~ Die Wege der Talente ~

Durch den Wandel der Zeit gab es immer wieder Magiekundige, die sich auf ihre Art und Weise mit Leib und Seele für die Magische Gesellschaft, aber vor allem die arkane Magie eingesetzt haben. Sechs Namen haben die Jahrtausende überdauert. Pioniere ihrer Art, deren Mut neue Wege einzuschlagen und deren Glaube an die Arkanen Kräfte von Xhinaoha der Weisen mit einem besonderen Geschenk belohnt wurden: Ruidh der Strenge, Cuidightheach der Ewigsuchende, Gwenvael der Weise, Milyan der Gerechte, Ashur der Jäger und Gideon der Tapfere.  Durch sie erwachten sechs magische Talente unter den Magiekundigen.


Das Arkane Gespür, welches einem gelehrten Magiekundigen erlaubt arkanes Potential in den Wesen in seiner Umgebung zu erspüren. Die Manahand, mit der ein Lehrmeister die Manaströme seiner Schüler leiten, lenken und im Notfall auch beherrschen kann. Die Geheimnisverwahrung, welche einem Talentierten die Kraft verleiht, ihm anvertraute Geheimnisse und Gegenstände an einem Ort jenseits von Raum und Zeit zu verwahren. Die Rashanresistenz, deren Name selbsterklärend ist, der Manaentzug, mit dessen Hilfe ein Vollstrecker das Mana eines Magiebegabten und auch –kundigen binden und unterdrücken kann, und schließlich das Talent des Manabändigens, mit welchem vor langer Zeit einst die Bewahrer ihren eigenen Manapegel und jenen anderer arkaner Magiekundiger festsetzen konnten. Das letzte Talent ist unter allen Völkern, ausgenommen der Azadoura, inzwischen ausgestorben.


Jedes dieser Talente wurde von Xhinaoha zu einem bestimmten Zweck erschaffen und nur zu diesen sollen sie eingesetzt werden. Darum wurden binnen der magischen Gesellschaft, lanciert und gefördert durch den Hohen Magischen Rat, sechs besondere Laufbahnen geschaffen, die ein gelehrter Magiekundiger einschlagen kann, sofern er mit dem entsprechenden Talent geboren wurde und es auch einsetzen möchte: Der Sucher, der Lehrmeister, der Wächter, der Vollstrecker, der Hüter und der Bewahrer, welche es heutzutage jedoch nur noch im Volk der Azadoura gibt.


Die Lehre der Talente ist jenen vorbehalten, die der dazugehörigen Berufung folgen und dem Hohen Magischen Rat unter Eid Loyalität schwören, und sie kann nur von jenen vermittelt werden, die ein Talent selber meisterlich beherrschen. Ein Talent ist angeboren, muss aber von einem Meister freigesetzt werden, ehe man es benutzen kann, und dies geschieht erst ab einem Rang, welcher dem entsprechenden Beruf gerecht werden kann.


Entsprechend der Anzahl der Arkanas gibt es sieben Talentschulen, jeweils benannt nach dem Beruf, den man dort erlernen kann: Das Haus der Sucher am Fuße der Cairngorm in der Morairmarg von Hochwald, einem Herzogtum der Drachenlande, das Haus der Lehrmeister im Westen von Sar Perduin am den östlichen Ausläufern des Mondfallgebirges, das Haus der Wächter am südlichen Fuß des Verkrüppelten Berges im Gebirge Yorundar an der Rubinküste, das Haus der Vollstrecker an einem unbekannten Ort in Azurien und das Haus der Hüter in Leorndorn in den Rhaínlanden. Das sechste und einzige Haus, welches alle Ausbildungen anbietet, findet sich in den Elbenlanden in Imraseth im Südwesten Logrens, direkt neben der Arkana Asarida Imranis, und das einzige Haus, welches die Ausbildung zum Bewahrer anbietet, das Haus der Mächtigen, steht unweit der Arkana Aditi am Drachekamm von Issalane an der Rubinküste.

