~ Die Menschenvölker des Westens ~


Die Moorà

 

Namen:
Moorà werden gelegentlich auch Moraughkin, Sumpfkinder oder das Stille Volk genannt.


Heimatländer:

Die Vorfahren der Moorà waren Abkömmlinge der ersten Menschen, die zu Zeiten der großen Völkerwanderungen vor vielen tausend Jahren die silbernen Waatfelder, das schwere, fruchtbare Weideland, die weitgestreckten Morast- und Sumpflandschaften und später auch die fischreiche Silbermeerküste des Westens erschlossen. Als Herren der 'Sieben Wasser von Mór', welche große Teile der Rhaínebene umfassten, gelangten sie zu großer Macht und Ansehen, ehe sie durch die Rhìnemoor mehr und mehr verdrängt wurden. Heute werden sie von den Rhìnemoor als Kinder der Sümpfe bezeichnet, in die sie sich seit dem Untergang ihrer Reiche, der Sieben Wasser, immer mehr zurückgezogen haben.


Physische Erscheinung:
Die Moorá galten schon immer als großes, starkes Menschenvolk, das schön anzusehen, und dem eine natürliche Geschmeidigkeit eigen ist. Sie sind grundsätzlich von schlankem, hohem Wuchs. Frauen wie Männer werden zwischen 1,75 bis 1,85 Schritt groß. Die meisten von ihnen sind drahtig und muskulös, und haben mehr Kraft, als man ihnen auf den ersten Blick zutrauen würde. Nur ganz selten neigt ein Moorà zur Fettleibigkeit. Das sonnenarme Leben in den Sümpfen, unter den verschlungenen und verhangenen Kronen der Moraugh, hat die dunkle Haut ihrer Ahnen blass und hell werden lassen, wie dunkles Elfenbein mit einem olivgoldenen Schimmer. Die Farbnuancen ihrer Haare reichen für gewöhnlich von Aschblond, über alle erdenklichen lebendigen Braunschattierungen und Grüntöne, bis zu einem kräftigen Ebenholzton. Weder richtig helles oder sattes Blond, noch das unter den Rhìnemoor so weitverbreitete Rot kommt jemals bei ihnen vor. Auch schwarzes Haar wird man bei einem reinblütigen Moorá absolut niemals finden. Ihre Augen weisen hauptsächlich helle, kühle Farben wie Grau, Grüngrau und Blaugrau auf. Sehr selten wird ein Moorà mit silbernen Augen geboren, dunkle Farben, kräftiges Blau und strahlendes Grün findet man bei ihnen nicht.

Vor allem die Sippen Hraavn und Revenain, welche in den Sümpfen von Dunwar und im Suthmôr beheimatet sind, unterscheiden sich äußerlich zum Teil deutlich von den anderen Sippen, da das Blut der Kheleda'ya schon viele Jahrhunderte stark durch ihre Adern fließt. So sind leicht angespitzte Ohren, etwas schräger stehende Augen und ein hoher Wuchs von bis zu 2 Schritt bei den südlichen Sippen keine Seltenheit mehr. Die Abkömmlinge Hraavns sind sogar bekannt für ihr inzwischen mehrheitlich grünschwarzes Haar.


Lebenserwartung und Widerstandskräfte:

Bereits früher galten die Moorà als besonders langlebiger und vor allem entschlossener Menschenschlag, der bis zu 90 Jahren alt werden kann. Durch die Vermischung mit den Kheleda'ya sind heute einige der moorischen Blutlinien von besonderer Langlebigkeit, andere, die sich immer wieder mit den Silberleben vermischt haben, sogar unsterblich. Bedauerlicherweise leben sie kein friedliches, einfaches Leben und viele der ihren kommen gewaltsam zu Tode, lange bevor sie ergrauen. Dafür sind sehr unempfindlich gegenüber vielerlei Arten von Krankheiten.


Besondere Fähigkeiten:

Vielen Moorà wird nachgesagt, sie hätten einen besonders feinen Orientierungssinn, was in den nebelverhangenen Tiefen ihrer Sümpfe zwischen Leben und Tod entscheiden kann. Bedingt durch das Elbenblut ist die Fähigkeit des Sendens unter den südlichen Sippen mittlerweile ebenfalls weit verbreitet.


