Die Ogre
Namen:
Ogres werden auch als Halbriesen oder Oger bezeichnet.
Heimatländer:
Die mächtigen Abkömmlinge der Höllenogre stammen ursprünglich von jenem Ort, an den keiner von ihnen sich inzwischen mehr erinnern kann und der sich trotzdem wie Feuer in ihre Knochen gebrannt hat: Der Hölle. Die Ogres kamen mit den Horden der Dämonen an die Oberfläche im Zuge des Überfalls auf die Weiße Arkana von Kap Taret. Als die dunklen Scharen dort unter erheblichen Verlusten vernichtend geschlagen worden waren, suchten ein paar Dutzend Höllenogres ihr Heil in der Flucht, bis sie in ein paar unbewohnten Höhlen im Wyrmschwanzgebirge Zuflucht fanden. Dort, nicht weit von den blühenden Dörfern und den großen Städten Belgraves und der Herzlande entfernt, vergruben sie ihre finstere Vergangenheit und wurden zu dem, was sie heute sind: große, starke und in den meisten Fällen überaus liebenswürdige Riesen. Am weitesten verbreitet sind sie mittlerweile in den Drachenlanden, den Herzlanden und dem Königreich der Rhaínlande, da sie das milde Klima bevorzugen.
Physische Erscheinung:
Die Ogres sind in jeder Hinsicht ein äußerst beeindruckendes Volk, ob breit oder hoch, sie überragen alle anderen Rassen, bis auf die Reifriesen, mühelos. So können sie bis zu elf Fuß groß werden und bringen mit 700 Stein fast genauso viel wie ein Rhaínländer Kaltblut auf die Waage. Mit diesen Tieren teilen sie auch das stoische Gemüt, die träge Fortbewegung und das Fehlen jeglicher Anmut und Geschmeidigkeit. Sie sind plump, massig, stiernackig und grobschlächtig, mit Oberarmen und Oberschenkeln so dick wie Baumstämme. Man möchte sich einem Oger unter keinen Umständen in den Weg stellen, einfach weil seine schiere Masse einen abrupten Halt so gut wie unmöglich macht und er außerdem nicht einmal merken würde, wenn er jemanden unglücklicherweise überrannt hat.
Die Färbung ihrer Haut, die borstig und zäh ist wie altes Schweinsleder und stellenweise überzogen von einem dichten, braunen, blonden oder schwarzen Pelz, reicht von einem zarten Mausgrau, über eine ungesunde Mischung aus Grün, Braun und sogar leicht Violett, bis zu einem überraschend menschlichen Pfirsichgold, auf das manche Oger besonders stolz sind. Ihr goldenes, braunes oder aber rotes Haar, das ihnen die meiste Zeit wie Igelstacheln oder ein drahtiges Vogelnest von den riesigen Schädeln absteht, tragen sie entweder offen oder zu mehr oder weniger kunstvollen Zöpfen geflochten, von denen manche am Ende mit Zähnen und Krallen und Kieselsteinen beschwert werden, damit sie sich nicht wie kleine Fahnenstangen in die Luft recken.
Ogres haben flache, breite Gesichter, die für viele andere Wesen entweder reichlich formlos oder irgendwie schief wirken, mit einer vorstehenden Stirn, ausgeprägten Brauenwülsten, einem Maul voller Reißzähne, kleinen, kugelrunden Augen und einer knorrigen Nase. Die Augenfarben sind so vielfältig, wie bei den Feen die Flügelfarbe. Ansehnlich sind Oger nur für ihr eigenes Volk, wenn man allerdings bedenkt, wie sie einmal vor vielen hundert Jahren ausgesehen haben, wirken sie inzwischen so fein, zart und harmlos wie eine frischgeschlüpfte Fee. Eine riesige, korpulente und sehr starke frischgeschlüpfte Fee, aber immer noch eine frischgeschlüpfte Fee.
Lebenserwartung und Widerstandskräfte:
Oger sind die "Allesaushalter" der Immerlande. Beständig gegen nahezu jedwede Art von Klima und Wetter, völlig egal ob gronaländische Kälte oder brütende azurianische Hitze, ob tobender Orkan oder sintflutartige Regenfälle, können sie in allen Teilen der Immerlande bis zu rüstige 130 Jahre alt werden. Viele der allgemeinen Krankheiten und Gifte fühlen sich für einen Oger nicht schlimmer an, als eine flüchtige Shentagsgrippe, und ihre allgemeine Immunität gegenüber jeglicher unnatürlicher Art von geistiger Beeinflussung hat inzwischen sprichwörtliche Ausmaße angenommen: "So dumm wie ein Oger" oder "so tumb wie ein Oger" sind beliebte Redewendungen. Manche gemeine Zungen behaupten, dass keine geistige Beeinflussung stattfinden könne, weil in diesen monströsen Schädeln ja überhaupt nichts vorhanden sei, das man beeinflussen könne.
