~ Die Stämme der Eisigen Öden ~

 


Arikara oder Aríkaraar



Dieser Stamm wird von den Normandern auch als Elkfólk, als Hornede Fólk oder Hjartarfólk bezeichnet, was jedoch nur eine Übersetzung ihres eigenen Namens ist, denn Aríkaraar bedeutet nichts anderes, als 'gehörnt, haben Hörner'. Der Name weist auf die Tradition der Jäger und Krieger dieses Stammes hin, die zwei aufrechte Elkhörner im Haar tragen. Sie gelten als ausgesprochen gutaussehend, sind hochgewachsen, haben zumeist sattbraunes Haar – wobei zahllose unterschiedliche Schattierungen und Nuancen von Braun vorkommen – und sehr helle, gold- bis honigbraune Augen. Die Arikara sind ein recht großer Stammesverband der Wildlinge und beanspruchen alles Gebiet im Süden der Eisigen Öden für sich, das zwischen der Vildmark im Südosten, der Langen Mauer im Westen und dem See Tasermiut im Norden liegt. Außerdem sind sie die Hüter des Aasiat, des 'Versammlungsplatzes' auf der Ebene der Zusammenkunft, wo sich alljährlich im Sommer Gesandtschaften und Händler aller Stämme der Eisigen Öden treffen. Ihre Kleidung besteht aus Pelzen, Leder und Fellen, und sie leben als halbnomadische Jäger, Fallensteller und Sammler sowohl in der Taiga, als auch in der Tundra. Die Winter verbringen sie jedoch im Schutz des Waldes. Berüchtigt ist dieser Stamm außerdem für seine zahlreichen Raubzüge über die Lange Mauer, die sie immer wieder auch in größerer Zahl erklommen, um in Normand Grenzdörfer zu überfallen und Siedlungen zu plündern – jedenfalls bis zum Jahr 489 des Fünften Zeitalters, als solches Treiben mit der Heirat der 'Wildlingsprinzessin' Nuna Mis'ae, einer Tochter des damaligen Mags der Arikara, und Eirik Væring von Austurland schlagartig ein Ende fand.

Ob der Frieden und der erste, noch recht vorsichtig aufkeimende Handel zwischen dem Stamm der Gehörnten Volkes und den Normandern Austurlands auch über diese Verbindung hinaus Bestand haben wird, muss die Zukunft erst noch zeigen. Bis heute handeln die Arikara – und in ihrem Kielwasser allmählich auch andere Stämme der Eisigen Öden – jedenfalls an den Toren von Liósungur einigermaßen erfolgreich mit den Normandern und Überfälle auf Austurland sind äußerst selten geworden (was nicht heißt, dass sie in Tronje und Sturmende nicht stattfinden würden). Ein Eichenpriester der Arikara lebt zudem als Berater Laird Eirik Værings in Þjórsábær in Austurland, von den Normandern Jarnauga, 'der mit den Eisenaugen' genannt. Die Arikara der Eisigen Öden leben in einer matrilinearen, egalitären Gesellschaft und ihre Frauen sind traditionell ebenso kriegerisch und versiert im Kampf wie die Männer. In ihren Mythen heißt es, sie stammten vom Geist des Großen Hirschen ab. Der Elk – den sie Waipite nennen – ist auch ihr Stammestotem und besonderes Schutztier. Magra der Arikara ist Ar'anaok Kanŋuyuq nuyaq, das 'Feuerhaar', genannt die 'Flamme der Südlichen Ebenen', eine Speerfrau und eine Schwester Nuna Mis'aes. Die Arikara besitzen dank ihrer früheren Raubzugtraditionen viele erbeutete 'Eisenwaffen' und Rüstungen, kennen – und fertigen – jedoch auch Bronzewaffen, stellen Waffen aus Holz, Horn und Knochen her und tragen Rüstungen aus gehärtetem und oftmals mit Hornplättchen oder Knochenscheiben beschlagenem Leder. Bruderstamm der Arikara ist der Stamm der Atikamek.

 

Eyak oder Igya'aq


Die Eyak oder Igya'aq sind ein zahlenmäßig recht großer Stamm der Eisigen Öden. Sie leben als halbnomadische Viehhirten von Muskhrútaren, die sie Umimmaq nennen, sowie als Jäger und Sammler. Ihr Territorium liegt zu beiden Seiten des Flusses Narsarsuaq im Osten der Eisigen Öden und umfasst sowohl einige Randgebiete der Taigawälder, als auch die Weiten der Tundra. Von den anderen Stämmen werden die Eyak auch Umimmaq'awa oder Umimmaqheháka, das 'Volk der Moschusochsen' genannt. Sie kleiden sich in Pelze und Felle, vor allem aber in (teils kunstvoll) gewebte Gewänder aus Qiviut, welches aus der feinen Unterwolle der Muskhrútare hergestellt wird, und für dessen Herstellung die Eyak weithin berühmt sind. Qiviut ist achtmal wärmer als Schafswolle und so weich wie Kaschmir. Da die Eyak jedoch der einzige Stamm sind, dem es gelingt, Muskhrútare wenigstens halbwegs zu zähmen, um den Tieren so von Hand ihre einzigartige Unterwolle herauskämmen zu können, aus der dann Qiviut gefertigt wird, verfügen sie damit über ein äußerst begehrtes und einmaliges Tauschhandelsgut, das ihnen einigen Wohlstand eingebracht hat. Es heißt auch, sie könnten sogar auf Moschusochsen in den Kampf reiten, die sonst so unberechenbaren, wehrhaften Tiere würden bereitwillig ihre Schlitten ziehen und Muskhrútarkühe würden sogar die Milch ihrer Kälber mit den Kindern der Eyak teilen.