Die Sucher 


Magier, die sich ganz oder zeitweise dem Leben eines Suchers verschreiben, opfern die Annehmlichkeiten eines festen Wohnsitzes an oder in einer der Zauberschulen oder Arkanas und widmen ihr Leben nicht den Geisteswissenschaften, sondern suchen in allen Ländern der Immerlande nach potenziellen Schülern. Sucher sind ein ganz besonderer Menschenschlag. Sie bereisen fremde Länder, durchkämmen die fernsten Winkel eines Königreiches und übernachten häufig in Gasthäusern oder nicht selten unter offenem Himmel, sowohl bei gutem als auch schlechtem Wetter. In ihrem äußerlichen Erscheinungsbild unterscheiden sie sich nicht besonders von Waldläufern oder Einsiedlern. Genau so wenig kann man auf dem ersten Blick ihre wahre Macht oder ihre Absichten klar erkennen. Hat ein Sucher ein Kind oder einen jungen potenziellen Anwärter gefunden, offenbart er sich ihm und bietet an, den Zögling zur Ausbildung an eine der magischen Akademien zu geleiten. Sucher sind Idealisten, sie werden nicht nach der Anzahl ihrer gefundenen Magieschüler entlohnt oder gemessen. Für das Amt eines Suchers ist mindestens der Rang eines Adepten und das Talent des Arkanen Gespürs erforderlich.

 

Die Wächter


Magier, die den Weg als Wächter einschlagen, müssen sehr viel Geduld und Nervenstärke mit bringen. Oft wird von ihnen verlangt, dass sie gefährliche oder abtrünnige Magier festsetzen, überwachen oder von einem Ort zum anderen transportieren und während magischer Gerichtsverhandlungen als Richter oder auch Henker auftreten. Wer zu den Wächtern gehört, muss einen Eid der Geheimniswahrung schwören und darf über seine Aufgaben und Studien nur mit Eingeweihten sprechen. Das berüchtigte Rashangefängnis für Magier, Schwarzmagier und Hexer auf Nirmonar, einer Insel nördlich von Immerfrost, ist ausschließlich von auserlesenen Wächtern und speziell ausgebildeten Kämpfern besetzt. Gefahr ist für Wächter kein Fremdwort, jedoch suchen sie nicht den Nervenkitzel, sondern sind gestrenge Hüter von Recht und Ordnung, die oft Hand in Hand mit Vollstreckern arbeiten. Für das Amt eines Wächters sind mindestens der Rang eines Maesters und das Talent der Rashanresistenz notwendig.

 

Die Hüter


Die Hüter bewahren streng geheimes oder verbotenes Wissen, horten Schätze von oft unermesslichem Wert und verbergen machtvolle Artefakte, die in den falschen Händen schrecklichen Schaden anrichten könnten. Viele von ihnen dienen nur dem Hohen Magischen Rat und damit der Magischen Gesellschaft.  Die Obersten Archivare der sechs Arkanas sind zum Beispiel allesamt Hüter, aber auch einige der große immerländischen Bibliotheken haben einen Hüter als Buchmeister unter Sold und sogar Privatpersonen können, sofern sie die Überzeugungskraft oder genug Münzen besitzen, die Dienste eines Hüters erbitten. Wie auch die Wächter  müssen Hüter gegenüber dem Hohen Magischen Rat einen Eid der Geheimniswahrung  schwören, da sie sich während ihrer Studien mit geheimen Schriften und verbotenem magischem Wissen befassen. Für das Amt eines Hüters ist mindestens der Rang eines Magiers und das Talent der Geheimnisverwahrung erforderlich – außerdem müssen sie einen ausgesprochenen Sinn für Loyalität besitzen und schweigen können wie ein Grab.