Besondere Fähigkeiten:
Außer, dass sie ungemein robust, baumstammstark und nahezu unverwüstlich sind und vielleicht den besten Eintopf der ganzen Immerlande kochen, haben Ogres keine speziellen Fähigkeiten.
Magiearten:
Ogres sind unmagischer als das berühmte Gänseblümchen. Der Dunkle erschuf die Vorfahren der Oger, die Höllenogres, als ein massiver Wall aus Fleisch und Knochen, an welchem jede Magie abprallen sollte wie Erbsen aus einem Blasrohr an einem eisernen Brustpanzer. Die Ogres haben die erschreckend ausgeprägte Immunität gegenüber nahezu jeglicher Art von Magie geerbt – sind dafür aber im Gegenzug auch nicht fähig, selbige zu wirken. Unter ihnen finden sich weder arkane Magier, noch Priester der Zwölf, weder Anirani, noch Harfner - den Göttern sei Dank -, weder Schamanen, noch Druiden. Sehr wahrscheinlich wäre ein Ogre, egal wie zart, gar nicht dazu in der Lage, die nötige Konzentration und das Fingerspitzengefühl aufzubringen, um einen Zauber zu weben, ohne dabei alles im Umkreis von 20 Schritt in Schutt und Asche zu legen.
Restriktionen:
Ogres können sich weder in einen Vampir verwandeln, noch mit dem Fluch des Wolfs belegt werden. Außerdem sind sie zwar grundsätzlich nicht dumm, aber das Denken fällt ihnen schwer.
Kleidung und Schmuck:
In den fünfhundert Jahren, seit die Ogres sich aus den Zwängen der Dämonen befreit und sich zu dem stolzen, ungebundenen und zu großen Teilen bemerkenswerten Volk entwickelt haben, das sie heute sind, haben die Gelehrten etwas über die bulligen Riesen gelernt: Sie haben eine Vorliebe für auffällige Gewandung. Viele Ogres ziehen zwar bis heute Leder, Fell und Pelz Stoffen wie Leinen, Linnen und Samt vor, aber ein Ogre in Wildlederhosen, gebleichtem Hemd, Weste, Umhang und Stiefeln, in denen sich ein kleines Kind verstecken könnte, ist inzwischen nahezu genauso häufig anzutreffen, wie ein Ogre mit zerfledertem, eisenbeschlagenem Lederkittel und Bärenfell samt Bär über den Schultern. Dazu gesellt sich eine Unmenge an Plunder und Schmuck in allen erdenklichen Farben, Materialien und Variationen. Federn, Lederbändel, Steine, Edelsteine, Gold, Silber, Kupfer, Bronze, das rostige Kettenhemd eines gefallenen Gegners – Ogres sind sehr kreativ, wenn es um ihren Behang geht.
Lebensgewohnheiten und Verhalten:
Obwohl mit einem grundsätzlich friedlichen und besonnen Gemüt beseelt und mit Eifer auf der Suche nach ihrem eigenen Weg, haben die Ogres auch nach all der Zeit, seit sie die Hölle hinter sich gelassen haben, noch immer Mühe so etwas wie eine eigene Kultur zu präsentieren. Viele von ihnen imitieren die Gewohn- und Gepflogenheiten ihrer Umgebung, manchmal mehr, manchmal weniger erfolgreich. Diejenigen, die unter den Ihren leben, kennen das Prinzip einer Kultur mit Sitten und Regeln nicht so, wie viele andere Völker sich das vorstellen. Die wenigen Gesetze, die sie haben, werden durch ihr natürliches Benehmen festgelegt. An vorderster Stelle steht hierbei: Der Stärkste hat das Sagen. Die Ogres der Ogerhöhen in Belgrave leben in weit verzweigten und sehr großen Familienverbänden, die von einem Häuptling angeführt werden. Die einzelnen Familien werden zusammengehalten über die Ogerfrauen – Schwestern, Mütter, Basen, Großmütter -, welche sich grundsätzlich um alles selber kümmern. Ihren Nachwuchs, die Behausung und auch das Anschaffen von Vorräten. Die Ogermännchen haben – wenn überhaupt – nur dann etwas zu sagen, wenn die Weiber es so entscheiden. Ausgenommen der Häuptling – und auch hinter dem stehen mindestens drei Prachtweiber mit Keulen, bereit ihm auf die Finger zu hauen, wann immer er eine falsche Entscheidung zu treffen droht.
