~ Die Wege der Heilkunde ~

 

Alle Heilkundigen, ganz gleich ob sie an einem Haus der Heilung, bei einem heilkundigen Lehrmeister, an einer Universität oder der Heilkundigen des Stammes, der Sippe oder des Dorfes lernen, bekommen in ihrer Grundausbildung mehr oder minder das gleiche Wissen vermittelt – elementare Regeln der Heilkunde und ihrer sechs großen Bereiche oder Ausrichtungen, den "Sechs Wegen der Heilkunst".  Es gibt also sechs Grundrichtungen oder Wege des Wissens, denen ein Heilkundiger nach seiner Grundausbildung weiter folgen kann – doch wie weit er auf einem oder mehrerer dieser sechs Wege geht, ist ihm selbst überlassen. Hat ein Heilkundiger seine grundlegende Lehre abgeschlossen, ist er zwar bereits der allgemeinen Heilkunst kundig, doch im Laufe seines Lebens wird er nicht nur verschiedene Erfahrung sammeln, sondern sich vielleicht sogar ganz entschlossen noch eingehender mit den verschiedenen Wegen der Heilkunde beschäftigen und sein Wissen vertiefen - und sei es nur durch beständige Übung. Die sechs Wege der Heilkunde, von denen einer, der der Arzneyenbereitung auch alchemistischen Künste behandelt, sind folgende:

 

Frauen- und Kinderheilkunde


Heilkundige, welche diesem Pfad folgen, werden auch Hebammen oder Geburtshelfer genannt. Dieser Weg der Heilkunde befasst sich mit den Leiden der Frauen, ob Jungfer, Wöchnerinnen oder Mutter, und ihrer Kinder.  Im Vordergrund steht das Wissen um Weiblichkeit an sich, von der Verhinderung oder Ermöglichung einer Schwangerschaft, über die Versorgung währenddessen und die Behandlung aller möglichen auftretenden Schwierigkeiten damit, etwa Fehlgeburten, Geburten, Kindbett und Wöchnerinnenzeit. Auch die meisten Kinderkrankheiten und ihre Behandlungen fallen in diesen Bereich sowie jeglichen Frauenbeschwerden, etwa  während der Mondblutung oder im Wechsel. Die allermeisten Hebammen sind Frauen und nur vereinzelt schlägt ein Mann diesen Weg ein. Neben allem Heilkundewissen dieses Bereiches sind Hebammen, Geburtshelfer und Kinderheilkundige meist auch sehr gute Zuhörer und seelische Beistände in jedweden schwierigen Lagen.


 

Von Knochenbrüchen und Wundversorgung


Heilkundige, welche sich für diesen Weg entscheiden, vertiefen vor allem ihr Wissen um die Behandlung von Verletzungen und Verwundungen aller Art. Ihre große Kunst ist neben der elementaren Wundversorgung vor allem die des Schneidens und des Richtens von Knochen. Sie kümmern sich um alle denkbaren Verletzungen des Körpers, ob Knochenbrüche oder Muskel-, Bänder- und Sehnenrisse, ob oberflächliche Kratzer, tiefe, blutende oder sogar vergiftete Wunden oder eitrige Abszesse, ob brandiges Fleisch oder ausgerenkte Knochen, ob verwundete Organe, Blasensteine, Verbrennungen oder abgetrennte Gliedmaßen, ob das Ziehen von Zähnen oder das Entfernen entstellender Wucherungen...

 

(c) by Immerlan.deVon Krankheiten und Seuchen


Ein weiterer wichtiger Bereich der Heilkunde ist die Behandlung von Krankheiten und Seuchen jeder Art. Ganz besonders entscheidend ist hier vor allem, dass ein Erkrankter nicht nur richtig, sondern auch rechtzeitig diagnostiziert wird, dass seine Krankheit möglichst früh erkannt und somit auch richtig behandelt werden kann. Nicht selten wurden von kundigen Siechenmüttern und –vätern schon verheerende Seuchen verhindert, weil sie zur rechten Zeit zur Stelle waren und alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen.  Natürlich gibt es mehr oder minder harmlose Krankheiten, welche die meisten Bewohner Rohas wohl irgendwann in ihrem Leben einmal durchmachen, doch ebenso können tödliche Pestilenzen ganze Landstriche bedrohen und sogar entvölkern, gebietet ihnen niemand Einhalt. Die Rote Seuche, der Schwarze Tod, die Beulenpest, Blattern, Ruhr und Fleckfieber... es gibt Seuchen, die Tausende in den Tod reißen können und auch vor den Heilkundigen selbst nicht Halt machen.  Wie sie zu verhindern oder zu bekämpfen sind, ist von entscheidender Bedeutung – und jene, die sich auf diesen Weg spezialisieren und zu Siechenmüttern und –vätern werden, nehmen selbst gegen die gefährlichste Krankheit noch den Kampf auf.