 

Die Vollstrecker

 
Sie sind der lange Arm des Hohen Magischen Tribunals, der Gerichtsbarkeit des Hohen Magischen Rates, und auch seine ausführenden Mitglieder. Die Vollstrecker sind hauptsächlich dafür zuständig, Magier, Schwarzmagier oder Hexer zu finden, die schwere Verbrechen verübt haben. Darunter fallen das Betreiben verbotener Studien und Praktiken, Mord, Massenmord und auch das fahrlässige Ausüben gefährlicher Magie aus niederen Gründen. Vollstrecker leben ein gefährliches Leben und verbringen den Großteil ihrer Zeit auf der Suche nach besagten abtrünnigen Magiekundigen. Ihre wahren Identitäten sind ebenso wie ihre Ziele geheim. Alle Vollstrecker bekommen nach erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung einen neuen Namen und ein Amulett, Krenaras Schutz, welches ihr magische Potential verschleiert und sie daher auch für einen abtrünnigen Sucher nicht spürbar macht. Wer den Weg eines Vollstreckers einschlagen will, muss höchsten Anforderungen gewachsen und darf langen, abenteuerlichen Reisen nicht abgeneigt sein. Für das Amt eines Vollstreckers muss ein gelehrter Magiekundiger mindestens den Rang eines Hohemagiers innehaben und das Talent des Manaentzugs besitzen.

 

Die Lehrmeister


Auch der Pfad eines Lehrers an den Akademien für magische Künste steht gelehrten Magiekundigen offen. Voraussetzung ist dafür jedoch mindestens der Rang eines Magiers, das Talent der Manahand und sicherlich sechs Jahre praktische Erfahrung im Umgang mit der Zauberei in einem anderen Beruf. Von allen möglichen Laufbahnen als Magier, haben die Lehrmeister wohl den ruhigsten und bequemsten der Welt. Sie opfern zwar einen Teil ihrer Lebenszeit der jüngeren Generation, anstatt emsig und egoistisch nur an ihre eigenen Studien zu denken, werden damit jedoch mit den höchsten Ämtern innerhalb der Schule belohnt. Leiter einer magischen Akademie kann allerdings nur ein Zauberer werden, der den Rang eines Magisters besitzt. Gelehrte Magiekundige, die ebenfalls im Lehramt tätig sind, aber nicht das Talent der Manahand besitzen, tragen nicht den Titel eines Lehrmeisters, sondern den eines Dozenten.

 

Die Bewahrer

Xhinaoha verlieh Ruidh dem Strengen, einem Mitglied des Ersten Zirkels und weisesten Magiekundigen seiner Zeit, das Talent des Manabändigens, nachdem die Gier nach Macht mehr als die Hälfte der damaligen Arkanen Zirkel korrumpiert hatte und vier ganze Zirkel sich in einer einzigen Schlacht in einem Sturm aus Feuer, Wasser, Luft, Erde und Energie bis aufs letzte Blut ausgelöscht hatten. Als jedoch auch das Ritual der Bewahrer, welches dem Ritual der Ehre nachfolgte, dem Machtwahn zum Opfer fiel und der Drachenkönig Vhaerego der Grausame sich viele der arkanen Zirkel unterwarf, indem er die Bewahrer unter seine Herrschaft zwang, wandten sich die Arkanisten in ihrer Verzweiflung an Xhinaoha und baten sie um Hilfe. Diese ersetzte das Ritual der Bewahrer durch die Prüfung von Hand, Herz und Verstand mithilfe ihrer mächtigen Artefakte, die alsbald als Xhinaohas Augen bekannt wurden.


Das Talent des Manabändigens wurde nicht länger gelehrt und starb dadurch bei nahezu allen Völkern über die Jahrhunderte aus. Erst als die Azadoura, bislang ausnahmslos Hexer und aufgrund ihres selbsterwählten Exils unabhängig von der magischen Gesellschaft und dadurch auch unwissend in Bezug auf Xhinaohas Auge, in Issalane auf die verlassene Akademie I-n-Djazár'ir und dort in uralten, längst vergessenen Schriften auf die Lehren der Bewahrer stießen, lebte das Talent unter diesem noch sehr jungen Volk wieder auf. Die Azadoura sind die Einzigen, unter deren Magiegelehrten sich das Talent des Manabändigens noch findet, da die Zeit noch nicht reif ist, um die Völker über die Magie zu einigen.

 


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