Wandel und Weiterentwicklung existieren in den Immerlanden seit Anbeginn der Zeit, und schon seit die ersten Völker und Reiche Kontakte zu ihren Nachbarn knüpften, seit sich zum ersten Mal verschiedenartige Kulturen begegnet sind, blühen auf Rohas weitem Rund Tausch und Handel. Zunächst beschränkten sich die Geschäfte auf simplen Warenaustausch: Du gibst mir dies und ich gebe dir das, und so wurde Eisen gegen Korn getauscht, Waffen gegen Pflugscharen, Ochsen gegen Ackerland und Saatgut gegen Felle. Bald genügte dies jedoch nicht mehr und einige Völker gingen allmählich dazu über, Metalle oder andere wertbeständige Materialien - allen voran das Gold - als Tausch- und Zahlungsmittel zu verwenden.
Gold ist schön und begehrt, es rostet nicht und es ist selten, so dass selbst ein kleiner Klumpen lange Zeit seinen Wert behält. Setzte man nun für die Tauschgüter einen Preis in Gold fest, so konnte man die Waren für diesen Betrag erwerben oder gegen andere Güter tauschen, für die man die gleiche Summe Gold erhielt. Der Nachteil bei diesem System war jedoch, dass das Gold erst umständlich gewogen werden musste, und so gingen verschiedene Völker mit der Zeit dazu über, Goldstücke mit genau festgelegtem Gewicht als Zahlungsmittel einzuführen. So brauchten bei jedem Handel fortan nur noch Münzen den Besitzer wechseln und das Wiegen war überflüssig geworden.
Vor allem zur Blütezeit der Neun Königreiche, als der Handel zwischen den Völkern einen enormen Aufschwung erlebte, setzten sich die "neumodischen" Münzen durch und schienen zunächst die Bezahlung der Waren zu erleichtern. Mit der stetigen Zunahme der Handelsbeziehungen, die die verschiedensten Völker und Reiche miteinander eingingen, stieg jedoch auch die Vielfalt der verwendeten Münzen und Zahlungsmittel - jedes Volk hatte seine eigene, ganz spezielle Währung. So benutzten Zwerge Stabgeld, die Inselvölker im Süden tauschten mit geschliffenen Scheiben aus Perlmutt oder Kauri-Muscheln, auch Perlen, Silber-, Kupfer- oder Eisenstücke waren als Zahlungsmittel gebräuchlich. Gold, Silber und Kupfer setzten sich zwar als Metall für die Herstellung von Münzen durch, doch Goldstück war nicht gleich Goldstück: es gab so viele unterschiedliche Größen, Formen, Gewichte und Prägungen, und das Durcheinander an Währungen war bald so groß, dass es den Handel zwischen den Völkern mehr behinderte als erleichterte.
Naeyris I. (364 - 622 4.ZA), König des Tamarlonischen Imperiums und Herrscher über die vereinten Neun Königreiche, setzte dem Währungswirrwarr zum Glück ein Ende. Unter seiner Regierung erlebte das junge Imperium von Tamarlon seine erste Blütezeit, und neben vielen anderen Reformen und Neuerungen setzte Naeyris ein einheitliches Münzsystem durch, das im gesamten Imperium Gültigkeit hatte und später auch von anderen Völkern übernommen wurde. Er legte als erster genaue Maße für Größe und Gewicht der Münzen fest und ließ auch peinlich genau darüber wachen, dass jeder Tamarlonische Drache, wie die Geldstücke genannt wurden, exakt seinen Vorgaben entsprach. Lange Zeit trugen die Münzen zu Ehren ihres Schöpfers und somit auch des Herrscherhauses Dracayren auf ihrer Rückseite das Abbild eines Drachen, der später durch den imperialen Löwen von Ûr abgelöst wurde. Nach dem Zerfall Tamarlons übernahm das neu entstandene Imperium von Ûr kurzerhand das einfache, praktische und inzwischen weit verbreitete Maß- und Wertesystem der alten Währung und drückte ihr den eigenen Stempel auf. Das Münzsystem war so stabil, simpel und so weit verbreitet, dass es selbst die großen Wirren und Kriege zu Anfang des Fünften Zeitalters überlebte und in geringfügig abgewandelter Form noch heute Gültigkeit hat.
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