~ Die Menschenvölker des Westens ~


Die Rhìnemoor oder die Flachländer




Heimatländer:
Die Vorfahren der ersten Rhìnemoor waren jene Moorà, die der Sümpfe und Moore überdrüssig wurden und sich in den sanften Hügeln zwischen den endlosen Waat- und Weidefeldern niederließen, um dort von Ackerbau und Viehzucht zu leben. Bereits damals, vor vielen Jahrhunderten, bildeten sich die ersten kulturellen Unterschiede zwischen den zwei Völkern heraus. Wirklich sichtbar wurden diese allerdings erst, als die Barbaren aus Immerfrost auf ihren Raubzügen gen Süden sich mit den Rhìnemoor vermischten, und helles Haar und helle Augenfarben unter ihnen bald darauf zum üblichen Erscheinungsbild gehörten. Das Volk, das man in der heutigen Zeit als die typischen Rhìnemoor erachtet, ist also noch relativ jung, gemessen an seiner alten Geschichte. Sie bewohnen das Königreich der Rhaínlande im Westen der Immerlande, wo sie überall siedeln, außer in den Mooren.

Physische Erscheinung:
Die Rhìnemoor sind nach den Barbaren und den Normandern mit durchschnittlich sechs bis sieben Fuß die größten Menschen der Immerlande, wobei die Frauen für gewöhnlich etwas kleiner bleiben, als die Männer. Es handelt sich bei den Rhìnemoor um einen wohlproportionierten, fest bis kräftig gebauten Menschenschlag, der durchaus zur Rundheit neigt, wenn die Umstände es erlauben. Das fruchtbare und ergiebige Land der Rhaínebene ermöglicht seinen Menschen eine gesunde und sehr vielfältige Ernährung, und führt bei den reichen Kaufleuten und den angesehenen Besitzer großer Viehbestände nicht nur zu prallen Beuteln, sondern auch zu dicken Bäuchen. Vor allem bei den Frauen der Rhìnemoor gelten üppige Hüften und etwas rundere Formen als Zeichen von Ansehen und Wohlstand – und die rhaínländischen Männer mögen ihre Frauen weich und rund.

Die Rhìnemoor sind nur wenig dunkler als die Moorà, im Gegensatz zu ihren Nachbarn wird ihre helle, rosige Haut unter der Sonne aber rasch dunkel wie alter Bernstein. Sommersprossen gehören zu ihnen genauso wie das rote, rotblonde, kupfergoldene oder strohblonde Haar. Ganz wenige werden mit hellbraunem Haar geboren, alle dunkleren Nuancen kommen bei ihnen nicht vor. Genauso verhält es sich mit den Augenfarben, die von kräftigen, lichten Blautönen, über alle erdenklichen satten Grünschattierungen bis zu sonnentrockenem Kieselgrau und lichtgrünem Haselbraun reichen.


Lebenserwartung und Widerstandskräfte:
Bis zu 80 Jahren sind bei den Rhìnemoor keine Seltenheit und viele bleiben bis ins hohe Alter gesund und munter.


Besondere Fähigkeiten:
Keine.


Magiearten:
Rhìnemoor sind grundsätzlich dazu in der Lage jede Art von Magie zu erlernen, sofern sie die dafür nötige Begabung vorweisen, allerdings haben sie für den Schamanismus nicht viel übrig. Die Arkane Magie äußert sich bei ihnen vor allem in den Elementen Wasser und Luft, und Druiden kommen bei ihnen nur in jenen entlegenen Teilen des Königreichs vor, wo man die große Urmutter noch verehrt. Anirani hingegen sind mindestens genauso verbreitet, wie Priester.


Restriktion:

Keine.