 

(c) by Immerlan.deVon wirksamen Naturstoffen und Ressourcen


Ob Krankheiten oder Verletzungen des Körpers, des Gemüts oder Verstandes – man kann sie auf vielerlei Art behandeln und Roha selbst, die wundersame Schöpfung der Grünen Erdenmutter und der Zwölf Mächte, bietet  ihren Kindern einen reichen Schatz wirksamer Heilmittel, gleichgültig ob sie aus dem Reich der Tiere oder der Pflanzen, der Mineralien oder Metalle stammen. Sie alle zu erkennen und zu nutzen ist das Anliegen und Ziel derer, welche vornehmlich diesem Weg der Heilkunde folgen. Über natürliche Heilmittel aller Art ein wenig Bescheid zu wissen, lohnt sich wohl für alle Heilkundigen, wirkliche Koryphäen auf diesem Gebiet finden sich allerdings besonders häufig bei den naturnah lebenden Völkern. Im Unterschied zum Apotheker verwendet der Naturheiler die Gaben Rohas meist direkt und ohne komplizierte technische Hilfsmittel, erkennt dafür aber auch jedes noch so unauffällige Kraut schon wenn es die ersten Triebe aus der Erde streckt. Die Lehre über die wirksamen Naturstoffe und Ressourcen ist sehr umfangreich und zeitaufwändig, doch auch sehr hilfreich und lohnend.

 

Geisteskrankheiten und Verwirrungen


Krankheiten können nicht nur den Körper, sondern auch den Geist betreffen und zu schweren Einschränkungen im Leben führen. Heilkundige, die sich besonders in dieser Richtung weiterbilden, setzen sich mit ganz verschiedenen Beeinträchtigungen auseinander: Von kleinen Macken oder Eigenheiten über Schockzustände und Anfällen unerklärlicher Traurigkeit bis zu anhaltenden panischen Ängsten, ständiger Teilnahmslosigkeit oder plötzlichen, unkontrollierten Zornesausbrüchen... der Geistesheiler versucht allen Kranken gleichermaßen zu helfen. Häufig benötigen nicht nur die armen Patienten selbst, sondern auch ihre Sippen und Angehörigen Unterstützung, um mit dieser schwierigen Situation umgehen zu können. Heilkundige, die sich mit Geisteskrankheiten und Verwirrungen befassen, sind daher stets auch Ratgeber und Trostspender. In vielen großen Städten der Immerlande gibt es heute, im Fünften Zeitalter, sogar die sogenannten Sarurnirhallen, mancherorts auch Narrenhäuser genannt. In den meisten bemühen sich Geistesheiler durchaus um das Wohlergehen ihrer Schutzbefohlen, pflegen sie gut und sind stets bestrebt, ihre Krankheit sowohl zu lindern, als auch ihren leidenden Geist zu beschäftigen, doch gibt es hier und dort leider auch reine Verwahrungshäuser, die mehr Kerkern als Häusern der Heilung ähneln. Dort hinein steckt man die armen Unglücklichen, um den Gesunden ihren Anblick zu ersparen oder um sie wegzusperren – glücklich also die Stadt und Gegend, die einen fähigen Geistesheiler in Lohn und Brot stehen hat. 


 

(c) by Immerlan.deVon Arzneyen und Heilmitteln


Dieser besondere Weg der Heilkunde ist der einzige, der außer von Heilkundigen selbst auch von Alchemisten beschritten werden kann. Die Gewinnung, Destillation, Extrahierung und Herstellung von allerlei Heilmitteln verbindet auf einzigartige Weise das Wissen der Heilkundigen und das der Alchemisten. Hier geht es vorrangig um die Gewinnung und Verarbeitung aller möglichen Heilstoffe, ganz gleich ob tierischen, pflanzlichen, metallischen oder mineralischen Ursprungs. Arzneyenbereiter beschäftigen sich also nicht nur mit allerhand komplizierten alchemistischen Verfahren, sie besitzen auch fundierte Kenntnisse über die Rohstoffe, mit welchen sie arbeiten. Sie wissen um Rezepturen und deren  Zubereitung ebenso wie um die richtige Anwendung verschiedenster Salben, Tinkturen, Tränke, Essenzen, Auszüge, Tees und vielem mehr. Von entscheidender Bedeutung ist zudem, dass der Arzneyenbereiter auch weiß, welches Heilmittel bei welchem Patienten gegen welche Krankheit und in welcher Form am besten zu helfen vermag. In den meisten großen Städten unterliegen Apotheker, wie sie mancherorts genannt werden, mit ihren Laboratorien und Arzneyküchen sogar den gleichen strengen Auflagen und Vorschriften, wie Alchemisten.

 

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