Magiearten:

Unter den Moorà findet man hin und wieder einen Schamanen, seltener einen Druiden und beide genießen hohes Ansehen. Im Großen und Ganzen ist Magie jedweder Art jedoch nicht sonderlich weit verbreitet unter den Kindern der Sümpfe. Bislang wurde noch kein reinblütiger Moorà mit arkaner Begabung geboren und auch die Kraft der Harfner wurde bei ihnen noch nicht entdeckt. Priester der Zwölf und Anirani gibt es aus dem einfachen Grund nicht, weil die Moorà die Götter nicht verehren, und bislang weigert auch Ogh sich beharrlich, einen der ihren dazu aufzurufen die Runen zu erlernen.


Restriktionen:

Keine.


Kleidung und Schmuck:

Ihr menschenfeindlicher Lebensraum hat ihnen schon vor vielen Jahrtausenden praktische, aber vor allem verhüllende Kleidung aufgezwungen, denn Siechmücken, Grisnattern, Vertering und giftige Sumpfblutegel sind ungemütliche Plagegeister Mitbewohner. Mit Stoff, Leder und Fischhaut schützten die Moorà sich von Kopf bis Fuß vor den Bissen und Stichen der Sumpftiere.

Über die Zeit hinweg jedoch wurde aus der Not kulturelles Brauchtum und heute verhüllen die Männer und Frauen sich aus Tradition und Mode. Typisch für ihre Kleider sind überkniehohe Stiefel und ellbogenlange Handschuhe aus weich gegerbter und mit Sumpföl bearbeiteter Schleierfischhaut sowie halblange Kapuzenwesten aus Elchleder. Dazu tragen die Moorà Lederhosen und Hemden mit hohem Kragen. Ihre Gesichter verbergen sie hinter Tüchern aus gewobenem Glasfadenkraut und hinter Masken, die nur des Nachts abgenommen werden und nicht nur zum Schutz dienen, sondern einem Kundigen anhand der eingeschnitzten Symbole auch Auskunft über Herkunft, Stand und Abstammung ihrer Träger geben.
 
Als Schmuck bevorzugen die Moorà breite Arm-, Hals- und Stirnbänder aus kunstvoll geflochtenem, eingefärbtem Leder, das mit zahlreichen Steinen, Edelsteinen, Halbedelsteinen und teilweise auch Tierzähnen besetzt wird, geschliffenes Horn, glänzend polierte Isirnflossenschuppen, Môrperlen und Reifen sowie Ketten und Anhänger aus edlen Sumpfgoldstein. Da zusätzliches Gewicht die Möglichkeit, dass der Ast, über den man da gerade balanciert, bricht, rapide erhöht, begnügen sich die Moorà auf Reisen jedoch ohne überflüssigen Firlefanz.


Lebensgewohnheiten und Verhalten:

Einst siedelten die Moorà überall in und um die zahlreichen Moore und Sümpfe der Rhaínebene, vom Fuß des Eisenkamms im Norden bis an die Grenzen des Wachenden Waldes im Süden. Über die Zeit wurde das stolze und freiheitsliebende Volk von den Rhìnemoor in die schwarzgrünen Tiefen ihrer alteingesessenen Heimat zurückgedrängt und viele ihrer Sümpfe brachgelegt, um mehr Land für Getreideanbau und Viehwirtschaft zu gewinnen. Heute existieren nur noch fünf ihrer ehemals sieben Sippen. Vier davon leben im Süden der Rhaínlande in den Sümpfen von Dunwar, im Wraakmôr, im Morganmôr und im Suthmôr, eine Sippe hingegen hält sich hartnäckig im Torunonmôr an den nördlichen Ufern des Rhaín und verteidigt das, was von ihrem einstigen Reich übrig ist, mit Speer und Bogen. Einst waren sie die Herren der Sieben Wasser, die uneingeschränkten Herrscher der wilden und vielerorts noch unberührten Westlande. Ihr Reich mag denn untergegangen sein, ihr Stolz ist ihnen geblieben und bis heute kämpfen sie dagegen, dass ihre Sümpfe wegen des Landhungers anderer gerodet und entwässert werden.

