~ Die Weine der Immerlande ~


Weißweine


Weißwein ist wie Rot- und Schwarzwein ein Wein, der durch das Vergären von Weintrauben entsteht und von heller, grünlichweißer, strohgelber, hell- bis tiefgoldener Farbe ist. Er wird in den Immerlanden tatsächlich aus weißen Rebsorten gekeltert, die auch in allen bekannten Weinbaugegenden angebaut werden. Weißweine stellen auch den überwiegenden Anteil von Grundweinen des schäumenden Perlweins. Im Vergleich zur Herstellung von Rotweinen ist der Prozess des Kelterns von Weißwein einfacher und weniger aufwändig. Weißweine werden sowohl sortenrein gekeltert, als auch als Kuvettweine verschnitten.

 

(c) by Immerlan.deAlzasweine



Diese frischen, recht eigenwilligen Weißweine aus dem gleichnamigen Lehen der Nebrinôrthares mit ihren pikanten Beerenaromen, ihrem tiefgründigen Mineralton und ihren grünen, grasigen Nuancen im Abgang sind allesamt gute und sehr gute Weine, die zu den "guten Weißen vom Ostufer" zählen. Alzasweine sind von blassgoldener Farbe und zartem, aber kraftvollem Geschmack bei angenehmer, recht sanfter, fruchtiger Säure.

Der beste - und teuerste - von ihnen ist zweifellos der 'Alzas O Listrac', welcher im berühmten Weingut Caer Listrac im Lehen Alzas sortenrein aus Alzasreben gekeltert wird. Alte Weine dieses Namens und Raritäten aus besonders guten Jahren können bei Auktionen von Weinhändlern kleine Vermögen erzielen, so wechselte beispielsweise im Jahr 515 des Fünften Zeitalters eine einzige Flasche 'Alzas O Listrac' aus dem Jahr 443 (einem hervorragenden Weinjahr im gesamten Norden der Nebrinôrthares) für sagenhafte fünf Goldstücke und sechzig Silberlinge den Besitzer. Schon eine herkömmliche Flasche 'Alzas O Listrac' kostet gut und gern ein bis zwei Goldstücke und ist damit ein Luxus, den sich wirklich nur sehr Reiche oder Adlige leisten können.

Es gibt jedoch auch halbwegs erschwingliche Alzasweine, etwa den 'Listrac Firain' oder den 'Alzas Cannaid', von denen eine Flasche je nach Jahrgang und Güte zwischen zwei und zwanzig Silberlingen kostet – natürlich sind sie damit immer noch erlesene Köstlichkeiten und werden nur in den besten Gasthäusern und Weinschänken, sowie bei wohlhabenden Kaufleuten feilgeboten. Alzasweine werden in ihrer nebrinôrtharischen Heimat und von jedem, der sich dies leisten kann, aus den charakteristischen Alzaskelchen (andernorts liebevoll auch Froschfüßchenbecher genannt) aus feinstem Waldglas getrunken, es gibt diese Kelchform jedoch auch aus Steingut und der Wein schmeckt auch aus schlichtestem Becher. Die Flaschen, in die er abgefüllt wird, sind von tiefem moosgrün, recht dickwandig und haben einen leicht schrägen Hals mit hoch angesetztem Henkelgriff. Sie tragen alle das Siegel des Lehens eingeprägt.

 

(c) by Immerlan.deColombardweine



Sortenreine Colombardweine sind eher selten, da diese Rebsorte meist in Kuvettweinen oder als Grundwein für Armañac verwendet wird. Mit dem 'Colombard Gwyn' und dem 'Colombard Cannaid' gibt es jedoch zwei sortenrein gekelterte, einfache Landweine aus dieser Weißweinrebe. Sie sind durchaus wohlschmeckend, wenn auch recht neutral, dabei grundsolide und recht schwer.

Es gibt sie als trockene, halbtrockene und liebliche Variante, wobei die halbtrockene vermutlich die Beste ist. Trockenen Colombardweinen fehlt das gewisse Etwas, die Säure, wenn man so will, und Lieblichen die gewisse Süße. Sie passen aufgrund ihrer Schwere eher nicht zu Fischgerichten, können aber zu deftigeren Geflügelgerichten und Eintöpfen gereicht werden, und eignen sich außerdem – zumindest als halbtrockene und trockene Weine – hervorragend für ein gutes Besäufnis, da sie eher selten zu einem Kater führen und man aufgrund ihres niedrigeren Preises nicht gleich ein Vermögen dabei verliert.