In den Sommermonden folgt dieser Stamm den Herden der Moschusochsen in die Ebenen der Tundra, wo die Tiere ihre Kälber gebären und von Weidegrund zu Weidegrund ziehen. Den Winter verbringen die Muskhrútare wie die Eyak im Schutz der Auwälder des Narsarsuaq. Man sagt, die Eyak wären so angriffslustig und wehrhaft wie die Moschusochsen, mit denen sie in so enger Gemeinschaft leben. Werden sie angegriffen, ganz gleich ob von Mensch, Tier oder Monster, verhalten sie sich auch ganz wie diese und meistens sogar mit ihnen gemeinsam: die wehrhaften Krieger und ihre Muskhrútarbullen bilden einen Ring um Frauen, Kinder, weiblichen Tiere und Kälber, und verteidigen ihn nach allen Seiten hin mit einem Mut und Ingrimm, der schon seines gleichen sucht. Oftmals tragen die stärksten ihrer Kämpfer sogar einen ganzen Muskhrútarpelz samt den gewaltigen Hörnern als Kopfschmuck und geben sich so ein besonders furchterregendes Aussehen. Ziehen sie von sich aus in den Kampf, bemalen sich die Eyak auch ihre Gesichter nach dem Vorbild der Tiere und färben ihre Stirn und den Bereich um die Augen dunkel, während Kinn und Wangen weiß bemalt werden.

In diesem Stamm herrscht eine strikte Aufgabentrennung der Geschlechter: Männer sind Krieger und Jäger und Hirten, Frauen kümmern sich um das Sammeln von Nahrung wie Sämereien, Pilzen, essbaren Flechten, Wurzeln, Nüssen und ähnlichem, gerben die Felle, stellen das Qiviut her und versorgen die Kinder. Eyak-Frauen sind jedoch ebenso wehrhaft wie ihre Männer, wenn es sein muss und man sollte sie keinesfalls unterschätzen. Außerdem haben sie in Stammes- und Sippenangelegenheiten ebenso viel zu sagen und gelten allein aufgrund ihrer Weiblichkeit traditionell als spiritueller und damit als weitaus 'bessere' Schamanen und Druiden oder Heilkundige. Zu ihren nördlichen und östlichen Nachbarn, den Nunamiut und Nun-chah-nulth haben die Eyak ein eher schwieriges Verhältnis, das von gegenseitigen Raubzügen und immer wieder aufflackernden Kämpfen um bestimmte Gebiete, Jagdgründe und Ressourcen geprägt ist. Sie achten jedoch die heilige Waffenruhe während der großen Sommertreffen und treiben auch immer wieder Handel mit beiden Stämmen. Den Tsetsaut im Süden ihres Territoriums stehen sie neutral gegenüber, zu den Arikara im Westen hingegen unterhalten sie ausschließlich friedliche Handelsbeziehungen. Das Stammestotem der Eyak ist selbstverständlich der Muskhrútar. Sie kennen keine Sippentotems, wohl aber persönliche, die ihnen auch äußerst wichtig sind. Neben den Totemgeistern verehren sie hauptsächlich die Naturgeister, und Träume nehmen in ihrer spirituellen Welt eine bedeutende Rolle ein. Ahnenkulte gibt es bei den Eyak hingegen überhaupt nicht. Ihr Mag – oder Häuptling – ist Atanarjuat Schnellläufer.

 

Karankawa


Der Stamm der Karankawa, was so viel bedeutet wie 'Menschen im Norden', lebt im äußersten Nordosten der Eisigen Öden. Sie sind ausschließlich Jäger und Sammler, und ihre Zahl ist nicht sehr groß, obwohl sie weitläufige Territorien ihr Eigen nennen. Ihr Überleben in den langen Wintermonden so hoch im Norden und in der schutzlosen, windgepeitschten Tundra sichern vor allem die heißen Quellen und Warmwasserseen von Uunaktuk Narvakan. Sie jagen hauptsächlich Reins, aber auch Schneehühner, Schneehasen und anderes Kleinwild, und sind halbnomadische Fischer und Jäger, die in kleinen Sippenverbänden von etwa sechs bis zwölf Familien umherziehen. Die Wintermonde verbringen alle Karankawa an den Uunaktuk Narvakanseen, wo jeder Sippenverband ein festes, teilweise bereits seit Generationen genutztes Langhaus besitzt. Von allen Stämmen der Eisigen Öden sind die Karankawa die hellhaarigsten, obwohl auch sie niemals heller als düsterblond werden. Ihre Augen sind zumeist grau, grünbraun oder hellbraun.

Die Karankawa verehren vor allem die Totemgeister und besitzen von allen Stämmen der Eisigen Öden wohl den stärksten Totemkult. Stammestotem der Karankawa ist der Sithechwolf, der ihnen außerdem heilig ist und nicht von ihnen bejagt wird. Als Kitungak Amaroq, die 'Kinder des Weißen Wolfs', sind die Karankawa auch bei anderen Stämmen bekannt. In den Sagen und Legenden aus grauer Vorzeit heißt es, die Karankawa und die Malemiut wären einst ein Stamm gewesen, doch während die einen weiterhin dem wilden Wolfsweg folgten, begannen die anderen, die Wölfe zu zähmen und Hunde aus ihnen zu machen, worüber es zur Trennung kam, so dass es fortan zwei Stämme gab. Daher sind sie auch traditionell die 'Feinde' der südlich von ihnen lebenden Tanaina, welche das Rentier besonders verehren und halbwilde Herden dieser Tiere hüten. Es kommt nicht selten vor, dass Jäger der Karankawa Rentiere aus den Herden der Tanaina jagen, was diese wiederum zu "Racheraubzügen" ins Territorium der Weißen Wölfe veranlasst. Auch wenn es dabei meist bei Scharmützeln bleibt und selten Tote gibt (außer den beklagenswerten Rentieren natürlich), hin und wieder arten diese gegenseitigen Überfälle durchaus zu handfesten Kleinkriegen aus, die lange Blutfehden nach sich ziehen können.

Berühmt sind die Karankawa auch für ihre großflächigen, körperumfassenden Tätowierungen. Aufgrund derer ist es wohl vor allem ihnen zu verdanken, dass die Normander alle Wildlinge manchmal auch Piktarar, die 'Bemalten' nennen – natürlich sind stilisierte Wölfe die Hauptmotive, doch sie werden stets kombiniert mit Abbildungen der persönlichen Totems und geometrischen Linien und Mustern. Die Karankawa sind zwar Jäger und das Fleisch ihrer Beutetiere ist neben Fisch, Krebsen, Beeren, Wurzeln und Sämereien ihre Hauptnahrungsquelle, doch sie glauben fest an eine beseelte Tierwelt und die böswillige Misshandlung eines Tieres – nicht nur eines Wolfs – hätte schwere Konsequenzen für einen Jäger ihrer Gesellschaft. Der Geist des Großen Wolfes, so glauben sie, ist auch der Geist des Nordwindes, der Hüter ihrer Seelen und Herr der Rast und Reinigung. Ihr Mag ist der legendäre Held Nacheninga, 'Kein-Herz-für-Furcht', auch genannt der "Frostwurmtod" – und das darf man, glaubt man den Geschichten der Stämme, wörtlich nehmen. Neben mit großer Kunstfertigkeit hergestellten Waffen aus Horn und Knochen fertigen die Karankawa auch Bronzewaffen, denn sie schürfen in den Isfangbergen nach Kupfer, Zinn und Blei und verstehen sich darauf, diese zu legieren.

