~ Die Berylle der Immerlande ~

 

BeryllBeryll

Der Beryll, farblos, durchsichtig und glänzend, gilt seit seiner Entdeckung vor vielen tausend Jahren als einer der bedeutendsten Steine der immerländischen Wissenschaft. Alchemisten und Steinkundige sagen ihm die wunderlichsten Eigenschaften nach, wobei er vor allem in Kombination mit anderen Steinen, als Pulver unter hohem Druck oder erhitzt über Feuer sehr eigenartige alchemistische Effekte auslösen soll. So wird er von Sappeuren verwendet, um die bereits hochexplosive Mischung von Loas Öl, Schwefel und Basalt noch zusätzlich zu verstärken, oder von Brennmeistern eingesetzt, um Glas milchweiß zu tönen.

Seine gewaltigen Vorkommen und die teilweise riesenschädelgrossen Fundstücke machen ihn vielfältig verwendbar. Schon früh wurde er zur Herstellung von Karaffen, Schalen, Platten, Phiolen und alchemistischen Utensilien benutzt, da Beryll hitzebeständiger ist als gewöhnliches Glas und nicht so leicht zerbricht. Die Eigenschaft, welche Edelstein-, und später auch Linsenschleifer und Brillenmacher allerdings am meisten an diesem Stein zu schätzen gelernt haben, ist seine leichte Schleifbarkeit. Ein Beryll lässt sich zu sehr exakten Formen verarbeiten, ohne dabei einzureißen oder zu zersplittern, wie es bei Glas sehr oft der Fall ist. Sekhelrindünne Scheiben, Prismen, Oktaeder, ein Meisterschleifer kann diesem Stein nahezu jede Form aufzwingen, und nachdem Finleigh Weitsicht, ein an grauer Sicht erkrankter Edelsteinschleifer entdeckte, dass gewisse Schliffformen der schlechten Sicht entgegen wirken, beziehungsweise Objekte, die sich in weiter Ferne befanden, näher holen konnten, stiegen die Preise für glasklare Berylle kurzzeitig in astronomische Höhen.

Heutzutage werden Berylle zu Linsen, Augengläsern, Monokeln, Lupen, Messgeräte und Fernrohren verarbeitet. Als Schmuckstein hingegen hat er sich nie etabliert, dazu ist er wohl einfach zu langweilig und uninteressant im Vergleich zu all seinen farbigen Variationen und den vielen anderen Schätzen, die Sil hervorgebracht hat.


Fundorte:
Abgebaut wird der farblose Beryll vor allem in den Rhaínlanden, den nördlichen Herzlanden, in den Eisenbergen des Nachtwaldes, den Drachendornen, in den nördlichen Elbenlanden, im Süden des Dunkelwalds und auf den Sommerinseln.

 

CalaerCalaer

Der zarte Edelstein bezaubert mit seiner schillernden, intensiv türkisen Tönung und einem unnachahmlichen silbernen Glanz, der vor allem an den Schliffkanten besonders schön zu Tage tritt und bei einem bearbeiteten Stein den Anschein erweckt, als trüge das Blaugrün eine filigrane Fassung aus Wahrsilber oder Vyl. Vereinzelt wird ein Calaer gefunden, der im unergründlichen Blaugrün ozeanischer Tiefen glänzt, und im Haus des Lyrtempels der Blauen Sonne zu Stormhavn soll die Statue Njar'das auf einer mit silbernen Calaeren besetzten Okarina spielen. Seine zahlreichen Vorkommen und seine leichte Verarbeitung machen ihn für nahezu jeden erschwinglich, wobei sein Preis vor allem davon abhängig ist, wie er verarbeitet wurde. Meistens wird er zu kleinen Figuren, Götterinsignien, Symbolen oder Schutzzeichen geschlagen und geschliffen, da er, den Legenden zufolge, die Macht besitzen soll vor Unheil zu schützen. Weniger oft macht sich jemand die Arbeit, ihn zu Perlen zu runden und zu Colliers oder Diademen zu reihen, wie es bei den Elben üblich ist.

Manchmal wird er ganz fein zermahlen zur Behandlung wunder Kehlen, heiserer Stimmbänder sowie gegen innerliche Abszesse im Rachenbereich verschrieben, allerdings verwenden die Heilkundigen ihn mit Vorsicht, sofern er nicht von einem wirklich erfahrenen Alchemisten verarbeitet wurde, denn der Calaer zersplittert leicht selbst in winzige, sehr dünne und sehr scharfe Splitter, die Speiseröhren- und Magenwand aufschneiden können.


Fundorte:
Calaer ist ein Stein des Nordwestens und Westens. Man findet ihn im südlichen Immerfrost, im westlichen Dunkelwald, in den gesamten Rhaínlanden und den nördlichen Elbenlanden sowie den Feenhügeln im östlichen Larisgrün.

