|
~ Die Dämonen und Halbdämonen ~
Die Dämonen
Es gibt zahllose unheilvolle Namen für die Wesen der Neun Höllen: die Verfemten, die Kinder des Dunklen, die Unheiligen. Sar’dim, die 'Übernatürlichen', nennt man sie bei einigen Nomadenvölkern, Nornyiranes oder Tesnimazhâres, 'die aus den Höllen', nennen die Elben das Gezücht des Dunklen. Rakashi, 'die Hässlichen' heißen sie im heißen Süden, Uilebheist, die 'Monströsen', auf Tamar und Drwgcyrchu, die 'Unheilbringer' oder Diawl nennt man sie in Tamaraeg. Beli ja'al, die 'Wertlosen', oder Shoggoth werden sie bei den Zwergen genannt.
So vielfältig wie ihre Namen, so unterschiedlich sind auch jene Kreaturen, die man in der Allgemeinsprache als Dämonen bezeichnet und mit deren Erschaffung sich der Dreizehnte des abscheulichsten und schrecklichsten Frevels schuldig gemacht hat, der jemals Rohas Antlitz erschütterte. Es gibt ihrer tausende und abertausende und keine Schrift der Immerlande weiß sie alle aufzuzählen. Von kleinen, unscheinbaren und eher tierähnlichen Kreaturen, über wohlgestaltete, blutrünstige Bestien, bis hin zu übermächtigen und uralten Blutskindern des Dunkeln windet und kreucht alles durch Rohas Gedärme, wie man die Neun Höllen, die Heimat der Dämonen, auch nennt. Sie sind der Fleisch gewordene Alptraum eines jeden Bewohners der Immerlande. Selbst Oger und Hrimthursen, Shasad’ya und Aurochmagr, ein Teil der Azadoura und jene Vampire, die Sithech wählten, erkennen in den Verfemten das Erzböse, das der Namenlose aus dem abgrundtief Schlechten aller Völker erschaffen hat. Nicht einmal die Narge, weder Nord noch Süd, sind den abartigen Schöpfungen des Dunklen zugeneigt, obwohl auch sie einmal dazu gehörten. Denn etwas unterscheidet die Dämonen selbst von dem hässlichsten und grausamsten Geschöpf, das jemals von Ealara oder den Göttern geschaffen wurde, oder sich vom Dunklen abgewandt hat: Sie besitzen keine Seele.
Ein Gewissen ist ihnen fremd: Reue, Erbarmen und Gnade sind unnötiger Ballast, jedes normale Verständnis von Recht und Gesetz nur lächerliche Oberflächenregeln und ihre Hierarchie baut weder auf Ruhm, Ansehen oder Macht auf, sondern auf Blut, Gewalt und Tod. Sie sind Auswüchse der Dunkelheit, gefüllt mit Knochen, Fleisch und Magie und durch ihre Adern fließt die blinde Gier nach brachialer Zerstörung. Und obwohl manche von ihnen sowohl Vernunft, als auch Intelligenz ihr Eigen nennen, werden sie doch immer von ihrem Hunger nach Chaos geleitet. Ein Hunger, der niemals gestillt werden kann. Er brennt in ihren Herzen, wie das Feuer der Hölle in ihren Augen und wer versucht, sich ihnen in den Weg zu stellen, wird gnadenlos verschlungen.
Den Zeitpunkt ihrer Entstehung können die Weisen und Gelehrten nicht mit Sicherheit bestimmen, doch Dämonen fanden bereits Erwähnung in Sprachen, die heute keiner mehr spricht. Noch bevor Lyr den Elben die Schrift schenkte oder Ogh den Riesen die Runen lehrte, waren erste Legenden und Sagen um sie geflochten worden. Erst waren es ihrer nur vier: Lachaboth, Jelxorilach, Nelchazel und Voshlorbachaz. Die Ältesten, die der Dunkle aus der blasphemischen Vereinigung der Elemente mit seinem Blut erschaffen hatte und die bis heute unangetastet in ihrer Macht jeweils eine Ebene der Hölle für sich beanspruchen. Über die Jahrtausende wählten sie sich jeweils vier Fürsten, ihre treuen, wenn auch nicht wirklich untertänigen Diener, deren Aufgabe es ist, als Heerführer der unheiligen Legionen das Chaos über ganz Roha zu verbreiten. Die Fürsten wiederum suchten sich jeweils vier Vasallen, sogenannte Erzdämonen, die an der Spitze der Legionseinheiten an die Oberfläche stoßen und ganz Roha mit Elend, Krieg und Verderben überziehen sollten. Und das haben sie getan. Immer und immer wieder.
