auch genannt die Abendkinder, die Sterblichen oder die Letztgeborenen
Die Legenden erzählen, zu Anfang bestand die Menschheit aus vier großen Stämmen: das Schwarze Volk, das Bronzevolk, das Weiße Volk und das Bernsteinvolk, und sie alle waren Sklaven der Finsternis. Dann erhoben sich das Bronzevolk und das Weiße Volk und begannen die Große Rebellion. Einigen gelang die Flucht und sie fanden die Zentauren, die ihnen Obdach und Nahrung, Wissen und Lehren gaben. Ihre Kinder, in Freiheit geboren, wurden jene, die wir heute als Erste Menschen kennen und von ihnen und jenen, welche die Jahre der Sklaverei im Königreich des Blutes überlebten und befreit wurden, stammen alle Menschenvölker der Immerlande ab.
Von allen Kindern der Großen Erdenmutter sind die Menschen die vielgestaltigsten und verschiedenartigsten. Während die Zwerge, die steingeborenen Kinder Sils, zu einer schon beinahe unheimlichen Gleichartigkeit neigen und die Unterschiede zwischen den Elbenvölkern für Fremde nicht leicht zu sehen sind, sieht man einmal von den Shebaruc ab, könnte man die Menschen, wüssten die Weisen Rohas es nicht besser, in viele verschiedene Rassen unterteilen. Dabei bilden sie, so unterschiedlich ihre Volksstämme auch sein mögen, nur eine einzige. Unter den Menschen, von den wilden Nordmännern und Barbaren bis zu den schlanken Nomaden der südlichen Wüsten und den dunkelhäutigen Bewohnern der Dschungelinseln, sind sie sich alle sowohl ähnlich, als auch unähnlich und weisen in Kulturen, Sprachen und Eigenheiten eine faszinierende Individualität auf.
Über Rang und Bedeutung der Sterblichen streiten die Gelehrten anderer Völker seit langem. Sie sind weder die klügsten, noch die stärksten und auch nicht die zähesten Kinder Rohas, und dennoch haben gerade die Menschen sich als das anpassungsfähigste Volk erwiesen. Sie überlebten Jahrhunderte der Sklaverei, blutige Kriege und verheerenden Katastrophen. Sie widerstanden der unerbittlichen Verfolgung durch die Finsternis, konnten in Schlachten nahezu alle anderen Rassen schon einmal besiegen und verbreiteten sich überall in den Immerlanden, selbst in den lebensfeindlichsten Gebieten. Und obwohl sie so kurzlebig sind, sind sie heute, im Fünften Zeitalter der Welt, das das fruchtbarste und am weitesten verbreitete aller Völker. Auch wenn die anderen Rassen den Menschen meist in irgendeiner Eigenschaft überlegen scheinen - die Elben mit der Zahl ihrer Jahre, die Zwerge mit ihrer Ausdauer, die Zentauren mit ihrer Schnelligkeit, die Riesen mit ihrer Kraft - so haben sich die Sterblichen letztlich doch als die Stärkeren erwiesen.
Heute sind sie die wahren Herren der Immerlande, zahlreicher und verbreiteter als alle anderen Rassen. Wo auch immer das Geheimnis der Menschheit liegt, kein Volk ist neugieriger und wissbegieriger, kein Volk besitzt jene Lebendigkeit im Herzen, jene Leidenschaft für alles Neue, Fremde und Ungewöhnliche in dem Maß, wie es die Menschen tun. Niemand außer einem Menschen vermag in der kurzen Zeit, die sein Leben währt, so vieles zu erreichen.
|