~ Die Heil- und Giftpflanzen der Immerlande ~

 

Carnauba

 

 

Name:
Die Carnauba - oder Carnaubapalme - wird in der Allgemeinsprache auch als Wachspalme bezeichnet.


Art:
Bäume/Palmengewächse


Aussehen:
Die Carnaubapalme besitzt einen einzelnen geraden, zylindrischen Stamm mit einem Durchmesser von nur etwa 25 Sekhel. Trotz des dünnen Stammes wird sie bis zu 15 Schritt hoch. Sie zählt aufgrund ihrer fächerartigen Blätter zu den so genannten Fächerpalmen. Die Blätter besitzen einen Blattstiel in der Länge von etwa einem Schritt, welcher mit stark ausgeprägten Zähnen bewährt ist. Die Blätter selbst wirken insgesamt rundlich, sind von tief gelbgrüner bis blaugrüner Farbe und etwa 1,5 Schritt lang. Die Spreite ist bis zur Hälfte in viele lineare, steife Segmente zerteilt. Vor allem die jungen, helleren Blätter dieser Palme sind von beiden Seiten mit zahlreichen Wachsschüppchen bedeckt, welche der Pflanze den Beinamen Wachspalme einbrachten. Dieses Wachs bildet die Carnauba, um sich damit während der Trockenzeit vor Verdunstung zu schützen. Die Blätter sind spiralförmig an der Stammspitze angeordnet und die Krone wirkt voll und rund. Von unten her fallen verwelkte Blätter ab und hinterlassen Zwischenräume im Stamm.

Der Blütenstand steht zwischen den Blättern und ist eine bis zu 2 Schritt lange, schmale Rispe die deutlich über die runde Blattkrone hinausreicht. Er ist leicht behaart, bis zu sechsfach verzweigt und besitzt ein röhriges Vorblatt. Der Blütenstandstiel ist lang, schmal und im Querschnitt elliptisch. Jede blütentragende Achse trägt bis zu 4 Blüten. Diese selbst sind zwittrig und von weißlich-gelber bis gelblichbrauner Farbe. Die Kelchblätter der Blüten sind zu einem dreilappigen Becher mit dicker Basis verwachsen. Die Lappen sind spitz und weisen an der Innenseite deutliche Taschen und Furchen auf. Die Blüten besitzen sechs Staubblätter und die Staubfäden sind zu einem Becher verbunden. Die eigentlichen Blütenblätter, oder Fruchtblätter sind an der Basis frei und der Griffel ist unten breit und verschmälert sich nach oben hin. Die Narbe ist Punktförmig. Aus den Blüten wachsen länglichrunde etwa 2,5 Sekhel dicke, gelbliche, mit zunehmender Reife bräunliche bis schwarze, Früchte mit je einem Samen. Der Samen ist eiförmig.


Verbreitungsgebiet und Vorkommen:
Die Carnaubapalme verträgt auch längere Trockenperioden und kommt sowohl in Azurien entlang des Bar el-Atbár, als auch auf den Schwesterninseln und den Sommerinseln vor. An der Rubinküste fehlt sie völlig. Carnaubas wachsen vor allem entlang von Flüssen an Seen und bevorzugt in tiefer gelegenen, vom Monsunregen beeinflussten Gebieten.


Ernte:
Die Palme wird nur wenig kultiviert, ist aber  in den tropischen Gebieten ein häufiges Palmengewächs, sodass zumeist die Blätter wildwachsende Bestände abgeerntet werden um an das Wachs der Blätter zu gelangen. In der Trockenzeit werden mit scharfen Macheten sechs bis acht Blätter abgeschnitten. Der Vorgang kann mit einem Mindestabstand von 2 Monden zwischen den Ernten bis zu drei Mal im Jahreslauf durchgeführt werden. Anschließend werden die Blätter auf Matten getrocknet. Durch den Trocknungsprozess schrumpfen die Blätter, wodurch sich die Wachsschuppen lockern. Durch Klopfen und Schaben wird das Wachs von den Blättern getrennt. Mit anschließendem Kochen des Wachses in Wasser wird es gereinigt, gefiltert und nach dem Festwerden in Stücke gebrochen. Die Herstellung des Wachses ist mühsam und arbeitsintensiv. Pro Blatt können 5-8 Gran Wachs gewonnen werden, das sind in etwa 120-160 Gran pro Palme und Jahreskreis. Carnaubawachs wird in Regel in der Form hellgelber, harter Flocken gehandelt, manches Mal auch als harte gelbe Masse, oder auch als feines Pulver. Das Wachs ist geruchlos, selten mit schwachen, faden, aber niemals ranzigem Aroma. Wenn die Wachsflocken von grünlichgelber Farbe sind, sind sie von minderer Qualität.


Inhaltsstoffe und Verwendung:
Die fächerartigen Blätter der Wachspalme liefern hervorragendes Material zum Dachdecken oder Material für Matten, Hängematten, Seile, Tauwerk und sogar Pinsel. Das harte Holz der Stämme ist als haltbarer Baustoff geschätzt und auch Furniere werden daraus hergestellt.

Wurzelzubereitungen helfen gegen Entzündungen. Die kirschgroßen Früchte sind ein gutes Tierfutter und ergeben gekocht und gemahlen eine Art Cofea-Ersatz. Die Sprossen dienen als Gemüse und aus dem Pflanzenmark und den Früchten kann ein stärkereiches Mehl gewonnen werden. Auch der Marksaft wird genutzt, denn es lässt sich davon sowohl Palmsirup, als auch - daraus vergoren - eine Art Wein und Weinessig gewinnen.

Trotz der Vielseitigkeit des Baumes ist das einzige Produkt der Palme das größere wirtschaftliche Bedeutung erlangt hat und mit dem über die Inseln hinaus gehandelt wird das Carnaubawachs.  Carnaubawachs, auch Cera genannt, ist das härteste bekannte Wachs. Es hat unter allen Wachsen den höchsten Schmelzpunkt und bleibt auch bei direkter Sonneneinstrahlung stabil. Cera ist geruchs- und geschmacklos, und wird vom Körper, ganz gleich ob von Tier oder Mensch, wenn es verzehrt wird, unverdaut wieder ausgeschieden. Es gilt damit gesundheitlich als vollkommen unbedenklich. Aufgetragen schützt das Wachs den Körper vor Austrocknung hilft bei der Wärmeregulierung. Aufgrund dieser Eigenschaften wird Cera genutzt um weichen Wachsen mehr Standfestigkeit und einen höheren Schmelzpunkt zu verleihen. Es findet Anwendung in der Heilkunde zur Herstellung von Salben und Heilmitteln, unter anderem als Konsistenzgeber oder als natürliches Trennmittel. Auch wird es für hochwertige Polituren genutzt, da es unter anderem den Reibungswiederstand vermindert und die Kratzbeständigkeit verbessert. Bei der Papierherstellung wurde es zur Veredelung entdeckt und wird neuerdings zum Glätten von Oberflächen verwendet. Vor allem aber werden kostbare Südfrüchte, die gehandelt werden, vor den langen Schiffsreisen damit eingerieben, um sie haltbarer zu machen.


Besonderheiten:
Aufgrund ihrer vielseitigen Einsatzmöglichkeit wird diese Palme von den Sarnis'aya Merlârons auch als "Baum der Weisheit" bezeichnet.

 

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