Auch heute noch verbreiten sie vereinzelt Angst und Schrecken. Allerdings ist ein Großteil der Dämonen an die Neun Höllen gebunden, harrend dem Tage ihrer Freiheit, wenn der Boden unter der Wut des Namenlosen aufbrechen, das Blut der Götter vom Himmel regnen und Roha endgültig ihr Gesicht verlieren wird. Und alles, was zwischen ihnen und den Oberflächenbewohnern steht, ist ein einzelnes Tor, umhüllt von Rauch und Asche irgendwo in den lebensfeindlichen Wüsten der Rubinküste, bewacht von der letzten Harpyie Rohas.
|
Die Halbdämonen
Die Chaosmagie, so wollen es die Gelehrten, sei eine Kraft, derart verdorben und verdreht, dass nur diejenigen sie beherrschen können, die schon leer sind: Die Seelenlosen. Würde ein Wesen mit einer Seele versuchen diese Kraft zu nutzen, sie würde von innen heraus zersetzt werden, bis nur noch gebranntes Fleisch und verfaulte Gedanken übrig blieben. Und trotzdem wäre die Chaosmagie in ihm für eine kurze Zeit stärker, als sie es bei einem durchschnittlichen Dämon je sein könnte. Denn das Chaos nährt sich von Extremen und es existiert nahezu nichts was extremer ist als Gefühle in ihrer allüberwältigenden Vielfalt. Emotionen sind für die Chaosmagie, was für die arkane Kraft das Mana ist. Die Seelenlosen aber kennen kaum Emotionen. Die meisten von ihnen brüten in einer tristen, wenn auch gnadenlosen Gier vor sich hin und verlangen nach wenig mehr als einem gelegentlichen Aufbrausen von Wut oder Erregung. Doch schon vor langer Zeit haben die ersten Dämonen erkannt, dass sie sich Seelen einverleiben können. Nicht umsonst werden sie auch Seelenfresser genannt. Manche von ihnen trennen Seelen und Körper gewaltsam, andere schließen einen teuren Handel, es gibt sogar Dämonen, Sammler genannt, die sich auf die Suche nach besonders mächtigen Seelen spezialisiert haben. Doch egal wie viele Seelen ein Dämon frisst, irgendwann zerfallen sie und werden nutzlos, weil die Macht des Chaos sie letztendlich immer zerstört. Außer die Seele wird im und mit dem Chaos geboren…
Blutige Legenden und Mythen ranken sich um jene Wesen, die im Zwielicht zwischen Grauen und Hoffnung entstanden, geformt in einem Kessel aus Blasphemie und noch vor dem ersten Atemzug als Verdammte gebrandmarkt: Die Prinzen und Prinzessinnen der Hölle, gemeinhin auch Halbdämonen genannt. Ihnen und ihnen alleine steht eine nahezu unerschöpfliche Quelle an Chaosmagie zur Verfügung, unermüdlich genährt durch ihre eigene Seele, die im Blut der Verdammnis geschmiedet nicht an der verfemten Macht zerbricht. Sie können fließend zwischen einer sterblichen und einer dämonischen Erscheinung wechseln und sind dadurch für Schattenjäger, Jäger des Ordens, Priester und Druiden viel schwerer zu erkennen, als ein Dämon, der eine Seele besetzt hält. Auch müssen sie nicht in ihr dämonische Form wechseln um sich der Chaosmagie zu bedienen, sondern können dem Verderben in jeder Gestalt trotzen. Ihr Potential für Verheerung und Chaos ist gewaltig, weshalb sie sogar von mächtigen Götterdienern gefürchtet werden.