Die Moorà leben in Sippen, die alle auf einen Gründer oder eine Gründerin eines der Sieben Wasser zurückzuführen sind. Dazu gehören die Sippe Revenain, Söhne und Töchter von Revenain Roough, die Sippe Scalamèr, Söhne und Tochter von Scalamèr der Jungen, die Sippe Hraavn, Söhne und Töchter von Hraavn, die Sippe Môrlaan, Söhne und Töchter von Môrlaan tar’Nima, und die Sippe Mic‘ha, Söhne und Töchter von Mic’ha bar’Saandar. Die Sippen Eewen und Braagh wurden während der Schlacht um Barnsteen ausgelöscht und ihre Wasser dienen den Rhìnemoor inzwischen als ergiebige Ackerböden. Einige der Sippen teilen sich eine große Siedlung in und rund um einen Ehernen Riesen, andere bewohnen kleinere Ansiedlungen von Hütten und Baumhäusern.

Die Sippen werden angeführt von den Wächtern der Wasser, jeweils drei Abkömmlingen des alten Blutes, der Modar oder dem Vadr, dem Ouldr oder der Ouldre und dem Koun, beziehungsweise der Kougnin. Die Führungsposition der Modar/des Vadr und des Koun/der Kougnin sind unabhängig voneinander autark und keiner hat das Recht mit dem Zuständigkeitsbereich des anderen zu intervenieren. Der Ouldr/die Ouldre, der entweder Schamane oder Druide ist, gilt als spirituelles und religiöses Oberhaupt und fungiert als Bindeglied zwischen Modar/Vadr und Koun/Kougnin, denen er mit weisen Worten und weitsichtigem Rat zur Seite steht.

Die Anführer wählen ihre Nachfolger selbst und in vielen Fällen sind es nicht die eigenen Kinder, die ihren Platz einnehmen, sondern der fähigste und geeignetste Nachwuchs aller Sippenmitglieder, seltener auch Vorfahren, ungeachtet welcher Generation. Die Modar/der Vadr hat das letzte Wort, wenn Entscheidungen innerhalb der Siedlungen getroffen werden müssen und in ihrer Verantwortung liegt es, sich um die Gesellschaft, das soziale Gefüge, die Erziehung der Kinder und die Verteilung, beziehungsweise Einteilung der vorhandenen Güter und Vorräte zu kümmern. Der Koun oder die Kougnin gilt als höchste Instanz, wenn es sich um sippenübergreifende Angelegenheiten handelt. In ihrer Macht liegen alle politischen Entschlüsse und die tatkräftige Umsetzung der gefällten Entscheidungen. Sie sind diejenigen, die dafür sorgen, dass die Sumpfgrenzen immerzu bewacht werden und die Überfälle auf der großen Rhaínstraße und der Alten Weststraße nicht nachlassen. Sie tragen aber auch die schwere Verantwortung, die Gefallenen zu bestatten, über Verbrechen zu richten und die Schuldigen mit eigener Hand zu bestrafen, damit sie niemals vergessen, wieviel ihre Macht sie kosten kann. Der Ouldr/die Ouldre lehrt den Jungen und Alten seiner Sippe das Wesen der Geister und das Wissen um Ealara. In vielen Fällen handelt es sich bei ihm um einen Druiden, oder Schamanen, manchmal teilen sich zwei oder drei auch diesen Posten. Ihm obliegt die Ausbildung von Kindern, die den verborgenen Pfaden folgen können, oder die Ealaras Herzschlag spüren und diese führt er auch an, wenn es zu einem kriegerischen Konflikt kommt.

Gerne werden die Moorà von den Rhìnemoor als unzivilisierte Barbaren dargestellt, doch wer bereits einmal einem Moorà begegnet ist, der wird wissen, dass es sich dabei nur um üble Nachrede handelt. Selbst ihre Überfälle haben nichts Wildes und Grausames an sich, sondern sind taktisch klug durchdacht und zeugen von scharfem Verstand und kühler Berechnung, die nur ganz selten in kaltblütiger Gnadenlosigkeit endet. Da die Moorá allerdings lange Zeit immer nur dann gekämpft haben, wenn das Überleben ihres gesamten Volkes auf dem Spiel stand, haben sie sich eine sehr durchtriebene, gar hinterhältige Art im direkten Kampf mit ihren Feinden angeeignet, die jedem Shenrahritter zuwider wäre und jedem Assassinen ein anerkennendes Lächeln entlocken würde. Sie würden einen Gegner zehnmal lieber präventiv im Schlaf ermorden, als sich ihm in einem offenen Zweikampf zu stellen. Diese Hinterlist beschränkt sich jedoch rein auf ihre Art zu kämpfen.