 

DamarianDamarian

Als  Stein der Lüstlinge und alten Vetteln, der liebeshungrigen Milchbuben und notgeilen Säcke, der willigen Weiber und der Huren hat der Damarian keinen besonders guten Ruf, obwohl es sich bei diesem Stein um ein äußerst edles, wenngleich auch ungemein exzentrisches Exemplar eines Berylls handelt. Seine Farben sind das glühende Purpur stürmischer Sonnenaufgänge, das samtene, fast schwarze Violett von Mitternachtskelchen, aber auch das leuchtende, augenbrennende Pink frischer Wundränder. Durchsichtig, wie nahezu alle Berylle, ist der Damarian durchzogen von einem haarfeinen Netz an Rissen und Lufteinschlüssen, die den Stein extrem brüchig machen. Der Damarian sei so launisch, wie sein Namensgeber, heißt es unter den Edelsteinschleifern, Edelmetallschmieden und Juwelieren. Ihn müsse man mit der gleichen Liebe und Hingabe bearbeiten, wie ein Weib, das sich ziere, und nur wer Hände aus Samt und Seide hat, entlockt einem Damarian seinen edlen verführerischen Glanz, der den Stein zu einem äußert auffälligen Schmuckstein macht. Vor allem in Verbindung mit warmem Gold oder auf der bloßen Haut getragen weiß der Damarian zu be- und verzücken – und das nicht nur als Blickfänger.

Zu Pulver verarbeitet und mit Wasser eingenommen, oder als Paste auf die Haut aufgetragen, gilt der Damarian als der Muntermacher für gewisse erogene Zonen schlechthin. Was schlapp war, strotzt vor Energie, was keine Lust hatte, geht vor lauter Geilheit die Wände hoch. Allerdings sind die wundersamen Kräfte dieses Steins mit Vorsicht und Zurückhaltung zu genießen, denn zu große Mengen können zu schmerzhaften Blutschwellungen und –Ergüssen an den denkbar sensibelsten Stellen führen, und eine regelmäßige Einnahme hat zur Folge, dass der Körper sich an den Gebrauch gewöhnt und das Mittel seine Wirkung komplett verliert.


Fundorte:
Damariane sind Steine des Südens, die man vor allem auf den Sommerinseln, den Schwesterninseln, an der Rubinküste und in Azurien findet.

 

GoldberyllGoldberyll

Diese extrem reine und klare Unterart des Berylls variiert in seinen Farbschattierungen zwischen dem dunklen Gelb von Waldhonig und dem hellen Gold der strahlenden Sonne, wobei niemals zwei Nuancen fließend ineinander übergehen. Die zum Teil scharfkantigen Farbbrüche in einem einzelnen Stein führen in seltenen Fällen zu einer Art von Schachbrettmuster, wodurch der Goldberyll vor allem unter Liebhabern des uralten Spiels der Könige als Glücksbringer gilt.

Aufgrund seiner großen und reichhaltigen  Vorkommen wird der Goldberyll nicht nur zur Herstellung von Schmuck- und Geschmeidesteinen sowie Intarsien und Einlegearbeiten, sondern auch zur Fertigung von kunstvollen Bechern, Weingläsern, exquisiten Schalen, edlen Fensterglaseinsätzen, Phiolen und Statuetten oder Figuren verwendet. Der verschollene Kelch der Könige von Hochwald soll aus einem einzigen riesigen Goldberyll geschliffen worden sein, so heißt es, und sogar die stärksten Herrscher hätten ihn mit zwei Händen heben müssen, so schwer sei er gewesen.


Fundorte:
Diese Unterart des Berylls findet sich nur im Osten der Immerlande, kommt dort aber in reichen und ergiebigen Lagerstätten vor und wird vielerorts abgebaut. Man findet ihn vor allem in den Rabenbergen um Alayz, in den gesamten Drachenlanden, vor allem in Hochwald und Ceresdor, aber auch in Belgrave und zum Teil auch noch in den westlichen Ausläufern des Wyrmschwanz, die in die Herzlande hineinreichen.

 

GriffinsteinGriffinstein



Der Stein der Wahrheit ist möglicherweise der Stein, den Diebe, Einbrecher, Mörder und überhaupt alle, die irgendetwas zu verbergen haben, am meisten fürchten, denn ihm ist die Macht zu eigen, alle Lügen zu entlarven. Wann immer jemand lügt, der ihn gerade berührt – ob gewollt oder ungewollt -, färbt sich der helle Griffinstein dunkel und trüb, als würden zersche Worte sein Gemüt verfinstern. Viele Gardehäuser, Gerichtshöfe, die Vollstrecker der arkanen Gesellschaft und sogar einige Diebesgilden sollen die Kräfte des Griffinsteins zu offensichtlichen und weniger offensichtlichen Zwecken nutzen. Gerne wird er aber auch von eifersüchtigen Eheweibern und jungen Liebhabern eingesetzt, um sich der Treue ihrer Lebens- oder Bettgefährten zu vergewissern.

