3. Sprachbestandteile
3.1 Substantive
Im Ayaron gibt es streng genommen drei Arten von Substantiven: Eigennamen, starke und schwache Substantive.
Eigennamen
erklären sich eigentlich selbst, es sind Bezeichnungen für bestimmte (und/oder feststehende) Personen, Tiere, Gegenstände, Orte und ähnliches. Sie folgen keiner zwingenden Regel, Form oder Ableitung.
Starke Substantive
sind jene, die keine gesonderten Endungen für das grammatikalische Geschlecht tragen und/oder nicht von anderen Substantiven abgeleitet sind.
Schwache Substantive
sind schließlich solche, die durch Endungen von anderen Worten oder direkt aus Wortstämmen abgeleitet werden und in Genus und Numerus spezifiziert werden. Die personenbezogene, maskuline Form wird dabei mit der Endung -(r)o, die feminine mit der Endung -(r)a und die personen-neutrale Form mit der Endung -im sowie ggf. der bereits bekannten Pluralbildung durch Vokalverschiebung
gebildet. Bei Ausgangsformen, die auf einem Konsonanten enden, entfällt das 'r' der Ableitungsendung.
Rivan = Tanz
Rivanim = Tänzer / Tänzerin (allgemein, personen-neutral)
Rivano = Tänzer, der
Rivana = Tänzerin, die
3.2. Adjektive
Adjektive sind dem zugehörigen Substantiv immer nachgestellt und kennen weder Numerus noch Genus.
= blaues Haar (wörtl. "Haar blau)
= blaue Haare (wörtl. "Haare blau")
3.3. Artikel
Bestimmte Artikel
(Nominativ)
der, die, das (Sg.) … te
die (Pl.) … tis
(Genitiv)
des, der (Sg.) … ty
der (Pl.) … tys
(Dativ)
dem, der (Sg.) … toe
den (pl.) … tois
(Akkusativ)
den, die (Sg.) … ta
die (Pl.) … tais
Unbestimmte Artikel
ein, eine … aê
eines, einer … aý
einem, einer … aô
einen, eine … â
3.4. Pronomen
Personalpronomen
ich … i
du … to ( Höflichkeitsform in der Anrede: Du = tomâ )
er, sie, es … it
wir … nû
ihr … shân ( Höflichkeitsform in der Anrede: Ihr = shânâ )
sie … nâd
Possessivpronomen
(Nominativ)
mein, meine / meine … min / mines
dein, deine / deine … tin /tines
sein, ihr / seine, ihre … in /ines
unser, unsere / unsere … ise /ises
euer, eure / eure … us / uses
ihr / ihre … il / iles
(Genitiv)
meines, meiner / meiner … miny / minys
deines, deiner / deiner … tiny / tinys
seines, ihrer / seiner, ihrer … iny / inys
unseres, unserer / unserer … isy / isys
eures, eurer / eurer … usy / usys
ihres / ihrer … ily / ilys
(Dativ)
meinem / meiner … mino / minos
deinem, deiner / deinen … tino / tinos
seinem, ihrer / seinen, ihren … ino / inos
unserem / unseren … iso / isos
eurem / euren … uso / usos
ihrem / ihren … ilo / ilos
(Akkusativ)
meinen, meine / meine … mina / minas
deinen, deine / deine … tina / tinas
seinen, ihre / seine, ihre … ina / inas
unseren, unsere / unsere … isa / isas
euren / eure … usa / usas
ihren, ihre / ihre … ila / ilas
Relativpronomen
(Nominativ)
der, die, das / die … the / this
(Genitiv)
dessen, deren / derer … thy / thys
(Dativ)
dem, der / denen … thoe / thois
(Akkusativ)
den, die, das / die … tha / thais
Interrogativpronomen
wer … lio
wie … lie
was … lia
wieso … lisca
weshalb … lisce
warum … lisco
woran … liscalen
wo … dôn
wann … lilas
wem … moel
wessen … hisa
wen … sal
wieviel … dare
welche (Pl.) … yoridi
welche, welcher, welches … yorid
Reflexivpronomen
(Dativ)
mir … lim
dir … lin
ihm, ihr … li
uns … lis
euch … lus
ihnen … liles
(Akkusativ)
mich … dhi
dich … dhin ( Höflichkeitsform: dhinâ )
sich … dhile
uns … dhim
euch … dhis ( Höflichkeitsform: dhisâ )
sich (Pl.)… dhiles
Demonstrativpronomen
dieser, diese, dieses (Sg.) … theyem
diese (Pl.) … thiyim
dieses, dieser (Sg.) …thiyam
dieser (Pl.) … thiyaim
diesem, dieser (Sg.) … thoyem
diesen (Pl.) … thy'im
diesen, diese, dieses (Sg.) … thayem
diese (Pl.) … theyim
jener, jene, jenes (Sg.) … thedor
jene (Pl.) … thidyr
jenes, jener (Sg.) … thydar
jener (Pl.) … thydair
jenem, jener (Sg.) … thodor
jenen (Pl.) … thydyr
jenen, jene, jenes (Sg.) … thador
jene (Pl.) … thedyr
3.5. Verben
3.5.1. Verbarten
Vollverben
Vollverben sind die so genannten 'starken' Verben, sie haben eine eigenständige Bedeutung und können alleine das Satzprädikat bilden.
