Niemand, noch nicht einmal der Weiseste aller Gelehrten Rohas, vermag zu sagen, was die Andernwelt genau ist, ein sphärischer Ort, das Paradies, der Garten der Götter oder schlicht der Himmel… nur eines ist sicher, es gibt sie. Kein lebendes Wesen hat die Andernwelt je gesehen, und doch existieren zahlreiche Legenden und Mythen über jene Welt, welche die Heimat der Seharim und das Tor zu den Gestirnen der Götterselbst ist, das irdische Paradies, in das die Seelen der Verstorbenen Sterblichen eingehen dürfen, wenn sie geläutert wurden.
Die Elben, Feen und Kobolde singen uralte Lieder, die von einer Welt zu Füßen der Götter künden, die Zwerge erzählen lange Geschichten von einem wundersamen Ort des Lichtes und der Schönheit, die Faune kennen die "Ewigen Weiden" und die Zentauren berichten vom "Land des endlosen Sommers", während die Menschen sich von den "Inseln der Glückseligkeit" erzählen.
Manchmal künden die wenigen Seharim, die auf Roha wandeln, ein wenig von ihren Heimstätten, um bei den verschiedenen Völkern den Glauben an sie aufrecht zu erhalten, damit der Tod seinen Schrecken verliert und die Dunkelheit in den Immerlanden nicht zu mächtig wird, und das Buch der Worte erzählt von Landen, in denen es weder Schmerz noch Leid, Hunger oder Unfrieden gäbe. Was auch immer die Andernwelt letztlich sein mag, sie vereint stets nur das Gute und Reine in sich. Über eine riesige Regenbogenbrücke soll das Reich der Seharim sogar mit den Hohen Heimstätten der Götter auf ihren Gestirnen verbunden sein. Es ist nicht bekannt, ob jeder über diese Brücke wandeln kann, aber für viele Bewohner Rohas ist allein der Gedanke, den Zwölf Mächten so nah sein zu können, Grund genug um ein anständiges Leben zu führen.
Da jedes Volk und jede Person eine ganz eigene Vorstellung von Gut und Böse und dem Paradies hat, ist es nicht verwunderlich, dass die Andernwelt in jeder Kultur ein anderes Gesicht zu tragen scheint. Einmal heißt es, dass man dort auf Wolken wandert und alles von hellen Farben ist, dann wieder befindet man sich in einem friedlichen Wald voller wunderbarer Geschöpfe. Für die einen gleicht die Andernwelt blühenden Gärten, für die anderen endlosen Graslanden, wo allein der Wind seine Melodien singt oder schlicht dem Land, in dem Milch und Honig fließen.
In der Andernwelt, so heißt es auch, vereint sich alle Schönheit der Welt, alles Licht und alle Farben, jede Sphärenmusik, die je erklang und aller Friede, der je erhofft wurde. Die Seelen derer, denen es vergönnt wurde, mit den weißen Schiffen über das Meer der Unendlichkeit zu segeln, leben für immer unter den Seharim.
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