Sie werden geboren als Kinder zweier Welten und sind das Ergebnis einer nahezu immer gewaltsamen körperlichen Vereinigung eines Ältesten, Monarchen, Erzdämonen oder Fürsten mit einem Wesen mit Seele. Dämonen in niedrigeren Rängen scheinen nicht dazu in der Lage sich außerhalb ihrer eigenen Art fortzupflanzen. In vielen Fällen überlebt ein Seelenträger einen dergleichen Akt nicht, denn die Lust eines Dämons geht einher mit einer bestialischen und makabren Gier nach Schmerz und Pein. Und nur ganz selten geschieht es, dass aus dieser widernatürlichen Vereinigung neues Leben hervorgeht. Wächst das Kind im Leib des Dämons heran, geht es manchmal noch vor der Geburt an dem Grauen ein, das ihm mit dem verdorbenen Mutterblut eingeflößt wird. Trägt der nichtdämonische Part das Ungeborene aus, kann es sein, dass dessen Körper von dem heranwachsenden Halbblut aufgezehrt oder zerrissen wird.
In den vielen Jahrtausenden, seit der Dunkle seine Brut erschaffen hat, wissen die Schriften bislang nur von drei dieser Wesen zu berichten, die das Erwachsenenalter erreicht haben – und alle drei sind als Geschöpfe der Dunkelheit in die Geschichte eingegangen.
Ihre Namen wurden durch die Zeit getragen. Zwei davon kalt, aber nie vergessen, einer in den Wirren göttlicher Mächte verschwunden. Es heißt ein vierter wurde bereits gesprochen, doch bisher ist er nur ein Wispern am Horizont.
Næchanallâm, Tochter des Blutmarschalls, eines Monarchen des Blutes, brachte im dritten Zeitalter zusammen mit ihrer dämonischen Mannschaft der Rut'Narha auf der Suche nach einem göttlichen Artefakt blutiges Verderben über den alten und mächtigen Druidenorden Coirefailcolgae. Drei durch die Götter ausgewählte Helden waren nötig, um sie zu töten.
Sa'hamael der Schlächter, Sohn von Nelchazel, des Ältesten Dämons der Leere, wurde zum lebenden Alptraum aller Waldläufer, Druiden und Jäger des Ordens der Alten Wege, den er wurde von seinem Vater ausgesandt die Jäger zu Gejagten zu machen. Hunderte Leichen von aufrichtigen Kämpfern und mutigen Streitern pflasterten seinen Weg, ehe es dem Orden mithilfe seiner Verbündeten gelang den Dämonenprinzen zu vernichten.
Sethai der Seher, Sohn von Mordren Shunjanar und Nxara, einer Monarchin der Asche, war oder ist ein Dämonenprinz der viele Jahrhunderte lang unerkannt durch die Immerlande wandelte. Er zerstörte im Jahre 505 des FZ beinahe die Stadt Talyra, die Prächtige, am Ufer des Ildorel, als sein dämonisches Wesen kurzzeitig obsiegte. Die Macht von mehreren Priestern und Hohepriestern, darunter Niniane aus dem Haus der Tanzenden Winde, Schattenjägerin, Hohepriesterin Shenrahs und Enkelin des Archonen Goldauge Thaylon, und Aruén aus dem Haus Mitarlyr, genannt die Fluchbrecherin und Bezwingerin des Dornenmeisters, einem Monarchen der Verwesung, waren nötig um ihn zu besiegen. Ob er dabei vollständig vernichtet wurde, ist unbekannt.
Dem Sonnenprinzen, einem Fürsten der Leere, wurde erst vor wenigen Jahren wohl eine Tochter geboren, doch bislang ist von ihr noch nichts zu sehen oder zu hören, außer abertausend Gerüchte und die Angst, dass diese Gerüchte wahr sein könnten.
|
|
|