~ Die Himmelsinseln ~

 

Tian'Sidha - die HimmelsinselnDie Himmelsinseln, erste Heimat der Götter auf Roha und Wiege der Elben - zahllose Legenden, Mythen und Sagen ranken sich um dieses lange versunkene Reich. Weit im Westen, in den Meeren des Sonnenuntergans jenseits der Immerlande soll es gelegen haben, selbst noch jenseits von Amurs Schild. In den Wäldern der Himmelsinseln, am Ufer des Nebelsees, sind einst die Elben als ältestes Volk Rohas aus ihrem langen Schlaf erwacht und ihre Legenden erzählen von grünen Landen mit tiefen Wäldern voll goldenen Lichts, erfüllt vom Duft zahlloser blühender Bäume und Blumen, frei von allem Bösen und aller Finsternis. Es waren gesegnete Lande, denn die Zwölf Mächte selbst wohnten dort und nichts welkte oder verdorrte, erkrankte oder starb im Schatten ihres Seins.Tian Sidha nannten die Elben diese Lande, die Himmelsinsel, oder auch Cumaseth Ayares, die Heimstatt der Götter. Dort gründeten sie das Fîrenglorion Amrun, das Unsterbliche Reich, und lange lebten sie behütet und sorglos nahe den Göttern. Wenig weiß man heute noch in den Immerlanden von jener Insel und ihren Reichen, und die Ältesten der Elben, die davon berichten könnten, schweigen - zu schmerzlich scheinen die Erinnerungen an ihre versunkene Heimat und deren Zerstörung durch den Dunklen am Ende des Dritten Zeitalters der Welt. Es gibt nur wenige Aufzeichnungen über die Himmelsinseln und darin heißt es:


In den Wällen der Anmenthares, der Weißen Berge, hatten die Götter ihre Wohnstätten, ihre Paläste, Hallen, Türme und Gärten in jenem Gebiet, das Ayaresamrun, das Reich der Götter, genannt wurde... Am Fuß der Himmelsberge aber lag Aêril Llâeris der Ring des Schicksals, wo die Throne der Zwölf Mächte standen und sie zu Gericht saßen...


Im Norden der Tiansidha, östlich der Himmelsberge zwischen dem See Nurionrel und dem Fluß Chêarane lagen die Tyrfarsarnis, die Regenbogenwälder, das Reich der Smaragdelben auf den Himmelsinseln. Ihre Stadt wurde Narsarnis, genannt, das Herz des Waldes. Südöstlich davon erstreckten sich die Lande der Silberelben, Âsharelamrun, das Reich der Hundert Seen vom Nephelrel bis zur Küste mit der vieltürmigen, prächtigen Stadt Âsharasoriamar, der Stadt der Tausend Wunder, ganz aus weißem Marmor und goldenem Sandstein. Noch weiter im Süden, zwischen den Himmelsbergen, dem Fluss Aêyolfar und den Carsaristhares, den Bergen des Silbertaus, lag Sîrinvail, die Grüne Weite, das Reich der Hochelben, und ihre Stadt Amrielcalamar, die Stadt des Sommerliedes, ward auf den grünen Hügeln nahe dem Ufer des Âeyolfar errichtet. Die südöstlichen Küstenlande, die Faêndamares, nannten die Windelben ihr Eigen und ihr Heim, Taran Tianmar, der Himmelshafen mit seinen schimmernden Mauern und hohen Leuchtfeuertürmen lag an der großen Bucht von Danjafar. Die Bucht selbst gehörte den Far'ya, den Meerelben, und ihre tiefe Stadt, Suranon Andolin, ganz aus Perlmutt, Jett und Jade, Korallen und weißem Sand lag verborgen unter den Wellen des Meeres. Im Nordosten der Tiansidha aber lag Anarshunjamrun, das Reich des Nachtschattens, die Heimat der Nachtelben oder Shebaruc, und ihre Stadt wurde Nuormyr genannt, das Nordende, erbaut aus schwarzem Ebenholz und glänzendem Kupfer. Lange währte der Frieden auf Tiansidha, Künste, Wissenschaften und Handwerk erblühten und gediehen unter dem Schutz der Götter bei den Völkern der Schönen, den Kindern des Morgens... doch kein Frieden währt ewig, wenn sich ein Schatten erhebt, nicht einmal im Segensreich.