Kleidung und Schmuck:
Von Gewand und Stoff verstehen die Rhìnemoor so einiges und vor allem Mittel- und Oberschicht zeigen gerne, was sie haben. Es wird geprotzt, bis die Augen brennen und man vor lauter knisternder Seide, edlem Pelz und feinstem Linnen den Graben nicht mehr sieht, wobei man die Frauen von hoch angesehenen Kaufleuten, reichen Großbauern und wohlhabenden Viehzüchtern typischerweise in einem Geelian antrifft, dem rhaínländischen Kleidungsstück schlechthin, das von Männern wie Frauen gleichermaßen getragen wird. Ein Geelian ähnelt am ehesten einer Art hochgeschlossenem Gehrock mit langen Ärmeln. Dieser kann hinten durchaus bis zu den Knöcheln reichen - oder sogar nachschleppen -, ist vorne jedoch für gewöhnlich sehr viel kürzer gehalten. Darunter tragen Männer Wadenwickel, Hosen oder Beinlinge, die Frauen für gewöhnlich ebenfalls enganliegende Beinlinge oder Hosen. In warmen Sommern, im äußersten Süden der Rhaínlande oder in den dekadenten Städten sieht man Frauen auch mit nichts als einem Hauch von Seidenstrümpfen - sofern sie sich diese leisten können - unter ihrem Geelian herumlaufen. Mitunter sehr viel Bein zu zeigen ist in den Rhaínlanden üblich und keineswegs verpönt. Eine anständige Rhìnemoor käme allerdings niemals auf die Idee, auch nur ein Stückchen Schulter oder, die Götter bewahrten, etwas von ihrem Nacken durchblitzen zu lassen. Geeliane sind sehr oft reich bestickt, mit ungemein teuren Fellen verbrämt, oder mit silbernen, oder goldenen Borten gesäumt.
Die rhaínländer Landbevölkerung hält sich zwar auch nicht mit Zierde und Gebamsel zurück, allerdings bevorzugen sie aus naheliegenden Gründen festes Tuch und praktische Schnitte. Wohlhabende Händler und Städter tragen zu besonderen Anlässen gern Spitze, Brokat, Seide oder bestickten Batist. Eine Farbe, die allein dem Königshaus und seinen Angehörigen vorbehalten ist, ist das Türkis, welches auch das rhaínländische Wappen ziert. Ebenfalls verboten ist die Farbe Scharlachrot, denn sie wird traditionell von den Anhängern des Assassinenordens Læst Word getragen.

Traditionell tragen sowohl junge Männer als auch junge Frauen ihr Haar lang und offen. Erst von einer verheirateten Frau wird erwartet, dass sie ihr Haar zu kunstvollen Zöpfen flicht, und ein erwachsener Mann hat sein Haar schulterlang, oder kurz zu schneiden. Vor allem bei den Frauen gilt es als unangepasst, als anständiges Eheweib die Haare offen und ungebunden fallen zu lassen. Schmuck ist bei den Rhìnemoor, unabhängig des Geschlechts und des Standes, sehr beliebt und wird gerne und reichlich getragen. Vor allem auffälliger Gold- und Silberschmuck, geziert von glänzenden Juwelen, finden große Begeisterung bei ihnen.


Lebensgewohnheiten und Verhalten:

Die Rhìnemoor sind ein relativ junges Volk, gemessen an den Jahren, in denen ihre Vorfahren den grünen, flachen Westen der Immerlande bereits besiedelten und kultivierten. Die ersten Unterschiede zwischen den Rhìnemoor und den Moorá waren einzig und allein kultureller Natur, bedingt durch die unterschiedlichen Lebensumgebungen. Die Moorá bewohnten weiterhin die geheimnisvollen Tiefen der Westmoore, derweil die Rhìnemoor das flache, saftige Weideland, die ergiebigen Hügel und Auen und die seichten Waatfelder eroberten und beackerten. Erst nachdem die Barbaren aus dem Norden in den Westen eingefallen waren machten sich auch auffallende äußerliche Unterschiede bemerkbar.
 