Hilfsverben
Dies sind Verben, die der Bildung und Umschreibung von Verbformen dienen. Das Ayaron kennt drei Hilfsverben:
desu = sein
rhudo = haben
shima = werden.
Modalverben
Diese Verben verändern (modifizieren) den Inhalt eines Verbs, sie treten nie alleine auf, sondern fast immer im Zusammenhang mit einem Vollverb. Von ihnen gibt es sechs:
dürfen = daimo
können = taca
mögen = cuni
müssen = yoshi
sollen = shinta
wollen = râde
Zusammengesetzte Verben
Bei diesen Verben wird durch eine Vorsilbe aus einem "Stammverb" aus der Gruppe der Vollverben ein neues Verb abgeleitet. Bei diesen Verben ist in der Verwendung zu beachten, dass im Shidar, anders als im Deutschen, die Verben bei der Konjugation nicht wieder in Stammverb und definierende Silbe zerlegt werden.
Beispiel:
jemanden anlachen = silama
ich lache dich an = (I) silamam dhin (wörtlich: ich anlache dich)
3.5.2. Tempus
Verben werden gemeinhin in drei Grundformen angegeben, aus denen dann alle anderen Tempi abgeleitet werden können: Infinitiv, Präteritum, Perfekt Partizip.
Das zugehörige Personalpronomen wird im Allgemeinen nicht angegeben, da die grammatikalische Person in der jeweiligen Verbform bereits enthalten ist. Zur besonderen Betonung der Person kann es allerdings zusätzlich genannt werden.
Partizip
Das Partizip wird aus dem Verbstamm und der Endung -neth gebildet
Infinitiv
Die Grundform des Verbs ist identisch mit dem Verbstamm, weist keine besondere Endung auf und endet immer mit einem Vokal.
Präsens
Die Gegenwartsform bezieht sich auf ein Geschehen, das zum Zeitpunkt des Sprechens (in diesem Sinne also in der Gegenwart) schon oder noch abläuft, eine allgemein gültige Aussage hat (z.B. in Sprichworten), oder sich auf ein noch nicht begonnenes Geschehen in der Zukunft bezieht.
lachen = lama
ich lache … lamam
du lachst … lamas
er, sie, es lacht … lamat
wir lachen … lamaris
ihr lachet … lamarir
sie lachen … lamares
Präteritum
Die einfache Vergangenheitsform wird immer dann verwendet, wenn ein Geschehen im Sprechzeitpunkt vergangen und abgeschlossen ist, also der Vergangenheit angehört.
Das Präteritum basiert auf der Präsensform und wird durch den Einschub -dhi- vor den jeweiligen Endungen gebildet.
ich lachte … lamadhim
du lachtest … lamadhis
er, sie, es lachte … lamadhit
wir lachten … lamadhiris
ihr lachtet … lamadhirit
sie lachten … lamadhires
Perfekt
Manchmal auch vollendete Gegenwart genannt. Das Perfekt ist eine Vergangenheitsform und stellt den Abschluss einer Handlung dar, deren Ergebnis oder Folgen bis in die Gegenwart reichen, bzw. nachwirken. (z.B. Es hat geschneit.) Gebildet wird das Perfekt aus dem Präsens des Hilfsverbs und der Partizip des Vollverbs.
ich habe gelacht … rhudom lamaneth
du hast gelacht … rhudos lamaneth
er, sie, es hat gelacht … rhudot lamaneth
wir haben gelacht … rhudoris lamaneth
ihr habt gelacht … rhudorir lamaneth
sie haben gelacht … rhudores lamaneth
Plusquamperfekt
Gelegentlich auch vollendete Vergangenheit oder Vorvergangenheit genannt. Es unterscheidet sich vom Perfekt dahingehend, dass es Vollzug oder Abschluss einer Handlung mit ihren Folgen und Auswirkungen für einen Zeitpunkt in der Vergangenheit beschreibt. (z.B. Er hatte gewonnen.) Gebildet wird es aus dem Präteritum des Hilfsverbs und dem Partizip des Vollverbs.