 

Malemiut oder Malemute


Die Malemiut sind ein recht kriegerischer Wildlingsstamm, der halbnomadisch entlang der westlichen Seehundsbucht sowohl an der Küste als auch in den Bergen der südlichen Isfangs lebt. Sie gelten selbst unter den anderen Stämmen als recht raubeinig und wild, haben aber keinen wirklich schlechten Ruf, im Gegenteil. Sie sind in den Eisigen Öden auch als die Herren von Kiisaimma Ikniq, des 'Letztfeuers' (wörtlich eigentlich "Halle des letzten Herdfeuers") bekannt, eines ungewöhnlich großen Langhauses aus Wal- und Mammutknochen und den Stoßzähnen von Mammuten, das der Legende nach einst von den Riesen Ýtgarðrs erbaut worden sein soll. Die Malemiut sind unter den Stämmen auch berühmt für ihr oft rotes Haar und ihre hellgrauen oder hellgrünen Augen, zudem sind sie recht hochgewachsen. Sie leben als Jäger und Sammler, betreiben an den Küsten hauptsächlich Robben- und Walfang, und fahren mit ihren berühmten Hundeschlitten über das Packeis oder die Schneefelder des Inlandes.

Ihre Gesellschaft ist im Gegensatz zu der einiger anderer Wildlingsstämme nicht matrilinear, sondern tatsächlich egalitär. Männer und Frauen sind absolut gleichberechtigt, haben jedoch ihre traditionelle Aufgabenteilung wie in vielen primitiven Jagdkulturen üblich. Dennoch gibt es gefürchtete Speerfrauen unter den Malemiut, die ebenso gefährlich und tödlich sein können wie männliche Krieger dieses Stammes. Mag der Malemiut und Herr von Kiisaimma Ikniq ist seit kurzem Násurethūr Neunspeer, ein Sohn des legendären Brynden Bärentod. In der Mythenwelt der Malemiut spielt der Hund eine besondere Rolle – vor allem natürlich ihre eigenen Hunde, nach denen ihr Stamm sogar benannt ist, die Malamiut. In ihrem Schöpfungsmythos ist es sogar ein Hund, der den Menschen als solches erschafft oder vielmehr zudem macht, was er heute ist, indem er ihm als Begleiter, Beschützer und Mentor auf seinen Wegen zur Seite steht. Hunde werden daher besonders gut behandelt und zählen praktisch als Familienmitglieder. Selbst ihre Toten lassen die Malemiut im Freien aufgebahrt, so dass sie von den Hunden gefressen werden können.

Ihre Waffen sind aus Knochen, aus Treib- und Eisenholz, ihre Kleidung besteht hauptsächlich aus Seehundspelz, Gronabären- und Eisfuchsfellen, und Leder, und ist zumeist weiß und grau oder weiß und hellbraun. Ihr Stammestotem war in grauer Vorzeit wohl einmal der Wolf, ist jetzt jedoch – natürlich – der Malamiut, jener wolfsähnliche Schlitten- und Jagdhund, für dessen Zucht sie berühmt sind. In den Sagen und Legenden, die die Ältesten erzählen, heißt es, dass die Malemiut und die Karankawa einst ein Stamm gewesen wären, die Kinder des Weißen Wolfs. Doch dann begannen die Vorväter der Malemiut, die Wölfe zu zähmen und damit waren ihre Brüder nicht einverstanden, weshalb es zur Trennung kam.

 

Manawan oder Atikamek


Atikamek, Mehrzahl Atikamekok, der ursprüngliche Name dieses Stammes, bedeutet eigentlich 'Volk des Weißfisches'. Meistens werden sie jedoch von den anderen Stämmen nach ihrem Siedlungsgebiet schlicht Manawan, 'der Ort, an dem Möweneier gesammelt werden', genannt. Ein weiterer Name dieses Stammes ist Dakelh-ne, was etwa 'Volk, das über das Wasser reist' bedeutet. Die Atikamek sind in erster Linie Fischer (Wepahapewin), aber auch Jäger, Fallensteller (Onihikewin) und Sammler, und leben vor allem vom Siiriroaq, dem Weißlachs oder Weißfisch. Ihr Stammesgebiet liegt zwischen dem See Tasermiut und den Malmbergen, und reicht vom Fluss Iqa im Westen bis zum Etah im Osten.

Dieser Stamm ist vor allem für seine pfeilschnellen, leichten Kanus berühmt, mit welchen die Atikamek die Flüsse ihrer Heimat befahren und von denen aus sie Fischfang betreiben. Sie verstehen sich außerdem als die Hüter des heiligen Sees Tasermiut und verehren eine Vielzahl von Wasser- und Flussgeistern, während die Totems in ihren religiösen und mythischen Vorstellungen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Dafür sind die Atikamek vor allem für ihre Weitseher bekannt und sollte dem Stamm die siebte Tochter einer siebten Tochter geboren werden, welche die Gabe der Vorsehung besitzt, gilt dies als großes Glück für das ganze Volk. Das traditionelle Stammesland der Atikamek ist in mehrere, jeweils einer Sippe gehörende Territorien unterteilt, die Natoho Aski genannt werden. Die Grenzen dieser Sippengebiete sind jedoch flexibel und richten sich nach den Bedürfnissen der einzelnen Mitglieder und ihrer Anzahl, sie werden auch nicht als Eigentum betrachtet. Die Atikamek verstehen sich wie die meisten Stämme als Schützer und Bewahrer des Landes, seiner Ressourcen und Tiere. Diese Natoho Aski werden von den Sippen saisonal durchwandert, meist auf der Suche nach Beute, Wild oder Fisch und pflanzlicher Nahrung, oder um sich mit benachbarten Sippen zu bedeutenden religiösen oder gesellschaftlichen Zusammenkünften zu treffen.