Obwohl der Stein eine sehr schön, kühle graubraune Färbung aufweist, als ob man die Farben eines blassen Nieselregentags durch eine schimmernde Oberfläche betrachten würde, und von der für Berylle typischen Klarheit ist, wird der Griffinstein aufgrund seiner offensichtlichen Kraft nur sehr selten als Schmuckstein getragen. Es ist dezent peinlich, wenn man jemanden versichern möchte, die neue Frisur sähe besonders vorteilhaft aus, und der Stein plötzlich schwarz wird wie die Nacht.


Fundorte:
Griffinsteine stammen aus dem Norden und den kalt-gemäßigten Gebieten der Immerlande. Ihre Hauptvorkommen liegen in Normand und im gesamten Wolkenthrongebirge und den nördlichen Ostlanden sowie in Ardun.

 

HeliodorHeliodor

Die "Graue Lady" ist der Stein der vergessenen und vergangenen Schönheit. Die Legende will es, dass der Heliodor der prächtigste aller Berylle war, unerreicht in seinem Glanz und seinem Funkeln, solange er in Ealaras Gebeinen ruhte. Doch kaum, dass Shenrahs Antlitz ihn erblickte, verblasste sein Strahlen und zurück blieb nur die Erinnerung an seine einstige Anmut. Seine rauchgraue bis schwefelgelbe Tönung ist blass, dezent und sehr gleichmäßig, und scheint manchmal sogar völlig zu verschwinden, wenn Licht durch das klare Herz des Steins bricht und die Schliffflächen mit einem weißen, harten Glanz überzieht. Es sei eine Sünde einen Heliodor in Gold, Silber, Wahrsilber, Kupfer oder Bronze einzufassen, denn das Edelmetall würde dafür sorgen, dass seine zurückhaltende Schönheit nicht zur Geltung komme. Heliodore sind sehr dicht und nahezu durchsichtig, wie besonders reines Glas, und Einschlüsse, Risse oder Splitterungen kommen nicht vor, was ihn zu einem Augenschmaus für Edelsteinkenner macht.


Fundorte:
In den Immerlanden kommen Heliodore vor allem im Norden und Nordwesten vor, also in Immerfrost und im Dunkelwald, doch auch in Ardun, und auf der Insel Barsa sind einige Vorkommen entdeckt worden.

 

RauchsmaragdRauchsmaragd


Der dunkle Bruder des Smaragds bietet ungeschliffen einen eher unscheinbaren und tristen Anblick mit seinem schmutzigen, matten schimmelgrünen Mantel. Doch wie bei vielerlei von Sils Blumen, verbirgt sich die wahre Schönheit im Herzen und ein Edelsteinschleifer, der sein Handwerk versteht, kann den unscheinbaren Waldkiesel in einen prächtigen, intensiv glänzenden und tiefgrünen Edelstein verwandeln. Seine Farbe ist dunkler als die des Smaragds und in seinem Inneren finden sich metallisch schimmernde Einschlüsse in der Form winziger Flocken, an denen sich das hindurchfallende Licht bricht und auf diese Weise den Stein aus seinem Inneren heraus leuchten lässt. Den Amazonen und dem Baumvolk  ist der Rauchsmaragd heilig, sie bauen ihn auch nicht ab, sondern verwenden nur jene Steine, die sich bereits aus den Gebeinen Ealaras gelöst haben.

Als Schmuckstein wird er vor allem in den Süd- und Mittellanden gerne getragen, meistens in der Diamantenschliffform, da diese seine Schönheit am besten zur Geltung bringt. Sein seltenes und vor allem nahezu unerreichbares Vorkommen, sowie seine einzigartige Pracht machen ihn zu einem der teuersten Schmucksteine überhaupt, möglicherweise noch teurer, als den gewöhnlichen Smaragd.


Fundorte:
Rauchsmaragde stammen ausnahmslos aus dem Dunkelwald, dem einzigen Ort der Immerlande, an dem sie vorkommen, was sie sehr selten und ungewöhnlich wertvoll macht - sie gelangen auch kaum in den Handel und so manch Edelsteinhändler oder reiche Sammler schleckt sich die Finger nach den kostbaren Raritäten.

