazonenstein, Nachtamethyst, Dunkeltopas und Rauchsmaragd finden sich hier auch Flussspat, verschiedene Achate, Quarz und Milchquarz, Jade, Berg- und Luftkristalle, Granat und Rauchturmalin. Die Flüsse schwemmen gelegentlich Gold an und im Yiarnal Beinn finden sich verschiedene Gesteine und Erze, etwa Eisen, Blei, Kupfer, Pyrit und Quecksilber sowie etwas Zink. Die bedeutsamsten Ressourcen des Dunkelwalds sind jedoch sein Pflanzen- und Tierreichtum. Sowohl in Caayr Margee als auch in Cleigh Yn Arragh wird vornehmlich mit pflanzlichen Produkten und Erzeugnissen gehandelt, seien es seltene Hölzer, pflanzliche Gifte oder Heilstoffe, Pflanzenfarben und –fasern oder ähnliches. Auch Leder, Pelze und Federn sowie allerlei andere tierische Erzeugnisse sind wichtige Handelsgüter.
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