Die Atikamek kleiden sich in Pelze, Leder und Felle verschiedenster Tiere, vor allem in Vielfraß und Biberpelze. Sie stellen Knochen- und Hornschmuck her, und sind sowohl für ihre Knochenperlenstickereien als auch für ihr samtweiches Leder berühmt. Ihr Stammestotem ist der Singschwan. Für gewöhnlich sind die Atikamek recht friedlich, junge Männer des Stammes schließen sich jedoch hin und wieder den mit ihnen verbrüderten Arikara auf Raubzügen über die Lange Mauer in die Lande der Eisenmenschen an – oder taten dies jedenfalls früher, denn seit dem Jahr 490 des Fünften Zeitalters begehen die Arikara ja keine Überfälle mehr auf normandische Grenzdörfer oder einsame Gehöfte. Die Atikamek führen meist Waffen aus Horn, Bein, Holz, Obsidian und Flintstein, kennen jedoch auch Bronze und besitzen einige wenige erbeutete 'Eisenwaffen' und Rüstungsteile. Ihr Mag ist Ets'uya Graubart, genannt "Wildwasser" oder 'der Schwan der Flüsse'.

 

Maski-ki Wi Iniwak oder nur Iniwak


Dieser Stamm, das 'Volk des Sumpflandes' ist das kleinste Volk der Stämme der Eisigen Öden und zugleich sowohl das seltsamste, als auch friedlichste. Sie leben im Gebiet der Rauchenden Sümpfe, einer ausgedehnten Moorlandschaft voller Warmwasserquellen und riesiger Schilfwälder, das zwischen den Ostausläufern des Eiswalls im Norden und dem westlichen Tasermiutsee im Süden liegt. Die Iniwak sind deutlich kleiner als die übrigen Menschen der Stämme und leben in und von den Sümpfen, die sie so gut wie nie verlassen – sie sind zwar Jäger und Sammler, ziehen jedoch kaum umher und sind so neben den Tsetsaut der südlichen Wälder der sesshafteste Stamm der Eisigen Öden. Ihre Hauptnahrungsquelle sind Fische, Krebse und Muscheln sowie zahlreiche essbare Pflanzen, die dank der Warmwasserquellen der Sümpfe – ihr aufsteigender Dampf hat ihnen ihren Namen eingebracht – hier gedeihen. Man sagt den recht geheimnisvollen Iniwak alles Mögliche nach, etwa dass sie Wassergeister und Sumpfhexen in ihren Ahnenreihen hätten, dass sie Schwimmhäute zwischen den Zehen und Fingern besäßen (was sie nicht tun), dass ihre Augen, ihr Haar und selbst ihre Haut grün wären, dass ihre Schamanen allesamt Grünseher seien und derlei mehr. Wahr ist, dass die Haut der Maski-ki Wi Iniwak im Sommer tatsächlich einen recht dunklen Olivton annehmen kann und die vorherrschende Augenfarbe in diesem Stamm wirklich ein erstaunlich klares Hellgrün ist, alles andere gehört jedoch eher ins Reich der Ammenmärchen. Die Iniwak stellen nahezu alle Alltagsgerätschaften aus geflochtenen Gräsern und Schilf her: Kanus, Kochkörbe, Matten, Kultgegenstände, Sommerkleidung…

Sie leben in Pfahlbauten inmitten der Sümpfe, in vier kleinen Dorfgemeinschaften, welche sie Sisamat Qarsut, 'die vier Pfeile' nennen, und fischen mit Froschspeeren, Netzen und Reusen. Die einzelnen Dörfer heißen auch schlicht Ataaseq Qarsoq, Marluk Qarsoq, Pingasut Qarsoq, Sisamat Qarsoq, also "erster Pfeil", "zweiter Pfeil", und so fort. Auch sie besitzen die Tradition, ihre Körper zu tätowieren, allerdings nicht in fahlem blau, sondern in schwarzer und roter Farbe. Sie zeichnen auch nur ihre Unterarme, Oberarme und Beine, welche sie auf diese Weise mit dünnen, geometrischen Linienmustern schmücken. Ihr Stammestotem ist der Rubinsalamander, welche in den Rauchenden Sümpfen in großer Zahl vorkommen und den Iniwak heilig sind, daher rot und schwarz. Sie nutzen auch das Gift der Tiere, das Samandarin, um damit die Spitzen ihrer Pfeile und Speere zu bestreichen. Ihre Gesellschaft ist streng matrilinear, was bedeutet, dass bei den Iniwak die Übertragung von Ansehen, Privilegien, Erbe und 'Rang' innerhalb der Gemeinschaft einlinig nach der Abstammung der Frau erfolgt. Das Leben jeder Sippe dieses Stammes zentriert sich auch um die Frauen, denn ihr Kern besteht aus Großmüttern, Müttern, Töchtern und Schwestern. Ehepaare ziehen nach der Gründung ihres Herdfeuers (dem Stammesäquivalent einer Heirat) auch ins Haus oder zumindest in die Nähe der Mutter der Ehefrau. Geführt wird jede dieser Sippe von der Sippen- oder Clanmutter, für gewöhnlich die älteste und weiseste oder erfahrenste Frau, meist die Stammmutter der ganzen Sippe. Alle Clanmütter bilden zusammen den Stammesrat, worin die Frauen mit den meisten Kindern das größte Stimmgewicht haben. Dieser Rat steht dem jeweiligen Mag oder der Magra der Iniwak zur Seite.

Magra der Maski-ki Wi Iniwak ist schon seit sehr langer Zeit – schon so lange, dass sich niemand im Stamm mehr erinnern kann, dass es je anders gewesen wäre – Sialuktuk pa kiinak, 'Regen-auf-ihrem-Gesicht', welche auch die "Frau der Hundert Winter" oder (liebevoll) "die alte Kröte" genannt wird. Sie ist die älteste Magra der gesamten Eisigen Öden, sie hat ihren Stamm länger geführt als jeder andere Häuptling und ist mit über hundert Lebensjahren vermutlich auch der älteste lebende Mensch jenseits der Langen Mauer. Die Iniwak besitzen ausschließlich Waffen aus Holz, Knochen, Horn, Obsidian oder Flintstein. Sie verwenden keinerlei Bronzewaffen und auch keine aus Eisen, selbst wenn sie sie eintauschen oder rauben könnten.