Der Dunkle, der als einziger von allen Mächten Rohas nicht auf den Himmelsinseln wohnte, sondern die tiefsten Tiefen der Immerlande zu seinem Sitz gemacht hatte und die Unterwelt sein Eigen nannte, neidete den Göttern von jeher ihren Frieden, ihre Werke und die Schönheit ihrer Lande. Doch mehr als alle anderen Dinge, neidete er ihnen die Liebe und Verehrung, die sie von den Elben erfuhren. Also sann er auf Rache und versuchte, die Elben zu verführen, doch die Kinder des Morgens schenkten ihm und den Einflüsterungen der Finsternis keine Beachtung. Groß war sein Zorn und kalt schwelte seine Wut ob der Zurückweisung, die er erfahren hatte. Doch bei den Blutelben, den Nachtelben oder Shebaruc, wie sie auch geheißen werden, hatte er schließlich Erfolg. Sie schenkten ihm Gehör und er pflanzte die Saat von Neid, Zwietracht, Habgier, Rachsucht und Hass in ihre Herzen, so dass sie verdarben und sich heimlich der Dunkelheit zuwandten. Auf den Himmelsinseln blieb dieser Verrat lange noch unbemerkt, selbst als in den fernen Gegenden der Immerlande weit jenseits der großen Meere längst ein erbitterter Kampf zwischen den Zwölf Mächten und dem Dunklen um die Vorherrschaft über Roha entbrannt war. Als sich jedoch das Dritte Zeitalter der Welt seinem Ende neigte und der dunkle Gott in den Ring des Schicksals gerufen wurde, um das Urteil zu hören, das die Zwölf ihm für seine Frevel und seine finsteren Taten auferlegt hatten, da war seine Stunde der Rache gekommen. Er beugte sich nicht, sondern entfesselte die Kräfte des Chaos und so kam es zum Krieg der Götter. Und während die Elbenvölker mit den Heerscharen des Himmels an der Seite der Zwölf Mächte fochten, verbündeten die Shebaruc sich mit ihrem dunklen Herren und es kam zum Sippenmord von Taran Tianmar.


Die Blutelben zerstörten die schöne Stadt der Rhaskeda'ya in der Bucht von Danjafar, schleiften ihre Mauern und erschlugen unzählige Windelben. Dann stahlen sie die Schiffe der Rhaskeda'ya und flohen auf ihnen über das Meer nach Osten, denn sie wussten bereits von der Zerstörung, die über die Himmelsinseln kommen sollte. Der Dunkle wurde schließlich besiegt und in Ketten gelegt, doch die Kräfte, die er beschworen hatte, waren so gewaltig, dass sie Tian Sidha zerrissen, die Meere des Westens in Aufruhr gerieten und vernichtende Brände über die Heimat der Elben hinwegfegten. Die Ersten Heimstätten der Götter auf Roha und die Reiche der Kinder des Morgens wurden völlig zerstört und das Segensreich versank im Meer. Die Zwölf Mächte zogen sich auf die Hohen Gestirne zurück, wo sie seitdem ihre Sitze haben und die überlebenden Elben bauten ihre gewaltigen Schiffe und stachen, geführt von den Fa'liar, in See. Lange dauerte ihre gefahrvolle Reise, selbst nach den Maßstäben des Schönen Volkes. Voller Leid und Entbehrungen war ihr weiter Weg, bis sie endlich fern im Osten Land erblickten und die Gestade der Immerlande erreichten. Ihre angestammte Heimat jedoch haben sie niemals vergessen. Die Himmelsinseln blieben stets in ihrer Erinnerung, auch wenn sie noch heute selten von ihnen sprechen und noch weniger von ihnen singen. So wurden aus Erinnerungen Legenden und aus Legenden schließlich die Mythen, die man sich heute in den Immerlanden darüber erzählt.

 

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