ich hatte gelacht … rhudodhim lamaneth
du hattest gelacht … rhudodhis lamaneth
er, sie, es hatte gelacht … rhudodhit lamaneth
wir hatten gelacht … rhudodhiris lamaneth
ihr hattet gelacht t … rhudodhirit lamaneth
sie hatten gelacht … rhudodhires lamaneth
Futur I
Die Zukunftsform hat immer den Charakter einer Voraussage oder Ankündigung, also auf ein Geschehen, dass zum Sprechzeitpunkt noch nichtabläuft, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt einsetzen wird. Gebildet wird das Futur I aus dem Präsens des Hilfsverbs 'werden' und dem Infinitiv des Vollverbs.
ich werde lachen … shimam lama
du wirst lachen … shimas lama
er, sie, es wird lachen … shimat lama
wir werden lachen … shimaris lama
ihr werdet lachen … shimarir lama
sie werden lachen … shimares lama
Futur II
Diese Zeitform ist streng genommen ein Zwitter, da sie in sich Eigenschaften des Perfekts und des Futur I vereint. Zum einen kann mit ihr der Abschluss einer Handlung zum Sprechzeitpunkt festgestellt werden, während gleichzeitig eine Vermutung über die Art und Weise des vergangenen Geschehens ausgedrückt wird. (z.B. Die Beleidigung wird der Auslöser gewesen sein.) Zum anderen kann mit dem Futur II der Abschluss einer Handlung bezogen auf einen Zeitpunkt in der Zukunft ausgedrückt werden. (z.B. Er wird zur 'Harfe' gelaufen sein.) Gebildet wird das Futur II aus dem Präsens des Hilfsverbs 'werden', dem Partizip des Vollverbs und dem Infinitiv des jeweils zugehörigen Hilfsverbs 'sein' oder 'haben'.
ich werde gelacht haben … shimam lamaneth rhudo
du wirst gelacht haben … shimas lamaneth rhudo
er, sie, es wird gelacht haben … shimat lamaneth rhudo
wir werden gelacht haben … shimaris lamaneth rhudo
ihr werdet gelacht haben … shimarir lamaneth rhudo
sie werden gelacht haben … shimares lamaneth rhudo
3.5.3. Modus
Imperativ
Die Befehlsform eines Verbs gibt es in zwei Ausprägungen: Der positive Imperativ, der einen Befehl ausdrückt und der negative Imperativ, der ein Verbot ausdrückt. Die Form des Imperativs unterscheidet sich nicht danach, ob sie an einen oder mehrere Adressaten gerichtet ist - Befehl ist schließlich Befehl. Gebildet wird sie aus dem Infinitiv und der angefügten Endung -te.
Im Fall des negativen Imperativs, dem Verbot, ist der Verbform zusätzlich noch das negative Adverb 'ima' vorangestellt. Hier ist dann zusätzlich zu beachten, dass das Verb in der lenierten Form verwendet wird.
Beispiel:
Lama-te! … Lach! / Lacht!
Ima lhama-te! … Lach / Lacht nicht!
Konjuntiv
Konjunktiv I
Diese Form wird am häufigsten in der indirekten Rede verwendet. Sie kommt aber außerdem zum Einsatz, um einen Wunsch, eine Bitte, Aufforderungen (bzw. Anweisungen) oder Anleitungen auszudrücken und tritt in zwei Varianten auf, die beide durch das Adverb aen gekennzeichnet sind.
In der Konstruktion nur mit dem Vollverb wird der Konjunktiv I aus dem Infinitiv gebildet, dem das Adverb nachfolgt
Sie singe das Lied = (It) cala aen te Caliya
In der Variante mit einem der Modalverben wird er aus der von dem Adverb gefolgten Gegenwartsform (für die jeweilige grammatikalische Person) des Modalverbs (meistens mögen, wollen oder sollen) und des Infinitivs des Vollverbs gebildet.
Sie solle das Lied singen = (It) shintat aen cala te Caliya.