 

(c) by Immerlan.deNetsilik oder Netsilingmiut


Nach den Yanktonai - oder Konag - sind die Netsilik oder Netsilingmiut, das 'Volk der Seehunde', wohl der geheimnisvollste Stamm der Eisigen Öden, auch wenn man ihnen keine Grausamkeiten nachsagt und allgemein nichts Übles nachredet. Dennoch sind auch sie Gegenstand zahlloser Gerüchte und Geschichten, denn eigentlich treiben nur die Malemiut wirklich Handel mit ihnen, und die klatschen nicht. Die Netsilik leben an der Küste, am östlichen Rand der Seehundsbucht, noch jenseits der Malmberge, wo ewiger Winter herrscht, der Boden nie taut und nichts wächst oder gedeiht außer Seetang im eiskalten Nordmeer. In ihrem Territorium ist es wirklich kalt, selbst nach den Maßstäben der Eisigen Öden, denn vor ihren Küsten sorgt kein warmer Armangerstrom mehr für mildere Temperaturen.

Sie leben als Robbenjäger und Walfänger nahezu ausschließlich vom Meer, und werden daher von den anderen Stämmen auch Aayaskimeew oder Ashkipok, die 'Rohfleischfresser' genannt. Sie verzehren tatsächlich viel rohes Fleisch, vor allem Walspeck und Seehundsflossen, aber auch Fisch, Krebse und Muscheln, nicht jedoch, weil sie (wie manche Geschichten behaupten), das Geheimnis des Feuers nicht kennen würden, sondern weil sie schlicht nur Seetang und Treibholz zum Verbrennen haben, und kostbares Brennmaterial für die langen, harten Winter gespart werden muss. Sie leben auch nicht, wie andere Gerüchte wissen wollen, das ganze Jahr über in Iglus, kuppelförmigen Häusern, die sie aus ganzen Schneeblöcken, errichten, sondern ziehen im Winter in verborgene Täler der Malmberge. Dort suchen sie in weit verzweigten, ausgedehnten Höhlen, den Qilakitsoq oder 'Höhlen des tiefhängenden Himmels' mit unterirdischen, heißen Quellen Schutz während der grausamsten Kältemonde.

Die Netsilik leben in einer streng hierarchischen, matrilinearen Gesellschaft, in der die Frauen das alleinige Sagen haben, daher wird ihr Stamm auch von einem Rat weiser Frauen geführt, die in den Eisigen Öden als 'Schwestern des Raben' bekannt sind, namentlich Kaya Rabenschwinge, Yng'arak Rabenherz und Sakari Rabenflug. Sie sind jedoch nicht nur die Magras, sondern auch Schamaninen und die spirituellen Anführerinnen der Netsilik. Im Stamm gibt es zwei gleichwertige, jedoch sehr unterschiedlich lebende Gesellschaftsgruppen, die Moch'etis, welche Rabe und Schwertwal heißen. Das Raben-Moch'eti setzt sich aus zwölf Familien zusammen, das Schwertwal-Moch'eti aus dreizehn. Heiraten ist nur zwischen den Moch'etis möglich, nicht innerhalb des eigenen, wobei die Kinder stets zum Moch'eti der Mutter gehören. Von dieser Zugehörigkeit hängt vor allem die Lebensweise der jeweiligen Netsilik ab: Angehörige des Schwertwal-Clans sind Walfänger, Fischer und Jäger und befahren das Meer in ihren Qajaqs (schlanken, mit Lederhäuten geschlossenen Kanus) und Umiaqs (den größeren Frauenbooten, die auch bei der Jagd auf große Wale eingesetzt werden). Angehörige des Raben-Clans hingegen sind Sammler, Fallensteller, Schamanen oder Druiden, Knochenschnitzer oder Gerber. Die Clanzugehörigkeit regelt auch die Zugriffsrechte auf Ressourcen wie Fischgründe, Jagd- und Sammelgebiete, verleiht Legenden, Tänze, Gesänge und Namen, und regelt klar die Hierarchien innerhalb des Stammes.

Der Schwertwal und der Rabe sind heilige Tiere für die Netsilik und man sagt dem ganzen Stamm eine besonders enge Bindung zu beiden nach. Zahllose Legenden und Mythen der Netsilik ranken sich um Rabe und Schwertwal, und beide sind die Totems dieses Wildlingsstammes. Die Netsilik kennen das Geheimnis der Bronzegewinnung nicht und haben auch keine Bronzewaffen mit Ausnahme der wenigen, die sie vielleicht eingetauscht haben. Sie stellen jedoch exzellente Flint- und Obsidianwaffen her, ebenso wie Knochen- und Hornwaffen. Netsilik kleiden sich hauptsächlich in Seehundspelz und Robbenfelle, fertigen jedoch auch aus Schneehasenpelz, Seeotterfellen, Eistaucherdaunen und Gronabärenpelz ihre Kleidung, und verzieren sie mit Knochenperlenstickereien und Fischgräten. Dieser Wildlingsstamm gilt als der dunkelste, was Haar- und Hautfarbe angeht, denn vom Aussehen her ähneln sie mit ihrer bronzedunklen Haut und dem rabenschwarzen Haar wohl am meisten den Waldkindern des Nachtwaldes. Allerdings sind ihre Augen goldbraun, hellgrün oder sturmgrau. Wegen der Küstenlage ihres Territoriums hatten dieser Wildlingsstamm jedoch in den Jahren seit der Vertreibung der Formoren am meisten unter Überfällen der Schwarzen Piraten zu leiden und mussten zahlreiche Verluste hinnehmen – und ihr Stamm war noch nie der größte. Es bleibt abzuwarten, ob sie sich davon je wieder vollkommen erholen. 

