~ Das Grüne Herz ~

 

Das Tal des Rhune und die Gräberhöhen



Östlich der Llelar-Ebenen liegt das Tal des Rhune, des breiten, gewaltigen Stroms, der die weiten Grasländer des Grünen Herzens von den Steppen der Ostlande trennt. Adu'cálin, den "ewigen Fluss" nennen die Faune den Rhune. Lichte Auwälder bestimmen das Bild an den Ufern des Flusses, der hier an seinem Unterlauf eine launische Natur hat. Manchmal wälzt er sich ruhig, fast behäbig als breites, grünblaues Band dahin, manchmal sprudelt er leicht und rasch in silbrigen Stromschnellen und gurgelnden Strudeln. An einigen Stellen, vor allem an der alten Rhunefurt nördlich der Ruinen von Din Emrys, wird er so breit und seicht, dass das Wasser kaum mehr als zwei Handbreit tief ist und kristallklar über ein helles Bett aus Kieseln strömt – in besonders trockenen, heißen Sommern kann es gelegentlich vorkommen, dass der Rhune hier vollkommen versickert oder sich nur noch als besseres Rinnsal durch sandige Kiesbetten schlängelt. Nach der Einmündung der Ela von Westen her gewinnt der Fluss wieder an Tiefe und Kraft, wird zu einem breiten, stolzen Strom, der rasch und sicher an Ruinen und verfallenen Wehrtürmen, von Efeu und Moos überwachsenen, stummen Zeugen lang vergangener Zeiten, durch felsige Täler und dichter werdende, dunkle und wundersame Wälder an den Drachendornen vorbei fließt, und schließlich bei Blurraent in den Ildorel mündet. Einst waren hier in den Rhuneauen die blühenden Städte und mächtigen Burgen von Din Emrys und Caer Rhune, die zum mächtigen Reich von Ledonian, dem Königreich der Weite gehörten, doch sie stehen leer und sind schon lange ihrer letzten Schätze beraubt. Im äußersten Süden gehen die Auwälder des Rhune am Delta des Flusses in den Schnatermann über, wie er in Blurraent genannt wird. Dieser Wald ist dunkel, pfadlos, grün und nass, ein verwunschener Sumpfwald, in dem der Sage nach der Geist des Rhune (oder irgendein Flussgeist), der  "Schnatermann" haust, welcher den Wald und den Strom beschützt, und so manchen Wanderer schon ins Unglück gestürzt haben soll.

Die Rhuneauen
Die Rhuneauen


Jenseits der Rhuneauen, auf der Ostseite des Flusses und nördlich der Drachendornen liegen die Hügelgräberhöhen. Sie bilden die äußersten Grenzlande des Grünen Herzens im Osten und bestehen aus sanften, grasbewachsene Bergrücken, die sich in niedrigen Hängen und runden Tälern dahin ziehen. Hier, im Grenzgebiet zu den großen Steppen und Prärien der Ostlande, gibt es keine Llelar-Bäume und keine Auwälder mehr, nur das Wispern der Luft über einem endlosen, grünen, federnden Grasteppich. In diesen menschenleeren Grenzlanden gingen Geister um, heißt es, und sowohl die Völker der Ostlande, als auch die Faune meiden diese Gegend und ziehen nur an ihrem Rand entlang. Die Faune nennen die Gräberhöhen Rúnaberra, die Totenhügel oder manchmal auch den "Ort wo die Toten schlafen." Selbst ihre Legenden erzählen von unheimlichen Nebelnächten und kalten Stimmen, die im Wind klagen oder allzu wagemutige Wanderer gar mit unirdischen Gesängen unter die Erde locken. Tatsächlich waren diese Hügelländer in alter Zeit, als noch die Ersten Menschen herrschten und das Königreich Ledonian sich hier erstreckte, heilige Begräbnisstätten. Viele der sanften, niedrigen Berge, wurden und werden von Grabhügeln gekrönt. Auf manchen von ihnen stehen sogar noch die mit Moos bewachsenen Reste einst senkrechter Steine, die emporragen wie verwitterte Zähne - doch ihre Inschriften vermag heute kaum noch jemand zu lesen. Manche der Steine sind umgestürzt, liegen wie gefällte Riesen im Gras, andere stehen schief, gebeugt von Wind und Stürmen oder sind zerbrochen.

