~ Die Untoten der Immerlande ~

 

Während jeder dahergelaufene Zwielichtweber einen seelenlosen Ghul, einen hirnlosen Zombie, aus dem Grab holen kann, benötigt ein Schattenwanderer für jeden anderen Untoten, den er beschwören und erschaffen will, einen toten Geist. Geister, welche die Purpurflüsse noch nicht überquert haben, können durch einen Diener des Dunklen und seiner Archonen unter Umständen aus dem Nichts zwischen dem Diesseits und dem Jenseits gerissen, und in eine fleischliche Hülle zurückgezwängt werden. Die widernatürlichen Kreaturen, die dabei erschaffen werden, tragen viele Namen: Draugr, Dréag, Rawrn, Seelengebundene, Seelenlose, Immerhungernde, Fuachdai... doch wahre Untote, sieht man von den bereits erwähnten Ghulen einmal ab, gibt es nur drei: Nachzehrer, Wiedergänger und Lichs.

Ghule

"Ghule. Diese abartigen Kreaturen widersprechen allem, was natürlich und richtig ist. Sie fühlen nichts, denken nichts, wissen nichts. Sie sind nichts weiter als hungrige, vampirstarke und verdammt  widerstandsfähige Leichen, die nur und ausschliesslich durch Obsidian, Shenrahglanz, Feuer oder aber geheiligte Waffen vernichtet werden können. Es sei denn natürlich, man hackt sie tatsächlich in kleine Stücke. Sehr kleine."
"Oder man hat gerade eine Branhornherde zur Hand, die sie niedertrampelt."
"Branhornherden sind unhandlich."
"... und sie stinken."
"Branhörner stinken?"
"Nein, Ghule."
"Ja, die auch."


Somhairle und Déaghán Caerwynt, zwei berühmte Schattenjäger in "Schatten und Dämonen", dem Handbuch für Schattenjäger

Ghule, im Volksmund auch einfach Verwesende, Kadaver, in Azurien Nzúmbe und an der Rubinküste sowie auf den Sommer- und Schwesterinseln auch Zómbe genannt, sind nichts weiter als wandelnde Leichen, für die keine Seele notwendig ist, um sie aus ihren feuchten, kalten Gräbern kriechen zu lassen. Ist ihr Fleisch schon völlig verwest, nennt man sie schlicht Skelette. Das, was sie belebt, ist die verdorbene Magie ihres Herren, des Schattenwanderers, und alleine seinem Willen unterliegen und dienen sie. Sie haben kein Selbst-Bewusstsein, kein Gewissen, keine Emotionen und kennen weder Schmerz, noch Erschöpfung. Mit einer unermüdlichen, stoischen Entschlossenheit folgen sie ihren Befehlen. Abgetrennte Gliedmaßen stören einen Ghul kaum. Wenn man ihm die Beine abschlägt, wird er sich mit seinen Armen über den Boden ziehen. Wenn man ihn einen Kopf kürzer macht, weiß er trotzdem instinktiv wo sein Gegner steht und die Kraft, die ihren bleichen Knochen und ihrem faulenden Fleisch innewohnt, ist enorm. Einem Menschen mit bloßen Händen den Arm zu brechen ist für einen Ghul keine Anstrengung.  Dafür sind sie relativ langsam und träge, und überdies dumm wie Stroh, folgen einzig und allein ihrem Hunger nach Fleisch und sobald der Zauber des Finsteren endet oder vorzeitig abbricht, und die Magie ihre Körper freigibt, zerfallen sie zu bleichem Staub.

 

Nachzehrer

"Ich hasse Nachzehrer."
"Und sie sind sehr viel gefährlicher, denn im Gegensatz zu Ghulen können sie denken. Sie sind die perfekten Sklaven. Absolut treu, absolut schmerzunempfindlich und absolut gehorsam. Glücklicherweise lassen sie sich auch mit normalen Waffen niederstrecken, indem man ihnen den Kopf abschlägt, oder aber ihren Körper zu... sagen wir einem Drittel zerstört, denn dann kann die Hülle die arme Seele nicht mehr halten."
"Und sie stinken noch mehr als Ghule."
"Ja, aber ich habe mich schon immer gefragt warum. Schließlich können sie denken. Man sollte meinen, sie denken wenigstens ab und zu: waschen."