 

Nunamiut


Die Nunamiut leben im Nordosten der Eisigen Öden zwischen den Flüssen Etah im Westen und dem Oberlauf des Narsarsuaq im Osten. Sie beanspruchen zwar auch einen Teil der Tundra für sich, doch ihre hauptsächliches Siedlungsgebiet liegt inmitten der Malmberge, weshalb sie von den anderen Stämmen - je nach Dialekt - auch Sekani, Tse'khene oder Tse Keh Nay genannt werden, also 'Menschen in den steinigen Bergen', das Bergvolk. Im Osten grenzt ihr Territorium an den Nordrand des Wolkenthrons und den Beginn des Ginnungagap sowie an das Gebiet der Nun-chah-nulth, ihres Bruder-und-Schwester-Stammes, im Süden an das der ihnen eher feindlich gesonnenen Eyak, und im Westen an die Gebiete der Atikamek und der Netsilik.

Die Nunamiut leben kaum nomadisch, auch wenn ihre Jäger während der Sommermonde aus den Bergen herabsteigen und weit in die Tundren des Tieflandes ausziehen, um dort Beute zu machen: vornehmlich Dalschafe, Reins und Muskhrútare, Biber, Otter, Stachelschweine, Lemminge, Schneehasen… alles, was sich erjagen lässt und wertvolles Fleisch, Leder, Knochen, Fett, Blut, Zähne, Krallen, Horn oder sonstige Rohstoffe liefert. weshalb ihr Verhältnis zu den benachbarten Eyak auch nicht sonderlich gut ist. Die Nunamiut sind Jäger und Sammler, aber auch Bergleute und Schmiede, und besitzen feste Siedlungen in den geschützten Bergtälern, wo heiße Quellen und rauchende Lavafelder das Leben auch so weit im unwirtlichen Norden erträglich machen. Sie gelten als die besten Bronzeschmiede, Feuerstein- und Obsidianschläger aller Stämme, und ihr handwerkliches Geschick hierbei ist außergewöhnlich. Jagd- und Kampfwaffen der Nunamiut sind neben dem Horn, dem Pelz und Fleisch der Dalschafe, die hauptsächlich in ihren Jagdgründen vorkommen, demnach auch ihre Haupthandelsgüter. Sie sind außerdem der einzige Stamm, der reiche Obsidianlagerstätten sein Eigen nennt.

Die Kleidung der Nunamiut ist fast ausschließlich in Weiß- und Grün- oder Weiß- und Brauntönen gehalten, weil diese Farben sie sowohl in der nördlichen Tundra, als auch in den Bergen hervorragend tarnen und wird hauptsächlich aus den Fellen und dem Leder von Dalschafen angefertigt.  Männer wie Frauen tragen pelzgefütterte Beinlinge, lange Tuniken, die seitlich bis zu den Hüften geschlitzt sind und Kamiken als Fußbekleidung. Typisch für die Gewänder der Nunamiut sind diagonale Schnitte, Säume und Verzierungen. Die – vornehmlich weißen oder grauen – Pelze anderer Tiere werden zwar ebenfalls verwendet, allerdings meist als Verbrämung, als Innenfutter oder zur Verzierung. Neben ihren Waffen aus Bronze sind die Nunamiut auch für allerlei Alltagsgegenstände und Schmuck aus dieser Legierung berühmt, denn sie fertigen auch Fiebeln, Spangen, Haarnadeln, Broschen, Armreifen, Anhänger und ähnliches.

Mit den benachbarten Eyak liegen die Nunamiut schon seit vielen Generationen immer wieder im Streit um Weide- und Jagdgründe in der Tundra, außerdem bejagen sie auch Muskhrútare, die den Eyak beinahe heilig sind, was notgedrungen zu Konflikten führt. Mit allen übrigen Stämmen verstehen sie sich im Grunde genommen gut, auch wenn sie nach deren Meinung viel zu geizig mit ihren Handwerksstücken aus Bronze sind. Die Nun-chah-Nulth oder Nunknah sind seit uralten Zeiten der Bruder-und-Schwester-Stamm der Nunamiut, was bedeutet, dass Angehörige der beiden Völker sich als Blutsbrüder und -Schwestern betrachten, sich gegenseitig unterstützen und helfen, ganz wie Verwandte. Tatsächlich kommt es immer wieder zu "Heiraten" unter beiden Stämmen und es herrscht – bis auf das Geheimnis der Bronzegewinnung und Verarbeitung auf der einen und das Wissen um Elfenbein- und Knochenschnitzereien sowie den Bogenbau auf der anderen Seite, recht reger Austausch. Mag der Nunamiut der Malmberge ist Tekkeitsertok Riesenfluch, auch genannt der 'Brecher des Eises' oder Bronzeaxt.

 

Nun-chah-nulth oder Nunknah

Die Nun-chah-nulth oder Nunknah, was übersetzt etwa "Volk entlang der Berge und Wälder" bedeutet, sind der am nordöstlichsten lebende Wald-Wildlingsstamm der Eisigen Öden. Ihr Stammesgebiet umfasst die Oberläufe der Flüsse Tuapat im Norden und Ana im Süden, und liegt direkt südwestlich der Trollhöhen und des Zornsteins, weshalb sich zahlreiche ihrer Legenden um den höchsten Berg Rohas, in dessen Schatten sie schließlich leben, und dem auf ihm schlafenden Drachen, dem "Weißen Tod" ranken. Andererseits sind sie - neben den Nunamiut, ihrem Bruder-und-Schwester-Stamm - , wohl der Wildingsstamm, der über die besten Handelsbeziehungen zu den scheuen Inuks des Wolkenthrons verfügt, die sie allerdings für eine Art "freundliche Geister" der Berge halten.