Konjunktiv II
Die Möglichkeitsform eines Verbs kann auf zwei Wegen gebildet werden. Der direkte Konjunktiv wird aus der Vergangenheitsform (für die jeweilige grammatikalische Person) und dem Adverb aen gebildet. In der umschriebenen Form wird er aus der Vergangenheitsform (für die jeweilige grammatikalische Person) des Hilfsverbs 'werden', dem Adverb aen und dem Infinitiv Vollverbs gebildet.
Beispiele:
ich ginge … sanphodhim aen
du gingest … sanphodhis aen
er, sie, es ginge … sanphodhit aen
wir gingen … sanphodhiris aen
ihr ginget … sanphodhirit aen
sie gingen … sanphodhires aen
ich würde gehen … shimadhim aen sanpho
du würdest gehen … shimadhis aen sanpho
er, sie, es würde gehen … shimadhit aen sanpho
wir würden gehen … shimadhiris aen sanpho
ihr würdet gehen … shimadhirit aen sanpho
sie würden gehen … shimadhires aen sanpho
Partizipien
Präsenspartizip
Auch 1. Partizip oder Mittelwort der Gegenwart genannt. Es beschreibt ein Geschehen oder Sein als andauernd und unvollendet. Es beschreibt also den Zustand des Handelnden während seines Tuns. (z.B. Die Frau singt. - Die singende Frau.) Es ist in Form und Verwendung mit dem Gerundiv zu vergleichen. Gebildet wird es aus dem Verbstamm und der Endung -nath. Es wird adjektivisch verwendet, und kennt wie die "echten" Adjektive keine Änderung nach Numerus oder Genus.
Perfektpartizip
Auch 2. Partizip oder Mittelwort der Vergangenheit genannt und schon bekannt als dritte Stammform der Verben. Sie wird zum einen bei der Bildung des Perfekts verwendet, kann aber ebenso als Adjektiv verwendet werden, das dann das dem Verb "ausgesetzte" Objekt beschreibt. (z.B. Die Frau singt ein Lied. - Das Lied wird gesungen.) Gebildet wird es aus dem Verbstamm und der Endung -neth. Es wird adjektivisch verwendet, und kennt wie die "echten" Adjektive keine Änderung nach Numerus oder Genus.
3.6. Adverbien
Adverbien dienen der Qualifizierung oder näheren Bestimmung von Verben,Adjektiven oder anderen Adverbien. Im Ayaron besitzen sie keine spezielle Endung, lassen sich aber nach ihrer Bedeutung grob in sechs Gruppen einteilen. Hier jeweils mit einigen Beispielen, die aber alles andere als eine vollständige Auflistung sind.
lokal
hier, da, dort, her, hin, da, dort, hier, daher, dorther, woher, dahin, dorthin, hierhin, hierher, oben, unten, droben, drunten, links, rechts, drüben, abseits, vorne, hinten, obenan, obenauf, oberhalb, unterhalb, nebenan, außen, innen, drinnen, draußen, mitten, inmitten, mittendrin, darin, ringsherum, abwärts, aufwärts, auswärts, seitwärts, allseits, unterwegs, überall, irgendwo, nirgends, nirgendwo, irgendwohin, irgendwoher, anderswo, woanders, zwischen, hinter, vor, jenseits, diesseits
temporal
heute, gestern, damals, wieder, immer, bereits, noch, wann, jetzt, nun, neulich, kürzlich, eben, gerade, bald, sofort, gleich, stets, lange, nie, vorhin, morgen, demnächst, irgendwann, schon, bereits, zuerst, zuletzt,
modal
lang, wie, als, schnell, gut, langsam, nicht, besonders, genug, ausreichend, zuwenig, genauso, vergebens, umsonst, großteils, vielleicht, sicherlich, zweifellos
kausal
deswegen, nämlich, also, somit, folglich,
3.7. Präpositionen
Präpositionen sind weder Satzglied noch Attribut, sondern werden meist mit einem Substantiv zu einem festen Bestandteil verbunden, in dem sie Verhältnis und Beziehung kennzeichnen.
an, auf, aus, bei, bis, durch, für, gegen, hinter, in, mit, nach, neben, über, um, unter, von, vor, zu, zwischen
3.8. Konjunktion
Das sind die berühmten (oder berüchtigten? ) Bindewörter, mit deren Hilfe Wörter, Wortgruppen oder auch ganze Sätze verbunden werden können.
Adversativ
aber … âr
jedoch … dânos
doch … nos
nur … ned
sondern … egor
allein … ennas
Disjunktiv
oder … ôir
entweder … dathben
weder … ben
noch … silaû
Kopulativ
und … îr
Kausal
denn … wair
weil … ath
da … âd |