In den Nebrinôrthares, wo diese Weine gekeltert werden, sind sie in einer Weinschänke oder einem Gasthaus schon für wenige Kupferlinge zu haben und auch Weinhändler verkaufen ganze Flaschen davon schon für weniger als einen Silberling. Andernorts in den Herzlanden sind Colombardweine aufgrund der Lieferwege, Zölle und ähnlichem schon etwas teurer, aber nicht sehr.

Colombardweine sind ein gutes Beispiel für das, was man in einem beliebigen Gasthaus irgendwo in den Herzlanden (vielleicht nicht gerade in den Weinbaugegenden, aber sonst fast allerorts) als "weißen trinkbaren Landwein" vorgesetzt bekommt. Colombardweine werden selten in gläserne Flaschen abgefüllt, meistens kommen sie in irdenen Krügen oder Flaschen daher und werden in den allermeisten Fällen auch aus gewöhnlichen Bechern getrunken.

 

 

(c) by Immerlan.deGailladeweine



Diese erlesenen weißen Süßweine – sortenrein wird die Gaillade-Rebe nur zu edelsüßen Weinen ausgebaut – zählen zu den begehrtesten, exquisitesten und teuersten Weinen überhaupt. Kennzeichnend ist ihr intensives, komplexes Blüten- und Beerenbouquet. Das Besondere an Gaillade-Weinen liegt in ihrem Herstellungsverfahren. Sie stehen sehr lange auf Maische und der Jungwein reift anschließend mindestens fünf Jahre, meist bedeutend länger in Mahagoni- oder Eichenfässern in tiefen, kühlen Felsenhöhlen. Anschließend wird er in kleinere Eichenfässer umgefüllt und dann für mindestens zwei weitere Jahre oder mehr als Frachtgut auf Handelsschiffen kreuz und quer über den Ildorel gesegelt, wobei er auf einzigartige Weise ausreift. Diese Methode wird in den Nebrinôrthares als Gwin Taith bezeichnet, was so viel bedeutet wie "gereister Wein" oder "Weinreise" und nur mit reinen Gailladeweinen praktiziert.

Gailladeweine sind außerordentlich langlebig und in den Kellern berühmter nebrinôrtharischer Weingüter oder bekannter Weinsammler sollen Flaschen davon lagern, die einige hundert Jahre alt, von bester Trinkqualität - und praktisch unbezahlbar sind. Der wohl berühmteste und teuerste Gaillade-Wein, der 'Gaillade Nerth', kommt von den Westufern des Afon Dun aus Tursan und wird im berühmten Caer Nerth Weingut gekeltert, das eigentlich für seine exquisiten Rotweine bekannt ist. Sein Duft und sein Geschmack seien nicht von dieser Welt, heißt es -  selbstredend wird er mit purem Gold aufgewogen. Weinkenner bezeichnen den 'Gaillade Nerth' gelegentlich schon einmal als 'ambrosischen Nektar' und als 'einzigen Wein ohne Abgang', den sie je verkostet hätten. Alle anderen - und beinahe ebenso erlesenen - Gaillade-Weine, etwa der 'Gaillade Guirand', der 'Hafaur' und der 'Trianon', stammen von einem kleinen, aber bekannten Weingut in Madiran namens Caer Guirand. Derart erlesene und dekadente Köstlichkeiten sind natürlich dem Adel oder schwer reichen Weinliebhabern vorbehalten, denn Normalsterbliche können sich Gaillade-Weine einfach nicht leisten. Die Flaschen, in die sie abgefüllt werden, sind natürlich aus kostbarstem Glas, doch meist recht unscheinbar, wenn auch mit dem Siegel des Weinguts versehen, schließlich soll der Wein mitunter lange darin lagern. Wird eine solche Flasche jedoch geöffnet, kredenzt man Gailladeweine in kostbarsten Kristallkaraffen und trinkt ihn aus erlesenen Gläsern, geschliffenen Achat- oder Amethystschalen oder gar juwelenbesetzten Pokalen.