Die Nunknah leben als halbnomadische Jäger und Sammler, und gelten als hervorragende Bogenbauer und ebenso gute Schützen. Nur während der kalten Wintermonde leben sie sesshaft und bewohnen große Langhäuser in der Nähe ihrer Vorratslager oder an fischreichen Gewässern. Während die anderen Waldstämme der Wildlinge hauptsächlich Wisent, Wapiti und Elch bejagen, sind die Nun-chah-nulth vor allem als Mammutjäger bekannt. Sie verehren diese Tiere zwar ganz besonders, bejagen sie aber auch einmal im Jahr in einer heiligen Jagd mit rituellem Charakter, die vor dem Beginn des Winters stattfindet. Die Häute, Stoßzähne und Knochen der Tiere dienen ihnen als Baumaterialien für ihre Langhäuser, als Rohstoffe für Waffen, Schmuck oder Schilde, sowie für Zierrat, ihr Fleisch als Nahrung und ihr Leder als Rüst-und Baumaterial, weshalb sie von den übrigen Stämmen auch Mamut'ene oder Mammutjäger genannt werden. Allerdings opfern die Nun-chah-nulth den Geistern der Natur und der uralten Totems viele Gaben, um sie milde zu stimmen und ihre Schamanen geleiten die Geister der getöteten Mammuts nach einer erfolgreichen Jagd in die 'Lande des ewigen Sommers'… oder die Geister der getöteten Jäger, denn der Blutzoll der Nun-chah-nulth ist manchmal ebenso hoch. In den Sommermonden versammeln sich viele Nunknah an den Flüssen und Seen ihres Territoriums, um Fische – hauptsächlich Lachs – zu fangen oder machen Jagd auf andere große Pflanzenfresser wie Elch, Wapiti und Wisent, im Winter teilen sie sich nach der rituellen Mammutjagd wieder in einzelne Sippenverbände auf. Sie kennen keine Stammes- oder Sippentotems, nur ihre persönlichen, verehren ihre Ahnen und eine Vielzahl von Naturgeistern, während sie Träumen weit weniger Beachtung schenken als andere Stämme der Eisigen Öden dies tun. Sie halten auch nicht so viel von Weitsehern und prophetischen Gaben wie andere. Die Nunknah gelten als große Jäger und Krieger, als sehr tapfer und oft geradezu als wagemutig – wer Jagd auf so gewaltige Tiere wie Waldmammuts macht, der muss dies wohl auch sein. Sie haben außerdem noch den Ruf kein Blatt vor den Mund zu nehmen, wenig diplomatisch und ziemlich direkt zu sein… und man sagt ihnen auch noch Überheblichkeit und übertriebenen Stolz nach. Außer mit ihrem Bruder-und-Schwester-Stamm, den Nunamiut, gehen sie keine sonderlich engen Beziehungen zu anderen ein, sondern bleiben lieber für sich, was ihren Ruf natürlich noch untermauert. Äußerlich ähneln sie den Malemiut am meisten, sind für gewöhnlich recht groß (für Wildlinge), athletisch gebaut und von gutem Aussehen (was ebenfalls ihren Ruf beeinflussen mag). Ihre Haut ist bronzegolden, ihr Haar schimmert in allen Brauntönen von Ebenholz bis Honiggold, ihre Augen können alle Nuancen von Grün und Braun aufweisen, sind aber zumeist von hellen Tönen, und sie besitzen für gewöhnlich einen schönen Wuchs mit eleganten Proportionen.

Berühmt sind die Nun-chah-nulth neben ihren Langbögen auch noch für ihre Elfenbeinschnitzereien. Ihre Kleidung besteht im Sommer aus Beinlingen und Ledertuniken, die sie aufwändig mit Fransen und Elfenbeinstickereien verzieren, im Winter aus gewebter Mammutwolle und schönen Pelzen von Biber, Vielfraß und Zobel, Wolf und Otter. Es gibt ein Sprichwort, das besagt, die einzigen Wesen, die ein Nun-chah-nulth Krieger fürchten würde, wären die Weißen Geister der Wälder (gemeint sind Schneetiger), den Weißen Tod (gemeint ist der Frostdrache) und die Weißen Frauen (gemeint sie die alten Weiber), und zwar genau in dieser Reihenfolge. Die Nunknah besitzen zwar einen Häuptling oder Mag, den berühmt-berüchtigten Krieger und Meisterschützen Wazikute, der 'Schütze unter den Pinien', auch "Treffgut" geheißen, Herr der Östlichen Wälder – doch selbst er muss sich dem Urteil des Rates der Weißen Frauen beugen, wenn die zahnlosen runzligen Vetteln es darauf anlegen. Niemand erfährt mehr Respekt und Verehrung unter den Nunknah als ihre weißhaarigen alten Frauen: tatsächlich gilt jede Frau als weise und verehrungswürdig, sobald ihr Haar ergraut ist oder vollkommen schlohweiß wurde. Natürlich erreichen nur wenige ein solch gesegnetes Alter. Sowohl Männer, als auch Frauen können bei diesem Stamm Schamanen, Druiden oder Heilkundige sein, es gibt berühmte Speerfrauen und Jägerinnen unter den Nun-chah-nulth und Männer, die lieber zu Hause bleiben, das Elfenbein bearbeiten, Geschichten erzählen oder die Kinder hüten. Individuelle Freiheit gilt ihnen als hohes Gut, dennoch bilden sie untereinander eine starke Gemeinschaft und einen wirklichen Stamm, der sich auch als eine Einheit betrachtet.

 

Tanaina oder Dena'ina


Dieser Wildlingsstamm wird in Normand auch als das 'Rentiervolk' bezeichnet, denn sie sind – neben ihrem wilden, räuberischen Naturell – auch für ihre halbwilden Rentierherden berühmt. Ihr traditionelles Stammesgebiet liegt in den baumlosen Tundren des Westens der Eisigen Öden und grenzt über viele Tausendschritt direkt an die Lange Mauer. Nach den Arikara sind die Tanaina wohl der kopfstärkste Stamm der Wildlinge, auch wenn ihr Territorium nicht so groß ist wie das ihrer Nachbarn. Sie leben das ganze Jahr über nomadisch und treiben ihre Herden über die Tundren, beschützen sie vor Wölfen, Bären und Schneetigern, und sammeln nebenher Wurzeln, Nüsse und Sämereien, oder fangen Fische. Hauptsächlich leben sie jedoch von ihren Rentieren und ein altes Sprichwort der Tanaina sagt: Das Rein liebe ich am meisten von allem. In meinen Gedanken und Träumen ist es mit seiner Art, seiner Schönheit und seiner Sehnsucht. Die Tanaina sind jedoch auch berüchtigt für ihre Scharmützel mit der Frostwache und ihre zahlreichen Raubzüge über die Lange Mauer - oder unter ihr hindurch, denn in ihrem Stammesgebiet passiert der Fluss Þjórsá die Mauer.Ihr Mag ist niemand anderes als Unnuak der Räuber, in Normand auch als Bleddyn der Räuber bekannt, mancherorts auch der Reinlord, der Mauerläufer oder der Nachtgeist genannt. Kaum ein Wildling hat mehr Raubzüge über die Lange Mauer geführt, als dieser Mann und die Kopfgelder, die in Normand schon auf ihn ausgesetzt wurden, belaufen sich auf ein kleines Vermögen. In Austurland heißt es, der alte König Frode hätte lieber mit den Tanaina einen Friedenspakt ausgehandelt und eine Heirat gestiftet, als mit den Arikara, doch im Gegensatz zu diesen wollte das Rentiervolk – und vor allem sein gerissener Häuptling – davon überhaupt nichts wissen.