Somhairle und Déaghán Caerwynt, zwei berühmte Schattenjäger, in "Schatten und Dämonen", dem Handbuch für Schattenjäger

Die ersten wirklichen oder wahrhaften Untoten, die eine Seele besitzen, sind die Nachzehrer. Sie werden  im Norden Strigæ und im Süden Lamia genannt. Bei ihrer Erschaffung spielt es keine Rolle, wem der Körper gehörte und wessen Seele der Schattenwanderer beschwor. Er zwingt sie mittels seiner Magie zusammen und erschafft dadurch sprichwörtlich einen wandelnden Leichnam. Anstelle von Magie wird das tote Fleisch nun durch den Willen der Seele gelenkt, doch wirklich ineinander verschmelzen können Geist und Hülle nicht, denn das Band zwischen einer Seele und ihrem ursprünglichen Körper kann weder übertragen, noch neu geschmiedet werden. Das Gefäß, welches der Seele aufgezwungen wurde unterliegt dann auch weiterhin dem normalen Verlauf der Zersetzung. Das Fleisch verfault, die Knochen rotten, Zähne fallen aus und der Gestank wird schon bald unerträglich, bis der Körper die Seele nicht länger halten kann.


Nachzehrer ähneln Ghule in vielerlei Hinsicht. Sie sind, abhängig vom Verwesungsgrad ihrer Hülle, in ihren Bewegungen eingeschränkt, haben viel mehr Kraft als ein Lebender und kennen weder Schmerz, noch Erschöpfung, aber sie können nicht unendlich viele Wunden ertragen und ihnen den Kopf abzuhacken, bedeutet den Geist vom Körper zu trennen, was die Seele unweigerlich dazu zwingt, die Fleischhülle zu verlassen. Es kann kein angenehmes Schicksal sein, als lebendes, denkendes und fühlendes Wesen (wenn man ihnen diese Bezeichnung zugestehen mag) in einem Sack aus kaltem, faulendem Fleisch eingeschlossen zu sein. Das Schlimmste an dieser widerwärtigen Existenz mag die Tatsache sein, dass eine Seele, die zum Nachzehrer wird, weiß, dass sie eigentlich tot ist. Sie erinnert sich an ihren Tod und an das wahre Leben davor, kann sich aber nicht von ihrem Herren und Meister, dem Schattenwanderer lösen und ist durch seine Magie zu absolutem Gehorsam verdammt.

 

Wiedergänger

"Bete. Oh, und... renn. Und dank den Göttern, dass sie das Obsidian, das Feuer und den Shenrahglanz erfunden haben, und dass es so etwas wie heilige Waffen gibt."
"Und sei schnell. Ob du rennst, oder kämpfst."
"Sie können alles, was Nachzehrer können und sie haben ihren eigenen Willen. Sie greifen dich nicht an, weil sie müssen, sie greifen dich an, weil sie es wollen."
"Ja. Wenn sie dich angreifen. Ihr einziger Vorteil ist nämlich, dass sie einem nicht zwangsläufig feindlich gesonnen sein müssen und sie unterstehen auch nicht dem Befehl von einem durchgeknallten Schattenkriecher."
"Aber sie stinken."
"Ich würde mich von der nächsten Klippe stürzen, wenn ich einer wäre. Kein Essen, kein Trinken. Kein Bier, verdammt. Kein Schlaf, keine Träume, kein Herzschlag. Kein... oh... nein, die sind nur scheiße!"