Entschlossenheit, Freiheitsliebe und Kriegerblut sind ihnen in die Wiege gelegt, und wer sie in ihrem Sumpf aufsucht, der wird in erster Linie mit gesundem Misstrauen und einer Art eisernen Freundlichkeit konfrontiert werden. Aber wer die Erlaubnis erhält ihre Siedlungen zu besuchen, den erwartet die herzliche Gastfreundschaft eines Volkes, das über viele Jahrhunderte gelernt hat, dass nur Teilen das Überleben sichert und die Gemeinsamkeit stark macht. Der beste Beweis, dass es sich bei den Moorà um ein zwar eigenwilliges und wortkarges, aber ebenso aufrichtiges, ehrenvolles, loyales, traditionsbewusstes und hochzivilisiertes Volk handelt, ist wahrscheinlich ihre Allianz und Freundschaft zu den Elben von Logren.

Moorà bilden zwar durchaus Familien, aber als wichtigstes Gut gilt die gesamte Sippe: ungeachtet aller zwischenmenschlichen Zwiste und Streitigkeiten, in der Not reichen sie einander die Hand und ziehen am gleichen Strang.


Religion:

Die Moorà wandeln seit ihrem Erwachen auf den alten Pfaden und den Wegen Ealaras und halten vor allem den Glauben an die Geister der Natur in hohen Ehren. Dem Zwölfgötterglauben begegnen sie zwar mit Respekt, in ihrem Leben aber hat er sich bislang noch nicht etabliert.


Sprachen:

Zwar beherrschen einige Moorà auch die Allgemeinsprache und viele verstehen heute das Rhìneländisch, aber untereinander unterhalten sie sich üblicherweise in der Stillen Sprache, wie sie ihre Gebärdensprache nennen. Diese hat ihrem Volk auch den Beinamen das Stille Volk eingebracht. Nur zu besonderen Gelegenheiten, oder um einer Aussage Nachdruck zu verleihen nutzen sie die Jahrtausende alte Sprache ihres Volkes, das Tamarhìn, eine Mischung aus dem ursprünglichen Tamar und dem jungen Rhìneländisch. Die südlichen Moorà-Sippen, vor allem jene, die sich mit den Elben vermischt haben, sprechen zusätzlich das Shidar, wie es unter den Silberelben Logrens üblich ist.


Vorurteile:

Die Moorà hegen grundsätzlich keine Vorurteile gegen irgendjemanden, ausgenommen der Rhìnemoor, gegen die sie seit vielen Jahrhunderten einen erbitterten Widerstandskampf führen.
Mit Machthunger, Durchtriebenheit und Heuchelei macht man sich unter ihnen grundsätzlich keine Freunde, und Verrat gilt als die schwerste Sünde, derer man sich schuldig machen kann.


Übliche Berufe:

Unter den Moorà finden sich vor allem Torfstecher, Fischer, Nebelfischer, Jäger, Krieger, Handwerker jeglicher Art, selbst Schmiede, Händler und seltener auch Führer, die für teures Geld Kaufleute oder fremde Reisende sicher über die Vaarewel durch das Morganmôr schiffen.


Waffen und Rüstungen:

Moorà können im Grunde alle Waffen und Rüstungen tragen. Aufgrund der sumpfigen Umgebung, in der sie sich hauptsächlich bewegen, verzichten sie auf schwere Rüstungen und schützen sich stattdessen mit Brust- und Schulterpanzer, Arm- und Beinschienen aus Dunmorschuppen, die sie in ihrer Beweglichkeit nicht beeinträchtigen und sie gleichzeitig aufgrund der natürlichen Färbung vor den Augen ihrer Feinde verbergen. Als Waffen führen sie Dolche, Speere, Bögen, geschliffene Bögen, Stäbe, Schleudern, Streitkolben und Äxte.


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