Die Gräberhöhen
Die Gräberhöhen

 

Auf einem der höchsten Hügel im Süden der Gräberhöhen, dessen Gipfel breit und eben wie eine flache Schale mit grünem, aufgebogenem Rand ist, erhebt sich ein einzelner, hoher Stein. Er ist formlos und doch bedeutungsvoll, verwittert von vielen Jahrhunderten und scheint beinahe wie eine Landmarke oder ein mahnender Finger. Wer des Alten Tamar mächtig ist, kann an seinem Fuß folgende Inschrift, verblasst und ausgewaschen, aber gerade noch lesbar, entziffern: Hier ruht Trystane, Sohn des Rivalin, Prinz von Ledonian

Eine alte Geschichte kündet davon, dass einst noch eine weitere Zeile darauf zu lesen war, die heute jedoch so verwaschen ist, dass die Inschrift verloren ging. Ein alter Gelehrter soll sie einst aufgezeichnet haben; In den Geschichten lautet die verlorene Zeile der Inschrift: Mit der Königin Eisselté. Wer die Geschichten Bairds des Barden kennt oder das Märchen von Essylt mit der weißen Hand, der weiß, wessen Grab sich hier befinden muss. Auf jedem Grabhügel blüht Königsgold, winzige goldene Blumen gleich leuchtenden kleinen Sternen im hohen Gras, das nur hier und nirgends sonst in den Immerlanden zu finden ist. Andere Steine auf anderen Hügeln, mehr als drei Dutzend an der Zahl, künden von Namen aus lange vergangenen Zeiten, sofern die Zeichen im verwitterten Fels noch zu erkennen sind: König Ceindrech von Ledonian liegt hier ebenso begraben wie der weise König Shanahan, ein sagenumwobene Held der Ersten Menschen, oder die legendäre Königin Alleyne. Ungeheuere Schätze müssen in den Grabkammern unter dem flüsternden Gras und dem Königsgold ruhen, doch bisher scheint keines der uralten Gräber angetastet zu sein, als beschütze eine geheimnisvolle Macht jene Lande und halte Plünderer und Grabschänder auf Abstand.


(c) by Immerlan.deLage und geographische Grenzen:
Die Rhuneauen und Gräberhöhen liegen am Ostrand des Grünen Herzens zwischen den Llelar-Ebenen im Westen, den Drachendornen und dem Hoheitsgebiet der Freien Stadt Blurraent im Süden, dem Tamarlonischen Meer im Osten und der Márinsádh'e im Norden.


Besondere Orte:
Von einzigartiger, wilder Naturschönheit sind die gesamten Rhuneauen und auch die Gräberhöhen mit ihren windverwehten, sanften Grashügeln. Besondere Orte sind natürlich die zahlreichen Königs- und Heldengräber aus altvorderen Zeiten, aber auch die Ruinen von Din Emrys und Caer Rhune am Fluss.


Pflanzen und Tierwelt:
Vorherrschende Baumarten in den Rhuneauen sind Llelar-Bäume, Silperpappeln, Grauerlen und Silberweiden, Eichen, Eschen und Ulmen. In den Gräberhöhen wachsen weder Bäume noch Sträucher, hier herrscht nur Grasland vor. Charakteristische Fische des Rhune sind Barben und Brachsen, Hechte, Zandern, verschiedene Barsche, Welse, Bitterlinge, Zwölfaugen, Blaunasen, Huchen, Sterlete und noch viele mehr. Es gibt Sumpfschildkröten und Saphirsalamander, Frösche und Erdkröten, Runennattern, Sonnenschlangen und Steinechsen. Außerdem leben in den Rhuneauen zahlreiche Lindwürmer.

Viele hundert Vogelarten sind ebenfalls am Rhune beheimatet, überwintern an seinem Unterlauf oder rasten hier auf ihren langen Zugreisen. Es gibt Rothalsgänse, Seeschwalben und Schellenten, Regenpfeifer, Fischadler, Eisvögel, Reiher und Löffler, Rotmilane, Wasseramseln, Störche und Schwäne in großer Zahl. Natürlich leben in den Rhuneauen und den Gräberhöhen auch Säugetiere, etwa die mächtigen Auroks, Schwarzhirsche, Rehe und Luchse, Silberwölfe, die hier ihr nördlichstes Verbreitungsgebiet haben, Biber und Fischotter, Iltisse, Ziesel, Bisamratten und Grimbarts, sowie Branbüffel und Gabelböcke.

 

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