~ Die Edelsteine der Immerlande ~

 

Als Ealara die Welt erschaffen hatte, überließ sie sie den Zwölf Mächten, den Göttern und Hütern Rohas, und ihre Aufgabe war es, die Welt mit Licht und Leben, Schönheit und Glanz, mit Tieren und Pflanzen und allem, was da kreucht und fleucht zu bevölkern und auszugestalten. Sie begannen ihr langes Werk und bald schon bekam Roha ein Antlitz und Gestalt.  Aber einer unter ihnen, Sil, der Weltenschmied, wirkte im Inneren und von all dem, was er schuf, waren nur schroffe Berge, raue Felsen und nackten Steine zu sehen, überall dort, wo die Knochen Rohas die Erdkruste aufbrachen und hervorschimmerten. Da sprach Amitari, die Göttin der Pflanzen, zu ihrem Geliebten: "Was tust du, mein Herz? Hat die große Mutter uns nicht geheißen, Farben und Licht nach Roha zu bringen? Ich weiß, dein Werk bändigt die Feuer, die im Leib dieser Welt brennen, doch ich sehe nichts als grau und das betrübt mich. Sieh all meine Blumen! Sind sie nicht wunderschön in ihren leuchtenden Farben?"


Doch Sil lächelte nur still in sich hinein und sprach. "Manchmal liegt die Schönheit im Inneren verborgen und offenbart sich erst, wenn sie ans Licht gebracht wird." Dann nahm er Amitari mit in die Gefilde unter der Erde, in die funkelnden Höhlen und zu schimmernden Gesteinsadern, zu glitzernden Felswänden, die in tausend verschiedenen Farben leuchteten und vielerlei funkelnden Kleinoden, die aus und im Stein wuchsen und wucherten. "Hier sind die Blumen in meinem Garten", sagte er und war vergnügt ob des Staunens seines Eheweibes, die sehr wohl sah, dass die bunte Pracht hier unten ihrer eigenen Schöpfung oben in nichts nachstand, ja sie sogar oftmals  an Glanz und Farben übertraf.  "Sie werden für die Kinder der Weltenmutter, von denen das Lied gekündet hat und die bald erwachen sollen, nicht so leicht zu pflücken sein, wie die deinen, mein Herz. Doch wegen ihrer Schönheit und wegen der Kräfte, die in manchen von ihnen wohnen, werden sie sie begehren und wegen ihrer Kostbarkeit sollen sie sie achten. Denn jede meiner Blumen ist einzigartig."

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Edelsteine werden manchmal auch einfach nur als Schmucksteine bezeichnet, die Elben nennen sie auch Ninaestysil , die "Blumen Sils" oder Yaêloro'Ninaes, die  "steinernen Blumen", die Feen Zalah'Leys und das koboldsche Wort für Edelstein kann - wieder einmal - niemand außer ein Kobold aussprechen.  Von den Menschen werden sie einfach die "edlen Steine" oder Sils Gemmen genannt. Schon die Gründerrassen der Immerlande empfanden Edelsteine als schön, schmückten sich mit ihnen und schätzten sie ob ihrer leuchtenden Farben, ihres inneren Feuers, ihrer funkelnden Pracht und ihres unvergleichlichen, schillernden Glanzes - ganz so, wie Sil es einst vorausgesagt hatte. Die edlen Steine, die er schuf, sind seltene und kostbare Mineralien, tief in Rohas Leib geborgen, die sich durch ihr wundervolles Aussehen, ihre Härte und Widerstandsfähigkeit, ihren einmaligen Glanz und ihre Farbenpracht auszeichnen. Sie können jedoch auch noch andere Eigenschaften besitzen, die sie wertvoll und begehrt machen, etwa heilende Kräfte oder in seltenen Fällen noch andere, besondere und geheimnisvolle Wirkungen.


Kein Edelstein ist genau wie der Andere, auch wenn sie alle verschiedenen Arten zugeteilt werden können, etwa den Achaten, den Korunden oder den Flammensternen. Durch die Feuer im Leib Rohas, welche die Knochen der Welt beständig in Bewegung halten, werden sie ans Licht gebracht, wo man sie in Stollen abbaut, in Lagerstätten an der Erdoberfläche, an den Gestaden der Meere oder an den Ufern von Flüssen findet. Die schönsten und reinsten Edelsteine werden von Juwelenschleifern und Gemmenschmieden durch Spalten, Schneiden, Schleifen, Gravieren und Bohren bearbeitet, bis sich das Licht auf wunderbarste Art in ihnen bricht. Geschliffene Edelsteine nennt man Juwelen, welche bei nahezu allen Völkern der Immerlande, ob Feen oder Zwerge, Menschen oder Riesen, Elben oder Dämonen, sehr begehrt, hoch geschätzt und von beträchtlichem Wert sind. Juwelen sind jedoch nicht nur schöner Schmuck, sondern gelten auch als Macht- und Statussymbol. Sie zieren Throne, Kronen und mächtige Waffen, Magierstäbe und Druidenamulette, finden sich in Drachenhorten und in Elbendiademen, schmücken Tempel und Statuen, werden Göttern als Opfer dargebracht und in Schatzkammern gesammelt.

Edelsteine finden sich überall in den Immerlanden, vom eisigen Norden bis in die feuchtwarme Gluthitze der tropischen Urwälder des Südens und von den windumtosten Gestaden des Silbermeers im Westen bis zu den himmelhohen Steilklippen des Meeres der Ruhe im Osten. Manche sind gar nicht so selten und kommen an vielen Orten vor, lassen sich manchmal sogar einfach an Stränden oder Flussufern einsammeln. Andere hingegen sind überaus selten, nur sehr schwer oder mit viel Glück zu finden und oftmals auch nur mühsam dem Leib Rohas zu entringen.

 

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