 

RosenberyllRosenberyll

Der liebreizende Rosenberyll, auch Rosenperle oder "Liebmich" genannt, ist ein besonders schönes Juwel, dessen Färbungen von dem zarten perlmutthellen Rosa einer Lelaidmuschel bis zum kräftigen Pink gesunder und sauberer Schweinehaut reichen. Geschliffen und poliert, kann sein weicher Schimmer einen leichten Grün- oder auch Blaustich aufweisen, seltener auch eine metallene Schattierung. Der Rosenberyll ist die einzige Unterart des Berylls, die nicht klar und durchscheinend ist, sondern trüb und undurchsichtig, und die auch bei einem perfekten Schliff nicht den typisch harten Glanz hervorbringt.

Dieser Edelstein wird gerne und häufig getragen. Splitter dieses Steins werden bevorzugt als Verzierung für Säume, Borte aus gewobenen Gold- oder Silberfäden, Pelz und breitflächige Stickereien oder als Besatz für Haarnetze verwendet. Die "Rosen von Rosendal" - eines beschaulichen kleinen Dorfes etwas abseits des Frostwegs, wo die Edelsteinschleiferei Oudsteen sich darauf spezialisiert hat, diese Beryllart zu Rosenköpfen zu schleifen - werden immerlandeweit vertrieben. Das wahrscheinlich berühmteste Werk aus Rosenberyll ist die Rosenkrone der rhainländischen Königinnen. Sie zählt dreihundertzwei Rosenperlen in der Form von Rosenblüten, mit Stängeln und Blättern aus Smaragd und Heliodor, und einer Fassung aus Silber, und gilt seit der Gründung des Königreichs der Rhaínlande als das Wahrzeichen der Herrscherinnen dieses Landes.


Fundorte:
Rosenberylle sind Steine der westlichen Immerlande. Sie kommen nur in Tinbergen im Nordosten der Rhaínlande vor, sind dort aber reichlich zu finden und daher einigermaßen erschwinglich.

 

SmaragdSmaragd

Über den Smaragd, den schönsten der Berylle und einem der teuersten Schmucksteine der ganzen Immerlande, heißt es, dass Sil ihm die Farbe von Anukis Blick verliehen hätte. Ein durchdringendes, strahlendes und extrem intensives Grün, in welchem sich das verwunschene Goldgrün sonnenbeschienener Sommerwälder genauso wiederspiegelt, wie das saftige Giftgrün junger Grashalme und das samtweiche Dunkelgrün schattentrunkener Moosmatten. Sil machte Anukis den Smaragd am Tag seiner Hochzeit mit ihrer Schwester Amitari zum Geschenk und bis heute hält sich das hartnäckige Gerücht, dass "Anukis Auge" jenen, die den Pfaden der Göttin folgen, in besonders dunklen Stunden Mut und Stärke verleihen sollen. Natürlich ist der Smaragd ebenso einer der zwölf Ritualsteine, der Stein aller Anukispriester, verstärkt ihre Kräfte und verleiht ihnen zusätzliche Macht.

Da seine Vorkommen beschränkt sind und seine Verarbeitung eine Meisterhand erfordert,  ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Stein zu unerhörten Preisen gehandelt und verkauft wird. Nur wer reich ist – oder einen Mann mit einem prallen Geldbeutel geheiratet hat -  kann sich grössere Exemplare des Smaragds leisten oder seine Gewänder damit besticken. Um ihn auch für die Mittelschicht erschwinglich zu machen, wird er oft in winzigkleinen Splittern in Gold, Silber und anderen Edelmetallen eingearbeitet. Zwei der berühmtesten geschliffenen Exemplare, beide einzeln mehr wert als so manches Fürstentum, wurden als Augen für die Statue der Göttin im Tempel der Anukis in Talyra eingesetzt. Ihre Namen lauten Farn und Feuer und beide Steine sind von exquisiter Reinheit und strahlendem Glanz. "Farn" hat etwa 580 Karat, "Feuer" über 600. Eine große Liebhaberin dunkler Smaragde war Nitokris, eine Herrscherin des Imperiums von Ûr aus der zweiten Dynastie - in ihrem Grab sollen noch heute Smaragdschmuck und Juwelen von unermesslichem Reichtum liegen. Der wahrscheinlich grösste aller Smaragde, die Perle Azuriens, genannt Fura, befindet sich im Besitz des Scheichs von Mar’Varis, der diesen Stein, glaubt man den bösen Zungen, als Fußschemel vor seinem Thronverwenden soll. In Wahrheit liegt er vermutlich gut verwahrt in der königlichen Schatzkammer. Er soll fast 2,3 Stein schwer sein und satte 11.000 Karat sein Eigen nennen.

Fundorte:
Smaragde kommen aus dem Süden der Immerlande, aus den Bergen des südlichen Azurien, den Bergen von Karkaar an der Rubinküste und von den Schwester- und Sommerinseln. Die schönsten und reinsten Exemplare stammen jedoch zweifellos von den Sommerinseln.

 

 

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