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~ Die Vegetationszonen der Immerlande ~
Von den Gebieten des ewigen Eises im äußersten Norden bis zu den glutheißen Wüsten und tropischen Dschungelinseln im Süden des Kontinents, bietet der Riesenkontinent der Immerlande eine Vielzahl verschiedener Pflanzenwelten und Lebensräume - tiefe Wälder, eisige Tundren, endlose Steppen, himmelsstürmende Gebirge, liebliche Felder, goldene Täler und sanfte Hügel, glutheiße Wüsten und smaragdgrüne, gefährlichschöne tropische Wälder. |
Der Norden
Die nördlichen Küsten werden - mit Ausnahmen jener Gebiete, die vom Armangerstrom, einer warmen Meeresströmung im Kalten Ozean beeinflusst werden - von kalten Wassern umspült. Dem warmen Armangerstrom ist es zu verdanken, dass die Küstengewässer des Dunkelwaldes, Arduns und Westnormands einen Großteil des Jahres eisfrei bleiben, nach Westen und Osten hin nimmt die Wirkung des Armangerstroms jedoch ständig ab, so dass das Treibeismeer vor Immerfrost fast ganzjährig von einer Eisschicht bedeckt ist, ebenso wie die Straße von Barsa und die übrigen Meere des Kalten Ozeans.
Außerhalb des Einflussgebietes des Armangerstroms erstreckt sich daher im Nordwesten und Norden Immerfrosts,in Nordostnormand und in den Eisigen Öden arktische Tundra. Hier herrscht immer eisige Kälte, nur während der kurzen Sommermonate taut die Erde an der Oberfläche auf, so dass ausgedehnte Sumpflandschaften entstehen. Die Pflanzenwelt der Tundra besteht überwiegend aus Flechten und Moosen. Außerdem gedeihen hier nur widerstandsfähige Gräser wie Steinbrech, Riedgras und verschiedene Bärlappgewächse, die Zwergweide etwa, die kaum höher als zwei Fingerbreit wird. In Ardun und dem westlichen Normand hingegen, wo das arktische Klima durch den Armangerstrom gemildert wird, geht die Tundra nahtlos in karge Steppen und Heidelandschaften über, und dichte, dunkle Nadelwälder reichen bis dicht an die Küste.
Südlich des arktischen Tundragürtels erstrecken sich im Nordwesten und Nordosten des Kontinents große Nadelwaldgebiete, die nur von Seen, Moor- und Heideflächen, sowie Ackerland unterbrochen werden. In diesen tiefen Wäldern herrscht im Winter fast eine ebenso niedrige Temperatur wie in der Tundra, doch ungeachtet der rauen Bedingungen gedeihen hier Fichten und Weißfichten, Balsamtannen, Schwarzkiefern, Lärchen, Rotzedern und in Normand auch so mächtige Baumriesen wie die Sithechtanne, die weit über hundert Schritt hoch werden kann. Nur sehr vereinzelt mischen sich nach Süden hin auch Birken, Erlen und Elfenbeinweiden, Goldblattbäume oder Blutbäume darunter und das meist lichte Unterholz besteht aus Heidelbeersträuchern, Heidekraut, Moosen, Farnen, Wacholdergehölzen und Flechten. In Immerfrost prägen diese Wälder fast das gesamte Land, nur im Süden mischen sich dichte Eichenhaine und Steineichenwälder darunter. In Ardun hingegen findet sich nur an den Osthängen des Feuerbogengebirges borealer Wald, während das übrige Land meist von Hochmooren und offenen Steppen beherrscht wird. In Normand aber reichen die Nordwälder bis tief hinein in die Täler des Wolkenthrons, der nicht nur für das subarktische Klima, sondern auch die vorherrschende Pflanzenwelt eine natürliche Grenze bildet. |
Der Dunkelwald
Der mysteriöse, weitgehend unerforschte Dunkelwald, von dem weite Teile ebenfalls in nördlichen Breiten liegen, der sich nach Süden hin aber auch bis in gemäßigte Zonen erstreckt, besitzt dank seines immer gleichbleibend feuchten und kühl-gemäßigten, aber alles andere als subarktischen Klimas, eine ganz eigene und vielfältige Vegetation. Der Dunkelwald ist nicht nur das größte zusammenhängende Waldgebiet der ganzen Immerlande, er ist auch - abgesehen von den tropischen Dschungelwäldern des Südens - das regenreichste Gebiet des Kontinents. Was man aus den wenigen Berichten der Handvoll Abenteurer und Entdecker weiß, die sich bisher in seine grünen Tiefen gewagt und sie auch lebend wieder verlassen haben, ist, dass er wohl nur von zahlreichen Seen und Flüssen jeder Größe und einigen Lichtungen aufgelockert wird, und eine einzigartige, fremde Pflanzenwelt birgt.