Die Preise sind exorbitant – so exorbitant, dass sich zahllose Gerüchte um sie ranken, ebenso wie um ihre exklusiven Käufer. Der Schah von Mar'Varis beispielsweise soll ein Liebhaber des 'Hafaurs' sein, lässt sich jedoch regelmäßig die besten 'Gaillade-Nerth' Jahrgänge liefern und zahlt dafür mitunter schon einmal in lupenreinen Diamanten. Arymon Martel, Fürst von Sûrmera und ein leidenschaftlicher Weinsammler soll in seinen Kellern einige Flaschen 'Gaillade-Nerth' und 'Gaillade-Guirand' der besten Jahrgänge der letzten zweihundert Jahre horten. Als die älteste Tochter des Hauses Houardon, der Lords von Madiran, verheiratet wurde, gehörten zu ihrer Mitgift unter anderem zehn Flaschen kostbarsten 'Trianons' im Wert von insgesamt sechsundvierzig Goldstückenund der Trianon ist noch der günstigste Gaillade-Wein. Auch ein gewisser (sagenhaft wohlhabender) Zwerg und Wirt eines gewissen Gasthauses in einer gewissen Stadt am Nordostufer des Ildorel soll hin und wieder einen 'Gaillade-Guirand' erstehen, weil seine geliebte Frau nämlich eine kleine Naschkatze ist, auch wenn ihm selbst wohl der Sinn nach eher Deftigerem stehen dürfte. Über die Preise solcher Raritäten lässt sich in der Tat nur spekulieren. Tatsache ist jedoch, dass man, wollte man eine ganz gewöhnliche Flasche 'Trianon' kaufen, schon gut und gerne zwischen hundertachtzig Silberlingen und zwei Goldstücken dafür berappen müsste. Eine einzige Flasche 'Gaillade-Nerth' kostet schon - ohne ein Spitzenwein aus einem besonderen Jahrgang zu sein – mindestens vier bis sechs Goldstücke, wenn nicht mehr.     

 

(c) by Immerlan.deWeißer Enrachat

 

Dieser einfache Land- oder Tafelwein ist der einzige sortenrein aus der Enrachatrebe gekelterte Wein und außerhalb der Nebrinôrthares und vielleicht noch in Ildala oder in Sorbonn kaum zu bekommen – ihn über weitere Entfernungen zu handeln lohnt sich schlicht nicht. Der Sorgfalt halber soll er trotzdem hier Erwähnung finden.

In den Nebrinôrthares, vor allem in Sassinjan, wo er gekeltert wird, ist 'Weißer Enrachat' ein einfacher Allerweltswein, der für den Hausgebrauch gekeltert wird und den sich selbst kleine Leute leisten können. Dabei ist er geschmacklich sogar recht gut, frisch und fruchtig, eher trocken oder halbtrocken. Als einfacher Tafel- oder Hauswein wird er praktisch zu allem getrunken, außer vielleicht zum Morgenmahl, traditionell jedoch eher im Frühjahr, Sommer und Herbst. 'Weißer Enrachat' moussiert leicht und hat nur geringen Alkoholgehalt, weshalb er gern als Durstlöscher getrunken wird. Als säurebetonter Grundwein wird er eigentlich hauptsächlich zur Herstellung von Armañac verwendet, die dabei anfallenden qualitativ minderwertigeren Weine werden im Allgemeinen für den Eigenbedarf genutzt.

Man bekommt ihn im Südosten der Herzlande in jedem einfachen Gasthaus und in jeder Weinschenke schon für wenige Heller. Selbstverständlich wird er nicht in kostbare Glasflaschen abgefüllt, sondern in einfache Steingutgefäße oder Krüge jedweder Form und Größe, und auch aus einfachen Bechern getrunken – obwohl er im vergoldeten, juwelenbesetzten Pokal ebenso gut schmeckt wie aus der Holzschale. Da sein Alkohohlgehalt so niedrig ist, wird er kaum mit Wasser verdünnt, sondern immer pur getrunken - ein Gastwirt, der selbst Weißen Enrachat mit Wasser streckt, gilt in den Nebrinôrthares als solcher Halsabschneider, dass man über besonders geizige Menschen sprichwörtlich sogar sagt: 'der würde auch Enrachat noch verwässern.'

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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