Jung wie sie sind, ist das Volk der Rhìnemoor noch nicht gefestigt in seinen Traditionen, Ansichten und Zielen, was möglicherweise einer von vielen Gründen ist, warum die Rhìnemoor von allen Völkern der Immerlande als besonders anpassungsfähig und sesshaft zugleich gelten. Sie scheinen die geborenen Entdecker und Händler zu sein, immer bereit neue Gestade zu befahren und fremdes Land zu erobern. Ohne Furcht vor wilden und gefährlichen Abenteuern, dringen sie immer weiter und weiter in die Ecken und Winkel der Immerlande vor, die kein anderer je zu Gesicht bekommen hat (wie sie meinen). Ihr Handelsgeschick gilt als legendär und von einem Rhìnemoor über den Tisch gezogen werden, ist wahrlich keine Schande. Gleichzeitig aber kehren sie immer wieder gerne in ihre Heimat zurück und vielen Rhìnemoor ist ein gewisser Landesstolz nicht abzusprechen. Für das Königreich der Rhaínlande zu leben und in seinem Namen an Macht und Berühmtheit zu erlangen, übt auf viele jüngere Rhìnemoor eine starke Anziehungskraft aus. Die Aussicht eines Tages von der Königin mit einem königlichen Siegel beehrt oder von seinen Mitbürgern als Held des Landes bezeichnet zu werden, ist ein mächtiger Antrieb für die aufstrebenden Talente dieses Volkes.

Selbstverständlich gibt es auch unter den Rhìnemoor die Bodenständigen. Die niederen und mittleren Schichten haben den Ruf absolut wetterbeständig, nahezu unerschütterlich und mit einem sehr derben, manchmal fast schon schwarzen Humor gesegnet zu sein. Da Regen und über die Ufer tretende Flüsse und Bäche ihre Weiden und Felder aber gelegentlich unter Wasser setzen, haben sogar die stursten und verbissensten Bewohner im Herzen des Landes gelernt zu rudern und ihre Häuser auf Pfählen oder aber auf Erdhügeln zu erbauen. Und wenn sie für ein paar Siebentagen vom Fischen, anstatt vom Schafe hüten leben müssen, wird das keinen Rhìnemoor umbringen.

Sie sind Fremden gegenüber sehr herzlich und begierig darauf, von ihnen zu lernen, beziehungsweise mehr über den Klatsch und Tratsch im Rest der Welt zu erfahren, allerdings hat die rhìnemoorsche Weltoffenheit klare Grenzen, die tunlichst nicht gedehnt und erst recht nicht überschritten werden sollten. Gern gesehen ist man nämlich nur so lange, wie man sich nicht in die Belange dieses Volkes einmischt, ihre Lebensweise, oder sogar ihr edles Königshaus kritisiert. In erster Linie mögen sie einen dickfelligen und nicht sonderlich gefühlsduseligen Eindruck hinterlassen, manchmal könnte man glauben, niemand und nichts könnte sie aus der Fassung bringen, aber man sollte sich von ihrer Freundlichkeit nicht täuschen lassen. Rhìnemoor sind sehr schnell eingeschnappt und Beleidigungen werden gehortet und gehätschelt, bis man es seinem Gegner heimzahlen kann. Die Redewendung "Nachtragend wie ein Rhìnemoor" ist in den Immerlanden weit verbreitet. Sich einen Rhìnemoor zum Feind zu machen, ist eine unangenehme Sache, denn sie sind geduldig und können warten. Sehr lange, wenn nötig. Und während sie warten, klopfen sie dem Feind auf die Schulter, machen ihn betrunken und verprügeln ihn anschließend in der dunklen Gasse hinter dem Haus.

Der Krieg mit den Moorá hat sie gelehrt mit List und Tücke zu kämpfen, und diese Strategie haben sie auf viele Lebenslagen übertragen. Bei den niederen Schichten kann man gemeinhin noch von einer liebenswerten Bauernschläue reden, und rhìnemoorsche Händler würden wahrscheinlich einfach ersticken, wenn sie mal die Wahrheit sagen müssten, in den elitären Machtkreisen allerdings werden mit Vorliebe ganze Intrigennetze gesponnen und der eine oder andere Dolch aus der Dunkelheit kommt auch zum Einsatz. Ehre und Aufrichtigkeit machen den Sarg nicht schöner, heißt es unter den Reichen und Edlen, die immer danach streben, die Überhand zu behalten. Das Verlieren liegt ihnen überhaupt nicht. Vor allem nicht das Verlieren von Besitz, den man sich hart erarbeitet (geschenkt bekommen, gestohlen) hat. Was man einmal besitzt, gibt man nicht wieder her – außer die Königin will es so. Vor allem die direkten Nachbarländer wissen um den wachsenden Machthunger des Königreichs, das seine arbeitsamen, fleißigen und hart arbeitenden Bewohner geschickt für seine Zwecke einzusetzen weiß.