In seinen immergrünen, stets nebelfeuchten Schatten gedeihen nicht nur seltene Heilkräuter, wundersame Pilze und exotische Sumpf- und Wasserpflanzen, sondern auch eine Vielzahl seltsamer Bäume, darunter ein Waldriese, der wohl der höchste Baum der Immerlande sein dürfte, höher noch als der mächtige Tane Mahuta, gewaltiger als die Lebensbäume der Elben im Wald von Siam und höher als die Rotholzbäume der Drachenlande. Das Unterholz ist dicht und wirkt oft geradezu undurchdringlich. Riesenhafte Farne, Schlingpflanzen, Baumflechten und allerlei einzigartige Kräuter und Blumen sollen hier wachsen, die man sonst nirgends in den Immerlanden findet - und man weiß nur äußerst wenig über sie.
Hin und wieder tauchen auf den Märkten der Rhaínlande oder Draingarads Pflanzen, Samen oder Wurzeln auf, die angeblich aus dem Dunkelwald stammen sollen. Noch seltener kommt es vor, dass man bei getöteten oder gefangen genommenen Amazonen Reste von Kräutern, Pilzen oder essbaren Früchten aus ihrer sagenumwobenen Heimat findet. Expeditionen und Erkundungsreisen werden immer wieder geplant und auch begonnen, doch sie sind schwer zu verwirklichen und haben bisher noch kaum gesicherte Erkenntnisse gebracht. |
Die gemäßigten Breiten
Südlich des Taigagürtels mit seinen dichten Nadelwäldern, also südlich der Halbinsel von Immerfrost im Westen, den kalten arduner Steppenlanden und des Wolkenthrons im Osten beginnen die Lande der gemäßigten Breiten. Ihr Gesicht wird von fruchtbarem Ackerland, dichten Laub- und Mischwäldern, weiten, offenen Graslanden und ausgedehnten Steppen gleichermaßen bestimmt. Im Westen des Kernlands des Kontinents herrschen offene, parkähnliche Landschaften mit lichten Hainen und fruchtbarem Weideland vor. Das Larisgrün ist nach dem Dunkelwald das größte Waldgebiet der Immerlande, ein dichter Mischwald und reich an Unterholz, in dem zahlreiche Arten von Farnen und Moosen wachsen.
In seinem Norden bestimmen hauptsächlich Buchen, Eichen, Fichten, Kiefern, vereinzelt Tannen, Kastanien, Ulmen, Linden, Blut- oder Herzbäume und Kletterpflanzen wie Efeu und wilder Hopfen das Bild des Waldes, seine südlichen Ausläufer ziehen sich in mediterrane Breiten. Die weiten Grasländer der Tiefebenen im Herzen der Immerlande gehen nach Osten hin in die riesigen Steppen über, die sich bis zum Meer der Ruhe erstrecken. Sind die Llelarebenen noch eine mit Gebüsch und einzelnen Hainen von Llelarbäumen bewachsene Parklandschaft, dehnt sich östlich des Rhune nur noch endlose Prärie, ein riesiges Grasmeer, das unaufhörlich vom Wind gepeitscht wird. Hier besteht die Pflanzenwelt hauptsächlich aus mannshohem Büffelgras, doch dazwischen wachsen auch Kräuter, Süßgräser und Zwiebelgewächse.
Im Gräsernen Meer gedeiht auch das Varynna, eine besonders hohe Gräserart, die sich im Herbst leuchtend rostrot verfärbt. In den Sumpflandschaften der gemäßigten Zonen, dem Narthak-Delta am Meer der Ruhe und den Okalasümpfen inmitten der Steppen wachsen ausgedehnte Schilfwälder, Rohrkolben und Schachtelhalm. Nur in den Okalasümpfen ist auch das gefährliche Sternenmoos verbreitet. In den Sümpfen von Nedserd an der Westgrenze des Larisgrüns gedeihen dagegen vornehmlich Riesenfarne, Wasserpest, Seerosen und Pfeilgras.
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Die mediterranen Breiten
Zu diesen Breiten zählen die gesamten Elbenlande im Westen, die südlichen Herzlande des Kontinents und die südlichen Ostlande. Hier herrscht warmes Klima mit langen, heißen Sommern und - für gewöhnlich - sehr milden Wintern vor. Es gibt die unterschiedlichsten Vegetationsformen, angefangen von der Waldflora bis hin zu typischen Wüstenpflanzen.
In den westlichen Wäldern dieser Regionen, dem Südlichen Larisgrün und den Wäldern der nördlichen Elbenlande etwa, dominieren Wächterbäume, Lärchenpinien, Goldbirken, Lebenseichen, Schwarzkiefern und Bergahorne, in den östlichen Wäldern jenseits des Ildorel und des Wyrmschwanz bestimmen Ginkeanbäume, Rhododendren, Azaleen, Magnolien, Maulbeerbäume, Goldpinien, Olivenbäume, Harzkiefern und Korkeichen das Bild. Die Lande hier sind zumeist dicht besiedelt und bestehen größtenteils aus fruchtbarem Weide- und Ackerland, auf dem neben Getreide und Gemüse vor allem Wein und Tabak, sowie Zitrusfrüchte angebaut werden.