Berühmt sind die Tanaina neben ihren Raubzügen und Rentierschlitten außerdem für den Yo'ik oder Yuo'igan, ein mit dem Jodeln verwandter, eintönig-gutturaler Sprechgesang, bei welchem die Melodie wichtiger ist als Worte. Tatsächlich gibt es keine festgelegten Gesangstexte: was gesungen wird, wird improvisiert und der Stimmung angepasst. Die Tanaina besingen damit Menschen, Tiere, Totems oder ihre Heimat, und der Yo'ik dient weniger der Unterhaltung, als vielmehr einem Ausdruck der Verehrung und Verbundenheit mit Ealara und ihren uralten Naturgeistern. Vor allem die Noajden, die Schamanen der Tanaina, versetzen sich mit Hilfe der Kilaun, der Geistertrommel und des Yo'ik in Trance. Typische Speisen der Tanaina sind frisches oder gesalzenes, geräuchertes und getrocknetes Rentierfleisch in verschiedenen Zubereitungsformen, Gáhkko, eine Art Fladenbrot aus gemahlenen Nüssen und Sämereien, und Jok'ma, gekochter Sauerampfer mit Rentiermilch und Honig. Auch das Rückenmark des Reins ist eine beliebte Speise und gilt als Delikatesse und besonderer Leckerbissen. Ihre Kleidung besteht aus Lederstiefeln mit hochgezogener Spitze, Rentierfellen und Rentierleder, aber auch aus den Pelzen erbeuteter Raubtiere wie Sithechwolf, Gronabär, Schneetiger oder ähnlichem. Die Tanaina besitzen viele erbeutete 'Eisenwaffen' und Rüstungen, und bringen auch Bronzewaffen oder Rüstungen durch Tauschhandel in ihren Besitz, stellen jedoch selbst keine her. Ihre traditionellen Waffen sind aus Knochen, Horn und Holz, sowie aus Flintstein und Obsidian, ihr Stammestotem ist das Rein.

 

Tsetsaut

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Yanktonai oder Konag


Über kaum einen Stamm der Wildlinge ist so wenig bekannt, wie über die Yanktonai oder Konag, was so viel bedeuten soll wie 'Jene, die wie Männer reden’ – und über kaum einen anderen Stamm kursieren so viele üble Gerüchte und blutrünstige Geschichten. Selbst die anderen Stämme fürchten diesen einen, der im äußersten Norden der Eisigen Öden in Ihanktonna, einem Flusstal der Isfangs oder Eisfänge lebt, wo sich angeblich auch Qooroq nanoqa, eine größere Siedlung von ihnen, befinden soll. Kiyuksa, 'Brecher der Gebräuche', ist noch der harmloseste Name, den man den Yanktonai in den Eisigen Öden gibt. Sie werden auch Shikshikena, 'die Bösen von anderer Art', Bakihon 'die sich mit Klingen schneiden' und Natakaksa, 'die, welche Köpfe abschneiden' genannt. Außerdem sagt man ihnen nach, Frauen zu rauben, Kannibalen zu sein und Menschenfleisch zu essen, den Geistern des Winters Blutopfer darzubringen, Runenmagie, die sie angeblich von den Riesen erlernten, zu praktizieren, und Eis statt Blut in ihren Adern zu haben. Was davon der Wahrheit entspricht, weiß niemand genau zu sagen. Laut Maester Willams 'Unter Wilden' verspeisen die Yanktonai tatsächlich 'nur' die Herzen ihrer Feinde – vor allem die der besonders Tapferen – und martern Gefangene außerdem grausam an riesigen, mit Schnitzereien verzierten Ritualpfählen aus Walknochen zu Tode. Außerdem schmücken sie ihre Körper mit Narbenmustern, welche sie sich selbst oder ihre Schamanen ihnen zufügen.

Der berühmte Brynden Bärentod, einstiger Mag der Malemiut und ehemaliger Herr von Letztfeuer, ein angesehener und bekannter Mann in den gesamten Eisigen Öden, soll einmal über die Yanktonai gesagt haben: 'Das ist ein grausames Volk, das da oben am Ihanktonna haust. Die Männer sind schlimm – die Frauen noch schlimmer'. Der derzeitige Mag der Yanktonai ist ein gefürchteter Krieger namens Rahgahjute, der 'Weiße Bär', ein Gestaltwandler, der sieben Frauen besitzen soll, die er angeblich allesamt irgendwo geraubt hat, und sieben Kinder von jeder von ihnen… Söhne und Töchter, die meisten von ihnen Warge wie ihr Vater. Abgesandte und Händler der Yanktonai erscheinen zwar, wie die aller Stämme, zu den jährlichen Sommertreffen am See Tasermiut und halten sich während dieser Zeit sogar an die traditionelle Waffenruhe, doch sie bleiben selbst dort fast immer für sich, gewähren nur wenigen Fremden Einblicke in ihre Lebensweise, nehmen nur an den nötigsten Ritualen der Schamanen und Druiden teil, und ziehen wieder fort, sobald ihre Tauschgeschäfte abgeschlossen sind. Sie fertigen allerdings wunderbare Knochen-, Horn- und Elfenbeinschnitzereien, vor allem Schmuck und Zierrat, aber auch Waffen und Ritualgegenstände, die – trotz des üblen Rufs ihrer Hersteller – äußerst beliebt und begehrte Besitztümer bei allen anderen Stämmen sind. Die Yanktonai verstehen sich wie auch die Karankawa darauf, im Eiswall nach Zinn, Blei und Kupfer zu schürfen und daraus Bronze zu legieren, aus der sie Waffen fertigen, doch aufgrund ihres kriegerischen und räuberischen Naturells besitzen sie auch viele erbeutete 'Eisenwaffen' und Rüstungen. Dennoch nutzen sie nach wie vor auch Waffen – und Rüstungen – aus Knochen, Horn und gehärtetem Leder. Ihr Stammestotem ist der Gronabär.

 

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