In den Rhaínlanden regiert der Handel und wer auch immer sich in dem weit verzweigten Netz der Wirtschaft etablieren konnte. Darüber steht nur noch das Königshaus, beziehungsweise die Königsfamilie, die das komplette Land in ihren Händen hat. Eine Adelsgesellschaft ist nur insofern vorhanden, als dass manche Familien eine lange, ruhmreiche Geschichte ihr Eigen nennen, die sie dazu ermächtigt, sich zur Krone des Landes zählen zu dürfen, mit der das Königshaus sich schmückt. In den Rhaínlanden kommt man vor allem dann zu Ansehen, wenn man große Taten für das Königreich erbringt. Für die Königin und die See!



Religion:
Die Rhìnemoor verehren den gesamte Pantheon der Immerlande, besondere Verehrung bringen sie Amur, Vendis, Amitari und deren Archoninnen Cenia und Carsai, sowie Sil und seinen Archonen entgegen. In vielen Küstensiedlungen finden sich außerdem kleine, hübsch geschmückte Schreine und Altare zu Ehren von Rán, damit diese ihren Gemahl vor allem rund um den sturmgeplagte Vendissund beschwichtigt. Vereinzelt folgen ein paar Rhìnemoor in den südlichen Grenzgebieten auch noch den Alten Wegen des Ealaraglaubens.


Sprache(n):
Die Sprache der Rhìnemoor ist das Rhíneländisch, welches allerdings immer mehr durch die Allgemein- und Handelssprache verdrängt wird. Einige wenige verstehen auch noch das Tamarhín der Moorà, sprechen tut es nahezu kein Rhìnemoor mehr.


Vorurteile:

Die Rhìnemoor sind ein recht neugieriges und weltoffenes Volk, das seit vielen Zeitaltern regen Handel mit seinen Nachbarn und allen möglichen und unmöglichen Völkern betreibt, und entsprechend anpassungsfähig und kontaktfreudig ist. Vorurteile in dem Sinne pflegen die Rhìnemoor nicht, auch wenn sie allgemein gerne denken, dass jeder außer ihnen ein unfähiger Tölpel ist.

Die einzigen, denen sie von Natur aus misstrauisch gegenüber sind, sind die Moorá, ihren selbsterwählten Feinden seit alters her. Aus ihrer Sicht kann kein Moorá je etwas Gutes bringen, geschweige denn ihres Vertrauens würdig sein. Ihre Vorfahren – deren Vorfahrendasein selbstverständlich verleumdet wird, man stamme bestimmt nicht von diesen unzivilisierten Barbaren ab - sind das Urböse. Noch zehnmal schlimmer als die Horden des Dunklen.


Übliche Berufe:
Unter den Rhìnemoor sind alle Stände vertreten. Buchbinder, Papiermacher, Illuminatoren, Buchmaler, Kartographen, Bauern, Matrosen, Fischer, Perlentaucher, Stoffhändler, Gewandschneider, Gerber, Kürschner, Spinner, Sticker und Gobelinweber, Kaufmänner, Schiffsbauer, Brauereien, Schäfer, Hirten, Tuchweber, Gelehrte, Alchemisten und sehr, sehr viele Bauern.


Waffen und Rüstungen:
Unter den Rhìnemoor findet man jede Art von Waffe, ganz gleich ob nun Schwerter oder Speere, Lanzen oder Hellebarden, einfache Flegel und Keulen, oder kunstvolle Äxte und Degen. Dolche, Messer, sogar Säbel findet man an den Küsten.

In den Rhaínlanden zum ersten Mal geschmiedet, als Abbild einer Drachenzunge, wurde die Flammberge und dieses zweihändige Großschwert gilt bis heute als das Schwert der edlen rhaínländischen Ritter und Krieger.

In Sachen Rüstungen mögen es die Rhìnemoor reich verziert und schwer, und einen vollgepanzerten rhìnemoorschen Ritter aus seinem Eisen zu schälen kann wahrlich eine Kunst sein. Einfache Soldaten und Gardisten beschränken sich hierbei auf Kettenhemden und beschlagenes Leder.


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