In den regenreichen Gebieten dieser Breiten gedeiht eine üppig grüne, blühende Pflanzenwelt, in den Sümpfen von Shoshsar, in den südlichen Elbenlanden gelegen, neben Bambus und Riesenfarnen sogar tropischer Mangrovenwald. In den felsigen, trockenen Regionen dagegen herrscht Strauchland vor, in dem sich Ginster, Myrten und Disteln entfalten und zahlreiche aromatische Kräuter wie Lavendel, Thymian, Oregano und Rosmarin wachsen. |
Die Trockengebiete und Wüsten
Südlich des schmalen, mediterranen Streifens und östlich der Elbenreiche beginnen die trockenen Wüstengebiete der Immerlande. Einstmals war - bis auf die Roten Schwestern an der Rubinküste –nahezu der gesamte Südosten des Kontinents grün und fruchtbar, und bestand größtenteils aus Feuchtsavannen und Dschungel, doch die großen Zerstörungen am Ende des Vierten Zeitalters veränderten das Gesicht jener Lande für immer.
Das Landschaftsbild der azurianischen Wüsten und der Rubinküste kann sehr unterschiedlich sein, doch die Lebensbedingungen sind fast überall gleich hart und dank der ständigen Wasserknappheit, gibt es kaum Vegetation. Nur an den Südhängen der Erikarberge und entlang der übrigen Wüstengebirge, wo sich Feuchtigkeit sammeln kann, wachsen spärlich noch Tamarisken, Lorbeersträucher und Akazien. In der Nähe der wenigen Wadis gibt es schmale Streifen mit trockener Dornsavannenvegetation, mit Kakteen, Drachenbäumen, Aloen und Agaven, doch nur in den fruchtbaren Oasen der Wüsten gedeihen auch Pflanzen wie Dattelpalmen, Gräser, Pistazien und tropische Früchte.
Westlich und östlich des Bahr el-Atbár, der sich wie eine grüne Lebensader durch ganz Azurien zieht, ist ein breiter Streifen ertragreichen Landes, gleich einer endlosen Oase mit fast tropischer Pflanzenvielfalt. Das grüne Delta des Bahr el-Atbár oder Blutflusses, bietet sogar eine weitläufige Sumpflandschaft, in der Reis und Tabak, Bananen und Mais angebaut werden. Die Steinwüsten der Rubinküste jedoch sind möglicherweise noch lebensfeindlicher und karger als die ausgedehnten azurianischen Sandwüsten, denn dort finden sich bis auf eine Handvoll Orte nicht einmal mehr Oasen. Es gibt auch keine Flüsse oder Wasserstellen und manchmal fällt dort selbst jahrelang kein Tropfen Regen.
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Die tropischen Urwälder
Im Sar Perduin, mitten zwischen den vier großen azurianischen Wüsten, im Wald von Dror Elymh im Südwesten der Rubinküste und auf den Inseln vor der Südküste der Immerlande - den Sidhavendis, den Inseln über dem Wind, auf Tafraut und Tifilet und dem Archipel der Sommerinseln - sorgen Wasserreichtum und Wärme für eine einzigartige tropische Pflanzenwelt. Der Sar Perduin östlich des Mondfallgebirges ist ein kleiner Rest der einst riesigen azurianischen Urwälder, der die Zerstörung überdauert hat.
Hier herrscht ständiger Halbschatten und gleichbleibend feuchtheißes Klima, das Unterholz unter den gewaltigen Baumriesen bildet ein einziges, grünes Wirrwarr von Farnen, Orchideen, Giftpflanzen, Pilzen und Lianen. Auch die Inseln vor der Südküste Azuriens, sowie das Archipel der Sidh' Amriel, der Sommerinseln, sind größtenteils von tropischen Regenwäldern bedeckt. In den besiedelten Gebieten wird Landwirtschaft in Terrassenkulturen oder im großen Plantagenstil betrieben, und vor allem Reis, Südfrüchte, Tabak, Zuckerrohr, Maniok, Kaffee, Tee und Kakao werden angebaut. In den unbewaldeten Ebenen wachsen Elefantengras, Bambushaine, Mangobäume und Bananenstauden. An ihren bewaldeten Küsten herrschen Mangrovenwälder oder Wälder mit Pandanuss, Hibiscus und Palmen vor, während die höheren Lagen von Dschungel bedeckt werden.
Das Bild dieser tropischen Urwälder wird bestimmt von vielen Schritt hohen Riesenbäumen, deren grünes Blätterdach kaum Sonnenlicht bis zum Boden durchdringen lässt, von Kautschukbäumen, Palmen und Kakaobäumen, und darunter von einem grünen Dickicht aus Lianen, Schlingpflanzen und Feigenarten, von Riesenfarnen, Moosen, Flechten und unzähligen Orchideen. Auch soll es in den grünen Tiefen dieser immer feuchten Dschungel heimtückische und gefährliche fleischfressende Pflanzen, eine Vielzahl giftiger Pilze und Kräuter, die farbenprächtigsten Blumen und in den Gewässern und tropischen Flüssen riesige Seerosen geben. |
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