Somhairle und Déaghán Caerwynt, zwei berühmte Schattenjäger, in "Schatten und Dämonen", dem Handbuch für Schattenjäger

Wenn es einem Schattenwanderer gelingt, einen Geist in genau den Körper zu bannen, zu dem er vor seinem Tod gehörte, kann er einen Wiedergänger erschaffen. Eine traurige Erinnerung an das Leben, die verblasst und zerfällt, sobald der Tod sie einholt. Viele Wiedergänger werden gegen ihren Willen erweckt und wählen den Freitod, andere hadern mit ihrem widernatürlichen Schicksal und zerfallen und verwesen durch ihre Zweifel. Nur einzelne besitzen die kalte Gleichgültigkeit, die nötig ist, um nicht, von Gewissen und Furcht geplagt, früher oder später doch aufzugeben und den Tod erneut willkommen zu heißen. Die wenigen Wiedergänger, die ihr untotes Dasein akzeptieren und vielleicht sogar begrüßen, werden für den Rest ihrer Existenz gegen wirre Träume, Halluzinationen und körperlose Stimmen ankämpfen müssen, da das Jenseits in ihrem Diesseits allgegenwärtig sein wird.


Widergänger behalten alle Fähigkeiten, welche sie im Leben besassen und verfügen darüber hinaus über ungewöhnlich viel Kraft, die allerdings im Vergleich zu der der Ghule eher gering ist. Sie spüren keine Schmerzen, besitzen allerdings auch keine natürliche Regeneration mehr, denn ihr Körper ist tot, er verwest nur nicht wie die Hüllen der Nachzehrer. Weder Hunger, noch Durst, noch Schlaf müssen sie bewältigen, und wenn sie doch etwas essen oder trinken, werden sie es wieder nach oben würgen, da ihr Magen die Nahrung nicht verdauen kann. Der signifikanteste Unterschied zwischen einem Widergänger und allen anderen lebenden Untoten liegt in seinem freien Willen. Er untersteht dem Schattenwanderer nicht, muss ihm weder folgen, noch gehorchen, sondern kann sich auch gegen ihn wenden.

 

Lichs

"Selbes Spiel. Feuer, Obsidian, Shenraglanz und heilige Waffen. Dummerweise haben sie Magie, um sich genau davor zu schützen. Wie auch Wiedergänger..."
"Es sind Wiedergänger."
"Ja, naja, ja, aber sie können Magie."
"Ich hasse sie."
"Damit sind wir uns einig."


Somhairle und Déaghán Caerwynt, zwei berühmte Schattenjäger, in "Schatten und Dämonen", dem Handbuch für Schattenjäger



Die gefährlichsten aller Untoten sind mit Abstand die Lichs, die mächtigen Totenmagier, die nur durch einen hochrangigen Schattenwanderer wiedererweckt werden können. Gelehrte betrachten Sie als Widergänger, die in ihrem Leben entweder der Arkanen Magie, der Harfnermagie, Runenmagie oder aber des Schamanismus mächtig waren.


Die arkane Magie ist ans Blut und damit an den Körper gebunden  und vergeht nicht, wenn der Arkanist selber stirbt. Die Macht des Harfners liegt in seiner Stimme, die er als Untoter genauso zu nutzen weiß - sofern der Leichnam noch Stimmbänder hat. Der Runenseher wirkt seine Kraft über sein Talent der Runensicht und sein Wissen um die Runen und auf dieses Wissen kann er auch als Wiedergänger zugreifen. Und ein Schamane kann zumindest den namenlosen Pfad noch immer beschreiten. Naturgeister, Totems und auch Ahnen werden ihn verlassen und der Eintritt ins Reich der Träume wird ihm verwehrt bleiben, da er nicht mehr schläft und somit auch nicht träumt.


Wie ihre unmagischen Brüder, die Wiedergänger, können Lichs noch immer alles, was sie auch lebend konnten, ausgenommen des Schamanen, dem Wege verloren gehen. Sie sind stärker und immun gegen Schmerzen. Wunden aber werden nicht wieder heilen. Ihrem Körper verlangt es weder nach Essen, noch nach Schlaf und sie besitzen keinen Herzschlag. Und auch sie sind frei in ihren Entscheidungen und Gedanken, und müssen sich ihrem Erschaffer nicht beugen.


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