Entgegen aller Erwartungen, sind Ogres sehr liebenswürdige Eltern, die ihren Nachwuchs fast fünf Jahre lang verhätscheln und tätscheln, bevor er schließlich aus der Höhle geschubst wird und lernen muss auf seinen eigenen, riesigen Füssen zu stehen. Nachwuchs ist bei Ogern zahlreich. Wenn die Ogerweibchen möchten, können sie alle zwei Jahre ein Ogerbaby auf die Welt bringen. Da Monogamie noch nicht sonderlich weit verbreitet ist unter den Ogres, ist es keine Seltenheit, dass Ogre ausschließlich Halbgeschwister haben.
Hin und wieder kommt es jedoch auch vor, dass ein Ogerpaar sein ganzes Leben zusammen bleibt. In diesem Fall erhält der Mann über die Jahre sogar so etwas wie Mitspracherecht im Haushalt, zum Beispiel bei der Zubereitung des legendären Ogereintopfs. Allerdings ist das Prinzip Treue und Hochzeit für sie ein Buch mit sieben Siegeln. Die Ogre, die unter anderen Völkern leben, haben sich in vielen Fällen weitgehend an ihre Umgebung angepasst. Es soll sogar einen Ogre in Talyra in den Herzlanden geben, der bei der Stadtgarde dient, und einen anderen Ogre, irgendwo in den Rhaínlanden, der als Archivar arbeitet.
Allerdings ist es ratsam nie komplett zu vergessen, von wem sie abstammen und zu was sie fähig sind, denn aller Besonnenheit, Gemütlichkeit und Friedfertigkeit zum Trotz, kann ein Ogre sehr gefährlich werden. Ein Ogre im Blutrausch ist eine Walze aus kochendem Zorn und bestialischem Hunger, die alles in Grund und Boden stampft, was sich ihr in den Weg stellt.
Religion:
Verehrung ist den Ogre ein Fremdwort. Sie wissen schlicht und ergreifend nicht, wie es sich anfühlt, wenn man tatsächlich an die Kraft eines höheren Wesens glaubt, obwohl sie von allen Völkern am besten wissen, dass die Götter existieren. In gewissen Familienverbänden wird ein schwacher Ahnenkult betrieben und alle Ogre streben nach der Kraft und dem Mut von Krom dem mächtigen Oger, der den Dämonen die Fresse polierte und sein Volk in die Freiheit führte.
Sprache(n):
Die Allgemeinsprache, sowie das Tamairghe sind die am weitesten verbreiteten Sprachen unter den Ogern wenn sie sich unter anderen Wesen aufhalten. Untereinander können sie sich auch nur mit Lauten und Gesten unterhalten, die in vielerlei Hinsicht sehr viel aussagekräftiger sind, als es je ein Wort sein könnte.
Vorurteile:
Sie hegen eine inbrünstige Abneigung gegenüber allen dunklen Kreaturen der Hölle. Darüber hinaus sind sie sehr offen und sehr neugierig und allen Wesen erst einmal wohlgesonnen.
Übliche Berufe:
Ogres können nahezu alle Berufe erlernen, die überhaupt nichts mit Fingerspitzengefühl zu tun haben und die Intelligenz nicht zu sehr belasten. Am häufigsten trifft man sie in Steinbrüchen, als Holzfäller, Söldner, Tagelöhner, Grobschmiede, Hafenarbeiter, Knechte und Mägde, Hirten und Krieger. Manch ein abenteuerlustiger Geist wagt sich auch als Matrose auf ein Schiff, oder reist als Wächter mit einer Handelskarawane.
Waffen und Rüstungen:
Im Grunde genommen können Ogres jede Art von Rüstung tragen. Da aber Platte in ihrer Größe nahezu unerschwinglich ist, beschränken sie sich auf gehärtetes und beschlagenes Leder, Kettenhemd – mit mehreren Lagen und Ringen so dick wie ein Menschenfinger - und Einzelteile, wie Arm- und Beinschienen und Helm. Sie legen einen beeindruckenden Einfallsreichtum an den Tag, wenn es um Schutz und Waffen geht. Als Waffen bevorzugen sie vor allem grobe Flegel, Prügel, Morgensterne und andere derbe Wuchtwaffen. Das höchste der Gefühle für einen Ogre ist wahrscheinlich eine Doppelaxt. Alles, was mehr Präzision verlangt, ist Verschwendung in den Händen eines Ogre.
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