Die Heilkunde ist die Lehre über die Heilung von Körper und den Geist, sie beschäftigt sich vor allem mit Krankheiten und Verletzungen, deren Verhinderung, Heilung, Linderung und der Wiederherstellung des Patienten. Ohne die Weitergabe von Erfahrungen, Rezepten und neue Versuche gäbe es die Heilkunde in all ihrer mannigfaltigen Form nicht, deshalb muss jeder Heilkundige bei einem anderen in die Lehre gehen und sich alles aneignen, was sein Lehrmeister ihm beibringen kann. Der Weg der Heilkunde ist wahrlich kein leichter und erfordert von allen, die ihn wählen, große Hingabe, Konzentration, Lernbereitschaft und Einfühlungsvermögen - und das ein Leben lang.
Das Wissen eines Heilkundigen umfasst zum einen die Lehre über die Heil- und Giftstoffe von Pflanzen, Mineralien und Tieren, ihre Gewinnung und natürlich die Herstellung von Arzneien wie Salben, Tinkturen, Tränken und Tees. Hinzu kommt die Lehre über den Körper, also das Fleisch, die Knochen, die Sehnen und Bänder, die Haut, sämtliche Sinnesorgane, die Geschlechtsteile, die Blutbahnen und alle inneren Organe, ihre Funktionen soweit bekannt und ebenso, wie sie zu schneiden und zu verarzten sind. Dadurch, dass Heilkundige der Immerlande vielerorts durchaus Leichen zur Übung verwenden dürfen, sofern die Angehörigen einwilligen, gibt es auch fundierte Erkenntnisse über das Körperinnere.
Heilkundige sollten natürlich ebenso wie über Wundversorgung auch über Krankheiten im Allgemeinen Bescheid wissen, ihren Verlauf, ihre möglichen Folgen und wann welche Behandlung Erfolg verspricht, also wie der Kranke in welchem Fall zu versorgen ist. Dazu müssen sie die den Krankheiten zugehörigen Symptome kennen, genau zu deuten und selbstverständlich zu entscheiden wissen, wann und ob Ansteckungsgefahr besteht oder eher nicht.
Es gibt allerdings auch Krankheiten und Verletzungen, bei denen ein Heilkundiger den Patienten nicht retten kann. In einem solchen Fall muss ein Heilkundiger seinen Schützling bis zu seinem Tod begleiten und versuchen, ihm die Zeit so erträglich wie möglich zu machen. Natürlich fällt es auch in seinen Aufgabenbereich, sich um die Angehörigen zu kümmern und ihnen Trost zu spenden. Ein Heilkundiger beschäftigt sich jedoch nicht nur mit dem Ende des Lebens, er muss auch wissen, wie ein Kind auf die Welt geholt wird und wie Mutter und Kind vor und nach der Geburt zu versorgen sind.
Heilkundige beschäftigen sich jedoch längst nicht nur mit dem Körper, sondern auch mit dem Geist und müssen auch jenen helfen, deren Verstand verwirrt oder krank ist, und versuchen dafür zu sorgen, dass sie ein würdiges Leben führen können. Bei geistigen oder gefühlsmäßigen Problemen zeitlich begrenzter Art hingegen - etwa tiefer Trauer, Verzweiflung, Verwirrungen und Angstzustände nach schwerwiegenden Ereignissen - muss ein Heilkundiger das Problem erkennen und den Patienten wie ihren Nächsten auch raten können, was dagegen zu tun oder wie damit umzugehen ist.
Die Heilkunde ist somit eine äußerst umfangreiche Lehre, die sich mit vielen Bereichen des Lebens beschäftigt. Kein Heilkundiger kann all die verschiedenen Wege und Aspekte der Heilkunde zur Perfektion bringen, dennoch ist es an ihm, sich um die bestmöglichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu bemühen, zu denen er imstande ist.
Hinzu kommt, dass all das Wissen und Können der Heilkunde immer weiter anwachsen, denn jedes Mal, wenn ein Heiler im Kampf gegen eine Krankheit ein neues Rezept ausprobiert, welches erfolgreich ist, entstehen neue Kenntnisse. Daher ist der Austausch von Wissen und Erfahrungen gerade in der Heilkunde besonders wichtig und wird von den meisten wann immer möglich betrieben - obwohl es natürlich auch Gegenden gibt, in denen Heilkundige rar gesät sind. Ein Heilkundiger hat stets das Wohl seiner Patienten im Sinn, ganz gleich wie er sich nennt oder ob er den Lehrbrief einer Akademie der Heilenden Künste besitzt oder nicht. Deshalb wird in den Kreisen der Heilkundigen kein Unterschied gemacht, ob jemand sich nun Heiler, Kräuterkundiger oder Medizinmann oder –frau nennt, denn sie alle haben dasselbe Ziel und können dieselben Erkenntnisse und einen gleichwertigen Erfahrungsschatz besitzen. In zahlreichen Städten und Reichen sind sich zudem in jüngerer Vergangenheit einige Akademien und Universitäten entstanden, die sich hauptsächlich mit Heilkunde beschäftigen und sehr bemüht sind, das vielfältige und unterschiedliche Wissen dieser hohen Kunst aus allen Teilen der Immerlande zusammenzutragen, zu sammeln und in Büchern niederzuschreiben. |