~ Ealaras Ruf und die Ausbildung der Druiden ~

 

Druiden sind auserwählt, berufen von der Weltenmutter selbst, ihrer großen Schöpfung zu dienen – dafür müssen sie natürlich auch an die Grüne Weltenmutter glauben. Die allermeisten Druiden werden daher aus jenen Völkern und Sippen oder Familien berufen, in denen der alte Ealaraglaube noch stark ist und die nicht den zwölf Göttern und deren Lehren anhängen.


Jene Ausersehenen, die Ealara für würdig befindet, hören ihr ureigenes, uraltes Lied. Oftmals macht sich das schon in der Kindheit bemerkbar, meist ab einem Alter von acht Jahren, manchmal auch noch früher. Erreichen jene Erwählten dann die Zeit der ersten Reife in ihrem Leben, vernehmen sie auch Ealaras Ruf  zum ersten Mal und wissen, dass sie von der Großen Mutter allen Lebens auserkoren sind.


Zuerst mag es nicht mehr als ein Flüstern sein, ein Wispern im Wind, ein Rascheln im Laub der Bäume oder ein Summen im hohen Gras, doch der Ruf wird immer stärker und lauter werden, bis sie ganz und zweifelsfrei von ihm erfüllt sind. Sie hören das immerwährende Lied der Erdenmutter selbst, und es wird sie sicher und durch alle Gefahren, ja sogar durch selbst die pfadloseste Wildnis leiten, bis sie in einem anderen Druiden ihren Lehrmeister gefunden haben und sich in seine Obhut begeben.


Jeder Geweihte, also jeder Druide ab dem Rang eines Saoi, ist frei, einen von Ealara berufenen als File, als Novizen, anzunehmen und ihn zu lehren, wobei jedoch gilt, dass ein Druide seinen Schüler immer nur bis zu dem Rang ausbilden kann, den er auch selbst inne hat. Meister und Schüler erkennen sich dabei ganz instinktiv, beinahe als hätte eine unsichtbare Macht sie zueinander geführt oder das Schicksal sie rein zufällig übereinander stolpern lassen. Kann ein Meister seinem Schüler nichts mehr beibringen und hat dieser noch mehr Potential und die Begabung zu noch Größerem, wird er ihn in die Obhut eines höherrangigen Druiden geben, der ihn als Schüler anzunehmen bereit ist.


Das Leben jedes Ealaraberufenen beginnt also in jungen Jahren als Filedruidh oder Novize, der bei einem anderen Druiden, seinem Meister, in die Lehre geht und von ihm in die Zaubermacht und die Mysterien der Natur, der Wildnis, des Überlebens, des Großen Gleichgewichts, der Kunst des Kampfes mit dem Langen Stab und dem Folgen der Alten Wege eingeweiht wird. Dabei beginnen die Druiden die Ausbildung ihrer Schüler frühestens mit dem zwölften Lebensjahr, auch wenn ein Kind vielleicht schon früher in ihre Obhut gegeben wird oder aus anderen Gründen in jüngeren Jahren zu ihnen kommt.  


In jenen Landen, in denen die Druiden ihre Macht und ihren Einfluss seit alters her erhalten konnten und die nicht von den großen Umwälzungen und Zerstörungen am Ende des Vierten Zeitalters heimgesucht wurden, gibt es zwar auch in unseren Tagen noch einige wenige Druidenschulen, Horte ihres uralten Wissens und Stätten der Gelehrsamkeit, doch sie sind selten geworden und nur noch in Laigin und den Drachenlanden zu finden. Sie sind zwar Orte der Weisheit und Besinnung, Sitze mächtiger Druidenzirkel und bergen oftmals ungeheuer alte Sammlungen von Schriften, Abhandlungen, kostbarste Büche, ja selbst Steintafeln aus den ältesten Tagen, doch sie sind keine üblichen Stätten der Ausbildung für Novizen und Schüler, mehr Orte der Beratung, des Austausches und der Konspiration.


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